,, Sagte ich es nicht, daß Sie erstaunen würden? Ging's mir denn besser? Ich glaubte meinen Ohren nicht trauen zu dürfen, als ich den Namen hörte. Ein so armes Mädchen aber ich pries doch Gottes Liebe und Güte, der die Menschen so wunderbar zusammenführt und sich der Elenden und Verlassenen annimmt. Wenn Gott so deutlich den Weg bezeichnet, den zwei Menschen zu wandeln haben, dann sollten wir wohl ein Uebriges thun und dahin streben, daß sein Wille auch ausgeführt wird. Ich möchte das schon thun, doch stehe ich mit den Eglers schlecht er ist ein roher Patron...."
,, Wenn Sie im Namen Gottes kommen," sagte Berner ,,, dann müßte es doch mit einem Wunder zugehen, wenn man Sie nicht mit offenen Armen aufnehmen würde."
Der Pfarrer wußte nicht, was er auf diese Worte, die wie schneidiger Hohn flangen, erwidern sollte. Er that, als hätte er sie gar nicht gehört und fuhr fort: Herr Berner, Sie sind mit Eglers befreundet. Ich denke, Sie werden keinen Augenblick zögern, ein wirklich gutes Werk zu thun. Es würde Ihnen auch," fügte er in scharfer Betonung hinzu ,,, reiche Früchte tragen. Ein Mann, der dem Förster diesen Dienst leistet, wird gegen alle Noth des Lebens geschützt sein. Niemand ist dankbarer als Derjenige, dessen Liebessehnsucht erfüllt wird...."
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" Zumal wenn er mit der Geliebten auch eine reiche Mitgift erhält," ergänzte Berner.
Der Pfarrer blickte ihn einen Augenblick sprachlos an. Sollte Berner etwas von dem Walde wissen?
,, Sie scherzen, lieber Herr Berner," sagte er endlich. ,, Lassen Sie uns keine unnützen Worte drechseln, Herr Pfarrer," entgegnete Berner aufstehend. Ihr trauernder Förster trauert um den Wald, den er gern haben möchte, und die Seufzer und Thränen, die dabei zum Vorschein kommen, sind heuchlerisch. Das wissen Sie auch besser als ich, und Sie sollten mich nach grade kennen. Durch so plumpe Mittel, wie Sie sie anwenden, lasse ich mir feinen Sand in die Augen streuen. Ersparen Sie sich also jede weitere Mühe; das Mädchen besitzt auch nicht die geringste Neigung für Ihren Förster, ihr Herz ist vergeben. Ich biete zu einem Kuppelgeschäfte nicht die Hand. Der grade Weg ist der beste, sagen Sie das dem Förster; empfindet er wahre Neigung für das Mädchen, dann weiß er ja, wo sie wohnt." ,, Aber, lieber Herr Berner," stotterte der Pfarrer, im höchsten Grade verwirrt ,,, ich weiß gar nicht, was Sie wollen." Ich aber genau, was Sie im Sinne haben, und ich glaube, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt. Der Förster muß sich den Appetit nach dem Walde vergehen lassen und er wird wohl thun, bei Zeiten an eine andere Versorgung zu Denken. Das kann ihm auch nicht schwer fallen, seine Kunst im Schwören wird ihn nie verderben lassen."
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Der Pfarrer hatte sich von seiner Ueberraschung wieder erholt. „ Ich gebe Ihnen mein Wort, Herr Berner," sagte er ,,, daß mir der Förster nichts von einem Walde oder einer Mitgift gesprochen. Sie können sich denken, daß mich Ihre Antwort in Erstaunen versetzt. Ich habe Eglers stets für sehr arm gehalten." " Erlassen Sie mir darauf die Antwort," entgegnete Berner. Ich von meinem Standpunkt werde mit allen Kräften gegen den saubern Plan ankämpfen, weil ich nur Unglück voraussehe." ,, Aber, lieber Herr Berner..."
„ Ich bin zu dem Handel nicht gewissenlos genug." ,, So werden Sie es vor Gott zu verantworten haben," sagte der Pfarrer, sich jetzt auch erhebend und zu seinem Hut und Stocke greifend. Gott weiß es, ich wollte helfen und retten gegen mein eigenes Empfinden, das mir zuflüsterte, diesen Eglers niemals mehr die Hand zur Stüße zu reichen. Gott , der in die Herzen sieht, weiß, wie ehrlich meine Absicht gewesen, wie übermächtig die christliche Liebe in mir erwachte, die da befiehlt, die rechte Wange hinzuhalten, wenn die linke geschlagen wird. Alle Regungen des Zorns unterdrückte ich und gab bereitwillig Raum der christlichen Langmuth und Liebe gegen Diejenigen, die uns haffen. Ich..."
" Herr Pfarrer," unterbrach Berner die Selbstverherrlichung, ,, mir gegenüber bedarf es dieser Worte nicht, wir kennen uns ja."
Der Pfarrer warf ihm einen wüthenden Blick zu, aber noch. einmal unterdrüdte er seinen Zorn.
,, Herr Berner, Sie sind arm," sagte er.„ Sie werden alt bedenken Sie, was Sie mit Ihrer Weigerung verscherzen."
„ Ich bin mir darüber ganz klar, Herr Pfarrer. Sie werden sich erinnern, daß ich ebenso entschieden Ihre Wünsche zurückwies, als Sie Marie Köhler glücklich machen wollten." Jetzt schäumte es bei dem Pfarrer über. Sie erdreisten sich, mich zu verhöhnen!" rief er mit lauter Stimme. Ihnen theuer zu stehen kommen."
„ Das soll
Er riß die Thür auf und stürmte hinaus. ,, Da befindet sich Blumenthal wirklich auf gutem Wege," sagte Berner. Was wäre das doch für ein Glück, wenn er den Vertrag fände. Er sprach von Jörg- aber der Jörg hat den Wiesenvertrag nicht gestohlen, das habe ich dem Egler schon längst gefagt, der Mensch stiehlt den Armen nichts. Ich sollte doch einmal in den alten Büttner'schen Papieren nachsehen; doch morgen auf den Boden steigen."
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will
Noch einen Besuch empfing Berner, ehe er zur Ruhe ging. Der Weber Frommelt, ein hochbetagter Greis, feuchte an Krücken heran.
,, Viel zu spät, Frommelt, für Ihr Alter," sagte Berner, ihm rasch einen Stuhl bringend.
,, Geht zu Ende, geht zu Ende," sagte der Alte mit heiserer Stimme und ließ sich auf den Stuhl nieder. Möchte doch nicht eher zur Grube fahren, als bis ich mein Recht bekommen und meinen Sohn vor der Welt gereinigt habe. Will mich doch an den König wenden, das soll ein gerechter Mann sein." Berner schüttelte den Kopf.„ Eine Krähe hackt der andern die Augen nicht aus," sagte er.„ Dabei kommt nichts heraus. Der König ist kein König der Armen Der König ist kein König der Armen der erkundigt sich besten Falls bei der Regierung und die Regierung beim Landrath und der Landrath der Landrath beim Grafen. Was kann dabei Gutes herauskommen?"
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" Haben wir Armen denn gar kein Recht? Und so sonnenklar ist's ja, daß der Schlegel einen falschen Eid geschworen. Der König soll doch gut sein und ein Herz für seine Unterthanen besitzen. Ich möchte es doch einmal probiren. Der wird, glaube ich, schon Recht schaffen."
,, Ich will die Eingabe gern machen," sagte Berner, aber ich verspreche mir gar nichts davon. Vergeht denn ein Tag, an dem nicht ein Bürger- oder Bauernkind von einem Offizier gemordet wird? Wollte er alle die Mordthaten bestrafen, dann würde der König bald keine Offiziere mehr haben. Das Erstechen aus Vergnügen ist verboten, aber das zu Tode drillen nicht, aber was hilft das Reden ich werde die Eingabe machen. Doch habt Ihr denn auch Geld, das Porto zu bezahlen? Solch Brief muß gehörig rekommandirt sein und das kostet viel Geld."
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,, Dann werde ich wohl nichts machen können," sagte der Alte seufzend. Da können sich ja nur die Reichen an den König wenden...."
Deren König ist er ja auch," antwortete Berner finster. Was brauchen die Armen auch einen König. Rechnet einmal aus, Frommelt, wie viele Weber und Spinner von den Millionen Thalern ihr ganzes Leben lang glücklich leben könnten, die so ein einzelner Mensch in einem Jahre verbraucht." Frommelt nickte mit dem Kopfe.
,, So wird die Schuld auf meinem Sohne sitzen bleiben," sagte er nach einer Weile.
,, Schuld, was für eine Schuld denn?" rief Berner aufgebracht aus. Wenn er sich wirklich gegen den Hauptmann, der ihn mißhandelte, zur Wehr gesetzt, wenn er seinen Quäler niedergestoßen hätte, dann würde er vor der Welt im Rechte gewesen sein." ,, Aber die Leute sagen doch..."
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,, Die Leute reden nur, was man ihnen vorgeschwatzt. Beinigt und quält man mich, dann wehre ich mich. Doch, lieber Nachbar, ich will an den König schreiben morgen fönnt Ihr den Brief abholen." ,, Ach, lassen Sie es lieber sein, ich kann ja doch das Porto nicht aufbringen."