177 das Lied des Stieglitzes ziemlich nahe. Mit lauten Locktönen leitet er es ein, nach und nach das fröhliche Klingen der Kriegs- trompete nachahmend. Oft singt das Männchen sein Lied theil- weis oder auch ganz im Fluge. Am empfindsamsten erscheint ihm dasPink, pink", das es oft in lauten Tönen mehrmals hinter einander wiederholt. Auch der Stieglitz hat fortwährend Kämpfe mit anderen Männchen zu führen, von denen oft zwei bis drei das Weibchen verfolgen. Er hat vollauf zu thun, die Frechen abzuweisen und lägt sein Nest deshalb nie aus den Augen. Er begleitet sein Weibchen überall hin und offenbart hierbei den fürsorglichsten, verliebtesten Ehegemahl, wozu freisich auch wohl etwas Eifersucht ihn treiben mag. Aus den laub- reichen Baumkronen klingt der ungemein wohlklingende Flötenton des Pfingstvogels, des Pirols, an unser Ohr. Alle übrigen Waldstimmen übertrifft er an Stärke, namentlich im Wettkampf der eifersüchtigen, streitenden Hähne. Schallt nun noch das lustige Rufen des Kukuks dazwischen, so umgibt uns überall ein Wohl- klang und eine Harmonie, die das Herz höher klopfen macht. Wir schreiten weiter, dort dem schäumenden Bächlein nach, von Erlen und Salweiden umkränzt. Dort läßt sich ein gar lieblicher Sänger vernehmen, der große Weidenzeisig oder Fitis. Ist sein Lied auch nur kurz, so übt es doch durch seine sanfte, rührende Melodie auf uns einen wunderbar ergreifenden Eindruck. Und welch' Vergnügen ist es nicht erst, dem Treiben des kleinen Lenzesboten zuzuschauen. Leicht wie kein anderer Bogel tänzelt und flattert das kleine, kaum 4'/s Zoll lange Bögelchen zwischen dem Gesträuch hin und her, Jubeltöne entströmen der kleinen Kehle, die immer tiefer und tiefer herabfallen und in einem herzigen, süßen Geflüster endigen. Kaum vermögen wir es in seinem schlichten, graugrünen Kleide von den umgebenden Blättern zu unterscheiden, nur die mit gelblichem Scheine ange- hauchte Brust und Kehle machen das schlanke Vögelchen bemerkbar. Rückkehr von der Konferenz. 'Noch verborgener hält sich der Mönch, der selten einmal sein dichtes Gebüsch verläßt. Nur im Wonnegefühl der erhörten Minne schwingt sich der kleine Schwarzkopf auf den Wipfel eines Baumes, um von ihm herab sein herzerfrischendes, von Lenz und �iebe singendes Liedlein zu schmettern. Er ist ein ausgezeichneter Dänger und offenbart sich als solcher nicht nur in dem ihm eigenthümlichenUeberschlag", sondern er weiß auch die von an- deren überkommeneu Strophen und Melodien mit Innigkeit, Zart- lichkeit und einem leisen Anhauch von Rührung vorzutragen. Doch leise nur haucht er die erborgten Töne, während sein llr- kied in lauten Klängen uns entgegenschallt. Nicht weit davon erfreut auch der klappernde Triller der Klappergras in ücke, die von ihm den Namen Müllerchen erhalten. Das immer bewegliche Thierchen hüpft gar munter von Zweig zu Zweig, anmuthig und zutraulich blickt es uns an und schwätzt sein kleines Liedchen dazwischen. Mit ihm hält die graue Grasmücke friedliche Nachbarschaft und läßt ihre erfrischenden Töne oft in unserer unmittelbaren Nähe vernehmen. Unruhig und rastlos fliegt und hüpft sie durch das dichte Blätterdach, umkreist Busch und Strauch und läßt sich nur selten auf einem freistehenden Äste erblicken. Dort im Dornengebüsch sucht die fahle Dorn gras m ücke ein stilles, heimliches Brutplätzchen, schwingt sich mit einem Freudenschrei auf den hervorstehenden Ast eines Baumes, in lauten Tönen dem Weibchen zurufend. Ein Paar Baum- rothschwänzchen treibt hier auch sein lustiges und fröhliches Wesen. Unablässig. verfolgt das Männchen sein Weibchen, es mit Liebkosungen überhäufend. Doch plötzlich verliert sich der heitere Ausdruck seines Wesens; in tiefen Bücklingen und in dem schnell folgenden Ansivippen des rothen Schwänzchens gibt eS seine Aufregung kund. Wüthend stürzt es sich auf den Neben- buhler, der sich in seine'Nähe gewagt; zerrend, raufend und zankend jagen beide durch Büsche und Baumzweige, mit gefächertem