Der Förster lachte boshaft. Sie werden in Zukunft einen Privat- Nachtwächter zu unterhalten haben!" sagte er höhnend.
Der Pfarrer trocknete sich den Schweiß von der Stirn. Er darf hier nicht geduldet werden. Der Graf muß ihn fortschaffen." ,, Und unser Geschäft?" mahnte der Förster.
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kalt zu machen. Was Gott der Herr doch für seltsame Geschöpfe ins Leben gerufen; solch' ein Mensch ist anderen nur zur Plage da."
Vorsichtig nahm er seinen Weg wieder auf, und nach allen Richtungen spähte er, ob die unheimliche Gestalt nicht abermals
,, Das Mädchen hat bereits einen Liebhaber," sagte der Pfarrer irgendwo auftauchte. wieder bedenklich.
Hat die Marie Köhler etwa feinen?"
Inzwischen hatten die Weber das Schloß erreicht und standen vor dem Thore, das von einem hohen Thurm überwölbt war. Stille der Nacht. Nur in den Ställen der Kühe regte es sich
,, Lassen wir das, Förster. Sie hat keinen, ich weiß es. Aber Im Schlosse selbst herrschte im Allgemeinen noch die Ruhe und die Martha Egler hat den Konrad Büttner gehabt."
,, Der ist verschollen, Pfarrer," antwortete der Förster finster, bereits geschäftig. ,, kein Aber jetzt Ja oder Nein!"
,, Nun, ja doch."
Der Förster warf seine Büchse über die Schulter und im nächsten Augenblicke hatte das Dickicht des Waldes ihn wieder aufgenommen.
,, Teufel, Teufel!" rief der Pfarrer, ihm nachblickend.„ Das nenne ich eine seltsame Brautwerbung. Aber was thun? Der Förster vergißt mich nie, weder beim Holz, noch beim Wild, und es wäre dumm, wollte ich nicht wenigstens mein Möglichstes versuchen. Aber schwer wird's werden, mit dem verbissenen Egler ist gar nichts anzufangen. Sehr schwer wird's werden. Und diese Weiber, diese Weiber!
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Langsam setzte er seinen Weg fort.
Noch einmal wurde der Pfarrer in seinem Wege aufgehalten. Kurz vor ihm trat ein Mann aus dem Walde, bei dessen Anblick er erschreckt zusammenfuhr. In der Kleidung unterschied er sich wenig von den anderen Dorfbewohnern, nur weniger zerrissen und schmutzig ist sein Anzug. Das Gesicht aber ist auffallend. Obgleich regelmäßig gebaut, liegt doch ein Zug von Verzerrung darin. Fest sind die Lippen aufeinander gekniffen, und das ganze Gesicht scheint um die Augen gruppirt zu sein, die sich halb schließen, wenn die Blicke auf einem Gegenstande ruhen. Dann ist es, als wollten sie sich tief einbohren und das Wesen der Erscheinung, die sie fesselt, in seinem verborgensten Keim ergründen. Der ganze Körper scheint den Blicken folgen zu wollen, der Kopf neigt sich nach vorn und der übrige Körper folgt dieser Bewegung. Das Gesicht ist von der Sonne stark gebräunt, und im Verein mit dem struppigen, wenig gepflegten Barte und dem wirren Haare, das auf seine vorspringende Stirn fällt, gewährt es ein Bild der Verwilderung.
Ein durchbohrender Blick traf den Pfarrer, und vergeblich bemühte sich dieser, ihn auszuhalten. Er mußte die Augen abwenden und wie von unsichtbarer Gewalt wurden seine Füße im Vorwärtsschreiten gehemmt. Die Gestalt des Mannes hatte sich emporgerichtet, noch ein zweiter Blick traf den Pfarrer, diesmal schien Haß darin zu liegen,- im nächsten Augenblicke war die seltsame Erscheinung im Walde verschwunden.
Der Pfarrer verharrte einige Zeit in seiner Stellung, er schien sich erst von seinem Schrecken erholen zu müssen.
,, Der wilde Jörg," murmelte er endlich aufathmend und sich den Schweiß von der Stirn trocknend; ,, es ist gefährlich, dem Burschen allein zu begegnen; der ist im Stande, einen Menschen
Auch der griesgrämige Schloßwärter Heilmann ruhte noch behaglich auf seinem weichen Lager und hatte die rothe Nase tief unter das Deckbett gezogen. Recht störend wurde die Stille des Morgens plötzlich durch lauten, weithin hallenden Klang der großen Thorglocke unterbrochen. Erstaunt hob der Wärter den struppigen, schläfrigen Kopf ein wenig empor, dann sant er wieder langsam zurück, in der Ueberzeugung, daß das Läuten, welches so jäh seinen Schlummer unterbrochen, nur ein Nachklang nächtlicher Träume sein könne. Die Nase verschwand wieder von der Oberfläche, die Augen schlossen sich, und eben war der würdige Wärter im Begriff, von Neuem einzuschlafen, als abermals die Glocke erklang, jetzt lauter und ungeduldiger. Gähnend und brummend erhob sich Heilmann jetzt und hüllte sorgsam den Körper in einen dicken Schlafrock und schlang ein großes wollnes Tuch um seinen Hals; nachdem er noch eine Mütze über seine Ohren gezogen, öffnete er ein kleines Fenster und streckte vorsichtig den Kopf hinaus. Mit einem Ausrufe tiefster Entrüstung zog er ihn wieder zurück, und heftig warf er das Fenster zu.
,, Die zudringlichen Bettler!" rief er, nicht genug, daß man vor ihnen am Tage keine Ruhe hat, jetzt kommen sie schon um Mitternacht!"
Einige Augenblicke stand er noch unentschlossen, ob er sich ankleiden und öffnen, oder wieder sein warmes Bett aufsuchen sollte.
,, Verrückter Einfall vom Grafen!" rief er polternd ,,, was die arbeiten werden? Herumlungern verstehen sie schon, aber arbeiten-."
Er schloß mit einem verächtlichen Lachen. Abermals läutete es; diesmal noch vernehmlicher.
,, Wie sie an der Glocke reißen!" schrie er wüthend und sprang ans Fenster und sandte den harrenden Webern einige Verwünschungen hinunter. In Egler's Augen leuchtete es dabei wild auf und seine Fäuste ballten sich.
Ruhig, Egler," sagte Neumann bittend.
,, Sie sind es nachgrade gewöhnt, daß wir uns als Hunde behandeln lassen!" rief er grollend.
Jetzt rasselte das große Schlüsselbund am Thor und ein Schlüssel drehte sich mit heiserem Geräusch im Schloß. Knarrend öffnete sich die Thür; der Wärter steckte den Kopf durch die Spalte und musterte mit verächtlichen Blicken die Weber, welche den Eingang umdrängten.
( Fortsetzung folgt.)
Sozialdemokratie und Arbeiterleben in der Thierwelt.
Allerdings ist diese Herrschaft eine durch die Unterthanen selbst außerordentlich eingeschränkte, und diese scheinen sich für die Duldung einer monarchischen Spitze dadurch entschädigen zu wollen, daß sie, im Gegensatze hierzu, untereinander den Grundsätzen der äußersten Demokratie und des weitgehendsten Sozialismus und Kommunismus huldigen. Eine ist so viel wie die andere, und es gilt bei ihnen unbedingt der schöne Grundsatz:„ Einer für Alle Alle für Einen!" Sie haben kein Privat- Eigenthum,
keine Familie, keine eigne Wohnung, sondern hängen sich im Innern des gemeinsamen Raumes in dichten Klumpen in den Zwischenräumen der Waben zur kurzen nächtlichen Ruhe auf. Uebrigens dauert das Bauen, Reinigen und Arbeiten theilweise auch während der Nacht fort. Alle Vorräthe sind gemeinsam; man kennt nur sog. Staatsmagazine, aus denen Alle ohne Unterschied der Person gespeist werden. Tritt Mangel und Hungersnoth ein, so sterben Alle gemeinsam, nur die Königin macht hier