gehabt, höchster Seligkeiten voll, wie der arme Dichter Hagen , den jetzt eines einzigen und wahren Gottes schimmernder Strahlen- mantel glanzvoll umfluthet, des Gottes, der seiner eignen Brust entstieg,— und der, berauscht von dem Gefühl, in elender, mattherziger Zeit ein ächter Mensch zu sein und ein wahrer Dichter noch dazu, durch alle Fasern seiner Seele rufen hört: „Immer frisch den Kopf nach oben, Klares Auge, rüst'ge Hand! Unter Freuden, unter Schmerze», Ob sie tadeln, ob sie loben, Folge du dem Gott im Herzen— Alles Andre ist nur Tand!"
Siebentes Kapitel. Im Opernhause ist Ball. Man hat die Bühne mit dem Zuschauerraum verbunden und so einen großen, ungeheuren Saal hergestellt, der dem Auge durch die längs der Wände sichtbaren großen Spiegel nur noch größer erscheint. Der reiche Blumen- schmuck und die üppigen Guirlandenverzierungen lassen vergessen, daß es draußen Winter ist; Duft und Glanz erfüllen den weiten Raum, und die großen Kronenleuchter an der Decke werfen mit den zahlreichen Kerzen an der Brüstung der Logen Tageshelle über die für den Augenblick unzählbare Menge hin, welche drunten beim Klang rauschender Musik durcheinander wogt.
Heute ist der Abend, wo die Residenz all' ihren Glanz ent- schimmenid wie eine Fee in dem weißen, von hellgrünen Ranken faltet,— heute ist ein Abend, an dem viele Hunderte mehr durchwobenen Kleide.— Aber es ist in all' diesem strotzenden als gewöhnlich„draufzchen lassen", während Tausende und aber Luxus, in dieser«dfsinirten Charakteristik dir Toiletten keine auf- Tausende hungern. Die Reichen zeigen sich in ihrem vollsten fallende Kleidung, welche Gertrud trägt; sie hat ja stets die Schmuck, und was sich nur an Kostbarkeit der Toiletten, an Einfachheit und Bescheidenheit geliebt.— Wie ganz anders da- prunkenden Diamanten auffinden läßt, wird an diesem Abende gegen Ludmilla von Ennsbeck! Wenn Gertrud einer schlichten, gezeigt.— Die Logen und Plätze ringsum sind bis zum Amphi- aber außerordentlich reizvollen Maiblume gleicht, so ist Ludmilla theater hinaus dicht mit Zuschauern besetzt; in seiner großen Loge, eine volle, in reichster Farbenpracht prangende, bestechende Rose. der Bühne gegenüber gelegen, sitzt auch der Kaiser mit dem Ihr kastanienbraunes Haar fällt in üppigen Locken über de» ganzen Hof in reichem Schmuck. Ein in der drückenden Hitze, schneeweißen Hals auf das kostbare Kleid zurück, und während die ini Räume herrscht, noch betäubenderer Parfüm durchweht Gertrud das ihre nur mit einem einzigen Rubin geschmückt, das Haus. funkelt es auf dem Haupte Ludmilla's von zahlreichen, glänzenden Unter der wogenden Menge befindet sich Seine Erlaucht der Edelsteinen. Herr Oberlieutenant Graf Fritz von FelderSberg nebst Gemahlin, Wohin das dunkle Auge sich richtet, überall begegnet es ersterer in voller, mit Orden besternter Gala-Uniform, letztere Blicken, die bewundernd an der blendenden Geheimrathstochter
Millibrc.(Originalzeichnung. Siehe Seite 488.)