zu einem beständigen Kampfe ums nackte Leben. Immerhin muß der Mensch von dem Momente an, wo er als solcher auftrat, ein den übrigen Thieren geistig überlegenes Wesen gewesen sein; nur seine günstigere Gehirnentwickelung kann ihn in den Stand gesetzt haben, so vielem Ungemach Trotz zu bieten und sich zu behaupten. Natürlich kann trotz alledem von Intelligenz im
85
er=
modernen Sinne bei den Urmenschen keine Rede sein. Im Gegentheil erklären die Naturforscher, daß alle vorgefundenen urweltlichen Menschenschädel affenartig gebildet waren, und daß die Kinnladenform und die Gestalt der Augenhöhlen auf eine entsetzliche Wildheit schließen lassen. Bei dem Schädel, welcher im Verein mit einem ganzen Skelette im Neanderthale bei Düssel dorf gefunden wurde und der gewissermaßen Weltberühmtheit langte, indem er in zahlreichen Abgüssen verbreitet und vielfach untersucht und beschrieben wurde, soll der wilde Charakter ganz besonders in die Augen springend sein. Kein Wunder, daß solche Menschen viele Jahrtausende brauchten, ehe sie es von der Fähigkeit, ganz rohe Kiefelärte anzu fertigen, bis zu den Pfahlbauten und der Bereitung metallener Geräthschaften brachten; von weiteren Kulturfortschritten gar nicht zu
MOUR Webcite
reden.
Einzelne Gelehrte haben das urweltliche menschliche Dasein in mehrere Epochen eingetheilt und dabei förm= liche Detailmalerei hinsichtlich der jeweiligen Zustände getrieben; da man es aber hiebei offenbar nur mit Ausschmückungen der Sache zu thun hat, will ich mich damit nicht aufhalten. Es genügt, wenn man weiß, wie weit überhaupt die Forschungen über unsere Herkunft gediehen sind.
Schließlich sei nur noch bemerkt, daß der menschliche Verstand allein den Fortschritt nicht bewerkstelligt hat, sondern daß vielmehr Die Natur ihren Theil dazu beitragen haben muß. Klimatische Einflüsse 2c. haben jedenfalls dabei eine Hauptrolle gespielt. Hat in deß die Kultur einen gewissen Grad erreicht, dann wirkt sie sozusagen fortzeugend. Höherer Verstand führt zu höherer Kultur und diese zu abermaliger geistiger Erhöhung in fortwährender Wechselwirkung.