Die so wie du gethan. Du willst aus der Vergangenheit nicht lernen; die dich auf
Den Weg des Friedens führen müßt' und forderst In thörichter Verblendung frech zum Kampf Heraus. Wohlan, es sei! Laff' uns doch seh'n, Wem diesmal schließlich wohl der Sieg verbleibt: Der Menschheit, ja des Weltalls ewigen, Unwiderstehbaren Gesetzen der
Entwicklung, der Veredelung und des
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Als alles Schlechten Inbegriff hinstellt,
Mich nicht genug vor ihr zu warnen weiß, Sollt' selber er? Täuschet Ihr Euch auch nicht, Frau Scientia ?
Scientia. Ich sage nichts als: Sieh' Und urtheil' selbst. Gewiß wird er heut hier Erscheinen, um sich von dem Eindrucke, Den deine Absage auf Libertas Hervorgebracht, zu überzeugen, die,
Fortschrittes, oder- deinen Finten!( Geht nach ihrem Hause. Ab.) So hofft' er sicher, seinen eignen Wünschen
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Der Vorhang fällt.
Zweiter Aft.
Atrium im Hause der Scientia. Im Vordergrunde Tisch und Stühle im entsprechenden Stil. Man kann rings an den Wänden die Büsten verstorbener Revolutionsmänner und verstorbener, freiheitlich gesinnter Männer der Wissenschaft aufstellen. Die Auswahl bleibt jeder einzelnen Regie überlassen, doch sorge man dafür, daß unter jeder Büste der Name deutlich lesbar ist.
Erste Scene.
Scientia. Demos.
Sie wohl gefügiger gemacht. Drum wird, Er's, täusch' ich mich nicht, heut zur offenen Erklärung kommen lassen. Nuze nunDies ist mein Rath diese Gelegenheit und lern' ihn endlich kennen.
Demos( gepreßt). Wohl, ich will Ihn kennen lernen! Aber saget mir, Wie ich's beginne?
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Scientia ( nach einer Seitenthür weisend). Folge mir in jenes Gemach. Es ist der Lehrsaal, allwo sich Der enge Cirkel meiner Jüngerschaft Stets zu vereinen pfleget. Neu ist dir
Scientia. ( Führt Demos bei der Hand zur Thür herein, der ihr Der Ort und fremdartig, denn nie betrat'st
nur widerstrebend folgt.)
Nein,
Du mußt mich hören, Demos!
Demos. Laßt mich, Frau Scientia ! Ich bin sehr müde und Muß morgen wieder früh zur Arbeit. Scientia. Wie er's
Versteht, dich hübsch im immer gleichen Trott
Der Arbeit zu erhalten, daß du ja
Nicht etwa zum Bewußtsein deiner selbst kommst.
Demos. Mit solchen Worten wollt Ihr eben nur
Die Unzufriedenheit, ten Klassenhaß
In mir erwecken. Eben las ich's in Der Boltezeitung".
Scientia. Sind das die Truppen, die Er gegen mich in's Feld zu stellen hat? Das heiset ja schon halb kapitulirt! Ich Werd' nicht, wie er und seine Söldlinge Es thun, mit leeren Phrasen dich umgaukeln. Dies Auskunftsmittel einer schwachen Sache 3st meines nicht. Die Thatsachen und nur Die Thatsachen, so wünsche ich, sollen Dein Urtheil lenfen. D, möchtest du doch In allen Tingen die Erfahrung nur Dir Führe in sein laffen und all' Denen Auf's höchlichste mißtrauen, die bich in Das Nebelreich der Phrafe führen wollen Und urtheilslojes Glauben von dir fordern! Es wäre dir zum Heil. Doch höre nun: Indeß er dich vor meiner Tochter warnt, Erhebt er selbst sein frech' Gelüst zu ihr. Stets zudringlicher wird sein Werben nur Und immer schamlofer sein Auftreten.
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Nicht mehr genügt es ihm jetzt, daß er zur Gefang'nen sie gemacht sie soll nun ganz Sein eigen, seine Sklavin werden und Damit, so rechnet er, für immer dir Berloren sein. Ohnmächtig mußte ich Bisher all' dieser Schmach nur zusehn. Ist Ja Libertas ter frechen Willfür und Tyrann'schen Laune jedes ersten besten Verrückt geword'nen Schurken ausgesetzt, So lange fie dein starker Arm nicht schützt Und schirmt
Demos( der diese Worte mit wachsender Spannung angehört). Was sagt Ihr, Frau Scientia ? Wär's möglich, wie? Indessen er mir sie
*) Vorsaal der altrömischen Häuser.
Du ihn bisher, Dank Parasitus, deinem Herrn, der dich meinem Haus stets fernehielt. Doch lässest du dich nur die Mühe nicht
Verdrießen, wird dir dort zur sicheren
Erkenntniß kommen, was zu deinem Nachtheil
Nur allzulange unbekannt dir blieb;
Bon jerem Ort nämlich kannst du sein Treiben Genau beobachten und so denn au
Nach seinem wahren Wesen ihn erkennen.
Doch eirs versprich mir: daß du dich durch nichts
Zu übereiltem Thun verleiten läff'st.
Erkenn' vorerst die Sachlage genau
Und klar, erfüll' dich vorerst gänzlich mit Dem Haffe dessen, den du heute noch
Für den von einer gnäd'gen Gottheit dir Beschiedenen Gebieter und zugleich
Für deinen wohlmeinenden Gönner hältst,
Und dann erst handle. So nur darfst du hoffen, Dich seinem unglücksel'gen Einflusse
Auch dauernd zu entziehen und für immer Dich von ihm zu erlösen.
Demos( drückt ihr dankend die Hand). Ihr habt Recht, Deble Frau! Doch kommt jeßt, kommt!
( Beide gehen durch eine Seitenthür ab.) Zweite Scene.
Libertas( allein).
Liberfas.
( Eine jugendliche Erscheinung in antikem Gewand von rother Farbe. Sie trägt die phrygische Müße auf dem Kopfe. Tritt nach einer furzen Bause aus einer gegenüberliegenden Seitenthür, geht langsam, in Ge danken vertieft, zum Tisch hin, sezt sich da nieder und blickt, den Kopf in die Hand gestügt, träumerisch vor sich hin. Dann:) Verlassen!
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Bon it verlassen, der mir Alles ist! Doch sicherlich nicht sein Entschluß war das; Nur meiner Feinde elendes Getriebe
Muß ich darin erkennen. Daß er, all
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Zu gläubig, ihren lügnerischen Worten Vertraute, das, ja das nur trennt uns jetzt. Wie sie nicht müde werden, mich zu schmäh'n, zu Verfolgen! Ich wär' wild und leidenschaftlich, Boll Rachgier, blutgierig, erzählen sie, Und haßt' die Menschen! Ich, ich, deren Herz Kein glühender Verlangen fennet, als Nur aller Menschen Glück zu seh'n! Wohl wahr, Ich hasse auch: Ich hass' die Tyrannei,
Ich hasse den Betrug, ob er in ird'sches,
Nr. 30. 1876.