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IV.
Danton's Tod".| Störungen und Hindernissen arbeiten. Während an seinem Arbeitstische die anatomischen Tafeln und Schriften obenauf lagen, zog er verstohlen unter denselben die Papierbogen hervor, auf denen er seine Gedanken mit einer gewissen geistigen Hast niederwarf.
3m Winter 1834 auf 35 entstand Büchner's revolutionärer Instinkt und seine geistige Verwandtschaft mit den großen und außergewöhnlichen Männern und Thaten der französischen Revolution, gegenüber der politischen Dürre, die ihn umgab, hatten ihn immer tiefer in das Studium jenes geschichtlichen Dramas hineingezogen; die große Bibliothek in Darmstadt lieferte ihm die nöthigen Materialien zur Erwerbung von Detailkenntnissen, und namentlich waren es die Memoiren von Barrère, die er eifrig studirte. Letzterem Umstand ist es, bei der Unzuverlässigkeit Barrère's, wesentlich geschuldet, daß die Charaktere in ,, Danton's Tod" zum Theil den historischen Urbildern sehr wenig entsprechen. An seinem Gedicht mußte Büchner im Verborgenen und unter allen möglichen
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Die politischen Untersuchungen in Hessen nahmen unterdeß, gestützt auf neue Entdeckungen, einen eifrigen Fortgang, namentlich wegen der Flugschriften, und rückten Büchner immer näher. Fast jede Woche hörte man von neuen Verhaftungen. Nachdem Büchner zweimal, in Friedberg und Offenbach , verhört, jedoch immer wieder entlassen worden war, wuchs der Verdacht gegen ihn, und die Straße, in der er wohnte, war täglich an beiden Enden durch Polizisten bewacht. Die fortwährende Angst vor
XARTMANN GEL
Johann Gottfried Senme.( S. Seite 44.)
Verhaftung, verbunden mit der angestrengtesten Arbeit an ,, Danton ", hatten ihn in der letzten Zeit seines Darmstädter Aufenthalts in eine fast fieberhafte Aufregung versetzt; er sprach selten, aß wenig und verrieth in seinem ganzen Wesen die innere Unruhe. Man muß diesen Zustand, während dessen der größte Theil von " Danton " geschrieben wurde, in Erwägung ziehen, um für manches Uebertriebene in dem Drama eine Erklärung zu finden. Büchner schrieb später darüber an Gußkow:„ Für Danton sind die Darmstädtischen Polizeidiener meine Musen gewesen." Endlich entschloß er sich zur Flucht, nachdem er einige Tage vorher das Manuskript seines Danton" an Guzkow nach Frankfurt am Main gesandt hatte. Er wartete die Antwort Gutzkow's nicht ab, und das von dem Verleger bezahlte Honorar kam in Darmstadt erst an, als er bereits über der französischen Grenze war. Er nahm seinen Weg durch Würtemberg und Baden und wurde überall von den Anhängern der geheimen Gesellschaften weiterbefördert.
EXALLBER: Xy. A
über das dadurch rasch entstandene Verhältniß zu Gutzkow lassen wir am Besten den Letzteren selbst reden.
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,, In den letzten Tagen des Februar 1835, dieses für die Geschichte unsrer neueren schönen Literatur so stürmischen Jahres," schreibt Guyzkow( f. den Abschnitt Deffentliche Charaktere" in seinen Gesammelten Schriften"), war es, als ich einen Kreis von Kunstgenossen und Wahrheitsfreunden bei mir sah. Kurz vor Versammlung der Erwarteten erhielt ich aus Darmstadt ein Manuskript mit einem Briefe, dessen wunderlicher und ängstlicher Inhalt mich reizte, in ersterem zu blättern. Der Brief lautete:
" Mein Herr!
" Vielleicht hat es Ihnen die Beobachtung, vielleicht, im unglücklicheren Fall, die eigene Erfahrung schon gesagt, daß es einen Grad von Elend gibt, welcher jede Rücksicht vergessen und jedes Gefühl verstummen macht. Es gibt zwar Leute, welche behaupten, man solle sich in einem solchen Falle lieber zur Welt