Korrespondenzen, schließlich Bücherschau und Anzeigen. Das Unter­nehmen, nicht allein über alle Anmeldungen, Ertheilungen und Auf­hebungen von Erfindungspatenten in einer Fachzeitschrift Bericht zu erstatten, sondern auch die patentirten Erfindungen sofort bildlich dar­zustellen und gemeinverständlich zu erläutern und damit gewissermaßen ein allen Erfindern und Industriellen nothwendiges Handbuch zu schaffen, ist gewiß ein zeitgemäßes und kann nur mit Sympathie be­grüßt werden. Der reiche Inhalt und die geschickte Ausstattung der beiden ersten Nummern werden das Ihrige zur Verbreitung des ,, Illustrirten Patentblattes" beitragen.

gericht

204

Dr. H. Didtmann als Impfgegner vor dem Polizei­und und ,, Auf der Anklagebaut sind zwei sich ergänzende Schriften des praktischen Arztes Dr. Didtmann in Linnich , der sich als ungemein produktiver medizinischer Schriftsteller und erbitterter Gegner der Pockenimpfung bereits einen bedeutenden Namen gemacht hat. Dr. Didtmann erzählt die Geschichte seines Kampfes gegen das Impfzwanggesez und die Behörden in seiner Eigenschaft als Familien­vater, der trotzdem oder weil er selbst Impfarzt ist, es nicht über sich gewinnt, seine eigenen Kinder der Impfung zu unterziehen, die nach seiner wissenschaftlichen Ueberzeugung niemals nüßlich, häufig aber schädlich wirken kann. Beide Schriften sind fesselnd geschrieben und unter andrem auch mit statistischem Beweismaterial versehen, das sich vor dem im deutschen Reichstage als Grundlage des Impfzwanggeſetzes acceptirten statistischen Zahlenhaufen dadurch vortheilhaft auszeichnet, daß es mit Sachkenntniß und Verstand verwerthet ist und nicht wie dieser ausschließlich die Gedankenlosigkeit der damit Rechnenden beweist.

"

Von der Zukunft", der wissenschaftlichen sozialistischen Revue, welche nach dem Beschlusse des letzten deutschen Sozialistenkongresses von der Assoziationsdruckerei zu Berlin herausgegeben wird, sind seit unserer Ankündigung derselben die ersten 8 Hefte erschienen. Aus der Zahl der darin enthaltenen Artikel heben wir nur die folgenden als besonders interessant hervor: Der Sozialismus und die Wissenschaft, von g; Zur Gewerbehygiene, von Dr. med.-l1-; Der Kleingewerbe­betrieb von C. A. S.; Maximilian Robespierre , von Dr. Karl Brunne­mann; Die Stellung der Gelehrten zur Sozialdemokratie, von J. Most; Die Werthvorstellung des isolirten Menschen, von C. A. Schramm; Die Werththeorie von Carl Marx , von demselben Verfasser; Unter­suchungen über die Grundprinzipien der Sozialdemokratie, von Dr. C. de Paepe; Das sozialistische Contingent, von C. A. S.; Die Proportio­nalvertretung, von C. Lübeck; Die soziale Lage in Italien , von Benoit Malon u. s. w. Daß sich das streng wissenschaftliche Preßorgan der deutschen Sozialdemokratie in der kurzen Zeit seines Bestehens neben der großen Zahl politischer Blätter sozialistischer Richtung eine gesicherte Position ecobert und mehr als 3000 Abonnenten gewonnen hat, ist der beste Beweis für das in weiten Kreisen herrschende Bedürfniß, die wissenschaftlichen Ausgangs- und Stüßpunke der sozialistischen Bewegung kennen zu lernen, und eine zuverlässige Garantie für die so nothwendige wissenschaftliche Vertiefung der sozialistischen Anschauungen.

-

,, Die neue Gesellschaft, Monatsschrift für Sozialwissenschaft, herausgegeben von Dr. F. Wiede in Zürich , ist gleichzeitig mit der Zukunft" auf dem Plane erschienen und verfolgt im Grunde dieselben Zwecke: sie will die auf den Aufbau einer Gesellschaftsordnung nach sozialdemokratischen Prinzipien abzielende Sozialwissenschaft vertiefen, erweitern und ausbauen helfen. Auch sie hat in den 4 bisher er­schienenen Heften des Interessanten und Belehrenden genug geboten; die Artikel: Die Strömungen in der Gesellschaft wider den Sozialis­mus, von Dr. A. Dulk; Ueber die natürliche Zuchtwahl in der mensch lichen Gesellschaft, von Prof. Dr. A. Schäffle; Von der Ueberproduktion, von Dr. F. Wiede u. a. sind der Beachtung im vollsten Maße werth. Wenn die innerhalb kurzer Frist erfolgte materielle Sicherung der Zukunft" den Beweis für die Lebendigkeit des Bedürfnisses nach wissen­schaftlich- sozialistischer Erkenntniß lieferte, so zeigt das gleichfalls ge­sicherte Bestehen der ,, Neuen Gesellschaft" neben der Zukunft", daß man dieses Bedürfniß in seiner Verbreitung sehr wohl unterschäßen fonnte, aber auch bei den sanguinischsten Hoffnungen nicht überschätzt hat. Für die Gegner ist das eine von jenen tausend Lehren bezüglich der Lebensfähigkeit und der Zukunft des Sozialismus, die sie sich zwar angeblich alle hinter die Ohren schreiben, aber vielleicht gerade darum sofort wieder aus den Augen verlieren.

Korrespondenz.

"

-

Berlin . J- y H. Ihre Novelle wird baldigst geprüft werden. R. Ttt. Einen Roman, drei Novellen, verschiedene wissenschaftliche Arbeiten und viele Gedichte". alles auf einmal? Sie scheinen wirklich ein äußerst fruchtbarer Herr zu sein! Wir fürchten indeß die drohende literarische Ueberschwemmung nicht; öffnen Sie immerhin die Schleußen, solche Springfluth ist uns nichts neues! J. v. W. ,, Wenn Sie je= mals Gelegenheit gehabt hätten, zu beobachten, wie sehr man in der höheren Gesellschaft um das leibliche und geistige Wohl des Volkes besorgt ist, wie man sich bemüht, Gutes 3 thim, Schmerzen zu lindern und den Armen Freude zu machen, wie mild man auch den niedrigsten Leuten entgegenkommt" 2c.- so würden ,, Sie die Vornehmen nicht mit

-

"

"

Ihrem Hasse verfolgen, sondern sie, die auch einen Theil des Bürgerstandes zu sich emporgehoben und ihn sittlich geadelt haben, eher bewundern und ihnen nachzuahmen suchen. Sehr schön gesagt ,,, gnädiges" Fräulein( nicht wahr: Fräulein?)! Aber, ver ehrte, wahrscheinlich sehr liebenswürdige und achtungswerthe Dame: die Armen, ja selbst die ,, niedrigsten Leute" sollten sich für die Wohlthaten, die Almosen und das ,, milde" Entgegenkommen der Vornehmen" bedanken, denn wenn der, welcher nicht arbeitet und doch genießt und das ist doch fast ausnahmslos der Fall bei unseren Vor nehmen" jenem, der sich die Finger blutig und das Hirn stumpf arbeitet und doch darbt, von seinem Ueberfluß einen Bettelgroschen reicht, so beleidigt er ihn, und wenn er ihm mit vornehmer Milde entgegentritt, so verhöhnt er ihn gleichviel ob be wußt oder unbewußt. Der Mensch der Arbeit hat das Recht auf alles das, was heut zutage der Mensch der Nichtarbeit widerrechtlich allein genießt; der Vornehme von heute hat die Pflicht, an der für die Gesammtheit der Gesellschaftsangehörigen nüglichen Arbeit theilzunehmen, und er entzieht sich dieser Pflicht und enthält dem Arbeitenden fein gutes Recht vor. Bewundern Sie ,,, Gnädigste", das arbeitende Bolt, daß es gut­

willig und beinahe ohne zu murren sich sein Recht, sein Brot, sogar sein Leben nehmen

läßt und daß es troß alledem den ,, höheren Gesellschaftskreisen" ,, milde"- sehr milde gegenübertritt!!!

Lunzenau . Dr. M. B. Ihre Arbeit ,, Der Sozialismus und das Theater" ist angelangt. Daß der Aufsaß über Beranger solange bei uns lagern muß, ehe wir ihn Einsendung der Stubie über Robert Burns wird uns angenehm sein. Interessante veröffentlichen können, ist im wesentlichen nur seinem mächtigen Ümfange geschuldet. Die Kleinigkeiten, wie sie Ihrer jüngsten Sendung eine beigefügt, sind dagegen jederzeit

Frankfurt a M. L. D. Ihre Arbeit ist nach einiger redaktionellen Feile sehr wohl zu verwenden. Lassen Sie öfter von sich hören und lesen! P. Sch. Jene Aufgabe war zu schwer. Auch der Ansaz würde Ihnen nichts nügen. Bei nächster Gelegenheit wird das anders gemacht.

Chemnik. F. R. Ihre Gedichte zeigen entschieden poetisches Talent. Eines, oder das andere wird veröffentlicht. Ob sich Ihr anderer Wunsch wird erfüllen lassen, können wir im Augenblick noch nicht sagen.

1

Mainz . x. Der Redakteur der ,, N. W. " tönnte ,, unmöglich verheirathet sein", behaupten Sie? Höchst merkwürdig- diese räthselhafte ,, Unmöglichkeit " ist längst Er­eigniß geworden. Nun sagen Sie uns aber, was fümmert denn Sie das so sehr, Sie

tleines x?

-

Bielefeld . Frl. Hedwig Sp. Das Silbenräthsel ist hübsch nur schade, daß die Auflösung einen Namen ergibt, der in der ,, N. W. " schon öfter zu Räthselspielereien herhalten mußte. Probiren Sie es mit einem andern.

Spielfeld( Steiermark ). J. 2. Ihren Wunsch hat die Expedition erfüllt. Breslan. Maschinenschlosser O. H. Wir werden Ihre Ansichten bei der demnächst fich entspinnenden Debatte über die Stenographiefrage zur Geltung bringen. Ihr als verwendbar bezeichnetes Silbenräthsel ist deshalb noch nicht zum Drud gelangt, weil wir beinahe schon seit Jahresfrist viele Duhend brauchbare Silbenräthsel auf Lager haben. 2. Th. Den besten Aufschluß über dergl. Fragen gibt Ueberwegs, Grundriß der Geschichte der Philosophie". Die durch die Debatte in Ihrem literarischen Klub nicht zu flarem Austrag gelangte Frage finden Sie z. B. in genanntem Werke, 4. Aufl., 3. Thl., S. 103, sehr tlar beantwortet: Mona be nennt Leibniz eine einfache, un­ausgedehnte Substanz. Die Substanz ist das, was zu wirken vermag; die thätige Kraft ( gleich der Kraft eines gespannten Bogens) ist das Wesen der Substanz. Die Monaden find die wahrhaft so zu nennenden Atome; sie unterscheiden sich von den Atomen, welche Demokrit annimmt, theils durch ihre Punktualität, theils durch ihre thätigen Kräfte, welche in Borstellungen bestehen. Die Atome sind von einander durch Größe, Gestalt und Lage, aber nicht qualitativ durch innere Zustände, die Monaden dagegen von einander qualitativ durch ihre Vorstellungen verschieden" u. s. w.

"

Nürnberg . C. R. Die, Modenwelt" bekommen wir nicht zu Gesicht. Bei fünf­tigen ähnlichen Gelegenheiten wollen Sie uns von solchen Curiosis nicht blos Mittheilung machen, sondern das betreffende Blatt einsenden.

Aerztlicher Briefkasten.

Herrn Th. Simon in Koburg , Steinweg 39. Da die Heilung von Knocheneiterungs­prozessen durch Knochenneubildung erfolgt, nachdem abgestorbene Knochentheile zuvor aus­gestoßen worden sind, so haben Sie das Herauseitern" von kleinen Knochensplittern als ein Zeichen der Heilbestrebungen der Natur zu betrachten. Solange sich nämlich ab= gestorbene Knochentheile in dem Geschwüre befinden, ist eine Heilung undenkbar. Um lettere schneller herbeizuführen, als dies die Natur nur allmählich zu thun vermag, wendet die moderne Chirurgie deshalb die Resettion an, d. i. das Ausmeißeln und

Aussägen der erkrankten Knochentheile( in der Chloroformnartose). Wenn diese Operation craft vorgenommen und das Geschwür forrekt nachbehandelt worden ist, so erfolgt hei lung in wenigen Monaten. Es läßt sich nun auf Grund Ihres brieflichen Berichtes nicht beurtheilen, ob Sie die spontane( freiwillige) Heilung Ihres seit drei Jahren be­stehenden und Sie vollständig arbeitsunfähig machenden Knochengeschwürs am Ellenbogen­gelent abwarten dürfen oder sich einer Operation seitens eines gefchickten Chirurgen, am besten in einer Universitätsklinik, unterwerfen müssen. In jedem Falle aber machen wir Sie auf ein von vielen Aerzten nicht gekanntes und nach unseren Erfahrungen die Hei lung von Knocheneiterungsprozessen wesentlich beschleunigendes Beihülfsmittel aufmerksam, auf Apfelwein, täglich zwei Weingläser voll zu den Mahlzeiten getrunken. Da Sie wohl zu arm sind, sich denselben anzuschaffen, so nennen wir Ihre Adresse, damit viel leicht gratis eine tieine Sendung dieses Obstweins seitens eines Barteigenoffen an Sie erfolgt. Die Karbolsäure hat auf den Heilungsvorgang bei Ihrem Geschwüre nur in sofern Einfluß, als sie jene, die Wunden und Geschwüre so oft treffenden ,, Schädlichkeiten" vernichtet und zerstört, welche die moderne Wissenschaft in mikroskopischen Bilzbildungen und deren Sporen, die in der Luft herumfliegen, sucht. Deshalb wenden Sie diefelbe nur weiter an. Kaufen Sie sie aber nicht in der Apotheke, sondern beim Droguisten, der sie ja aus derselben Quelle, wie jener, aus der chemischen Fabrik, bezieht und für den vierten Theil des Apothekerpreises verkauft.

-

"

Begesack. Herrn H. 2. Herr H. Bieren treibt unter der Firma ,, Bönicke's Schul­buchhandlung in Leipzig " dasselbe Geschäft, welches der selige Buchhändler, Kunstgärtner und Dr. med. Laurentius trieb: er macht sich den moralischen Kazenjammer junger Männer zu nuße, welche einem gewissen Laster gefröhnt haben und nun in dem Wahne leben, an Rückenmarksschwindsucht u. s. w. zu leiden, indem er- oder ein mit ihm in Verbindung stehender Arzt berartige Patienten gegen ein ziemlich hohes Honorar in Behandlung nimmt und ihnen die in einer hiesigen Apotheke angefertigten Mittel über­sendet. Legtere beitehen gewöhnlich aus China - und Eisenpräparaten und sind ziemlich kostspielig, sodaß derjenige, der sich in die Behandlung der Schulbuchhandlung" be geben hat und der durch die Lektüre des Bierey'schen Buches und der ihm zugesandten ,, ärztlichen Briefe" gewöhnlich noch hypochondrischer wird, als er's vordem war, in der Regel nicht unter 60 Mart davonkommt. Meiden Sie also solche Lektüre, ebensowie diejenigen, welche mit berselben ,, ärztliche Geschäfte" machen, und wenden Sie sich an einen vernünftigen Arzt, der Sie sehen und untersuchen tann und Sie über derartige Krankheitszustände offen und ehrlich belehren wird. Legtere verlangen in sehr seltenen Fallen eine arzneiliche Behandlung, sondern viel häufiger eine diätetische: Bermeidung von Spirituosen, Kaffee, Thee und anderen aufregenden Getränken; eine mehr abhärtende Lebensweise durch fühle Abreibungen, Flußbäder und Turnen, sowie namentlich eine ernste und anhaltende Thätigkeit, mit Vermeidung jeder, auch geistiger Unkeuschheit, denn gar zu häufig trifft es sich, daß diese, d. h. die Beschäftigung der Phantasie mit eroti schen Bildern, einen solchen Kranken derartig beherrscht, daß er nicht genesen kann. Dr. Resau. ( Schluß der Redaktion: Dinstag, den 15. Januar.)

Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser in Leipzig ( Plagwißerstr. 20).-Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig .

is