Rein arm, fein reich, nicht Herr, nicht Knecht dort kennen, Doch dafür Jeder seinen Platz finden

Am überreichen Tische der Natur.-

Nicht finst'rer, wahnwit'ger Despoten Willkür, Nicht ausbeutender Kasten dieb'scher Vortheil, Künstlich verdeckt vielleicht durch das Gerede ' nes Haufens zungenfertiger und zu Jeglicher Niedertracht käuflicher Schwäßer Wird dort befehlen, was Gesetz ist; auch Nicht feile, vorurtheilserfüllte Richter In unumstoßbar'm Urtheil nach Belieben Das Recht in Unrecht und Unrecht in Recht

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nein, an

Verdreh'n nein, die Gesammtheit selbst, sie wir In off'nem Rath beschließen, was ihr frommt, Was nicht, und Jeglicher wird sicher sein, Sein gutes Recht allzeit zu finden, thut Es Noth, vor offener Gemeine. Nicht Mit unsinnigem Glaubenswust wird man Den Sinn der Jugend dort erfüllen, nicht mit Berechnung sie zu urtheilsunfäh'gen Maschinen, zu gefüg'gem Sklavenfinn, Zu dürren Ichlingsseelen aufzieh'n Des Wissens reinem, ungetrübtem Quell, Zu ihm wird man die jungen Geister führen Und in die Herzen frühzeitig den Sinn Für alles Gute, Schöne, Große säen, Auf daß ein Jeder einst mit freudiger Begeist'rung seinen Mann stehe im Dienst Des großen Ganzen. Nicht des Goldes so Verderbensvolle Macht, nicht knechtender Verhältnisse eiserner Zwang wird Mann Und Weib dort an einander binden, so Verhaßte Fesseln schmiedend, die Familie An ihrer Wurzel gleich vergiftend, auch Nicht Armuth und Verlassenheit das Weib

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Der schmachvollsten Entweihung ausliefern rein Die Liebe nur, sie, die Veredlerin der Menschen, Wird zwischen Menschen traute Bande knüpfen Und unter ihrer füßen Herrschaft der Familie Heiligthum zur Wahrheit werden.- Und wie im kleinsten menschlichen Verein Die Lieb' allein das Scepter führen wird, So auch zwischen den größten. Nicht werden

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Die Nationen auf den Wink ihrer

Tyrannen auf einander losstürzen,

Um sich gleich wilden Thieren zu zerfleischen Nein nur zu fröhlichen Verbrüd'rungsfesten, So werden sie einand' sich nähern, sich befreunden, Erkennen, wie nicht ihr, nur ihrer Zwingherrn Vortheil sie trennte, niederreißen all'

Die Schranken, die bisher sie schieden, aufgeh'nd Allmählich so zu einem einzigen

Und großen, allumfassenden Verein.

Und, Frieden, Frieden, Frieben wird dann herrschen Auf Erden! So wird dies Geschlecht auf off'ner Und nie gehemmter, lebensfroher Bahn

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Emporstreben zu immer höheren

Und immer reinern Höh'n des Menschenthums. Und in den spät'sten Zeiten noch wird man Ihn preisen, jenen großen, schönen Tag, Da ihr zum ew'gen Bunde   euch gefunden. Heil euch, Heil euch, Demos und Libertas!

( Während dieser Rede kann, indem sich die Dekoration des Hinter­grundes hebt, in Form einer Erscheinung, ein lebendes Bild sichtbar werden, die kommunistische Gesellschaft darstellend. Eine Gruppe an einer Maschine thätiger und einander geschickt fördernder Arbeits­genoffen und Genossinnen deute die kommunistische Arbeit an. Eine zweite Gruppe, in welcher Männer und Frauen einem Redner gespannt zuhören, indeß zwei von ihnen die Stimmurnen bereit halten, deute die geseßgebende und rechtsprechende Volksversammlung an. Eine dritte Gruppe, in welcher Knaben und Mädchen, im Halbkreis stehend, den Worten des Unterrichtenden lauschen, der, mit der einen Hand ein Kruzifix von sich weisend, mit der andern den Schülern ein offenes Buch entgegenhält, in welchem, dem Publikum sichtbar, die Worte, Wissenschaft nicht Glauben!" zu lesen sind, deute den Jugendunterricht im Volksstaat an. Eine vierte Gruppe, in welcher eine junge Mutter, von ihrem Gatten zärtlich umhalst, ihr Kind auf den Knieen schaukelt, indeß daneben ein junger Mann um die Liebe des schüchtern vor ihm stehenden Mädchens wirbt, deute Familie und Ehe im Volksstaat an. Eine fünfte Gruppe endlich, in welcher sich Franzose, Brite, Deutscher  , Italiener  , Slawe 2c. über zerbrochene Waffen hinweg die Hände reichen, die Verbrüderung der Nationen in der fommunistischen Gesellschaft. Die vier legten Gruppen umgeben die erste an den vier Seiten derart, daß alle zu einem harmonischen Ganzen vereint bleiben. Darüber weht ein mächtiges rothes Banner.) Der Vorhang fällt langsam.

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Ende.

Berichtigung. Seite 266 in voriger Nummer gehört die fünfte Zeile: ,, Dein eignes Unglüd wär's, ich schwör's dir zu," an den Anfang der Beile, vor: So wahr ich ehrlich bin" u. s. w. Aus den meisten Exemplaren ward der Fehler rechtzeitig entfernt.

Plato  ( siehe Seite 272), griechisch Platon, einst genannt der Göttliche", nächst Aristoteles der berühmteste und einflußreichste Philo­soph des Alterthums, wurde 429 vor Chr. zu Athen   geboren. Ein Schüler des Sokrates, verließ er nach dessen Hinrichtung seine Vater­stadt und bereiste Cyrene, Aegypten  , Italien   und Sicilien; hier wurde er auf Befehl des Tyrannen Dionysius von Syrakus gefangen und als Sklave verkauft, jedoch von einem Freund wieder losgekauft, worauf er nach Athen   zurückkehrte. Dort lehrte Plato   in der sogenannten Akademie. Er starb 348 v. Chr. Die platonische Philosophie, welche die wirkliche Welt nur als den unvollkommenen Ausdruck ewiger Ideen auffaßt, und an die Hauptidee", des Guten oder Gottes glaubt, wurde später zu einem reichen Arsenal   für die christliche Theologie.

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La Guayra. In dem Bilde Seite 273 führen wir unseren Lesern eine tropische Landschaft vor einen der drei großen Häfen, welche die südamerikanische Republik Venezuela   aufzuweisen hat, mit seiner nächsten Umgebung. La Guayra liegt, eingeklemmt in ein enges Thal, zwischen zwei fahlen braunrothen Felsen. Seine Umgebung ist aus­gezeichnet durch die üppigste Tropenvegetation, und das eine halbe Meile breite Vorland zwischen Hafen und Stadt ist nicht nur mit Palmen­waldungen sondern auch mit Kulturpflanzen bedeckt. Von dem Gebirge, dessen höchste Spiße die 8800 Fuß hohe Bella de Casadas bildet, reichen eine Menge sich allmählich abdachender Ausläufer zum Strande. Zwischen ihnen hat die Brandung kleine Buchten ausgespült, welche sich dem Be­schauer, als eine Reihe sehr malerischer Vorgebirge darstellen. Das Gesammtbild der Landschaft macht den Eindruck milder Lieblichkeit neben dem überraschender Großartigkeit.

Verantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht in Leipzig  .

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Sprüche aus dem Munde der Völker. Gesammelt von F. J.

( Französisch.)

En matière des préjugés la nourrice commence, le précepteur continue, les prêtres achèvent.

Das ABC von Vorurtheil Muß uns die Amme schaffen, Das Weitre bieten Lehrer feil, Den Rest besorgen Pfaffen.

Simple, qui se rapporte à la foi de son curé. Sich auf den Glauben seines Pfarrers zu verlassen, Muß man ein Esel sein und ganz von Gott   verlassen.

Merveil est soeur d'ignorance. Unwissenheit hat eine Schwester

Die Wunder heißt:

Ein Mann von Geist

Ist beiden wenig hold, mein Bester.

Une once de faveur vaut mieux qu'une livre de justice. Beamte fördert Fürstengunst, Lothschwere, schon in Schnelle

Ein Pfund Verdienst ums Vaterland Bringt sie nicht von der Stelle.

Drud und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig  .