schon unsere Gefangenen sind, meine Abführung verhindern, aber dann kommt eine sechsfache Zahl, und wenn diese nicht hinreicht, so kommt eine Kompagnie Jäger vom nahen Oggersheim, und wenn auch diese nicht stark genug sind, so kommen eben von Speier und Landau gleich ganze Regimenter, und dann werdet ihr doch nicht glauben, daß wir hier mächtig genug dagegen sind. Das bedeutet ja eine große Revolution( Ja ja, eine Revolution!") und da wird sicher nicht gleich von heute an wegen meiner unbedeutenden Person das ganze Land aufstehen( Warum denn nicht?"), und dazu fehlt es doch noch sehr an Organisation, Waffen und Munition( Wir haben ja Hämmer und Hackbeile, Sensen und Metzgermesser!"). Wir müssen doch erst sehen, ob's nicht noch Gerechtigkeit gibt in der Pfalz ; flagrante Fälle und triftige Gründe liegen noch keine vor, die uns berechtigten, daran zu verzweifeln; wir haben ja die Geschwornengerichte( ,, Aber keine durch's Volk gewählte!"). Schlagen wir unter den dermaligen Bedingungen los, so thun wir dem Oberherrn aller Demagogenwölfe" den größten Gefallen, denn wir bringen dabei nur nutzlose Opfer von verwundeten und getödteten Brüdern, und statt daß jetzt nur Einer von uns in's Gefängniß soll, so werden dann Hunderte in Ketten und Banden in die Kerker geworfen( Aber noch nicht so geschwind!"). Bedenkt doch, daß noch durch ganz Baden so ziemlich allgemein nach der Pfeife von Rotted und Welker nur aufgesetzlichem Weg" vorwärts marschirt werden soll, und daß man in Rheinhessen , wo von Mainz aus Desterreich und Preußen regieren und kommandiren, und in den andern Nachbarländern sich ebenfalls noch recht fühl verhält. Nun will ich euch aber etwas sagen: Vorhin hab' ich den Ruf gehört Einer für Alle, Alle für Einen!"" Gut so, jetzt geh' ich, also Einer für euch Alle in's Gefängniß, und wenn es dann keine Gerechtigkeit mehr gibt und der Sturm in rechter Wucht losgeht, so steht dann ihr Alle ein für mich, den Einen, und erlöst mich aus der Gefangenschaft." Nach diesen Worten konnte ich wahrnehmen, daß die Temperatur der momentanen Revolutionshitze bedeutend gesunken war, und hatte ich den Gensdarmen schon einen Wink gegeben, um aufzubrechen, als auf einmal meine Tante, Friederike Pohly, eine hochgestaltige, imponirende Frau, neben mir auf der zweistufigen Thürschwelle in großem Negligé erschien und mir, mich mit furiösen Augen anblitzend, herrisch gebot:„ Ich sag' dir, Jean Philipp, du gehst mir nicht fort, du gehst' nauf zu deiner Frau und deinen Kindern!", und sich rasch gegen die Gensdarmen wendend:„ Und ihr da wollt die Finger an meinen Neffen legen? Euch soll ja gleich das..." Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als sie unter großem Gejubel
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Georges Danton ( sprich Schorsch Dangtong), dessen Portrait in| unserer heutigen Nummer vorliegt, wurde am 28. Oftober 1759 zu Arcis sur Aube geboren; er widmete sich dem Rechtsstudium und ließ sich als Anwalt und Notar in Paris nieder. Er beschäftigte sich aber mehr mit dem großen öffentlichen Prozeß, welchen die Materialisten der Religion, Monarchie und alten Gesellschaft machten, als mit Privatprozessen um kleinliche Eigenthumsdifferenzen. Der Ausbruch der Revolution brachte auch seine vulkanische Natur zum Ausbruch. Camille Desmoulins und Marat gründete er den Cordeliers- Klub, der eine Zeitlang dem Jakobiner- Klub die Stange hielt. Sein Wort, daß es den verbündeten Reaktions- Mächten gegenüber nur der Kühnheit, der Kühnheit und noch einmal der Kühnheit bedürfe, ist weltbekannt. Danton hat mächtig mitgearbeitet an der Herkulesarbeit der Jahre 1789, 1790, 1791, 1792 und 1793. Es ist aber ebenso unbegründet wie einfältig, ihn zum Urheber des 10. Auguſt( Sturm der Tuilerien und Sturz des Königthums) und der„ Septembermorde" zu machen. Diese politische Weltwende war nicht das Werk eines einzelnen Individuums, konnte es nicht sein, da nie ein Individuum gelebt hat, noch je leben wird, das den millionsten Theil der dazu nöthigen Kraft befäße. Mythe, freilich Mythe anderer, boshafterer Art, ist auch, was über Danton's Privatleben, seine monströse Lüderlichkeit" erzählt wird. Erwiesenermaßen führte er das glücklichste Familienleben. Desgleichen hat es sich als Verleumdung herausgestellt( dant den Forschungen Robinet's in Paris ), daß Danton von der Königin Marie Antoinette bezahlt worden sei. Die über sein Treiben in Belgien umlaufenden schlimmen Gerüchte( daß er in Gemeinschaft mit Dumouriez eine forrupte Wirthschaft geführt und mit den Orleans Beziehungen unterhalten habe), dürften hingegen nicht ganz aus der Luft gegriffen sein. Bis zu Marat's Tod( Juli 1793) einer der drei von den Volksfeinden am meisten gehaßten und gefürchteten Revolutionsmänner, der sogenannten
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einen der Gensdarmen an der Brust packte; ich aber sprang ebenso schnell mit aller Kraft dazwischen, die gute liebe Tante unter Bitten und Flehen auf die Seite schiebend, so daß sie ihrem erzürnten Herzen nur noch mit Verwünschungen der bayrischen Obrigkeit Luft machen konnte. Sie hielt mich aber immer noch mit beiden Händen krampfhaft fest am Arm, mich angestrengt nach innen ziehend, um mein Fortgehen zu verhindern. Nur durch meine bestimmte Versicherung, daß die ganze Verhaftung ja nichts Anderes bedeute, als eine Untersuchung, und daß ich nach einigen Stunden wieder heimgehen könnte, was die Gensdarmen, die sich in einer sehr peinlichen Klemme fühlten, schlauerweise bestätigten, konnte ich sie endlich, während ihr nun die Thränen über die runden Wangen zu perlen begannen, beschwichtigen und, ihr die Hand drückend, Abschied nehmen. Meine Eltern, die in einer entfernteren Gasse wohnten, hatten zu meiner Beruhigung bis dahin noch nichts von dem Vorgang erfahren. Da sich nun die Menschenmasse auf der Straße auch weit ruhiger verhielt, so sah ich den Augenblick gekommen, wo ich mir durch die Volksgnade die Erlaubniß erworben, mich einkerkern zu lassen. Jetzt rief ich der Gensdarmerie ,, Vorwärts, marsch!" zu, und sie folgte mir auf's Wort, als wäre es meine Leibgarde. Doch lief das Ding immer noch nicht ganz glatt ab, denn auf dem Wege zu meiner neuen Residenz hatte ich noch ein gar zahlreiches Gefolge; die Hallo! Hui! und Pfui! auf die Polizeimannschaften wollten kein Ende nehmen; überall auf unserm Wege riß man die Fenster auf und rannten die Leute aus den Häusern heraus; mehrmals kam unser Zug nur mit knapper Mühe an dem Rande blutigen Konflikts vorbei. In diesem Hangen und Bangen in schwebender Pein" sagte auch der Brigadier zu mir:„ Wenn Sie nicht so vernünftig wären, hätte uns das Volk längst kaput gemacht; da möcht' der Teufel Gensdarm sein!" Wie oft hatte ich es damals auch zu bedauern, bei meinen Pfälzer Landsleuten neben gesundem revolutionärem Geiste und zu jeder guten That so rasch erregbarem Temperamente, so geringe Einsicht in die politische Aufgabe der Zeit und so großen Mangel an Ueberblick über die allgemeine Sachlage wahrzunehmen. Glaubte doch die große Mehrheit von ihnen, es genüge, wenn Jeder bei so oder sb gebotenen Umständen je nach seinem Geschmacke für die Freiheit" fämpfe. Deshalb war ich auch überzeugt, daß mir viele meiner Frankenthaler Mitgenossen es in ihrem ganzen Leben nicht ganz verzeihen würden, daß ich sie heute bei einer so schönen Gelegenheit um den süßen Genuß gebracht, einige Vollstrecker obrigkeitlicher Befehle recht gründlich durchzuprügeln und in solch' erhabener Weise Freiheitshelden" zu werden.( Fortsetzung folgt.)
Triumviren"( Marat , Danton , Robespierre ), fing er im Herbst 1793 an, matt und lahm zu werden. Er zog sich eine Zeitlang auf's Land zurück, wo er den Rest seiner Energie verlor. Bei seinem Wiedereintritt in's politische Leben plaidirte er für eine Politik der Schonung und Mäßigung, die allerdings den Selbstmord der Revolution bedeutet hätte. Von Tag zu Tag erweiterte sich die Kluft zwischen Danton und Robespierre . Ein Konflikt war unausbleiblich. Statt sich zum Kampf zu rüsten, legte Danton die Hände in den Schoß, stieß dann und wann ein paar seiner pomphaften geflügelten Worte" aus, und harrte thatlos der Dinge, die da kommen sollten. Sie tamen. Nach dem Robespierre unter dem thörichten Beifallsruf, theilweise sogar mit Hülfe Danton's und seiner Freunde( der" Dantonisten", obenan der geistvolle Journalist Camille Desmoulins ), die Hebertisten überrumpelt und auf's Schaffot geschafft hatte, ließ er in der Nacht vom 30. auf den 31. März 1793 Danton und dessen einflußreichste Freunde verhaften. Am 1. April erschienen sie vor dem Revolutionstribunal. Von dem Gerichtspräsidenten Dumas dem Brauche gemäß nach Namen, Alter und Wohnung gefragt, antwortete das Haupt der Angeklagten, fast prahlerisch stolz:" Ich bin Danton , hinlänglich bekannt in der Revolution; ich bin 35 Jahre alt; meine Wohnung wird bald das Nichts sein, und mein Name wird im Pantheon der Geschichte leben." Die Prozeßverhandlungen dauerten mehrere Tage; sie waren übrigens blos eine theatralische Förmlichkeit, denn die Verurtheilung war von vornherein beschlossen. Am 4. April wurde Danton , nebst Camille Desmoulins , Lacroix, Philippeaux und 11 anderen, zum Theil gemeiner Verbrechen Angeklagten das war ein Robespierre 'sches Kunststückchen! für Schuldig erklärt, und am folgenden Tag guillotinirt. Drei und einen halben Monat später erfüllte sich Danton's Prophezeiung:„ Ich ziehe Robespierre nach! Robespierre folgt mir!"