Der vollen Rose gleicht an Pracht die Sonne, Und alle Blätter siehst du Monden gleichen."
Die Rose symbolisirt die schönste Zeit, nicht nur im Wechselgange des Jahres, auch in unserm Leben. Und doch ist zwischen beiden ein nicht zu verkennender Unterschied: alljährlich blühen die Rosen wieder in neuer frischer Pracht, jedem hoffnungerweckenden Lenze folgt die Zeit, in der man nicht weiß, was noch werden will," in der die Knospen die Blüthen verdrängen, um die laue Sommernacht zu durchwürzen mit dem sinnberauschenden Athem. Wie anders unsre Rosenzeit, unsre Jugend!
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,, Der Mensch aber hat nur einen einzigen Mai!" Ist einmal der Duft der Jugend verweht; sind die goldnen Träume verflogen, dann ist es mit ihnen vorbei für immer vorbei....
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Doch nein, nicht Wehmuth soll uns beim Anblick unsers Lieblings beschleichen, nicht sentimentalen Gefühlsäußerungen wollen wir uns hingeben, an der Hand der Geschichte und Mythe wollen wir den Kultus der Rose verfolgen. Ich sage: Kultus, und das mit Recht, denn wahrhaft bewundernswerth ist die Verehrung, die alle Völker und zu allen Zeiten für sie gehegt haben. Und kann dies uns in Verwunderung setzen? Nimmermehr! Die Zu neigung der Menschen zu der schönsten der Blumen ist ja so ganz natürlich, daß man sich billigerweise wundern müßte, wenn dem anders wäre. War auch die Verehrung nicht überall eine gleich große, fehlte auch manchem Volke das innere Verständniß für die Schönheit dieser Blume, ohne Huldigung ist doch keins an ihr vorbeigegangen. Und aus der mehr oder minder großen Auf merksamkeit, die man ihr schenkte, kann man einen Schluß auf
den Charakter der Zeit machen, so daß also das Studium des Rosenfultus ein gut Stück Kultur- und Sittengeschichte mit umfaßt.
Schon in der Heimat der Rose, dem uns so viele Gaben spendenden Morgenlande, verehrte man auf sinnige und poetische Weise die holde Königin der Blumen. An den südlichen Abhängen des kaukasischen Gebirgszuges prangt sie in jugendlicher und noch nicht durch gärtnerische Kultur und Stutzarbeit umgemodelter Schönheit. Hier ist auch der Ausgangspunkt der herrlichen Centifolie, die im Triumphzuge die ganze Welt erobert. Nicht lange konnte aber das Bergröslein verborgen bleiben, schon früh suchte der Mensch es mit sich fortzuführen und sein trautes Alten Testaments wird ihrer äußerst früh Erwähnung gethan, und Heim damit zu schmücken. In den kanonischen Schriften des im Leben des jüdischen Volkes spielte sie feine untergeordnete Rolle. Die rothe Farbe der Rose stammt nach einer Sage in dem Munde des Volkes Israel aus dem ersten Blut, das auf Erden vergossen worden, eine Anschaung, die uns, wenn auch umgestaltet, noch öfter begegnen wird. Zu den heiligen Festen bekränzten sich Jünglinge und Jungfrauen mit ihr, sie schmückten das Haus mit Rosen, fröhliche Zecher umwanden ihr Haupt damit, wie der weise Salomo dazu auffordert:„ Wir wollen uns mit köstlichem Weine sättigen und mit Rosen bekränzen." Auch die Beziehung zur Liebe war ihnen nicht unbekannt. Der weiseste der Könige nennt seine Sulamith ,, eine Blume zu Saron, eine Rose im Thal." Sie galt für die vollkommenste Schönheit, weshalb denn die Königsbraut auch die Lippen des Geliebten mit Rosen vergleicht( Hohelied 5, 13) und ihn hinabgehen läßt, daß er sich weide unter den Gärten und Rosen breche." ( Fortseßung folgt)
oder
Der entlarvte Betrüger.
Demos und Libertas oder Ein Liebesdrama in zwei Aften.
Parasitus. Ich hätte das gethan? Du meine Güte! Ich sollte fähig sein, Jemanden zu Verleumden und mit Schmutz zu werfen? Ihr thut Mir da gar schweres Unrecht, Frau Scientia!
( Wischt sich, gerührt thuend, die Augen mit dem Aermel.) ich bat ihn inständig,
Au controlleur*)
Von diesem Schritte abzustehn, und stellt' Ihm vor, wie glücklich er sich preisen könnte, ' nen Schatz, wie Eure Tochter, dereinst sein Zu nennen. Doch umsonst
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hartnäckig blieb
Er nur bei seinem Willen! Er ist eben
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Ich kenne ihn viel zu genau! nicht fähig, Den hohen Werth der Libertas zu schätzen, Und er wird's nie sein. Am wohlsten fühlt Er sich in seiner jetz'gen niedern Stellung, Und jeglicher Gedanke einer Aenderung
Ist seinem trägen Sinn ein Greu'l. Das ist
Die wahre Ursach' seiner Absage,
Nicht aber jene Handlungen, die Ihr( mit gekränkter Miene)
So schnöde mir habt angedichtet. Welches Int'resse sollte ich auch haben
Scientia. Welches
Int'resse, frägst du? Du willst selber fie 3u deiner Dirne haben! Und vor Allem Steht hier das theuerste 3nt'resse ja Mit auf dem Spiele, das es für dich gibt: Das deines Geldsackes! Du weißt nur zu Wohl, daß, wenn er und Libertas erst eins Geworden, es mit all' der Ausbeutung, Al' dem Betrug, den du so schamlos jetzt An ihm verübst, für immer dann vorbei
3ft.
( Schluß.)
*) Sinnlos und inforrett, ein Fehler, der häufig von Ungebildeten gemacht wird; soll heißen au contraire, franz.: im Gegentheil.
Parasitus. Ausbeutung? Betrug? Wie?
( Mit professorhaft pedantischen Fingergeberden und näselnder Stimme.) Permittiret,
Daß ich Euch allhier einen schweren error
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das
In Sachen Cameralia indizire. Ihr definiret die Kategorie der Rationes zwischen mir und Demos in Dem modus, als wie concrefcirte sich In mir gewissermaßen quasi Subjektum, das erspoliiret doch In Demos aber das Objektum, das Erspoliiret wird. Doch Ihr proficiscirt hier Von einer Hypothesis, welche ich
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Ganz eminent heterodox zu nennen
Mich nicht entschlagen können wohl zu dürfen Vermeine. Welche zureichenden Gründe
Ich dafür habe, dies will ich Euch sogleich Bordemonstriren, expliziren und Analysiren, muß aber jedoch Eodem tempore commemoriren, Daß Ihr dies selbige Propositum auf's Subtilfte wie Imperturbabelste
Und Wurzelhaft'ste dissertiret finden Könnt in meinem berühmten, großen und Sehr dicken Opus von sechs hundert fünf Und achtzig paginis in groß Oktav, Wobei nicht weniger als sieben hundert Und drei und sechzig überaus gelahrte Notizen annotationes Denen enthalten sind neun hundert neun Und neunzig ganz verschiedene Citate! Also: 3hr concludiret, da Demos Concorporiret, welche die labores Diejenige Substanz quasi in sich
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in