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Geld dafür gelöst. Er müsse sich mit dem davongelaufenen Sohne auseinandersetzen, hatte er gesagt. Es ging aber gut. Zwar war der Vater noch heftig; aber Stefano war kein Kind mehr, und dem Alten bleichte das Haar. So hatten sie sich ausgeföhnt. Und auch die Danila war mit ausgeföhnt. Der Alte sah ja seinen Sohn vom selben Holz geschnitzt, wie sich ebenso fest, ebenso unbeugsam. Und er stand mit einem Fuße in der Grube: die Mutter rufe, hatte er gesagt. Dann kam der Krieg.
Und auch Stefano hatte mitmüssen. Und nun war er wieder hier in Hamburg , und die Erinnerung an seinen ersten Aufenthalt in dieser Stadt überkam ihn mächtig. Wie ganz anders hatte seit der Zeit sich sein Leben gestaltet. Wenn er jetzt zu rückkehrte nach Wien , so werde er seine Danila heimführen, und nur die Mutter, die werde ihm fehlen.
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Die gute Frau Richter mußte, wenn das Gefühl so beim Stefano überwallte, dem Burschen erst in ihrer einfachen ge müthlichen" Weise zureden; ich glaube fast, er hätte sonst geweint. Vielleicht ahnte er das Kommende.
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„ Du sollst Freundschaft mit ihr halten, und wenn du die Wirthschaft nimmst, dann soll sie hier Wirthin werden. Verstehst?" Wohl verstand Stefano, er kannte den festen Willen des Vaters. Aber auch sein Wille war unbeugsam. Der Vater redete vergebens in ihn hinein; mit jedem Tage ward ihr Ver kehr schwieriger, stürmischer; und als dann eines Morgens der Vater drohte, er werde ihn niederschlagen, die Danila werde schon einen Platz neben ihrem Vater im Flusse finden, da führte er seinen längst gefaßten Vorsatz aus. Das Mädchen lief mit ihm fort. Hatte es doch daheim weder Vater noch Mutter; denn diese war dem bärbeißigen Alten längst voraufgegangen. Ihre Liebe besaß also der Stefano ungetheilt. Sie kamen bald mit Anderen zu sammen, welche nicht, wie die beiden Liebenden, der Zorn eines heftigen, unversöhnlichen Vaters, sondern die bittere Noth hinaustrieb. Zwar waren die Reisegefährten roh, zwar machte es dem Stefano das Herz schwer, daß seine Mutter, die gute Frau, die doch auch sein Mädchen gern hatte, nun des Vaters Launen und seine wüste Heftigkeit allein tragen sollte. Allein, von seiner Liebe konnte er nicht lassen, und sie nein, auch sie konnte seiner nicht entbehren. Das Herz that mir weh, als endlich oder nur zu bald So kamen sie denn nach Wien . Danila blieb hier. Ein das Regiment den Befehl erhielt, auszurücken. Ich hatte den alter Kriegskamerad ihres Vaters hatte ihr ein Unterkommen Stefano von Herzen liebgewonnen, lieber als alle seine Kame verschafft. Wie Stefano mit diesem zusammengetroffen und raden, die doch auch einfache wackere Bursche waren, mit denen wie er mit ihm bekannt geworden, verschwieg er mit Erröthen. Jeder gern verkehrte. Als die Reihen sich aufstellten, reichten Daß etwa Unehrenhaftes die Ursache gewesen sein sollte, kann wir uns die Hände, und als ich ihm glückliche Heimkehr wünschte, ich nicht glauben: er hatte eine gar zu reine Seele. 3war da zeigte er mir den geweihten" Verlobungsring als Talisman waren nun die Tage des gemeinsamen Lebens vorüber; aber und wir schieden. Commandos erschallten, die Musik begann Stefano war gescheidt genug, sich einer besseren Zukunft zu ge- eine kräftige Weise, der Schnee, der die Erde noch immer mit trösten, und Hand ans Werk zu legen, um die Mittel zu einer einem weißen Tuche bedeckte, knirschte unwillig unter den Tritten Verbindung mit Danila zu beschaffen. Das war jedoch recht der Massen, die an einem andern Orte jetzt blutige Rosen zei schwer. Die Danila hatte vorläufig ihr Brot. Aber Stefano? tigen sollten. Was sollte er beginnen? Er war zu stolz, um im Dienste irgend eines reichen Herrn sein Brot zu essen, wie ihm geboten worden war. Mit seinem Wissen, seinem Können war's schlecht bestellt. Ja, zu Hause, bei den Eltern, da hatte er hundertfältige Beschäftigung gehabt, vollauf, den ganzen Tag. Aber für diese hunderterlei Beschäftigungen, die noch dazu in der Stadt zum größten Theil unnöthig waren, hatte man hier hundert Hände. Und von den hunderterlei Geschicklichkeiten, die in der Stadt ihren Mann ernähren, verstand er nicht eine, und zum Dienen fühlte er sich auch nicht geschaffen. Er, dem in der Heimath die hohen Berge keine Grenze gewesen waren, dem von diesen Bergen aus die leuchtende See die goldene Freiheit in einem großen Spiegel wiederstrahlte er mußte frei sein! Er zog also fort aus der Kaiserstadt, ganz wieder der Sohn seiner Heimath: arm, verspottet, gemieden, aber frei. Heute in Gesellschaft von gleichgesinnten Leidensgenossen, morgen als Reisebegleiter nur den krächzenden Raben über sich, aber überall den Gedanken an seine Danila im Herzen. Und so blieb seine Seele rein. Fleiß und Glück bei seinem Handel brachten doch etwas ein; zu den Drahtgeflechten kamen bald Bürsten, erst gewöhnliche, dann bessere, bis er endlich, einiges Geld im Säckel, wieder zur Kaiserstadt zurückkehrte. Er mußte Soldat werden. Bei der AusBei der Aushebung erfuhr er dann, daß seine Mutter nichts mehr zu leiden brauche von irgend welchem Ungemach. Sie hatte Ruhe gefunden, die ewige Ruhe! Der Vater war dann nach Wien gekommen; seine Wirthschaft hatte er verkauft und ein gut Stück.
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Meine Nachbarin, Frau Richter, war vor Nührung fast aufgelöst.-
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Schnell drangen die Desterreicher vor, und es ist bekannt, mit welcher Bravour die Truppen bei Veile, Deversee u. s. w gekämpft haben.
Die Nachrichten überſtürzten einander. Die Aufregung wa eine dauernde, bis endlich der mörderische Krieg durch den zweifel haften Frieden zu Wien ,, definitiv"(?!) beendigt wurde.
Ein Theil der Truppen kehrte zurück. Unter diesen auch da Regiment Khevenhüller . Wieder machte es kurze Rast in Ham burg, und wir erkundigten uns natürlich nach unseren Freunden konnten aber nur schwer Nachrichten erlangen, und ich mußte da Forschen wegen überhäufter Geschäfte bald aufgeben. Frau Richt aber setzte das Suchen fort, und eines Tages, als sie zurüd kehrte, verkündeten mir ihre rothgeweinten Augen Unheil. Be Weh!" und" Ach!" war zuerst nichts aus ihr herauszubringen Was mir längst geahnt, war wirklich geschehen. Der größ Theil unserer Freunde war gefallen: von den Elf, die bei Fra Richter eingelegen hatten, Acht, bei Veile und Deversee, un unter diesen Acht auch Stefano durchs Herz geschossen.
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So lag nun der Eine in fremder Erde gebettet; die Bra harrte in Wien vergeblich ihres treuen Verlobten. Statt de Brautschleiers konnte sie jetzt den Wittwenschleier nehmen. ist nun verlassen in der Fremde allein!- Ihr Glü liegt begraben auf dem Kirchhofe zu Deversee.- Und nur das ihre?
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Der Mensch.
Von J. Most.
Nichts ist begreiflicher, als daß alle Völkerschaften, sobald sie einmal den gröbsten Theil ihrer Wildheit, ihres thierischen Wesens, abgestreift haben, ihre Neugier unter Anderem auch insofern zur Geltung bringen, als sie den Ursprung aller Dinge und nament
I.
,, Il vaut mieux d'être un singe perfectionné, qu'un Adam dégéneré." ( Es ist besser, ein veredelter Affe, als ein verkommener Adam zu sein.") Claparède lich die Entstehung der Menschheit zu erforschen trachten; ni weniger begreiflich ist es, daß die diesbezüglichen Forschung resultate, je frühzeitiger sie geschöpft wurden, desto naiver a fallen mußten; und endlich ist es begreiflich, daß sich selbst