Flug nahmen, sollten in das enge und starre Bekenntniß der Helvetischen Konfession gepreßt, allen protestantischen Sekten der Lebensnerv zerschnitten, der völlig abgestorbene Kalvinismus wieder zum Leben erwedt werden. Zu dem Zwecke war ein Formular entworfen, das unterschrieben und beschworen werden sollte. Ein eigener Gerichtshof, die Religionskammer, ward mit der Ausführung dieser Maßregel, gegen die Holland und England sich vergebens erklärten, beauftragt. Die Folge war eine ungeheure Aufregung der Gemüther. Ueberall begegnete der Konsensus, wie man den Glaubenseid nannte, hartnäckigem Widerstande, und trotz der harten Strafen*), die auf die Verweigerung des Eides gesetzt waren, erreichte Bern seinen Zweck nicht. Statt die Sekten zu vernichten, vermehrte die rigoristische Strenge nur deren Anhänger, während sie die Beamten, Pfarrer und Professoren der Universität Lausanne, die den Eid nicht weigern konnten oder wollten, in den Augen der Nation aller Achtung beraubte. Auch leisteten Viele den Eid nur unter Vorbehalt, oder nachdem Bern mildernde Erläuterungen und Zugeständnisse gemacht hatte.
Nicht
Schwerer aber als der religiöse Despotismus lastete das Verwaltungssystem der Berner Souveräne auf dem Waadtlande. Und dies war der zweite Punkt, der Davel in die Opposition und endlich zu dem Versuche trieb, das Berner Joch abzuschütteln. Die Politik Berns ist nie eine großartige gewesen. das Streben nach Macht, sondern die Sucht nach Besitz kennzeichnet sie. Es galt nicht, Eroberungen zu machen, sondern Domänen zu gewinnen, nicht zu regieren, sondern Einkünfte zu erzielen. Erst der Besitz, der Reichthum entwickelte in Bern die Herrschsucht. Demgemäß war seine Verwaltung des Waadtlandes nur eine mehr und mehr erweiterte Auspressung, und was als politische Maßregel erscheint, diente nur diesem Systeme. Ehe Bern seinen Fuß in das Waadtland setzte, blühte dieses durch seinen
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*) Die Weigerung des Eides( Serment de conformité au consensus) wurde mit Verbannung und Konfiskation des Vermögens bestraft. Kehrte ein Verbannter in das Land zurück, so wartete seiner Stäupung und Brandmarkung, im Wiederholungsfalle die Galeeren oder der Tod. Alle Civilakte der Sektirer waren null und nichtig.
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Der Erbprinz auf Reisen( s. das Bild S. 245). Ja, es will Alles gelernt sein und zumal das Regieren, das ein sehr schwieriges Sandwerk sein soll. Drum: Jung gelernt, alt gethan!" sagt Sere: s*) zu dem Hofmeister des achtjährigen Erbprinzen, des einstigen habers seines 6 Quadratmeilen großen Vaterlandes. Wir ne Reise thun, um unsern erlauchten Sprossen in die Regentenraktisch einzuweihen." Auch der Hofschneider wird alarmirt. or Durchlaucht Hosen und auch ein Röcklein an." Haarind Degen vervollständigen die Repräsentation des fünf3 und obersten Kriegsherrn seiner 206 Mann Bundesie 25,000 Herzen des Kartoffellandes werden angesichts Zuversicht in die bessere Zukunft schauen. Bürger, Pfarrer, Schulmeister und Büttel, Alles hat Kunde von dem hohen Besuche vernommen: ffen!" und der Güldene Löwe" hat schon eherbergt. Die feierliche Stunde ist da, spigenbesezten Flügelhauben und ihre lein nebst dem bunten Sonntagsihrem gnädigen Landesherrn ter hat heute ihrem„ Alten" denn er muß den Kernben allseitiges Erscheinen
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Ackerbau und Handel; mit der Fremdherrschaft begann der Verfall. Die Schäße des Landes flossen nach Bern ; Boden, Gewerbe und Personen wurden mit wachsenden Abgaben bedrückt, und mit dem Wohlstande sanken die alten Freiheiten und Privilegien dahin. Eine allgemeine Demoralisation war die Folge dieses Regierungssystems, unter dem nun das Waadtland schon gegen zwei Jahrhunderte seufzte. Der Gemeinsinn und Freiheitsgeist des Landes und der Städte hatte sich in Partikularismus, Selbstsucht und Kriecherei verwandelt. Der Adel, den Bern bei jeder Gelegenheit demüthigte, und dem es alle Bedeutung dadurch genommen hatte, daß es Jedem gestattete, adelige Güter zu erwerben, sobald nur von der Kaufsumme die doppelte Abgabe ge= zahlt wurde, die für den Kauf und Verkauf bürgerlicher Besitzungen festgestellt war, der Adel kannte nur noch den Ehrgeiz, être de Berne, d. h. in das Bürgerrecht und das goldene Buch der Patriziergeschlechter Berns aufgenommen zu werden. Die große Masse war unwissend, gottlos, verdeibt, habsüchtig und von einer Prozeßwuth befallen, die, von den Männern des Gesetzes an= gefacht und genährt, ihre Verarmung beschleunigt und vollendet hatte. Diejenigen, die einer solchen Verwahrlosung hätten entgegenarbeiten sollen, die Pfarrer, besaßen keinen Einfluß auf, ihre Gemeinden. Die Mehrzahl war ebenso unwissend wie schlecht besoldet, und die gute Pfründen besaßen, dachten mehr auf Vergnügungen und Ausschweifungen, als an Erfüllung ihrer Pflichten. Als Sohn eines Landgeistlichen und einer Familie von Weinbauern angehörig, hatte Davel schon vor Beginn seiner kriegerischen Laufbahn vielfach Gelegenheit gehabt, die elende Lage des Volks, dessen Patois er vollkommen verstand und sprach, kennen zu lernen; jetzt in freier Muße waren seine Gedanken unablässig auf den Zustand des Vaterlandes und die Mittel gerichtet, diesem Glück und Freiheit wiederzugeben. Tag und Nacht brütete er darüber, jeder Augenblick seines Lebens gehörte fortan nur diesem Zwecke. Doch verschloß er denselben, seiner Natur gemäß, so sorgfältig in sich, daß bis zum Augenblick der That Niemand eine Ahnung von dem hatte, was in ihm vorging.
( Fortsegung folgt.)
der neuen Welt.
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schönen Rede des Schulmeisters, der so sinnreich von der Heerde und dem Hüter spricht. Aber warum lächelt denn der„ Gänsesepp" dort hinter dem erhobenen Arm des Schulmeisters so schelmisch, als ob er sagen wollte:„ Nun, das versteht Unsereiner auch"? Pfarrer und Schulze aber unterm Baume sehen ganz besonders vergnüglich drein, und selbst der güldene Löwe" im Wirthshausschilde macht, wie es Ja, ja, so war es dazuscheint, einen lustigen Saß in die Luft. mal, wo die Erbprinzen noch was Besonderes zu regieren hatten. Heute sind die Zeiten anders geworden und die Erbprinzen werden nicht mehr mit solchen Reisen gequält. Die großen Regierungssorgen sind den kleinen Herren abgenommen worden, und wie es den Regierten geht fragt den Gänsesepp", der es inzwischen bis zum wohlbestallten Dorfhirten und Nachtwächter gebracht und als alter Mann dem Maler dieses Bildes die ganze Geschichte berichtet hat.
Daß das Regieren und Hüten, wie der Schulmeister sagt, ein schwieriges Handwerk ist, beschwört Sepp heute noch, und was der Erbprinz auf seiner Reise gelernt hat, laßt's euch von Bismarc erzählen.
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Sprüche aus dem Munde der Völker.
Gesammelt von F. 3.
( Französisch.)
Le diable ne prend tout ce qu'on lui donne.
Was hilft's, daß mein gerechter Haß
Dich in die Hölle flucht?
Der Teufel nimmt nicht Alles, was
Man ihm zu geben sucht.
La cour de Rome ne veut brébis sans laine.
Rom läßt Jeden zu sich herein, Ohne Geld nur darf er nicht sein.
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p.