überhaupt war, ebenso sollte aus diesem Lande auch der Mann hervorgehen, welcher berufen war, der typographischen Kunst eine so weittragende Bedeutung zu geben.
Jenes freundliche Städtchen in der heutigen preußischen Pro vinz Sachsen , in welchem der Reformator des römischen Glaubens das Licht der Welt erblickte, sollte auch der Ehre theilhaftig sein, den Mann in seinen Mauern werden zu sehen, der die Welt mit einem der höchsten Triumphe der mechanischen Wissenschaft be= schenkte. Am 17. April 1775*) wurde in Eisleben Friedrich König , der Erfinder der Schnellpresse, der bedeutendste Reformator der Typograpbie feit ihrem Bestande, geboren.
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gange unsers Jahrhunderts zu unglücklichen gemacht wurden, verlor König den größten Theil seines bescheidenen Vermögens. In die Zeit von 1802 bis 1803 fällt das Auftauchen der Idee König's, die Buchdruckerpresse, welche seit der Erfindung der Kunst immer ihre primitive Form beibehalten hatte, zu verbessern; um damit rascher zum Ziele zu gelangen, studirte er Mechanit und Mathematit.
Fürwahr, ein seltenes Zusammentreffen! Der große Geist, sonderen Apparat verrichten zu lassen, welcher der Welt die
Sieben Siegel" des
Bibel- Buches öffnete, der mit fühner Hand Deutschvon den Fesseln land Roms befreite, und der nicht minder große Geist, durch dessen geniale Idee ,, das Wort ist Fleisch geworden"
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sie Beide
find Kinder Einer Stadt.
In diesem, der deut schen Geschichte heiligen Städtchen verlebte König, dessen Vater ein in bescheidenen Verhältnissen lebender Dekonom und Wirthschaftsbesitzer war, seine Kinder-, seine Knabenjahre; dort empfing er seine erste Jugendbildung und absolvirte in
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dem von Luther zwei Tage vor seinem Tode gestifteten Gymnasium das Studium der beiden klassischen Sprachen. Als er dann den Entschluß faßte, Buchbrucker zu werden, siedelte er an seinem fünfzehnten Geburtstage nach Leipzig über an demselben Tage, an welch in von jenseits des Dzeans, Benjamin Franklin's Geist, welcher Amerika die Freiheit gab, und Lichtströme über Europa ergoß, in den Schoß der Gottheit zurückkehrte."**) Am 17. April 1790 trat der Jüngling in die Offizin von Breitlopf und
Wie bei so vielen nüßlichen und staunenerregenden Erfindungen, war auch bei der Erfindung der Schnellpresse die VerKönig's Plan be= anlassung an sich einfach und unbedeutend. schränkte sich anfänglich darauf, das Farbegeben durch einen be= welcher, mit dem Karren verbunden, durch ihn auch zugleich in Bewegung ge= setzt werden sollte. Durch die Lösung dieser Aufgabe sollte von den bisher an der Handpresse beschäftigten zwei Druckern
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dem Preß- und dem Walzenmeister Einer,
und zwar der Letztere, überflüssig gemacht werden. Um mit der nöthigen Ruhe an der Ausführung seines Planes arbeiten zu können, begab fich König nach Suhl im Thüringerwalde, das durch seine Eisenfabrikate und seine Gewehrfabrikation sich eines europäischen Rufes erfreut. Erst nach anderthalb Jahren kam es mit diesem Farbe- Apparate zu einem Versuche, der übrigens höchst versprechend ausfiel.
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wir
" Da aber" gebrauchen hier König's eigene Worte ,, durch diesen Plan nichts an der Geschwindigkeit gewonnen werden konnte, so kam mir bald der Gedanke von selbst in den Sinn, diese Presse durch Maschinerie in Bewegung zu setzen oder die verschie= denen Verrichtungen auf eine umbrehende Bewegung zurückzuführen, um dann irgend erst eine bewegende Kraft anbringen zu können. Die Ausführung dieses Planes war noch nicht ganz vollendet, als ich genöthigt war, mich nach einem Beistande umzusehen, um die Idee weiter zu verfolgen."
Härtel als Lehrjunge ein. Zu dem Erlernten wollte er Neues lernen, und wahrhaftig ist die Buchdruckerei eine der besten Schulen-in sie geht und von ihr kommt alle Intelligenz.
Während seiner Lehrzeit beschäftigte er sich eifrig mit dem Studium der fremden Sprachen, der Geschichte, Philosophie und der schönen Literatur. Als er seine Lehrzeit beendet hatte, konditionirte er als praktischer Buchdrucker in Leipzig , Halle und Greifswalde und kehrte dann in seine Vaterstadt zurück, wo er im Jahre 1800 eine Buchhandlung etablirte. Durch Unternehmungen, die größtentheils von den schlechten Zeiten am Ein
*) Nach den neuesten Angaben 1774.
**) Mirabeau's Worte, als er der französischen Kammer Mittheilung von Franklin's Tode machte.
Um diesen Beistand zu finden, reiste König erst nach Wien , dann nach St. Petersburg , wohin er sich am 13. Mai 1806 von Lübeck aus einschiffte.
In den kontinentalen Regierungsfreisen herrschte damals allgemein die löbliche Gepflogenheit, jedes eingereichte Projekt einfach zu ignoriren. Kaiser Franz betrachtete die Telegraphie als ein Taschenspielerstückchen und von den Eisenbahnen wollte er schon gar nichts hören. So lang i leb', gibt's dös ewi' nöt! war seine stereotype Rede, und damit sprach er jeder neuen Erfindung sein Verdammungsurtheil. ( Schluß folgt.) Redaktion der ,, Neuen Welt".
†) Das Bild wurde uns von der Familie des Erfinders in zuvorkommendster Weise zum Abdruck überlassen.
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