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Märztagen hatten die Bauern der Ostprovinzen überall die Frohn- sich, dem gnädigen Herrn fernerhin wie das liebe Vieh Hofearbeit eingestellt, ja hier und da von den gnädigen Herren schrift- dienste zu thun und die bisherigen furchtbaren Lasten, Zinsen und liche Verzichtleistung auf solche Arbeit erzwungen. Es handelte Abgaben aller Art weiter zu entrichten. In den Geldkästen der sich also nur darum, diesen bestehenden Zustand für gefeßlich zu Gutsherren trat eine bedenkliche Ebbe ein." Die Berliner Vererklären, und der lange genug geschundene ostelbische Bauer war sammlung nahm die Regelung dieser Verhältnisse in die Hand. ein freier Mann. Aber die Berliner Versammlung, volle 59 Jahre„ Es war Gefahr im Verzuge. Das begriff die Kamarilla zu nach dem 4. August 1789, wo die französische Nationalversamm Potsdam , deren Säckel sich ebenfalls aus dem Schweiß und Blut lung alle Feudallasten unentgeltlich aufgehoben, hatte sich noch des Landvolks zu füllen versteht. Also fort mit der Versammimmer nicht zu einem gleichen Schritt zu ermannen vermocht. lung! Machen wir selbst die Gesetze, wie sie uns am einträg= Man erleichterte in etwas die Bedingungen der Frohnten Ab- lichsten erscheinen! Und so geschah es. Die für Schlesien im lösung; aber nur einige der skandalösesten und empörendsten Staatsanzeiger" erschienene Verordnung ist nichts als ein VerFeudalrechte sollten unentgeltlich abgeschafft werden; jedoch ehe hau mit Wolfsgruben und allem Zubehör, in welchem das Landdieser Gesezentwurf endgiltig angenommen, erfolgte die Sprengung, volf, wenn es sich einmal hineinbegibt, unrettbar verloren ist." und Herr Manteuffel erklärte, diesen Entwurf werde die Regie- Wolff weist nun nach, daß im Wesentlichen mit der Verordnung rung nicht zum Gesetz erheben. Damit waren die Hoffnungen die vormärzlichen Zustände wieder hergestellt werden und schließt: der altpreußischen frohnpflichtigen Bauern vernichtet, und es galt ,,, Allein was hilft's? Die gnädigen Herren brauchen Geld. Der auf diese zu wirken, indem man ihnen ihre Lage klar machte. Winter ist da mit seinen Bällen, Maskeraden, lockenden SpielUnd hierzu war Wolff der Mann. Nicht nur, daß er selbst ur- tischen 2c. Die Bauern, die bisher die Vergnügungsmittel gesprünglich höriger Bauernsohn war und in seiner Kindheit selbst liefert, müssen sie auch ferner schaffen. Das Junkerthum will Hofedienste hatte thun müssen; nicht nur, daß er sich die volle sich wenigstens noch einmal einen vergnügten Karneval bereiten Glut des Hasses gegen die feudalen Unterdrücker bewahrt hatte, und die November- Errungenschaften des Absolutismus möglichst die eine solche Kindheit in ihm erzeugt; Niemand kannte die ausbeuten. Es thut recht daran, sich zu beeilen, zu tanzen und feudale Knechtungsweise so sehr in allen ihren Einzelheiten wie zu jubeln in herausforderndem Uebermuth. Denn bald dürften er, und das grade in der Provinz, die eine vollständige Muster- galizische Wuthscenen in die gottbegnadete Adels- Orgie hineinfarte aller ihrer mannichfaltigen Formen lieferte in Schlesien . spielen." In der Nummer vom 18. Dezember 1848 eröffnete er den Feldzug in einem Artikel über die erwähnte Erklärung des Ministeriums. Am 29. Dezember folgte ein zweiter, derberer, über die oftroyirte Verordnung wegen interimistischer Regelung der gutsherrlich bäuerlichen Verhältnisse in Schlesien ". Diese Verordnung, sagte Wolff, ist eine Aufforderung an die Herren Fürsten , Standesherren, Grafen , Barone 2c., sich zu sputen und , interimistisch' das Landvolk unter dem Anschein des Gesetzes noch so auszusäckeln und auszuplündern, daß sie nach dem fetten Jahre die mageren desto leichter überbauern können. Vor dem März war Schlesien das gelobte Land der gnädigen Gutsherren. Durch die Ablösungsgesetze seit dem Jahre 1821 hatte sich das feudale Junkerthum so warm gebettet, als nur immer möglich. Infolge der Ablösungen, die stets und überall zum Vortheil der Privilegirten und zum Ruin des Landvolks betrieben und durchgeführt wurden, hatte das schlesische Junkerthum nicht weniger als circa 80 Milliönchen an baarem Gelde, an Ackerland und Renten aus den Händen des Landvolfs erhalten. Und noch waren die Ablösungen noch lange nicht zu Ende. Daher die Wuth über die gottlose Revolution des Jahres 1848. Die Landleute weigerten
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Am 20. Januar erfolgte ein neuer Artikel Wolff's, der in dies Gebiet einschlug. Die Reaktionspartei hatte einen Schulzen Krengel in Nessin bei Kolberg nebst mehreren Tagelöhnern dahin gebracht, eine Anfrage an den König zu unterschreiben, ob es wahr sei, daß Se. Majestät wirklich beabsichtigten, das Grundeigenthum zu theilen und den Besitzlosen zuzuwenden? „ Man kann sich", sagt Wolff, den Todesschrecken und die schlaflosen Nächte der Tagelöhner von Nessin vorstellen, als sie von solchen Absichten hörten. Wie? Der König will den Grundbesitz theilen? Wir Tagelöhner, die wir bisher für 5 Silbergroschen täglich mit solcher Wollust den Acker des gnädigen Herrn bestellten, wir sollten aufhören zu tagelöhnern und unser eignes Feld bearbeiten? Der gnädige Herr, der 80-90 Dominien besitzt und blos einige hunderttausend Morgen, von dem sollen soundsoviele Morgen an uns ausgegeben werden? Nein, bei dem bloßen Gedanken an so schreckliches Unheil zitterten unsere Tagelöhner an allen Gliedern. Sie hatten keine ruhige Stunde mehr, bis sie die Versicherung hatten, daß man sie wirklich nicht in dieses bodenlose Elend stürzen, die drohenden Morgen Landes fernhalten, und den gnädigen Herren nach wie vor belassen wollte."
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Die Rose.
Von
Dieser Fluren! Komm, o schöne
Maienblumen starben hin.
Deffne dich beim Lustgetöne
Holde Blumenkönigin!
Rose komm'! In stiller Feier,
Unter jungfräulichem Schleier
Warten Lilien auf dich;
Und für deine Schönheit offen, Steht mein Herz in süßem Hoffen; Liebeshauch umjäuselt mich."
Hugo Sturm.
So fleht der Dichter Jacobi, und wer von uns wollte nicht feine Bitte unterstützen? Die Rose ist ja die Fürstin unter den Blumen, die erst der wiedererwachten Natur ihren wahren Reiz verleiht. Selbst der roheste Mensch steht wohl einen Augenblick bewundernd still, wenn er an einem mit Blüthen übersäten Rosenstrauch vorüberschreitet, ihn berührt der süße Duft wie eine stille Mahnung an seine Jugend, seine Liebe.„ Die Rosenzeit ist ja die Zeit für die Lieb'," wie jenes einfache Liedchen sagt, die Zeit, in der Lust und Freude jedes Menschenherz leise durchzittern.
Selbst der trübselige Lenau vergißt in ihr seinen Schmerz und Kummer: Was zagst du Herz in solchen Tagen, Wo selbst die Dornen Rosen tragen?"
Wer könnte auch traurig und verzagt einhergehen, wenn die Natur ihren schönsten Schmuck entfaltet? Und gewißlich), der Ruhm ist der Rose nicht streitig zu machen: sie ist der höchste Ausdruck der Frühlingspoesie, selber ein wundersames Gedicht. Ihr Duft, dem feiner unter allen Blüthen gleichkommt, ihre Farbenpracht und vollendete Formenschönheit machen uns die Wahl nicht schwer, wenn wir das schönste der holden Blumenkinder bezeichnen sollen. Wenn der Orient die Blumen mit den funkelnden Sternen vergleicht, so muß er die herrliche, in sich selbst abgeschlossene und in schönster, üppigsten Blüthe prangende Rose mit der Himmelskönigin, der Sonne, in Beziehung setzen, wie es einer der Dichter dieses Landes( Mewlana Dschelaleddin) auch gethan, wenn er singt: