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märchenhaftesten Anschauuugen dieser Art unter Umständen Jahr-| neue Wahrheit das Geschimpf zelotischer Pfaffen und ähntausende lang erhalten konnten, weil eben die geistige Entwicklung lichen Gelichters los, ohne daß diese guten Extra- Menschen beder Menschheit von den jeweilig herrschenden Klassen gewaltsam dachten, daß ihre Beschränktheit nur als neues Beweismaterial gehemmt wurde. Die sogenannten Christen oder vielmehr refor- für die neue Lehre gelten müsse. mirten Juden, also die Bewohner der angeblich kultivirten Welt, machen in dieser Beziehung feine Ausnahme. Die international organisirte Kirche beherrschte bekanntlich bis in die neuere Zeit hinein die Leiber und Geister der christlichen Völker und fiel jeglichem Fortschritt mit eisernen Armen in die Zügel, sobald er sich nur am Horizont zeigte. Wie viele große Ideen auf solche Weise im Keime erstickt wurden wer fann es wissen? Das aber wissen wir, daß Jedem, der es wagte, einen naturwissenschaftlichen Grundsatz auszusprechen, welcher nur im Geringsten von der Bibel, oder von der papistischen Auslegung derselben abwich, ein grausamer Tod sicher war. Wie hätte da Licht in die Köpfe kommen sollen?
Aber siehe da: unter der starken Decke dogmatischen Eises hatten sich allerlei Kräfte entwickelt, welche endlich emporwuchsen und die häßliche kalte Kruste sprengten. Die Erfindung der Buchdruckerkunst fuhr wie ein reinigendes Gewitter in den mittelalterlichen Sumpf und machte alle Irrlichter erzittern. Der erste Hebel der ersten Buchdruckerpresse präsentirte sich sofort als das ominöse Instrument, durch welches allmählich die alte Welt aus den Angeln gehoben wird. Es ging zwar immer noch langsam, aber es ging doch vorwärts. Freilich kostete es harte Kämpfe, ehe es möglich war, der freien Forschung einigermaßen Raum zu schaffen; und es wird noch viel, sehr viel Arbeit erfordern, bis das festeste Bollwerk altmodischer Weltanschauungen, der Unverstand der Massen, gründlich zerstört ist. Laden wir daher unsere Geistes- Kanonen und schleudern wir die Geschosse der Wahrheit unter's Volf, damit es sich von der Lüge lostrenne!
Da gibt es zum Beispiel Millionen sogenannter ,, civilisirter" Menschen, die immer noch für gut finden, das als genügende Aufklärung über den Beginn der Menschheit hinzunehmen, was seiner Zeit ein Mensch von höchst mittelmäßiger Bildung einem total verkommenen Volke vorerzählt hat. Da soll ,, Gott " aus einem Stück Lehm( ,, Urweltsdreck" sagt Heine) eine menschliche Figur modellirt und sodann derselben durch die Nase eine Seele eingeblasen haben u. s. w. Es ist rein zum Davonlaufen!
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Sagt man zu einem Theologifirer, welche Beweise für eine derartige Menschenfabrikation vorlägen, so zeigt er auf die Bibel; und sagt man ihm, daß man auf einfache Behauptungen ein- für allemal nichts gebe, wenn sie nicht anderweitig und zwar mehrfach bestätigt würden, so nun so brummt er etwas von„ Teufelssput" und möchte Einen gleich am liebsten sofort nach der Hölle" spediren und zu einer Schmorbratung auf extraheißem Armensünder- Roste bestens empfehlen. Denn Gründe gibt es da nicht;„, es steht geschrieben!" und damit Punktum. Daß nun ein Theologe so spricht, ist nicht schlimm; schlimmer ist es dagegen, daß die meisten Menschen sich den gedachten Vorgang, wenn auch nicht ganz so, wie es in der Bibel steht, so doch mehr oder weniger ähnlich vorstellen. Es kommt dies nicht etwa daher, daß auf das ,, Glauben" im Allgemeinen noch viel gegeben wird, sondern es erklärt sich vielmehr aus dem dünfelhaften Vorur theile, welches so schwer abgestreift wird, und das den Menschen nicht einsehen läßt, daß er weiter nichts ist, als der oberste Zweig, welchen der Baum des organischen Lebens der Natur allmählich aus sich hervorwachsen ließ.
Ungeachtet dieser lächerlichen Einbildung hat sich eine ganze Schaar wahrhaft wissenschaftlich operirender Forscher schon seit längerer Zeit daran gemacht, den Beweis zu liefern, daß der Mensch ein Thier sei, das sich im Verlaufe von Hunderttausenden von Jahren und unter den mannichfaltigsten, diesen Prozeß begünstigenden Umständen aus einer höchst kläglichen Eristenz zu dem entwickelt, was es gegenwärtig ist. Es lag sehr nahe, daß man unter Anderem die am niedrigsten stehenden Menschen mit den menschenähnlichsten Affen verglich; und da hat sich denn, wie wir später noch sehen werden, in der That eine ganz wunderbare Aehnlichkeit herausgestellt. Kaum waren die Ergebnisse solcher Forschung veröffentlicht worden, so ging auch wie gegen jede
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Indessen nur die Afterwissenschaft kehrt sich an das Geräusch, welches entsteht, wenn Einige mit den Brettern flappern, die ihnen vor die Hirnfästen genagelt sind; wirklich ernsthafte Gelehrte schreiben nicht und dürfen nicht schreiben, wie es den Denkfaulen und Geistes- Chinesen genehm ist; und so schritten denn unsere hervorragendsten Denker über das Terrain, welches mit Flachtöpfen gepflastert ist, nicht ohne gelegentlich da und dort etliche kräftige Tritte auszutheilen, fühnen Schrittes hinweg und drangen unaufhaltsam vor in die bisher noch unbekannten Regionen. Noch sind sie nicht bei ihrem Ziele angelangt und es wird noch gewaltige Anstrengungen erheischen, ehe Alles, was sie suchen, gefunden ist; aber Vieles ist immerhin schon unwiderleglich bewiesen, was bisher vollständig in Dunkel begraben lag; und wer ein Auge für das Fortschreiten der menschlichen Erkenntniß hat, der sieht mit Entzücken, wie Zeile um Zeile jener gewaltigen Urkunden entziffert wird, welche die Erde selbst in die verschiedenen, wie die Blätter eines riesigen Buches über einander gelagerten Schichten ihrer Oberfläche in unauslöschlichen Zügen eingegraben hat.
Die Finsterlinge beobachten mit tiefstem Ingrimm solches Lesen im Buche der Natur, sie, die überhaupt jegliches Lesen gar zu gerne verpönten, wenn es irgendwie anginge; sie wissen eben, trotz ihrer sonstigen Unwissenheit, oder vielmehr, sie fühlen es instinktiv, daß sie ein für allemal vom Schauplatze unerbittlich hinweggefegt werden, sobald erst die ganze Wahrheit an den Tag gebracht sein wird. Die Wunden, welche Galilei , Copernikus und Andere ihnen geschlagen, sind zwar künstlich verdeckt worden, aber auf immer wird sich kein Pflaster anbringen lassen. Auch haben sie neue Waffen nicht zu erhoffen, während die Naturwissenschaften, je stärker deren Bedürfniß nach immer vollkommeneren Organen und Instrumenten wird, desto mehr diesbezügliche Entdeckungen und Erfindungen wachrufen. Der Dunkelmann sagt freilich zu seinem Publikum, die Naturwissenschaft leugne zwar die biblische Schöpfungsgeschichte, sei aber nicht im Stande, den Vorgang anderweit zu erklären. Ich kenne z. B. einen Rückschritts= Candidaten, der sich nicht entblödete, mich zu fragen, ob wohl bei den Schlangen die Begattung der Geburt vorangehen müsse, der also eine ganz erstaunliche Unwissenheit an den Tag legte, jedoch gleichwohl die Stirne besitzt, von der„ Ohnmacht der modernen Naturwissenschaft" zu reden!
Ein
Ein Gleichniß möge die Stellung genauer kennzeichnen, welche die Wissenschaft dem Köhlerglauben gegenüber einnimmt. Europäer begibt sich unter„ Wilde" und schenkt denselben eine Taschenuhr. Die Leutchen sind höchlichst erstaunt über das wunderbare Ding und möchten gerne wissen, wie es zu Stande fam; der Europäer aber ist selbst wenig informirt über die Uhrmacherei und sagt sich obendrein, daß eine weitläufige Auseinandersetzung von den unkultivirten Menschen doch nicht verstanden würde, daher erlaubt er sich den Scherz, zu sagen, in seiner Heimath wüchsen solche Sachen auf den Bäumen. Die„ Wilden" schütteln vielleicht die Köpfe, aber sie glauben es. Später steigen jedoch dem Einen oder dem Andern allerlei Zweifel auf und sie untersuchen die Uhr genauer. Da kommen sie nun schließlich zu dem Resultate, daß man es mit einem metallnen Gegenstande zu thun habe, daß derselbe auf mechanischem Wege erzeugt worden sein müsse 2c., daß jedoch vorläufig über das Wie solcher Erzeugung Genaueres nicht zu ergründen sei. Darob große Schadenfreude bei den Denkfaulen, die bei dem Evangelium vom Wachsen der Uhren auf den Bäumen stehen blieben!„ Seht", sagen sie zu ihren Glaubensgenossen, da wollen Einige behaupten, es sei nicht wahr, daß unsere Uhr auf einem Baume gewachsen ist, und doch sind sie nicht im Stande, uns die Entstehung derselben sonstwie zu erklären!" So triumphirt scheinbar die Gedankenlosigkeit über den Scharfsinn bei den Wilden", wie bei den„ Civilisirten".
Ein halbwegs gebildeter Mensch läßt sich indeß durch solche Sophistik kein X für ein U vormachen. Selbst wenn die Ergeb