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dessen Schlag sich der Marder einschleicht. Entsetzt laufe Au nom de qui?" In wessen Namen?"- Und er legt im Saale herum, einander trostlos anblickend. Wer mit guter die Feder weg, ohne den Namen ausgeschrieben zu haben. oder auch schlechter Manier ausreißen kann, reißt aus. Die In wessen Namen?"" In wessen Namen", gestützt auf welchen Zurückbleibenden erwarten jeden Augenblick das„ böse Viertel- Gesezesparagraphen, mit Ermächtigung welcher gesetzlichen Behörde stündchen" des Rabelais, wo sie die Reise durch's Fenster zu soll ich den Feind niederwerfen, der mich erdrosseln will? In machen haben. Sachons mourir, à notre poste!"" Sterben wessen Namen" die Faust zurückstoßen, die mir schon an der wir würdig auf unserem Posten!" ruft melodramatisch, um Gurgel ist? In wessen Namen?"- Das kennzeichnet den sich und den anderen Courage einzuflößen, der Revolutions- Mann. Komödiant Collot d'Herbois , und drapirt sich in würdevoller Das Blatt Papier mit dem Revolutionsaufrnf und den zwei Geberde auf seinem Platz. Der nicht ausgerissene Rest folgt dem Buchstaben Ro-, ein paar braungelblich gewordenen Blutflecken Beispiel, und stumm, an die bevorstehende Luftreise denkend, sizzen daneben ist noch in Paris zu sehen. Dieser Fezen Papier , die„ Senatoren" da, eine lebendige Karrikatur des römischen das ist Robespierre ! Senats beim Einstürmen der Gallier.
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Aber es bleibt still draußen; kein Trommelwirbel, kein Tumult nahender Volksmassen. Die„ Senatoren" beginnen Hoffnung zu schöpfen. Das unwürdigste Leben ist doch besser als das würdigste Sterben. Vielleicht gibt es Rettung. Allmählich treffen auch beruhigende Nachrichten von außen ein. Die„ Senatoren" stehen von ihren Sißen auf. Einige eilen sogar hinaus, um zu kämpfen" falls es nöthig. Schon vorher, gleich als man die Befreiung Robespierre's erfahren, hatten sich die Dantonisten Bourdon, Legendre u. a. in die Distriktsversammlungen*) begeben, um den hier noch immer zahlreichen Anhang der Hebertiften und Dantonisten zum Rächerwerk an deren Mörder aufzustacheln.
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Und Robespierre , der„ gewaltige Volkstribun" der Philisterund Polizei- Legende? Was that er? Nichts. Garnichts? Nichts. Der Konvent hat seine Verhaftung gesetzlich beschlossen und Widerstand gegen das Gesetz? Wie konnte man dem unfehlbaren Apostel des gesprochenen und geschriebenen Wortes eine solche Todsünde zumuthen? Selbstständiges Leben war nicht mehr in der Commune-- dank Robespierre , der sein Möglichstes gethan, sie zu einem automatischen Anhängsel des Konvents zu degradiren. Sonst hätte sie auf eigene Faust das Sonst hätte sie auf eigene Faust das Banner der Insurrektion entrollt. Aber mit ihrem von Robespierre eingetrichterten Robespierre'schen Autoritätsglauben bedurfte sie einer Autorität, und die Autorität war Robespierre . Er sollte befehlen.„ Nein!" Dank Robespierre fonnte die Commune Robespierre nicht retten, wenn Robespierre nicht formell Ordre dazu gab. Robespierre gab die Ordre nicht. Er ist rathEr ist rathlos, hülflos.
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Die Hebertisten hatten vier Monate zuvor nicht gehandelt**), weil sie Robespierre des Treubruchs und der kolossalen Dumm heit, sie zu tödten, nicht fähig gehalten hatten; ihm wird das Schwert in die Hand gedrückt, das des Feindes, von dem keine Gnade zu erwarten, ist auf seine Brust gezückt er weist das angebotene Schwert zurück, läßt den Arm sinken. Freilich, es waren nicht blos pedantische Gesetzlichkeitsskrupel, was ihn lähmte. Die Todten erhoben sich gegen ihn seine Opfer. Die blutigen Köpfe Hebert's, Ronsin's, Chaumette's , Danton's , Camille's schmolzen zusammen in Ein furchtbares Medusenhaupt, das ihn versteinerte.
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Ein letzter Versuch wird gemacht, ihn aufzurütteln aus der Todtenstarre, die ihn schon bei lebendigem Leibe erfaßt hat. Ein Aufruf an's Volt zum Losschlagen wird ihm zur Unterzeichnung vorgelegt. Legrand, Louvet, Payan, Lerebours haben ihre Namen schon drunter gesetzt. Maschinenmäßig ergreift Robespierre die Feder und schreibt: Ro--; dann hält er plößlich ein:
*) Versammlungen der verschiedenen Kommunalbezirke, in welche Paris seit dem Beginn der Revolution eingetheilt war, und in denen das eigentliche revolutionäre Leben pulsirte.
** Während des Prozesses gegen die Hebertisten sagte Ronsin zu Momoro , der sich Notizen zu seiner Vertheidigung machte: ,, Was schreibst du da? Es ist verlorene Mühe! Das ist ein politischer Prozeß. Ihr habt gesprochen, als es galt zu handeln. Aber die Zeit wird uns rächen. Das Volk wird seine Richter opfern( victimera ses juges). Ich habe ein Kind, das ich angenommen habe. Wenn der Junge groß ist, wird er die Elenden erdolchen, welche uns in den Tod schicken. Er braucht dazu nur ein Messer für zwei Sous."
Sir Charles Lyell ( Bild Seite 208) ist der größte Forscher, welchen die Geologie, die Wissenschaft von der Natur der Erde, auf zuweisen hat. Ihm verdanken wir den Sturz jener althergebrachten Anschauungsweise, nach welcher die gegenwärtige Formation der Erdoberfläche durch rasche und gewaltsame Umgestaltungen hervorgebracht worden sein sollte. In epochemachenden Werken wies er als Thatsache
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Robespierre unterzeichnete nicht, wie auch die Freunde ihn drängen mochten.
Die Zeit verrinnt. Der Zeiger der Stadthaus- Uhr weist auf zweieinhalb Uhr morgens. Im Stadthaus, aus dem Stadthaus heraus keine Handlung. Gegen das Stadthaus zieht das Gewitter heran. Der Konvent, merkend, daß ihm keine Gefahr droht, hat sich aufgerafft, Robespierre und Genossen für vogelfrei ( außer dem Gesez) erklärt. Bourdon und Legendre haben nicht umsonst in den Distrikten gewühlt. Eine kleine Armee, voran die Maratisten und Hebertisten des Distrikts Gravilliers, marschirt aufs Stadthaus los. Nirgends stoßen die Angreifer auf Widerstand. Sogar die Kanoniere Henriots haben sich zerstreut, weil ihnen keine Ordres zugegangen, und sie die Rathund Hülflosigkeit Robespierre's und der anderen Geächteten sehn. Doch noch ehe das improvisirte Konventsheer das Stadthaus erreicht, tritt die Katastrophe ein. Ein junger Polizeiagent, namens Meda, der sich das Blutgeld verdienen will, dringt mit einigen Begleitern in den völlig unbewachten Stadthaussaal, wo Robespierre , in dumpfem Brüten, den Kopf in der Hand, an einem Tisch sizt, umgeben von seinen Freunden, die er mit seiner Rath- und Hülflosigkeit angesteckt. Ein Knall noch einer. Lebas hat sich erschossen. Auch Robespierre stürzt nieder; der Unterkiefer ist ihm zerschmettert eine furchtbar schmerzhafte, jedoch nicht tödtliche Wunde. Hat er einen Selbstmordversuch gemacht? Oder hat Meda, wie dieser sich rühmt, ihn getroffen? Es war lange nicht entschieden und war auch schwer zu entscheiden. Die Natur der Wunde ließ beide Möglichkeiten zu. Indeß ist es jetzt doch ziemlich über allen Zweifel festgestellt, daß Robespierre in seiner Verzweiflung sich den Schuß selbst beigebracht.
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Genug: Robespierre liegt mit zerschmettertem Unterkiefer am Boden, der Kehraus findet statt: Kein Widerstand. Nicht der Schatten eines Widerstandes. Einen traurigeren Kehraus hat die Weltgeschichte nicht zu vermelden!
Die Todten reiten schnell. Wenige Stunden später, am nämlichen Tage wird Robespierre , nach der grauenhaften Schaustellung, die unser Bild in voriger Nummer( nach einem Gemälde von Lucien Mélingue) vorführte, mit 21 seiner Unglücksgefährten auf die Guillotine geschleppt,- die zwei nächsten Tage noch zusammen 82. Man muß reine Wirthschaft machen.
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Die Revolution hatte sich erfüllt. Sozialistisch konnte sie noch nicht werden die ökonomische und politische Herrschaft des Bürgerthums war begründet. Mit Robespierre konnte das Bürgerthum nichts anfangen. Robespierre's Tugend war de trop, ein überflüssiges Möbel, eine Verlegenheit für die aufstrebende Bourgeoisie. Otez- vous de là! Fort von hier, damit wir in Frieden die Orgien der neuen Bourgeoisgesellschaft feiern können! Robespierre mußte fallen er brauchte nicht so kläglich zu fallen, aber fallen mußte er und er war kein Lasker, der sich gemüthlich in die Tasche stecken und den Mund stopfen läßt; um ihn stumm zu machen, mußte sein Kopf in den Sad der Guillotine gesteckt werden.
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Vier Monate, nachdem Robespierre geköpft worden, sprengte der Knüppel der Jeunesse dorée( vergoldeten Jugend des vornehmen Böbels) den Jakobinerklub. vornehmen Pöbels) den Jakobinerklub. Die Bourgeoisie hat nun das Verdeck geklärt". Die Piratenfahne wird aufgehißt, und lustig geht's in die wogende See. Vogue la galère!
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nach und durch stets neue Beobachtungen erhärtete er, daß die während der geschichtlichen Zeit und noch immerfort sich vollziehenden chemischen und physiologischen Vorgänge und physiologischen Vorgänge ungemessene Zeiträume hindurch wirkend vollkommen zur Erklärung unserer Erdphysiognomie ausreichen. Ebenso ist es sein Verdienst, unwiderleglich festgestellt zu haben, daß das Alter des Menschengeschlechts nicht nach Jahrtausenden, wie