Ob er in himmlisches Gewand sich kleide, Ich hasse alle die, die pochend auf Erlog'nes Recht vom Schweiße Anderer Sich nähren ja, sie Alle hass' ich! Ist Hassenswerthes hassen hassenswerth? Als ob nicht der nur wüßt', was Liebe ist, Der auch zu hassen weiß, wo Haß allein

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Am Orte! Doch was flage ich

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Aber

( die Augen auf den

Zuschauerraum gerichtet, mit Wärme) gewiß, Gewiß, nicht lange währt es mehr und du Durchblickst das frevle Spiel, das sie mit dir, Mein Demos, treiben. Dann wirst zornerglühend Du sie von dir abschütteln, alle die Schmarozzerischen Freunde, die sich so Geschäftig um dich drängen, weil sie alle Von deiner Arbeit leben und wirst dann In neuentflammter Lieb' zu deiner Libertas

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Dich wenden, um mit ihr vereint, bess're

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Und dann geht's an ein dulce jubilum: In marmornen Palästen wohnen wir

Und tausend Sklaven stehn auf unsern Wink Bereit. Wir ruhen nur auf Sammt und Seide Und kleiden uns in Gold und Edelstein. Kein Tag verstreichet ohne Festgelag',

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Bei dem die Tafel ächzt unter der Last Der auserles'nen Speisen und Champagner In Strömen fließet! Und der Tölpel muß Dann doppelt, dreifach arbeiten: für mich- ( Will Libertas, zärtlich thuend, umfassen.) Und meine Privilegia! Nun, wollt' Ihr, sagt?

Libertas( stößt ihn kräftig von sich, so daß er verdugt zurücktaumelt). Nicht weiter, Elender! Zu lang Schon hör' ich deine frechen Reden an! Nur

Zu wohl begreif' ich's nun, weshalb du mit Solch' blinder Wuth aus Demos Herzen mich

Und glücklichere Tage zu beginnen!( Blickt wieder sinnend vor sich hin.) 3u reißen suchst! hör's, mein Demos, hör's:

Dritte Scene.

Die Vorige. Parasitus.

( Parasitus steckt nach einer Pause den Kopf zur Thür herein. Nachdem er sich überzeugt, daß außer Libertas Niemand im Zimmer, huscht er leise herein. Beim Anblick der aufgestellten Büsten macht er gegen jede der selben wüthende Grimassen und drohende Geberden. Dann geht er auf den Fußspizen bis dicht an Libertas.)

Parasitus.( Mit täppischer Galanterie.) Schön' guten Abend, Jungfer Libertas!

Libertas( erschreckt auffahrend).

Wer ist das? Ihr! Was wollt Ihr hier?

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Parasitus. Nun, nun nur nicht so ängstlich, schönes Kind! ( Halb drohend.) An wen habt Ihr da just gedacht? Mir ahut, Ich weiß es wohl!

Libertas. Was fümmert's Euch! Genügt's Euch

Nicht mehr, daß Ihr all' meine Handlungen,

Daß jedes meiner Worte, sei's gesprochen,

Sei es geschrieben, Ihr bespionirt,

Sie nach Belieben unterdrückt, verbietet,

Ja, zu dem Zweck sogar das Briefgeheimniß

Frech mißachtet soll der Gedanke selbst

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Nun auch vor Euch und Euren Schergen nicht

Mehr sicher sein?

Parasitus. Für sich.) Das kommt noch, wart's nur ab! ( Laut.) Ha, seht Ihr wohl, wie ich's errathen hab'! Daß Ihr so zornig thut, bestätigt mir

Es just. Wenn ich nur wüßte, was Euch an

Dem Kerl doch gar so sehr gefällt. Glaubt mir, dem Realpolitiker und Praktiker:

Dieses Gesindet ist zu nichts anderm da, Als um für uns, die höh're Menschenart, Zu rackern, uns des Lebens Mühe zu Erleichtern. Jeglicher Versuch, den Ihr Wohl unternehmen mögt, was Anderes Aus der Kanaille zu machen, sie gar zu Euch Emporzuheben, ist umsonst, ja ganz

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Und gar umsonst. Es sind ja wohl auch so Zu sagen Menschen mein Gott, ja, ja, aber- ' ne ganz, ganz and're Sorte, als wie uns'reins.

( Schlägt sich selbstbewußt auf den Bauch. Dann:) Nein, nein, glaubt mir, das ist kein Mann für Euch. Ihr seht ja, wie er Eure Lieb' Eud lohnt Mit Gleichgiltigkeit, Undank, Rohheit nur. Hm, Ich möcht' einen weit vernünftigeren Und praktischeren Vorschlag machen hm, hm, ( Sieht sie zögernd von der Seite an, dann:) Nehmt mich zu Euerem Galan! Da wißt Ihr Doch, was Ihr habt! Das sollt ein Leben werden, Als wie im Himmel, sag' ich Euch! Ihr nehmt Statt Eures proletar'schen: Libertas

Den stolzen Namen Privilegia   an,

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Nur darum trennt von deiner Libertas Man dich, um desto unbeschränkter nur Und ungestrafter sie der eigenen Begier dienstbar zu machen!

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Meinen Namen

Soll ich verleugnen, wagst du zu verlangen, Den Namen, den mit Stolz ich trag' und den Die besten Geister aller Zeiten priesen Als die Bezeichnung all' des Höchsten, was Das Menschenherz erfüllen, Menschenfinn Erstreben kann um jenen anderen Dafür mir anzueignen, welcher mich Zu deiner Mezze brandmarkt? O, daran Erkenne ich dich!( Mit Hoheit.) Wisse es: Demos Gehör' ich oder Niemandem. Ich bin

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Nur ich, vereint mit ihm. An seiner Seite Will ich viel lieber Kampf und Stürmen troßen, Müh' und Gefahr erdulden, als mit dir

Im Ueberflusse schwelgen ja, mit dir,

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In dessen Näh', wo Korruption und Knechtschaft Und Lug nur wohnen, Libertas, die ächte, Die wahre Libertas nie weilen kann,

Nie, niemals weilen wird! Verlass' mich nun! ( Weist nach der Thüre.)

Parasitus. Ei, singt das Jüngferchen aus dieser Tonart? Dann müssen wir wohl and're Saiten aufziehn!

( Holt aus der Tasche ein großes, weißes Tuch hervor, auf welchem mit großen Lettern die Worte: Satory, Neu- Kaledonien  , Plögensee, Hubertusburg" 2c. 2c. gedruckt stehen, und ballt es dann zusammen.)

Hier, dieser Knebel da, siehst du, der lehr'

Dich, minder große Worte machen und

Mir, deinem Herrn, auch hübsch zu Willen sein!

( Umfaßt sie und will sie knebeln.)

Libertas( sich wehrend). Zu Hülfe! Helft!

Vierte Scene.

Die Vorigen. Demos( der während der lezten Vorgänge bereits in der offenen Thür gestanden und von Scientia nur mühsam zurück­gehalten wurde, stürzt jezt hervor). Scientia( folgt ihm langsamer).

Demos. Zurück da, Bube!

( Faßt Parasitus beim Kragen und schleudert ihn ohne Anstrengung weit weg, wobei sich Parasitus ziemlich unsanft auf den Boden niederſeßt. Libertas eilt indeß zur Mutter.)

Parasitus. ( Gloßt Demos eine Weile mit offenem Munde an, besinnt sich dann plöglich, springt auf und schreit, im Kreise herumlaufend und mit beiden Händen die schmerzende Stelle haltend.)

Hah!

Hah! Das ist Aufruhr, ist Revolution!( Schreit zum Fenster hinaus.) Zu Hülfe! Polizei, Gensdarmen und Soldaten, kommt herbei, denn die Gesellschaft, Die Sittlichkeit ist in Gefahr! Herbei, Herbei und laßt die Flinte schießen und Den Säbel hauen! Auch vergeßt mir die