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der Zeit bei jedem so eine Art kurrenter Stenographie aus, die zu lesen gewöhnlich nur dem Betreffenden selbst möglich. Das Bedürfniß nach einer Stenographie liegt da klar zutage.
Es liegt mir fern, hier über Nutzen und Bedeutung der Stenographie im allgemeinen etwas anführen zu wollen. Dergleichen ist in den Vorreden zu stenographischen Lehrbüchern, in öffent lichen Reden, in Vereinen 2c. genugsam schon gesagt worden. Ja, die Stenographie beansprucht sogar, was dem Verfasser so ungeheuerlich vorzukommen scheint, auch das Denken schneller zu machen, freilich nur in gewissem Sinne.
Der Teufelsglaube. Bilden die Herenprozesse, schreibt David Strauß im ,, aften und neuen Glauben", eines der entsetzlichsten und schmachvollsten Blätter der christlichen Geschichte, so ist der Teufelsglaube eine der häßlichsten Seiten des alten Christenthums, und es ist gradezu als ein Kulturmesser zu betrachten, inwieweit diese gefährliche Fraße die Vorstellungen der Menschen noch beherrscht oder daraus vertrieben ist. Der Aberglaube, der den größten Theil des Menschengeschlechts seit Jahrtausenden bis zum heutigen Tage noch in seinen Fesseln hält, sieht überall Dämonen, höhere Wesen, Geister da, wo die Erkenntniß oder die Mittel derselben nicht hinreichen, Erscheinungen zu erklären. Und so sind es denn vornehmlich zwei Wesen, die in der christlichen Götterlehre sich unterscheiden, das eine, das alles Gute und Edle, und das andere, das alles Böse und Sündhafte vertritt und hervorbringt. Die Personifikation des ersteren belegte man mit dem Namen Gott und die des letzteren mit der Bezeichnung Teufel( Diabolus ). Dieser ist ein altes chaldäisches Produkt, das von da zu den Hebräern und Christen überging. Man dachte sich ihn als ein schwarzes Ungethüm, wenngleich er da, wo er heute ,, spukt", schön modernisirt, als rothgekleideter Kavalier, grüner Jäger oder im blauen Mantel, der den Pferdefuß bedeckt, auftritt. Offenbar ist er ein höchst anstelliger und gelehriger Geselle, der dem Geschmack der Zeit Rechnung zu tragen weiß. Schwarz ist jedoch stets seine Farbe, sobald die Rolle, die er spielt, in's geistliche Departement einschlägt; und es ist nicht unwahr scheinlich, daß die früheren Einsiedler große Affen für leibhaftige Teufel hielten, ebenso wie Don Quixote Windmühlen für Riesen. Der Frommen Einbildungskraft ist groß, sobald übernatürliche Dinge in's Spiel kommen, die selbst ,, kein Teufel wissen kann", und hört man bei vielen nicht heute noch die Redensarten: Man muß manches glauben, was man nicht versteht; hilft's nicht, so schadet es auch nicht, alles hängt von Zeit und Umständen ab, und unsere Alten waren doch auch feine Narrrn!?" u. s. w. Dieser geistige Schlendrian bewirkte eine immer tiefere Einrostung des Teufelsglaubens, bis dieser sich sogar als Dogma festgesetzt. Man glaubte von nun an alles, was der Pfarrer des Sonntags predigte und der Teufel gab dabei meistens das Thema ab. Er und die Gottheit schlossen förmliche Verträge, wie Molière's Aerzte: Passez- moi l'émétique et je vous passerai la saignée laßt meine Brechmittel zu, so gestatte ich auch eure Aderlässe." Man kounte dem Teufel sich gradezu verschreiben, einen Pakt mit ihm schließen, und die aften Chroniken wimmeln von Lebensbeschreibungen solcher, die im , Bunde mit dem Bösen standen". Und kann man nicht heute noch an vielen ländlichen Stubenthüren drei Kreuze( †††) sehen, die vor Walpurgis gemacht worden gegen die vom Teufel besessenen Heren? Luther und seine Freunde besonders bildeten den Teufelswahn in vornehmlichem Grade aus und malten den ,, bösen Feind" schwärzer als den schwärzesten Mohren, wobei sogar noch die Tinte auf der Wartburg mithelfen mußte. Das schrecklichste der Schrecken
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Das ist der Mensch in seinem Wahn!"
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Respekt drum vor dem alten Satyr St. Gervais ! ,, Wollt ihr den Teufel sehen?" fragte dieser einst in Gesellschaft, und auf die Antwort Ja!" zog er aus seinem Gewande einen großen Beutel hervor. ,, Seht ihr ihn?" ,, Nein!"
Nun, sprach er zu den Gaffenden, das ist doch wohl der Teufel, Wenn man den Beutel zieht und findet nichts darin.
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Fürwahr, ein leerer Beutel ist wirklich ein Teufel und meist kein geringerer, als der sogenannte Hausteufel, Zankteufel.- Das HauptDas Haupt meisterstück des Teufels ist aber bekanntlich seine Verführung" des ersten Menschenpaares gewesen, wodurch wir sämmtlich, ohne ,, Selig machung" der Taufe, die Anwartschaft auf freies Fegfeuerquartier in der Residenz des Teufels erlangt haben. Nun, an Gesellschaft wird es dortselbst wohl nicht fehlen, sodaß man sich schon trösten kann. Was spekulirenden Frommen jedoch schon viel Kopfschmerz verursacht hat, ist der Umstand, daß Gott , der allmächtige Gott, nicht längst schon dem bösen Feind" den Garaus gemacht, sondern fortwährend zuläßt, daß derselbe, einem Hecht im Karpfenteiche gleich, die besten Brocken für sich annektirt. Der Missionär Charlevoix wußte sich aber zu helfen, als man ihm jene Frage vorlegte; er antwortete sehr naiv: Davon steht nichts in meinem Katechismus." In diesem steht allerdings noch gar viel nicht, was ungläubige Seelen fißelt und heißspornige Theologen verdrießlich machen kann. Glaube, rufen diese dann, oder fahre zur Hölle! Gemach, ihr Herren,
wir wollen's thun, Jedoch vorerst collegium logicum.
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Ich überlasse es jedem denkenden Leser, über die Angriffe des Verfassers gegen die Stenographie, als eine Spielerei, als zur Oberflächlichkeit verleitend, als eine unlautere Quelle für den Wissensdurst der Proletarier, daß sie nie Gemeingut aller Gebildeten werden könne u. s. w., selbst zu urtheilen. Ich füge nur den Wunsch hinzu, daß sie recht bald Gemeingut der Gebildeten werden möchte, weil erst dann ihr eminenter Werth und Nutzen, der sich ja schon jetzt bei der vereinzelten Anwendung so sehr zeigt, volle Geltung und Würdigung erlangen kann.
Schitarsti.
Was ist der Teufel, fragen wir, und woher kommt er? Er ist ein Geist, sagt der Theologe, der von Gott verstoßen worden, weil er gegen dessen Willen handelte. Da nun nach der christlichen Apologetik alle Wesen, wie überhaupt die ganze Welt, von Gott geschaffen worden, muß folglich auch jener verstoßene Geist, der zum ,, Teufel" degradirt wurde, sein Werden Gott zu verdanken haben und seine Fortexistenz. Denn Gott muß Macht über den Teufel besitzen, soust fehlt ihm das Prädikat der Allmächtigkeit, er wäre sonst nicht Gott . Ist es nun aber denkbar, abgesehen von der Gottesexistenz, daß Gott sich einen Konkurrenten schuf, der fortwährend mit ihm in Fehde lebt und ihm das zu entreißen sucht, was er geschaffen? Entweder also ist Gott nicht Gott, indem er keine Macht über den ,, bösen Geist" besißt, oder er duldet den ,, Teufel" und dann ist er erst recht nicht Gott . Denn in diesem Falle würde er ja Vergnügen an den Qualen und dem Unglück seiner selbstgeschaffenen Wesen bekunden, und dies verträgt sich absolut nicht mit dem Gottesbegriff, sobald man an diesem und seiner Allgüte einmal festhält. Der Teufelsglaube schafft daher nur Ungereimtheiten aber ist er nicht nothwendig für die Theologen? Gäbe es überhaupt solche ohne den ,, bösen Feind"? Schwerlich, denn wir wären ja dann lauter ,, Söhne des Himmels" und könnten hübsch unsere Kirchensteuern sparen. Was würden aber unsere Staatslenker ohne Theologenhülfe beginnen? Läßt sich der heutige Staat ohne Bibel und Kutten überhaupt halten? Nein, darum ist der Teufelsglaube auch unendlich viel werth für unsere Großen, ergo einen Teufelslästerungs= Paragraphen! Man überlege sich die Sache, denn Dienste verlangen Gegendienste.
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Dr. M. 2.
James Watt , der berühmte Verbesserer der Dampfmaschine, ist es, den unsere Reproduktion eines Bildes des italienischen Malers Alessandro Rinaldi den Lesern der ,, Neuen Welt" vorführt( S. 256). Der Künstler hat den jungen Watt, der bereits 1757, im Alter von 21 Jahren, zu Glasgow die Anstellung als Universitätsmechaniker erhielt, bei einem jenet Experimente dargestellt, welche ihn zur Erfindung des Kondenfators und damit zur Herstellung seiner zu vielseitiger technischer Anwendung brauchbaren Niederdruckmaschine geführt haben. Watt war ein Autodidakt, der seine hohe Bedeutung als Techniker und Erfinder im wesentlichen der eignen, mit großem Fleiße verbundenen Genialität zu verdanken hatte. Er wurde geboren am 19. Januar 1736 zu Greenock in Schottland und starb am 25. August 1819 zu Heathfield bei Birmingham . Seine Verdienste hatten ihm u. a. die Mitgliedschaft der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu London und der fran zösischen Akademie der Wissenschaften erworben.
Der Bau und die Einrichtung eines Zimmeraquariums. Es ist schon einmal die Aufmerksamkeit der Leser der ,, Neuen Welt" ( 1876, pag. 520) auf die Unterhaltung und Belehrung, welche eine Wasserwelt im Kleinen, ein Aquarium, bietet, hingelenkt worden; meine Aufgabe sei, die Herstellung und Einrichtung desselben in zweckmäßiger und billiger Weise vorzuführen und Vorurtheile gegen Kostspieligkeit 2c. zu beseitigen. Ich habe vor allem den Arbeiter im Auge, der nach des Tages Mühen in staubigen Räumen abends eine Unterhaltung und Erholung in seinem traulichen Heim wünscht, und ich möchte ihn versichern, daß von allen Liebhabereien die in Rede stehende die billigste ist. Wer von der Beschaffung eines Behälters aus einer Aquariumhandlung, mit ihren verhältnißmäßig hohen Preisen, absieht, wende sich an einen tüchtigen Zeugschmied, lasse sich, je nach Geschmack, ein vier, sechs- oder achteckiges Gestell mit Boden von starkem Flacheisen anfertigen. Die Säulen, 312 Centimeter breit, werden doppelt, die innere mit der äußeren durch je zwei Schrauben, verbunden, zwischen welche jeder Glaser die starken Scheiben einzieht, sie verkittet und das Gestell mit dreifachem Delanstrich, vou vielleicht steingrauer Farbe, versieht. Etwa 12 Centimeter unter dem Rande wird in eine Säule ein 4 Centimeter Durchmesser haltendes Röhrchen befestigt, ein eben solches 4 Centimeter vom Boden. Vortheilhaft ist, den untern Eisenrand 7 bis 8 Centimeter hoch arbeiten zu lassen, um beim etwaigen Springen einer Scheibe nicht durch gänzliches Ablaufen des Waffers die Fische zu verlieren. Ein Aquariumbehälter, achteckig, fonisch, 70 Centimeter lang, 56 breit und 42 hoch, circa 10 Feuereimer Wasser enthaltend, kostet, nach den Preisen einer mittelgroßen Stadt berechnet, 7 Mark für Eisengestell, Mark 5,20 für Glas, zusammen Mark 12,20. Ein sogenannter