,, Vierzig Procent, aber das wären ja Sündenzinsen?" ,, Da Sie 120 Procent nehmen?"

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Nöthige vorbereiten wird. Sobald dies geschehen, avisire ich Sie und Sie kommen zum Abschluß hin. Aber, Herr Rinaldowsky,

Das ist das Maximum, wo das Risiko sehr groß, der Ver- Diskretion!" luft halb sicher ist."

,, Sagen wir also 30 Procent."

3u theuer, zu theuer, was sollte ich denn dabei verdienen!" ,, Können Sie genügende Sicherheit bieten?"

,, Vollkommene Sicherheit."

" So sollen Sie das Geld zu 20 Procent haben. Einverstanden?" Einverstanden. Und wie denken Sie sich das weitere Arrange­

ment?"

,, Sehr einfach; ich reise binnen der nächsten acht Tage nach Hamburg  , wo mein Geschäftsfreund, Banquier H., mit mir das

Aus der alten und

Unser heutiges Bild Maria von Burgund   vor den Rathsherren von Gent   führt uns eine interessante Scene aus der Geschichte des Mittel­alters vor Augen. Maria  , die Herzogin von Burgund, die zwanzigjährige Tochter des am 5. Januar 1477 in der Schlacht bei Nancy   gefallenen, durch seinen wilden Kriegsübermuth berüchtigten Karl des Kühnen, erscheint auf dem Rathhause der reichen Stadt Gent  , vor ihren Unterthanen, den auf ihre altverbrieften Freiheiten unerschütterlich stolzen Rathsherren, um erst befehlend und dann flehend das Leben zweier ihrer Räthe, des Kanzlers Hugonet und des Herrn v. Himbercourt, zu retten. Aber die Herren vom Rath beugen ihren Nacken nicht vor der weinenden Herzogstochter, sie bestehen auf ihrem Recht, die Verräther, welche mit der Herzogin Zustimmung, aber hinter der Bürgerschaft Rücken mit dem feindlichen Könige von Frank­ reich  , dem hinterlistigen Elften Ludwig, verhandelt und ein Stück Land, dabei die Altstadt der Festung Arras  , an den Todfeind verrathen haben, zu richten nnd mit dem Tode zu bestrafen. Am 3. April 1477 wurden die herzoglichen Räthe auf offenem Richtplage enthauptet, troß­dem Maria am Fuße des Schaffots weinend und händeringend das Volk um Gnade anrief. Die Bürger von Gent   konnten von ihrer

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" Diese ist unter Geldleuten Ehrenfache." ,, Also, auf Wiedersehen in Hamburg  ."

Infolge dieser günstigen Geschäftsaussicht war Rinaldowsky so vorzüglicher Laune, daß er an diesem selben Tage, was ihm sonst so leicht nicht beifiel, den dringenden Bitten eines verzwei felnden Familienvaters gegen Erlegung der Gerichtskosten und Gewährung neuer Zinsen eine Auspfändung auf 14 Tage sistiren ließ. Allerdings hatte er vorher in seiner Freude der Flasche fleißig zugesprochen, und das beschwichtigte zeitweilig sein Gewissen über die unerhörte Nachsicht. ( Schluß folgt.

der neuen Welt.

Fürstin und deren Dienern hintergangen werden, aber sie ließen sid das Recht, den Verrath zu bestrafen, auch durch die Thränen eines Xz. fürstlichen Weibes nicht verkümmern.

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Sprüche aus dem Munde der Völker. Gesammelt von F. J.

( Italienisch.)

I cattivi governano i buoni.

Kein Wunder, daß Nichts taugt auf Erden, Wenn sie sich auch mit Blumen ziert, So lang noch immer hier regiert Die Guten von den Bösen werden.

Più tosta il corpo, che l' anima alle catene. Lieber den Leib mir in Banden geschlagen, Als daß die Seele soll Ketten tragen.

Die Flinte schießt, der Säbel haut.

( Graf Eulenburg, Bevollmächtigter zum deutschen Bundesrath und preußischer Minister des Innern, in seiner famosen ,, Rede" gegen die Sozialdemokraten[ f § 130 der Strafgesegnovelle, am 27. Januar d. J.]: Sind Sie in der Majorität nicht meiner Meinung, meine Herren und verwerfen Sie den§ 130), so ist damit noch nic festgestellt, daß Sie ein richtigeres Urtheil haben als ich; aber ich muß mich dann bescheiden, daß wir vor der Hand nicht anders können, als uns mit dem schwachen Gesetzes paragraphen[ dem§ 130 in seiner jezigen sauberen Gestalt!] so lange zu behelfen, bis die Flinte schießt und der Säbel haut.")

Es sprach das große Wort gelassen Und fühl der Herr Minister aus, Und dennoch fand es auf die Gassen Der Kaiserstadt den Weg hinaus.

Es schwieg das Lärmen und das Summen Für Augenblicke; klar und laut Klangs durch das plögliche Verstummen: " Die Flinte schießt, der Säbel haut!"

Und weiter wehten es die Lüfte, Das treffliche Ministerwort, Und trugen's über Berg und Klüfte In alle deutschen Gauen fort. Es summt, die Arme rührend, leise Der Arbeit Volk, vor dem dir graut, Nach einer selbstgeschaffnen Weise: " Die Flinte schießt, der Säbel haut."

Das war ein Wort, so ernst und ehrlich, Ein Wort aus tiefstem Herzensgrund, Wie wir's bis diese Stunde schwerlich Vernommen aus Ministermund. Nimm unsern Dank! Ja, du bist offen! Nun weiß man doch, worauf ihr baut, Nun weiß man doch, was euer Hoffen! Die Flinte schießt, der Säbel haut!"

Es scheint, daß von Gesezestiteln Und von dem vielerprobten Recht", Daß ihr von euren innern Mitteln Euch herzlich wenig nur versprecht.

Es scheint, daß man im Rath der Weisers Nur äußern Mitteln noch vertraut, Der Pferdekur mit Blut und Eisen: ,, Die Flinte schießt, der Säbel haut!"

Ich geb' es zu, es ist verdrießlich, Wenn man sich plagt ein volles Jahr,

Und wenn der Liebe Mühen schließlich So ganz und gar verloren war, Und schießt die Saat, die man zerschlagen, Nur immer üppiger ins Kraut,

So mag man wohl sich knirschend sagen: ,, Die Flinte schießt, der Säbel haut."

Ihr seht in Schwaben wie in Sachsen  Und in der zähen Holsten Land Die Schaar der fecken Dränger wachsen, Ja selbst im Brandenburger Sand; Und wenn ihr so, verzagt, beklommen Und rathlos an den Federn kaut, Mag wohl euch der Gedanke kommen: ,, Die Flinte schießt, der Säbel haut!"

Ihr kerkert ein, ihr laßt bestrafen, Ihr übertrefft euch selber fast, Ihr dreht und biegt die Paragraphen Und dennoch keine Ruh und Raft. Die Massen aufgewühlt im Grunde So weit der liebe Himmel blaut Da zischt's denn aus gekniffnem Munde: ,, Die Flinte schießt, der Säbel haut!"

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Es ist im weiten deutschen Reiche Vielleicht so Manchem viel zu still Warum das Volt, das hungerbleiche, Nur gar nicht revoltiren will? Der Kessel hat in frühern Tagen Ja auch gebrodelt und gebraut, Und wir, wir würden gerne sagen: " Die Flinte schießt, der Säbel haut!"

,, Wie schade doch, daß die Patronen Im Magazin so müssig ruhn! Die hübschen schlanken blauen Bohnen, Sie würden sicher Wunder thun;

Verantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht in Leipzig  .

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Das ist die grundsolide Speise Die jeder Magen schwer verdaut Dann würde wahr das Wort, das weise: ,, Die Flinte schießt, der Säbel haut!" Man übte so in wenig Tagen Die jungen Krieger praktisch ein, Und die sich früher schon geschlagen, Sie blieben in der Uebung fein. Das Volk wird ewig radotiren, Bis Blut das Pflaster roth bethaut; Und muß es nicht die Schlacht verlieren? Die Flinte schießt, der Säbel haut!" Gemach, ihr Herrn! So mag's euch scheinen, Doch wer gibt Siegel euch und Brief? Man hat Exempel, sollt' ich meinen, Zuweilen geht die Sache schief. Habt ihr denn ganz und gar vergessen, Was eure Kaiserstadt geschaut, Daß ihr nun ruft so stolz- vermessen: " Die Flinte schießt, der Säbel haut!"? Habt ihr vergessen, wie die Masse Bors Schloßportal die Todten trug, Und wie das arme Volk der Gasse Des Königs schmucke Garden schlug? Wie es verstand, die Faust zu ballen Und wie den Prinzen es vertrieb In seines Zornes Ueberwallen? Die Flinte schoß, der Säbel hieb.

Und weil, wie groß auch ihre Leiden, Nicht an Gewalt die Masse denkt, Und weil, wenn Waffen erst entscheiden, Vielleicht sich ihre Schale senkt, Drum streutest du des Hasses Samen Mit jenem Worte herzlos- laut, Das fürder klebt an deinem Namen: " Die Flinte schießt, der Säbel haut!"

Drud und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig  .