Am Aequator   ist folglich der Temperaturwechsel der Jahreszeiten fast verschwindend, und er tritt umsomehr hervor jemehr man gegen einen der Pole rückt. Dort macht dagegen die Sonne im Laufe eines Tages einen Bogen bis an den Scheitelpunkt und steigt umsoweniger am Himmel empor, jemehr man sich von der Tropengegend ent­fernt. Der tägliche Temperaturwechsel wird deshalb am Aequator am größten sein. An ein und demselben Orte ist jener aus der gleichen Ursache im Sommer wesentlich größer als im Winter. So beträgt z. B. im Mittel in Genf   der Unterschied zwischen der höchsten und tiefsten Temperatur eines Tages im Januar 3 Grad, im Juli dagegen 9 Grad; in Petersburg   beträgt er im Januar 1 Grad, im Juli 7 Grad.

Wir haben gesehen, daß die Erde beständig Wärme empfängt, aber ebenso beständig ausstrahlt. Wenn nun die Erfahrung lehrt, daß seit der Zeit, da man regelmäßige Temperaturbeobachtungen macht, d. h. seit ungefähr 200 Jahren, die Temperatur der Erde sich nicht wesentlich geändert hat, so ist damit offenbar zugleich ausgesprochen, die Erde strahle jedes Jahr ziemlich genau soviel Wärme in den freien Weltraum hinaus, als sie selbst jährlich von der Sonne empfange, und der von uns bewohnte Planet sei gegenwärtig so ziemlich im Wärmegleichgewicht. Dieser Zustand mußte nothwendig einmal eintreten; denn die Menge der aus­gestrahlten Wärme nimmt genau in dem Maße zu oder ab, in welchem der Unterschied zwischen Erdtemperatur und Weltraum temperatur zu- oder abnimmt. Gesezt nun die Ausstrahlung sei geringer als die von der Sonne empfangene Wärme, so muß nothwendig die Temperatur steigen. Damit wächst aber der Ueberschuß über den Weltraum, und es vermehrt sich deshalb auch die Ausstrahlung, indeß die Einstrahlung sich beständig gleich bleibt. Die Temperatur wird solange steigen bis Wärmeaufnahme und-Abgabe gleich sind. Wenn umgekehrt, was nach allem an­genommen werden muß, die Erde aus dem gasförmigen Zustande in den flüssigen und aus diesem in den festen gelangt ist, so war jedenfalls die anfängliche Temperatur so hoch über der des Welt­raums, daß die in diesen ausgestrahlte Wärme beträchtlich größer war als die von der Sonne empfangene. Die Temperatur mußte also sinken. Damit nahm aber auch die Ausstrahlung ab, während die Einstrahlung sozusagen gleich blieb. Ist der Moment ein­getreten, wo die erstere genau auf den Betrag der letztern herab­gesunken, so bleibt die Erdwärme konstant, und dieser Zustand scheint gegenwärtig nahezu erreicht zu sein.

Wäre die Erde eine gleichförmige Kugel, so müßte in derselben geographischen Breite und derselben Meereshöhe rings um die Erde herum das gleiche Klima herrschen. Nun haben wir aber eine unregelmäßige Vertheilung von Wasser und Land; die ver­schiedensten Meeres- und Luftströmungen vermitteln auf ziemlich bestimmten Wegen die Mischung der äquatorealen Wärme mit der polaren Kälte; Gebirgszüge bewirken an gewissen Orten eine Hemmung der Luftzirkulation, während sie dieselbe in anderer Richtung befördern. Alle diese Einflüsse haben eine unregel­mäßige Temperaturvertheilung zur Folge. Dieselbe Wärme nämlich, welche im Stande ist eine gewisse Menge Wasser um 1 Grad zu erwärmen, vermag die Temperatur eines gleichen Gewichtes trockenen Erdreiches um circa 5 Grad zu erhöhen. Dafür erkaltet aber die Erde auch viel rascher als das Wasser.

Briefe von der Spree  .

Berlin  , im Monat Februar.

Le roi s'amuse!- Die Hoffeste nehmen gar kein Ende. Jeden Tag bringen die Journale ellenlange Berichte über dergleichen Feier lichkeiten, in denen in überschwänglicher Weise die Pracht der Toiletten und der Glanz der Uniformen, der Lakaien wie der Generale, geschildert wird. Einzelne, besonders scharfsichtige, ordensgeschmückte Berichterstatter denn nur solche haben Zutritt wollen sogar herausgefunden haben, daß die Prachtentfaltung und der zur Schau getragene Luxus und Reichthum die für derartige Festivitäten bisher mustergiltigen Lei­stungen am französischen   Hofe unter Ludwig XIV.   bei weitem überträfen. Gewiß ein bedenkliches Zeichen.

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So war dieser Tage Ball beim österreichischen Gesandten, dem Grafen Karoly. Der Kaiser, wie der ganze Hof und alle Diplomaten waren anwesend, und es soll dabei ganz besonders göttlich" zugegangen sein. An der kaiserlichen Tafel wurde auf gediegenem Golde servirt, an der zweiten, an welcher die höheren Hofchargen und die Minister Blaz genommen hatten, prangte fünstlerisch ziselirtes Silbergeschirr und die anderen ,, Herrschaften  " speisten von antikem Sevresporzellan. Uebri­gens fann Graf Karoly sich das leisten. Er ist einer der reichsten ungarischen Magnaten und hat außer seinem mit 60,000 Gulden nor­

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Von der Oberfläche des letztern verdunstet überdies jährlich eine Schicht von mehr als ein Meter Höhe, wozu ebenfalls eine be­deutende Menge der von der Sonne zugestrahlten Wärme ver­braucht wird. Aus diesen Ursachen ergibt sich, daß die Temperatur über dem Festlande allerdings im Sommer höher steigt, dagegen im Winter auch tiefer sinkt als über dem Meere. Sowohl der tägliche als auch der jährliche Temperaturwechsel ist dort größer als hier in gleicher geographischer Breite. Im Innern der Kon­tinente sind die Sommer wärmer, die Winter kälter als auf dem offenen Ozean oder auf Inseln. Während am Rhein   infolge der ziemlichen Sonnenhize noch ganz guter Wein wächst, aber wegen der gewöhnlich strengen Winterkälte immer grüne südliche Pflanzen nur mit der größten Sorgfalt in Treibhäusern gezogen werden können, gedeihen im Gegentheil die letztern in England im Freien, indeß die Traube der geringen Sonnenwärme wegen nicht reif würde.

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Reykiavik auf Island   liegt in 64 Grad 8 Fuß Nordbreite, Jakuzk in Sibirien   in 62 Grad 2 Fuß Nordbreite, also ungefähr soviel südlicher wie Mailand   und Venedig   südlich von Zürich  liegen. Nun hat aber erstere Stadt im Januar eine mittlere Temperatur von Grad, letztere dagegen eine solche von -42 Grad. Im Juli steigt sie in Reykiavik nur bis auf 13 Grad, in Jafußk bis auf 17 Grad; d. h. dort beträgt der mittlere Wechsel 14-15, hier nahezu 60 Grad, während er in der Schweiz   etwa 42 Grad ausmacht.( Die Temperaturen sind nach Celsius angegeben, Gefrierpunkt des Wassers 0 Grad, Siede­punkt 100 Grad. Angaben unter Null sind mit dem Zeichen versehen.) Die tiefste Temperatur auf der ganzen Erde wurde bis jetzt beobachtet in Jakuzt den 21. Januar 1838, nämlich 60 Grad. Trotzdem hat Jakuzzt eine mannigfaltige Vege­tation, die sich, nachdem mit Anfang Juli der Schnee geschmolzen ist, so wunderbar entwickelt, daß Gmelin in die Worte ausbricht: " Wenn jemals jemand das Gras hat wachsen sehen, so ist es vermuthlich hier gewesen." Ebenso sind z. B. London   und Ner­ tschinsk   in sehr nahe derselben nördlichen Breite von 512 Grad. London   in der Nähe des Meeres hat aber im Januar 3 Grad, im Juli 15% Grad Temperatur; Nertschinsk   in Sibirien  , durch große Landstrecken überall vom Meere getrennt, im Januar 30 Grad, im Juli 17% Grad. In den russischen   Steppen jen­seits der Wolga   in 51 Grad Nordbreite sinkt das Thermometer im Winter bis zu 40 Grad und steigt im Sommer bis zu 40 Grad hinauf; d. h. der Winter ist ein hochnordischer, der Sommer mit der heißen Zone wetteifernd. Die tägliche Tempe­raturschwankung beträgt hier im Januar 7 Grad, im August 15 Grad, dagegen in London   im Januar Grad, im Juli 7 Grad. In dem nur 6 Grad südlich vom Aequator auf der Insel Java gelegenen Batavia schwankt die Temperatur täglich blos 5-7 Grad; in den konstanten Wüstenstrichen ist am Tage die Hize unausstehlich, indeß nicht selten des Nachts das mit­geführte Wasser in den Schleusen gefriert. Im Januar ist in 60 Grad Nordbreite die Temperatur an der Westküste Nord­ amerikas   10 Grad, im Innern- 30 Grad, an der Ostküste 20 Grad; im Juli an der Westküste 10 Grad, im Innern 15 Grad und an der Ostküste 7 Grad.

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( Schluß folgt.)

mirten Gehalte als Gesandter jährlich noch ungefähr 400,000 Gulden Privateinkünfte. Seine Besizungen nehmen einen Flächenraum von 30 Quadratmeilen ein, sind also größer als manches deutsche Duodez­staatchen, und er kann deshalb auch leicht zwanzigtausend Mark für eine einzige Ballnacht ausgeben wie ein hiesiges überloyales Sudel­blättchen mit Genugthuung konstatirt.

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Neben solchen unverfrorenen Enthüllungen nehmen sich die Berichte über die immer mehr und mehr überhandnehmende Arbeitslosigkeit und den Nothstand der großen Masse des Volkes recht sonderbar aus. Aber zum Glück- oder zum Unglück verschwinden solche Bekanntgebungen in den Spalten der ,, liberalen" Volksblätter, sie werden erdrückt von Anekdoten aus dem Leben des ehrenhaften Königs Viktor Emanuel  und ähnlichen wichtigen Angelegenheiten, und wenn sich ja einmal eine fleine Notiz in ein solches Blatt verirrt, daß in dieser oder jener Vor­stadt ein Arbeiter an Entkräftung" gestorben sei, was thut's?' sist eben nicht für alle Menschen beim Bankett der Natur gedeckt! Was übrigens den namentlich von ,, kulturfeindlicher" Seite öfters angefeindeten ,, König- Ehrenmann" betrifft, so sind ja wohl alle Ge­lehrten über ihn einig. Zu diesen Gelehrten will ich jedoch keineswegs Herrn May Wirth rechnen. Dieser berühmte" Nationalökonom dessen unbescheidener Name hauptsächlich durch Lassalle bekannt wurde, der sich in einer schwachen Stunde herbeiließ, diesen Herrn einer Ab­