die biblische Schöpfungsuythe behauptet, sondern nach Jahrhundert tausenden zählt. Sowohl die Resultate als die Methode seiner wissen schaftlichen Arbeiten stellen Lyell in die Reihe jener wenigen Geistes heroen, welche die Wissenschaft von den Kinderschuhen gedankenloser und abergläubischer Voraussetzungen befreit und auf den Boden vorurtheils freier Forschung versetzt haben. Lyell ward am 14. November 1797 zu Kinnardy, in der schottischen Grafschaft Ferfar, geboren, studirte von 1816 bis 19 als Fachstudium Jurisprudenz und ließ sich 1819 zu London als Sachwalter nieder. Da ihn von vornherein die Naturwissenschaften, besonders die Geologie, auf das lebhafteste angezogen hatten, trat er der londoner geologischen Gesellschaft als Mitglied bei und veröffentlichte 1826 seine erste geologische Arbeit. Der Erfolg der selben verschaffte ihm unter anderm die Vizepräsidentschaft der geologischen Gesellschaft und veranlaßte ihn, sich ganz der Geologie zu widmen. Nach einer Reise durch Deutschland , Frankreich und Italien erhielt er 1831 eine Professur am Kingscollege; 1836 ward er Präsident der geologischen Gesellschaft. In den vierziger Jahren unter nahm er wissenschaftliche Reisen nach Amerika , deren Resultate er in einer langen Reihe von Abhandlungen verwerthete; auch den euro päischen Kontinent besuchte er zu wiederholtenmalen. Er starb am 22. Februar 1875 und ward in der Westminsterabtei , der Begräbnißstätte der berühmtesten Männer Englands, beigesetzt. G.
Zur Milchfrage. Unter den Bedürfnissen des täglichen Lebens Zur Milchfrage. Unter den Bedürfnissen des täglichen Lebens nimmt gute, reine und unverfälschte Milch nicht den letzten Rang ein, namentlich sofern es sich darum handelt, ein künstliches Ersatzmittel für die Muttermilch zu beschaffen. Wie die große Mehrzahl der Nahrungsmittel unterliegt sie aber vielfach einer absichtlichen Fälschung, voran die Verdünnung mit Wasser, in zweiter Reihe die Entsahnung, oder aber sie unterliegt auf dem Wege des Transports zerseßenden Einflüssen und kommt nicht mehr in gutem Zustande in die Hände der Konsumenten. In ersterem Falle wird das Bedürfniß an Nahrungsstoffen für das damit erzogene Kind nicht gedeckt, es gedeiht nicht, während im andern Falle Erkrankungen der Kinder, welche bei diesen so häufig das Leben bedrohen, wie z. B. akute Darmkatarrhe, herbeigeführt werden. Man hat sich vielfach bemüht, diese Uebelſtände zu beseitigen; aber nur in selteneren Fällen sind die Produzenten bereit gewesen, den namentlich von ärztlicher Seite an sie gestellten Forderungen entgegen zukommen. Grund und Boden sind im Werthe gestiegen, das Futtermaterial ist theurer geworden, und am Ende kann man es dem unter den jezigen Kulturverhältnissen" lebenden und erwerbenden Landwirthe auch nicht verdenken, wenn er so handelt, wie das moderne Bürgerthum überhaupt: soviel Geld zu verdienen, wie es nur irgend angeht. Außerdem ist er auch nicht im Stande, eine sich immer gleichbleibende Milch zu liefern, wie sie namentlich das künstlich aufgezogene Kind bedarf. Die Lehrbücher der Chemie geben zwar folgendes mittlere Verhältniß für die Zusammensetzung der Milch an:
Jn 1000 Theilen Käsestoff
Butter
Zucker
Frauenmilch Kuhmilch
Biegenmilch
28,11
54,04
46,59
35,64
43,05
43,57
48,17
40,37
40,04
5,48
2,42 885,66
857,06
6,22 863,58
Salze Waffer Aber diese Verhältnisse unterliegen schon bei normaler Ernährung der Frauen, resp. der Rinder und Ziegen, vielfachen Schwankungen. So ist z. B. der Buttergehalt der Kuhmilch, welche abends gemolken wird, beinahe noch einmal so groß, als der der Morgenmilch, Sommermilch ist butterreicher als Wintermilch, und der Zuckergehalt der Milch beträgt mittags ein Drittel mehr als abends und nachts. Einem noch größeren Wechsel unterliegt diese Zusammensetzung der Milch aber, wenn die Kühe nicht mit vor der Blüthe gemähtem Heu und mit Körnerfrüchten ernährt werden, sondern wenn sie auch Futtermittel aus Zuckerfabriken, Brauereien und Brennereien erhalten. Man hat früher weniger auf diese Unterschiede geachtet; erst in neuerer Zeit ist man darauf gekommen, die Erkrankungen mit Kuhmilch ernährter Kinder in der dem Wechsel unterworfenen Zusammensetzung derselben, wie in Eigenschaften zu suchen, welche von abnormen Futtermitteln( den Preßrückständen der Zuckerrübe, der Branntweinschlempe u. s. w.) auf sie übergehen, z. B. das leichte Säuern der Milch, ihre Eigenschaft, Blähungsbeschwerden, Durchfälle oder Verstopfung zu erregen, und naturgemäß drängte sich das Bedürfniß auf, eine stets sich gleichbleibende Milch zu beschaffen. In der Schweiz mit ihrer umfangreichen Viehzucht, stellte man schon seit längerer Zeit sog. kondenjirte Milch her, welche, im Vacuum zur Syrupsdicke eingedampft und mit Zucker verseßt, sich geraume Zeit haltbar aufbewahren läßt und namentlich auf Seereisen verwandt wird. Sie brach sich bald als Kindernahrungsmittel Bahn, und eine Anzahl ähnlicher Fabriken, z. B. in Kempten 2c., machten der ursprünglichen Fabrik in Cham in der Schweiz Konkurrenz. Aus gleichen Bestrebungen entstanden die Fabriken sogenannten Kindermehls, welche die Milch vollständig eindampften, den Rückstand trockneten und pulverisirten und mit allerlei lobens- und unlobenswerthen Zusäßen zu vermehren bemüht waren. Alle diese künstlichen Präparate haben aber ihre Vortheile und Nachtheile. Zu den Vortheilen ist unbedingt
rechnen, daß man die Milch jederzeit im Hause haben und zubereiten 1, und das ist in großen Städten viel werth; zu den Nachtheilen rseits der hohe Preis der kondensirten Milch, denn wenn ein Liter guter Kuhmilch nach obengedachter Zusammenseßung 40 Pf. kostet, so kostet nach genauer Berechnung der in kondensirter Milch enthaltenen Milchtrockensubstanz diese 57 Pf. pro Liter, andererseits aber enthält die kondensirte Milch einen großen Zusatz von Rohrzucker, um sie haltbar aufbewahren zu können. Dieser Rohrzuckergehalt ist dreimal so groß als der Milchzuckergehalt der Frauenmilch. Obgleich nun Rohrzucker und Milchzucker, wie der Chemiker sagt, isomer sind, so ist doch ihre Wirkung auf den menschlichen Körper eine sehr verschiedenartige, denn während jener leicht gährt, ist letterer nur schwer gährungsfähig. Der Zusatz von Rohrzucker zur Kuhmilch kann diese der an Milchzucker sehr reichen Frauenmilch also nicht ähnlich machen; im Gegentheil müssen die Nachtheile eines Gährungsprozesse im Darmkanale hervorrufenden Präparates sehr bald eintreten. So enthusiastisch viele Aerzte daher diese kondensirte Milch aufgenommen hatten, ebenso sehr wird sie jetzt von den meisten verworfen, denn sie verursacht bei manchen Kindern Darmkatarrhe, und selbst wenn sie von unseren Kleinen vertragen wird, selbst wenn dieselben dabei scheinbar gedeihen, so sind sie doch in Krankheitsfällen weniger widerstandsfähig und erkranken, nach des Einsenders Erfahrungen, namentlich leicht an der englischen Krankheit. Man sieht sich deshalb neuerdings gezwungen, wieder zur Kuhmilch zurückzukehren, und da von den Landwirthen ein Entgegenkommen auf ärztliche Wünsche nicht zu erwarten und leider auch nicht überall zu verlangen ist, so entstanden in mehreren größeren Städten Milchkuranstalten, in denen man, genau nach ärztlichen Vorschriften, jahraus jahrein eine Anzahl von besonders ausgewählten, kerngesunden Kühen in luftigen, hellen Räumen untergebracht und durch geeignete Fütterung Milch in gleichmäßiger und guter Qualität erzielt. Der Preis der auf diese Weise erzielten Milch, deren Produktion unter Aufsicht eines Arztes, eines Thierarztes und eines Chemikers steht, stellt sich natürlich ziemlich hoch, in Frankfurt a/ M. 50 Pf. pro Liter, namentlich wenn sich die Anstalt, wie dies nöthig, mitten in einer größeren Stadt befindet, wo die Miethen für Stallungen 2c. ziemlich hoch sind. mit Recht stellt daher jemand in der Köln . 3. die Frage auf, ob nicht eine städtische Verwaltung im eigensten Interesse der Bürger handle, wenn sie die Räumlichkeiten zu solchen Anstalten kostenfrei hergäbe und sich dafür die unentgeltliche Ueberlassung einer gewissen Menge Milch ausbedänge, die gegen Vorzeigung von Milchmarken von den ärmeren Familien, die ohnehin der Unterstützung bedürftig sind, dort zu empfangen ist? Mit einem jährlichen Opfer von 1000 Mark wären in einer mittelgroßen Stadt vielleicht 30,000 Mark späterer Ausgaben für Krankenpflege, Arznei u. s. w. zu sparen.
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Dr. R.
,, Der Schwarze kommt versteck' dich, Büberl, der nimmt dich mit!"( Bild Seite 209.) Das Büberl ist aber beim ersten Schritt zur Flucht vor dem gefürchteten schwarzen Manne aus lauter Aufregung hingefallen und schreit nun sein Entseßen gottserbärmlich laut in die Welt hinaus. Die andern sehen vergnügt zu der Vater schaut in steifem Behagen, ohne sich zu rühren, drein; die Mutter ist von einer Art Mitleid bewegt, aber schmunzelt doch über den gelungenen Spaß; die Magd ist gar vom Stuhle ausgestanden, um sich den amüsanten Anblick, den das geängstigte Würmchen darbietet, nicht entgehen zu lassen, und die beiden andern Kinder mögen zwar selber noch nicht große Helden sein, wissen aber doch, daß der Schwarze nicht beißt und daß eigentlich kein vernünftiger Grund zum Erschrecken vor seiner Erscheinung vorhanden ist; der Großvater allein nimmt keinen Antheil an dem Zwischenfall, der die Mahlzeit stört; er hört vielleicht und sieht etwas schlecht nur der Magen ist noch gut, und die dampfende Ein hübsches Bild Suppe geht dem Alten über jeden Spaß. aber eine häßliche Manier: die armen Kleinen bei jeder Gelegenheit in Angst jagen und ihnen allerlei von der Gefährlichkeit der Kaminfeger, der Nachtwächter, Polizisten und anderer schwarzer Männer vorlügen! Einmal ist es eine Grausamkeit, so ein kleines Ding absichtlich zu erschrecken, und dann ist es Thorheit, den Kindern, die doch über kurz oder lang die Harmlosigkeit der landesüblichen Popanze kennen lernen, so handgreifliche Beweise zu liefern, daß es den Alten auf eine Unwahrheit mehr oder weniger nicht ankommt, wenn es einen sinnlosen Spaß gilt oder auch wenn es sich darum handelt, den frühzeitig schon in die Brüche gegangenen Respekt der Kinder vor den Eltern selbst durch die Furcht vor fremder Unerbittlichkeit zu ersetzen. Erzieht eure Kinder, aber benußt sie nicht als Spielzeug, und erzieht euch selbst, damit eure Kinder an euch, die ihr seine natürlichen Vorbilder seid, keinen Makel finden, auch nicht den einer scherzhaften, d. i. läppischen unwahrheit.
6.
Daß die Herren Theologen in der Bibelkunde keineswegs immer sehr bewandert gewesen sind, dafür liefert ein Blick auf die kirchlichen Verhältnisse des 15. Jahrhunderts den Beweis. Die meisten Geistlichen kannten damals nur die Sonn- und Festtagsevangelien, und manche angesehene Theologen, die mit den Schriften der Kirchenväter wohl bekannt waren, gelangten erst im hohen Alter zur Kenntniß des Nenen Testaments. Von vielen Mönchen wurde das lettere, nachdem es