man nur von Unruhen und Revolten sprach. Unsere erste Sorge anter diesen traurigen Verhältnissen war, einer herrschaftlichen Landesbehörde in corpore unsern Schmerz darüber auszudrücken und sie zu bitten, ihren Excellenzen unser Vermögen und Leben zur Unterstügung ihrer Autorität darzubieten. Glücklicherweise hat sich der Sturm bald erschöpft. Es hat nur einiger Tage bedurft, um das Publikum und ihre Ercellenzen zu überzeugen, daß ein Volk, welches immer seinen Ruhm in die Treue setzte, über dergleichen Rebellionsentwürfe nur auf das lebhafteste in seinem Geiste betroffen sein konnte..... u. s. w."
Am Montag Morgen ward Davel wieder vor die Richter geführt. Jedermann hatte ihn bisher für einen nüchternen flaren Kopf gehalten; das dritte Verhör stürzte dieses Urtheil vollständig um.
Wegen seiner Wichtigkeit für die Beurtheilung Davel's mag das Protokoll des dritten Verhörs, wie es Verdeil in seiner ,, Geschichte des Canton Vaud " aus den Akten mittheilt, hier eine Stelle finden.
,, Montag, den 5. April u. s. w. Aufgefodert und ermahnt, anzugeben und zu erklären, was ihn veranlaßt habe, dieses Projekt zu entwerfen und bis zu dem Punkte zu führen, zu dem es gediehen ist, hat genannter Davel ausgesagt:
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weiß, daß Sie außer Landes gehen wollen, so wird es Ihnen vielleicht angenehm sein, Ihr Schicksal zu erfahren. Ich verstehe mich ein wenig darauf. Aber da ich an Dergleichen nicht glaubte, so wollte ich meine Hand nicht hergeben. Da Sie mir Ihre Hand nicht geben wollen, so kann ich auch auf der Stirn lesen.' , Es ist Worauf ich meinen Hut tiefer in das Gesicht drückte. nicht nöthig, Ihren Hut tiefer zu drücken, ich habe genug gesehen.' Darauf sagte sie mir, sie wisse, daß ich eben aus Deutschland käme, und erzählte mir, um mein Zutrauen zu gewinnen, Einiges, was mir in Interlaken begegnet, wo ich in Tausch gewesen war.*) Was mich sehr überraschte. O, sagte sie ,, Sie dürfen nicht fürchten, sich Ihre Zukunft prophezeien zu lassen; Sie haben eine glückliche Physiognomie; ja eine glücklichere als Sie denken. Es ist nichts Böses in dem, was ich thun will. Darauf nahm sie ein Ei und brach es auf meiner Stirn entzwei. Sie werden etwas sehen, was Ihnen angenehm sein wird und was Ihnen nöthig zu wissen ist. Dann öffnete sie das Ei und schüttete es in ein Glas, in dem sich Wasser befand. Sie machte mich mit dem bekannt, was mir am Ende meines Lebens begegnen sollte und begann damit, mich die Figur einer kleinen Person auf dem Wasser sehen zu lassen, die eine Feder in der Hand hielt, und erklärte mir, daß diese Figur mich vorstelle und die Art, wie ich Das Jahr vor meinem Eintritte in den Dienst, es sind jetzt in den Militärdienst eintreten würde. Nachdem diese kleine Figur 35 Jahre, ward ich zu dem Beruf gefodert, an dem ich gegen verschwunden, zeigte sie mir eine andere, die todt war., Ihre wärtig arbeite. Als ich in jenem Jahre, zur Zeit der Weinlese, erste Stelle im Kriegsdienst wird die eines Sekretärs sein; die mit meiner Mutter in Cully ) war, sagte ein junges, sehr schönes Person, bei der Sie eintreten werden, wird eine angesehene sein, Mädchen, welches als Winzerin bei uns war, zu meiner Mutter, die Sie sehr lieben, aber bald sterben wird. In der That, ich daß ihr Sohn in drei Tagen sterben müßte und ermahnte sie, begann meinen Dienst in Piemont bei dem Oberst von Aubrecan, mich davon zu benachrichtigen. Meine Mutter zeigte mir ihre der mich mit allen Zeichen der Güte, Freundschaft und Auszeichtiefe Betrübniß, mir diese Nachricht mittheilen zu müssen und nung empfing, die man nur einer Person meines Ranges erweisen ermahnte mich, mich auf den Tod vorzubereiten. Ich nahm diese kann, und bald darauf starb Herr von Aubrecan, den ich sehr Mittheilungen ruhig auf. Während dieser drei Tage strebte ich, betrauerte. Indessen blieb ich ungefähr ein Jahr Sekretär der= mich durch Lesen und Gebete zu präpariren. In der dritten selben Kompagnie. Die Unbekannte zeigte mir in demselben Nacht lag ich in völliger Ruhe der Seele und inniger Erhebung Glase Wasser einen Mann mit einer Fahne und sagte mir: Ferner ließ meines Herzens zu Gott in meinem Bette, als mir ein Licht, Das sind Sie, der diesen Posten bekleiden wird.' erschien, das mich vollends mit Freude und Entzücken erfüllte. sie mich die Figur eines Reiters sehen. Sie werden viele GeIn demselben Augenblick forderte die Winzerin meine Mutter schäfte in der Armee, dort mit großen Geldsummen zu thun auf, an die Thür meiner Kammer zu klopfen, um zu erfahren, haben und sich wohl an Ihrem Plage befinden. Das ist auch Sie ob ich gestorben wäre, doch sollte sie nicht eintreten. Meine geschehen, wie die Unbekannte mir es vorausgesagt hat. Mutter that es und rief mich beim Namen. Aber ich, gerade auf prophezeite mir noch, daß ich niemals verwundet werden und daß dem Gipfelpunkte meiner Erhebung, antwortete nichts. Meine ich in dieses Land zu einer Zeit zurückkehren würde, wann es Mutter kehrte deshalb zu der Winzerin zurück und sagte ihr, daß viele gute Gelegenheiten gebe, mich auszuzeichnen. Dann sagte ich nicht geantwortet hätte; worauf ihr diese einige Augenblicke sie mir den schweizer Krieg von 1712 voraus, in dem ich Chef später entgegnete:, Gehen Sie zurück, ich glaube, daß er Ihnen und nicht Chef sein( où je serais, mais où je ne serais pas antworten wird; aber treten Sie nicht ein. Sie that es, und chef), und daß dieser Krieg überhaupt durch meinen Kanal gehen nachdem sie geklopft und mich beim Namen gerufen hatte, ant- würde und als ob ich Chef wäre, und daß ich, wie es auch ge wortete ich: Ich bin wohl, aber ich bitte dich, meine Mutter, schehen ist, außerordentliche und überraschende Erfolge in denmich in meiner Ruhe zu belassen. Einige Augenblicke später kamen jenigen Affairen, in denen ich mich befände, haben würde...."" die Winzerin und meine Mutter in meine Kammer; die Winzerin brachte einen Braten, von dem sie mir zu essen gab, und ich fand denselben von so ausgezeichnetem Wohlgeschmack, daß ich meiner Mutter davon anbot, aber die unbekannte Winzerin widersetzte sich dem. Ich befand mich so wohl, daß ich sie bat mich zu verlassen. Worauf sie mir in sanfter Weise sagte: ,, Jetzt werden Sie nicht sterben. Sie blieb noch drei Tage in dem Hause, wo sie meiner Mutter unter dem Vorwande Gesellschaft leistete, ihr bei der Bereitung der Mahlzeiten zu helfen, während alle Dienstleute in den Weinberg geschickt wurden; die Mahlzeiten waren immer zur bestimmten Zeit fertig. Da das Mädchen außerordentlich schön war, so versuchten es einige Arbeiter, als sie einstmals nach der Presse hinuntergegangen war, sich ihr zu nähern und sie zu küssen; aber sie konnten es nicht, sie wich ihnen stets aus. Die Gewandtheit, mit der sie ihnen entschlüpfte, setzte diese Leute in Erstaunen.
Ich hatte während der Zeit, daß diese Unbekannte noch im Hause war, mein Lager verlassen; sie sagte zu mir:, Da ich
*) Davel war nach dem Tode seines Vaters mit den Seinigen nach Lausanne übergesiedelt. Einen kleinen Weinberg, den die Familie bei Cully besaß, hatte sie verpachtet; doch war es Sitte, daß Jemand aus der Familie des Eigenthümers der Weinlese beiwohnte.
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,, Nach diesen Worten, welche die Richter überraschten, antwortete Davel folgendermaßen auf ihre neuen Fragen:
Reine persönliche Leidenschaft ist bei dem, was ich unternommen habe, mitwirkend gewesen. Ich bin zufrieden und ruhig in meiner Lage, da ich von ihren Excellenzen aller Art Ehre und Wohlthaten empfangen habe. Ich habe wohl bemerkt, daß man im Allgemeinen unzufrieden war. Aber Niemand hat mich verleitet, wenn nicht eine höhere Macht, die mich führte und der ich nicht widerstehen konnte."" Im Uebrigen hat genannter Davel mit viel Festigkeit und ebenso viel Mäßigung als Freiheit wie in einer gewöhnlichen Unterhaltung gesprochen."
Diejenigen, denen es gestattet war, den Major Davel in seinem Gefänguisse zu besuchen, hatten bis zu diesem Verhör keine Veränderung an ihm wahrgenommen. Seine Unterhaltung war selbst beiter und scherzhaft. Am Montage aber, von ihnen über seine wunderbare Aussage befragt, begann er, ihnen soviel Visionen und Wunder**), die ihm während seiner militärischen Laufbahn
*) Es ist noch heute in der Schweiz Sitte, daß Familien der deutschen und französischen Cantone ihre Kinder gegeneinander auf eine bestimmte Zeit austauschen, um so die deutsche und französische Sprache zu lernen.**) Man findet dieselben ausführlich verzeichnet in Olivier, ,, Études d'histoire nationale: Le major Davel."
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