gunde aber kostet diese Erinnerung an einen Treulosen nicht einmal einen Seufzer mehr, sie ist so praktisch, den Sah aufzustellen, daß allemal der, welcher ein Mädchen am treuesten und uneigennüßigsten liebt, auch der schönste in ihren Augen sein solle.
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Die enttäuschten Erben versuchten damals mit Ausnahme der adligen Bartels, die ja gute Gründe hatten, an die legitimen Ansprüche des Ladendieners Hans zu glauben- es wirklich, das Testament Onkel Jakobs anzugreifen. Aber nach genauer Prüfung der Sachlage hatte ihnen ihr Rechtsbeistand die gänzliche Erfolglosigkeit dieser Bemühungen so deutlich und klar dargelegt, daß sie von dem Unternehmen abgestanden und sich grollend in ihr Schicksal gefügt hatten, um nicht auch noch das letzte zu verlieren. Meister Johann und Frau Friederike suchen ihr Anwesen in Nauhenwizz bestmöglich zu verwalten, Martha tröstet sich einst weilen über den mäßigen Besuch ihres Wirthshauses in Segendorf damit, daß sie desto fleißiger den wirklich guten Getränken, welche ihr Keller birgt, zuspricht, und nur Emmerenzia fühlt sich in dem Stifte, in das sie verwiesen, sehr unglücklich. Ihr Sprach fehler hindert sie daran, im Wortgefecht mit den gewandteren Gegnerinnen den Sieg zu erringen, auch ist sie garnicht mehr in der Stimmung, das Flügelroß zu besteigen und während eines tühnen Fluges in das Reich der Poesie die Misère des Erden daseins zu vergessen. Nur einer Liebhaberei ist sie treu geblieben, denn eine starke Leidenschaft muß der Mensch haben: sie kon sultirt mehreremale in der Woche den jungen Assistenten des alten Stiftsarztes und legt allabendlich die Karten. Wenn dann die dohlenwinkler Verwandten recht schwarz stehen", dann freut sie sich herzinnig und prophezeit ihnen ein Unglück über das andere, denn sie würde eher an allem zweifeln, als an der Unfehlbarkeit dieser mystischen Blätter. Es ist gut, daß böse Wünsche wenigstens nicht die Macht besigen, Unschuldigen zu schaden!
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Der kleine Hofrath und Dame Edeltrud, welche sich damals so politisch in das Unvermeidliche gefunden, sollten noch härtere Enttäuschungen und Demüthigungen erleben. Das Vermächtniß Bruder Jakobs 2000 Thaler an Werth langte tags darauf mit einer verhängnißvollen Mittheilung des Notar Werner aus Wolfsburg an. Leider war es weder Geld noch Geldeswerth, was doch so nöthig gewesen wäre, um die aufgelaufenen Forderungen zu decken, was da ankam, sondern zwei gefälschte Wechsel des Herrn Lieutenant Adelhart von Bartels, der zur Freude seiner Mama so viele noble Passionen besaß!
Es war der Name des„ Erbonkels", den der hoffnungsvolle junge Mann so geschickt nachgemacht, daß selbst Moses Bär und Compagnie in Wolfswinkel sich im ersten Moment hatten durch das Falsifikat täuschen lassen.
Notar Werner gab den Rath: den Herrn Sohn zu veran lassen, um seinen Abschied einzukommen und ihn zu sich nach Dohlenwinkel zu nehmen, wo denn doch noch ein ordentlicher Mensch aus ihm werden könne- welches auch die Ansicht und der Rath des Verstorbenen gewesen sei.
Allerdings blieb nichts anderes übrig, und der kleine Hofrath reiste selbst nach Wolfsburg , um seinen Stammhalter heimzuholen. Der glänzende Herr Lieutenant fuhr dann eines Abends sehr fleinlaut und gedemüthigt, in der alten, gelben Postkutsche ſizend, durch das Thor der Stadt Dohlenwinkel in der er fortan, fern von den Freuden und den Versuchungen der Residenz, seine Tage verbringen soll.
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Die größte Schwierigkeit bestand darin: eine passende Beschäftigung für den reuigen jungen Mann in Dohlenivinkel zu finden. Da legte sich der zukünftige Schwager in's Mittel und Herr Adelhart v. Bartels war schließlich noch froh, in dem grauen Hause am Markte an Stelle des„ langen Hans" Häringe und Syrup zu verkaufen.
Was das Herz der Dame Edeltrud, geborenen v. Reckenstein, empfindet, läßt sich denken, wenn sie erwägt, daß ihre Jüngste eine simple Handwerkersfrau geworden, ihre Lieblingstochter, Adelgunde, sich noch glücklich preist, daß der abgewiesene Freund, der einstige Ladendiener Hans, ihr Bräutigam und zukünftiger Gatte ist daß, o Jammer, der ritterliche Adelhart jezt noch froh ist, unter des Schwagers Anleitung sich praktische Kenntnisse zu erwerben und eine noble Passion nach der andern verliert ja es droht ihr stolzes Herz zu brechen und sie flüchtet sich in die Stille ihres Gemachs, woselbst auch ihr Erbtheil, die alte Rüstung, in der Ecke aufgestellt ist, und vor dem Eisenblechhelm des weiland Raugrafen v. Henneberg flagt die geborene v. Reckenstein darüber, daß die Zeiten sich ändern!
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Sie flagt es den Winden, denn Herr Sebaldus sitzt, Dank dem Testament des Erbonkels, schon von früh an im Wirthshause, in dem Bestreben, seinen Erbantheil möglichst groß zu machen. Der Wein des schwarzen Wallfisches, wahrscheinlich aber mehr noch die Gespräche und Rathschläge des klugen und lustigen Jonas Wallfisch, haben die merkwürdige Wandlung im Charakter des grauen Männleins hervorgebracht, und oft hat er sogar den Muth, die Frau Hofräthin seine alte Trude" zu nennen und allerhand schlechte Wize über ihre romantischen Neigungen zu machen!
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So genoß der kleine Sebastian v. Bartels wenigstens den Abend seines oft recht bewegten Lebens in angenehmer Ruhe und erlangte eine Selbstständigkeit, wie er sie nie geträumt- Dank den letzten Bestimmungen des braven Erbonkels. Diese sicherten aber auch den Frieden der in Dohlenwinkel zurückgebliebenen Glieder der Familie Bartels, nachdem alle störenden Elemente durch die weise Vorsorge des Herrn Jakob für ewige Zeiten daraus verbannt waren.
Nach Ablauf des Trauerjahres ist die Hochzeit des Erben mit seiner zärtlichen Adelgunde bestimmt. Das Brautpaar sitt oft bei der„ Tante Gertrud" im stillen Stübchen und läßt sich von den Leiden und Freuden der heimlichen Liebe des Onkel Jakob und der schönen Dorothea erzählen, und wie der Großpapa Bartels sie im Rosengarten belauscht ganz wie sie selbst, am Abend jenes, verhängnißvollen Geburtstages, wo das Feuerwerk abgebrannt ward.
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Und dann weinen sie vor Mitgefühl, küssen sich aber bald wieder die Thränen von den Wangen und trösten sich damit: daß Jakob und Dorothea sich nach dornenvoller Erdenlaufbahn gewiß in dem himmlischen Rosengarten der Liebe gefunden haben!
Der irdische, dohlenwinkler Rosengarten wird inzwischen von fleißigen Arbeitern, die Eusebius , der alte Student, beaufsichtigt, umgegraben und unterwühlt. Denn im nächsten Frühjahr schon soll das Haus der Barmherzigkeit den Armen und Elenden seine Pforten öffnen, und wenn das Geschlecht Bartels längst erloschen ist, wird diese uneigennüßige und edle That das Gedächtniß des Gründers der Anstalt, des ,, Erbonkels", der dankbaren Nachwelt erhalten.
Allerlei Lesefrüchte.
Kartenspiel und Wucher find den Türken durch den Koran verboten. Das erstere wird eine ,, teuflische Abscheulichkeit" genannt, und diejenigen, welche Wucher treiben, nachdem sie die Lehre Muhameds angenommen, mit ewiger Höllenstrafe bedroht.
Die Gurgel ist die Werkstätte aller Krankheiten und das Mittel wider alle ist die Enthaltsamkeit. Der Wein gebiert die Sünde.
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Diejenigen, welche Böses mit Gutem vergelten werden, werden am Ende ihres Lebens(!) das Paradies zum Aufenthalt bekommen. Koran .
Sei freundlich und leutselig. Die Freundlichkeit in der Gesellschaft ist wie das Salz an den Speisen: dieses würzt die Speisen, jenes macht jedermann vergnügt. Der stählerne Degen ist nicht so durchdringend als die Freundlichkeit: sie besiegt unüberwindliche Waffen und vermag gegen den Feind mehr als Armeen.
Spruch eines orientalischen Philosophen.
Literarische Umschau.
Von B. G.
Illustrirtes Patentblatt nennt sich eine literarische Novität, die vom Januar ab im Verlag von Eugen Großer in Berlin ( Gitschinerstraße) erscheint. Die beiden ersten Nummern enthalten die Patentanmeldungen vom 20. Juli bis zum 7. September v. J., ferner zahlreiche Abbildungen und Beschreibungen neuer Erfindungen, dann alle für die Industrie wichtigen Entscheidungen höchster Gerichtshöfe, interessante