davon findet man erst in den unteren Kreideschichten, ein Beweis, daß sie aus weniger ungeheuerlichen aber älteren Schleichern hervorgegangen sein müssen. Endlich sind die ebenfalls aus­gestorbenen Schnabelreptilien hervorzuheben. Die Kiefer der­selben waren zu einem Schnabel umgebildet; auch wies ihr Körper sonstige Annäherungen an die Vogelgestalt auf.

Die Vögel sind auf den ersten Blick von den Reptilien zwar himmelweit verschieden, aber die Naturwissenschaft beweist, daß gleichwohl eine ziemlich nahe Verwandtschaft besteht. Im em­bryonalen Zustande behalten die Vögel bis zu einem sehr späten

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Stadium der Entwickelung Aehnlichkeit mit den Reptilien, was gewiß als ein bedeutsamer Fingerzeig angesehen werden kann. Außerdem hat man versteinerte Vögel aufgefunden, die eidechsen­artige Schwänze hatten u. s. w.

Mit der höchsten Thierklasse, den Säugethieren, verhält es sich natürlich nicht anders, als mit den Vorfahren derselben: die ältesten sind die unvollkommensten und die jüngsten die am meisten vervollkommneten, wie man auf den Blättern des großen Buches der Erdschichten nachlesen kann.

( Schluß folgt.)

Im Dorfe.

Richtig, da die alte Scheuer Steht noch auf derselben Stelle, Vor der Thüre flammt das Feuer, Flackert auf, wie einst, so helle.

Und wie einst, so heute lagern Kunstplebejer, Bagabunden, Blasse Weiber bei den magern Kindern und den alten Hunden. Jubelnd grüßt das längst vergess'ne, Jugendmahnende Gelichter, Ich erkenne, schminkzerfresne, Recke  , thörichte Gesichter.

Wüst- poetisch, frierend, hungernd Finde ich die Altbekannten Aermer noch, noch träger lungernd, Aechte Handwerks- Komödianten.

Hinter einem Zaune werden Sie einst jämmerlich verenden; Denn es gibt für sie auf Erden Schon zu viele Konkurrenten.

Habt als Stümper angefangen Und seid Stümper auch geblieben; Kirch' und Parlament seit langem Jenes Handwerk besser trieben.

Ada Christen  .

Robert Blum  ( siehe Seite 492), geboren am 10. November( mit Luther   und Schiller   am gleichen Tage) 1807. Ursprünglich Gürtler, fand er, was heute wohl seltener zu passiren pflegt, einen Prinzipal, der ihn zu weiterer Selbstausbildung anregte. Bald eröffnete sich ihm ein anderer Thätigkeitskreis auf dem Gebiete des Theaterwesens, in welchem er sowohl unmittelbar praktisch, mit einem Drama, als auch theoretisch, mit seinem Theaterlexikon als Schriftsteller auftrat. Wichtiger aber ist er dem Volke geworden durch seine politische Thätigkeit als Publizist und Agi­tator, durch welche er im Jahre 1848 bald in den Mittelpunkt der Demo­fratie Sachsens   trat. Sein schlagfertiges Wort und sein kräftiges Organ machten ihn als Vicepräsident im Vorparlament zu Frankfurt   bald in den weitesten Kreisen bemerkbar. Von da ging er beim Ausbruch des Aufstandes in Wien   dorthin, um eine Beifallsadresse zu übermitteln. Als Führer einer sogenannten Elitenkompagnie wurde er, obgleich er sich das Versprechen hatte geben lassen, nicht mit der Waffe thätig ein­greifen zu müssen, und troßdem er sich, um dem Zwange dazu zu ent­gehen, zurückgezogen hatte, in seinem Gasthofe am 4. November ver­haftet und, als Reichstagsabgeordneter, von einem Kriegsgerichte zum Tode durch den Strang verurtheilt. Nach der Umwandlung der Straf­vollziehung in Erschießung, fiel er am 9. November 1848 als Opfer der Reaktion in der Brigittenau. Blum   war ein Mann von ehrlichem, festem Charakter, und es wäre wohl, seitdem die sogenannten Liberalen ihn zu ihrem Heros machen, an der Zeit, den klaffenden Abgrund, der zwischen diesen und Blum gähnt, einer eingehenden Darstellung zu unterziehen.

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wt.

Der Christbaum der Vögel in Norwegen.  ( Seite 493.) Ein eisig kalter Wintertag ist angebrochen. Feld und Flur, Bach und Wald ist von Schnee bedeckt, hohl und schaurig fegt der Nordost daher, so daß selbst die ehrwürdigsten Bäume sich knackend und knarrend vor ihm beugen und das mit Schnee und Reif bedeckte Haupt schütteln. Alles scheint in der Natur erstorben zu sein. Das muntere Völkchen der Insekten liegt in Erstarrung im warmen Moos unter der schüßenden Schneedecke; Fledermäuse und Igel halten ihren Winterschlaf; die meisten der fröhlichen Sänger aus Bujch und Hain baden sich in weiter Ferne

Verantwortlicher Redakteur: W. Liebknecht in Leipzig.  

in den Fluthen des Nils und finden in dieser neuen Heimath Nahrung in Hülle und Fülle. Nur einige scheint die Natur stiefmütterlich be­handelt zu haben, nämlich die Vögel, die auch im strengsten Winter an die Heimathliche Scholle gefesselt sind. Hülfeflehend und bittend nahen sie sich jetzt den menschlichen Wohnungen und rufen unser Mit­leid an. Haubenlerchen, Goldammern, Grünfinken, Hänf­linge und viele andere mahnen uns durch ihr rührendes Zwitschern an unsere Pflicht, ihrer im harten Winter nicht zu vergessen. Wie dankbar bezeigen sie sich auch dafür im Frühling und Sommer, wenn wir ihnen täglich an einem geschüßten Orte ein wenig Nahrung zu­tommen lassen. Mit wenigen Kosten können wir uns durch Anlegung eines Vogelfutterplages eine Fülle der schönsten Freuden zugänglich machen. Schon das muntere Treiben der Vogelschaar auf der Futter­stelle wird jeden Naturfreund erfreuen, aber auch das Bewußtsein, ein gutes Werk gethan zu haben, ist etwas werth. Leider findet man bei uns, trotz dem von Jahr zu Jahr sich überall der Mahnruf dazu wiederholt, nur wenige Futterpläge für unsere Vögel eingerichtet, so daß bei strenger Kälte viele der Minnesänger des Frühlings ihren Tod finden. Da hat es mich mit wahrhafter Freude erfüllt, unsere Leser durch die schöne Illustration( nach dem Gemälde von Siegwald Dahl  ) mit einer nachahmenswerthen Sitte des norwegischen Bauersmannes bekannt machen zu dürfen. Dort nämlich findet man am Jul- oder Weihnachtsfeste überall auf den kleinen Vorrathshäuschen eine Getreide­garbe aufgerichtet, die den Vögeln zugedacht ist, damit auch sie sich der Du aber, lieber Geburt des Predigers der Liebe erfreuen können. Leser, der du dich an dem hübschen Bilde erfreut, gehe hin und thue desgleichen.

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Sprüche aus dem Munde der Völker.

Gesammelt von F. J.

( Englisch  .)

Liberty is better than gold.

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Freiheit geht

Gold und Silber Tücht'gem Mann darüber;

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Freiheit ist

Aug' und Leben Tücht'gem Manne lieber.

The longest day has his end. Ob etwas früh, ob etwas spät, Ein jeder Tag zu Ende geht.

Clowdy mornings turn to clear evenings. Wolken um die Stirne habend, Bringt der Morgen hellen Abend. He runs far that never turns again. In große Ferne kommt vor seinem End', Wer ohne einmal umzukehren rennt.

Prove thy friend, ere thou have need. Auf Probe sei der Freund gesezt, Noch eh' die Noth uns dazu hegt. There is no fool to the old fool. Bon zweien Narren schlimmer Ist der bejahrte immer.

H. St.

Berichtigung. Man schreibt uns: Glauchau  , 1. Dezbr. 1876. Christian Ludwig Brehm   lebte nicht seit 1813 in Rentendorf  bei Gotha  , sondern in Rentendorf   bei Neustadt an der Orla  , aber geboren ist derselbe bei Gotha  , wie ganz richtig das Brockhaus'sche Lexikon und die Gartenlaube" vor einigen Jahren brachte. Achtungs­voйl J. Kegler.

- Drud und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig  .