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Wandeimer zum Speisen des Springbrunnens, d. h. ein Feuereimer ( seiner Cylinderform halber zu empfehlen) hinter Vorhang oder Tapeten wand verborgen, ein paar Meter Gummischlauch, die Cirkulation des Wassers vermittelnd, vervollständigen die Einrichtung*). Auf den Boden lege man einen Ziegelstein und fülle den Raum bis zur Höhe des Ziegelsteins mit grobem Kies, wie zum Straßenpflaster gebraucht, der vorher tüchtig auszuwaschen ist, um Trübung des Wassers zu verhindern. Dieser Grund wird mit kleinen Muscheln dekorirt, welche am billigsten zu beschaffen sind, indem man einer Tante oder sonst einer gutmüthigen alten Frau ein mit Muscheln besetztes Wandkördchen, welches unschein­bar geworden, abschmeichelt und in heißes Wasser wirft; die sich ab­lösenden Muscheln erhalten die frühere Farbenschönheit zurück. Der auf dem Ziegelstein mit Cement befestigte, circa 12 Centimeter das Gefäß überragende Tuffstein, dessen oberer Rand einen Blumentopf einschließt, trägt eine schmalblättrige Pflanze, weil Wassertropfen auf breiten Blättern den Sonnenstrahlen ausgesetzt Brandflecken verursachen. Farren dauern in der Wohnstube nicht aus, deshalb ist das wechsel­ständige Cypergras vorzuziehen. Von Pflanzen nehme man zum Ein­sezen in den Kiesboden vor allem den Froschlöffel, ein prachtvolles heimisches Gewächs- rosenrothe Blüthchen bedecken einen pyramidenartig über das Wasser ragenden Blüthenschaft in jedem Wiesengraben vor­kommend, und das Pfeilkraut, nach der Form der Blätter benannt; ferner Laubkraut, an seinen frausen Blättern kenntlich, wächst in jeden Schlammgraben unter dem Wasser, hält sich im Aquarium selbst un­eingepflanzt sehr lange. Wasserlinjen, jene kleinen Blättchen mit den zarten Würzelchen, können ab und zu auf das Wasser gestreut werden. Hornblatt, Froschbiß und die schwimmende Salvinie sind vorzüglich, aber schwieriger zu erlangen; die oben benannten Pflanzen genügen jedoch vollkommen dem Auge und erhalten das Wasser lange Zeit frisch und klar. Von Fischen seze man ein: Goldfische, die überall zu haben sind; Karpfen; kleine Sazkorfen; dann Karauschen, den vorigen ähnlich, an den Seiten messinggelb( diese 3 Fischarten gehen selbst im früben Wasser nicht zu Gründe); Weißfische und Flußgründlinge, sowie Ell­rigen; auf diese möchte ich, wegen ihrer Munterfeit und Beweglichkeit, besonders aufmerksam machen. Die letzteren sind überall beim Fischer unter den Futterfischen auszusuchen, daher billig zu bekommen. Dann fann man noch Schmerlen und Steinschmerlen dazu nehmen, die in fleinen Lachen mit dem Schmetterlingsnez zu fangen sind. Je ein Paar vorbenannter Arten, deren allgemeines Bekanntsein ich voraus­seßen zu dürfen glaube, bevöffern ein mittelgroßes Aquarium hin­reichend und erfordern nicht viele Pflege. Geschmack, Zufall und billige Bezugsquellen werden die Besetzung schon variiren. Die Fütterung fann nicht billiger sein: Ameisenpuppen( Ameiseneier), rohes Rindfleisch geschabt, gekochtes Rindfleisch in Fasern zu reichen; das billigste und begehrteste Fleisch der Regenwürmer, mittelgroße, große zerstückt, und Fliegen. Die Unterhaltungskosten übersteigen im Jahre nicht 40 bis 50 Pfennig. Für den Dilettanten ist es nach meiner Meinung besser, von den Kriechthieren ganz abzusehen, nicht darum, weil ich ein ab­gesagter Feind aller Kriechthiere bin, sondern erstens, weil diese für ein unbedecktes Aquarium nicht zu empfehlen sind, und deshalb ein bedecktes anzulegen, nicht anzurathen ist; und zweitens, weil die darauf zu ver­wendende Sorgfalt bei weitem das erzielte Vergnügen überwiegt. Die fleinen markgroßen amerikanischen Schildkrötchen sind allerdings sehr niedlich, beanspruchen aber eine sorgfältige Pflege und sind schwer zu überwintern, meine starben regelmäßig im Oktober. Die Unliebens­würdigkeit der handgroßen, gemeinen Teichschildkröte ist unerträglich; entweder zwang sie sich ruinirend durch die Pflanzenstengel, den Tuf­stein u. s. w. oder sie schlug von dem Felsen herunter, polternd mit dem Rückenschilde gegen die Glaswand, kurz, gab sich alle Mühe, mich zu ärgern. Das Umherkriechen der Molche, Schlangen, das Herum­fliegen der Wasserfäfer, welche des Abends von ihren Flügeln Gebrauch machen, in der Wohnstube, ist nicht jedermanns Geschmack. Wenn der Winter uns in die Stube bannt, das wohlthuende Grün vom Auge vergeblich draußen gesucht wird, dann weilt es gern auf einem grünen Pläßchen in der Stube; deshalb will ich eine eigenthümliche Einrichtung meines Aquariums erwähnen, die sich in dieser Jahreszeit besonders gut ausnimmt. An den beiden kurzen Seiten des länglichen Achtecks ruhen starke Glasscheiben 2 Centimeter über dem Wasserspiegel auf Messingdrähten, welche mit umgebogenen Enden im oberen Rande des Aquariums eingehakt sind; sie dienen folgenden Pflanzen, welche sich durch lange Zeit als ausdauernd in der Wohnstube erwiesen haben, als Standort: Jucapalme oder Palmenfilie, Apidistra dicolor( ich bin ge­zwungen die botanischen Namen anzuführen, damit man die Pflanzen beim Gärtner fordern kann, und weil es für viele Pflanzen keine deutschen gibt), das beliebte Ampelgewächs Cordeline, Kolla, Dräcena oder Drachenpalme und das billige Perückengras; auf dem Felsen das Miniaturbildchen einer Palme, das wechselständige Cypergras. Auf Konsolen hinter dem Aquarium die unverwüstliche Plectogyna( Apidistia elativa) mit ihren handbreiten Blättern, ein hochstämmiger Brandaloë und zu den Seiten schlingen Epheu, Geranium und Wasserephen, die

*) Der Springbrunnen ist nicht als Spielerei zu betrachten; die Cirkulation des Waffers führt den Fischen neuen Sauerstoff zu. Durch diese Vorrichtung, durch welche in heißen Tagen allabendlich Eimer frischen Wassers zugesetzt wird, ist jährlich nur zweimalige gründliche Reinigung nöthig.

heimischen Blattformen vertretend, ihre Ranken um die tropischen Pflanzen. Unter diesem Blätterdach bietet das muntre, wechselvolle Treiben der Wasserbewohner, die stolze Grandezza der Goldfische, die Briefträgergeschäftigkeit der Ellrißen, die spionirende Neugier der Karpfen, die schlangenartige Geschwindigkeit der Steinschmerlen, ein lebensvolles Bild und ist eine unversiegliche Quelle der Unterhaltung und der Freude an den Mitgeschöpfen. Bei den Bauversuchen hat der Vater selbstverständlich die volle Sympathie der Kinder, bei seiner bessern Hälfte kann er sich nicht immer des Gleichen rühmen. Doch frisch vorwärts! Einwände dürfen ihn nicht beirren! Ist das Aquarium fertig gestellt, die Mutter setzt sich an den Tisch und die lustigen Brüder versammeln sich an dieser Seite die niedlichsten Purzelbäume schießend, wedelnd, sich drängend, um aus ihrer Hand ein Fleischfaserchen oder ein paar Krümchen zu erhaschen, dann haben sie ihr Herz gewonnen, den vorsorglichsten Schuß, und das Aquarium hat das Hausrecht. Ich spreche aus Erfahrung. 5-3.

Korrespondenz.

Stettin . A. C. Ihre Sehnsucht nach einer ,, Seele", die Sie lieben möchte, ist durchaus erklärlich und berechtigt; Ihre Verse sind jedoch garnicht geeignet, Ihnen solch' eine Seele zu erobern zum Poeten gehört mehr als der gute Wille. Klagen Sie Ihr Leid in verständlicher Brosa einem halben Dugend junger Mädchen, anstatt in Poesie bittren der, N..", so werden Sie sicherlich nicht zum unglücklichen Opfer der Fronie" und der Verzweiflung" werden, wie Sie in den Schlußversen Ihres Gedichts schwarzseherisch prophezeien.

Winterthur . Sekundarlehrer K. K. Frol. Dank für Ihre Mittheilungen! Die­selben mögen im wesentlichen gleich hier Play finden:

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Wenn jemand Geographie studiren will, so findet er keinen bessern Atlas als Wettstein, Schulatlas für Sekundarschulen( 25 B1.) und kein besseres Lehrmittel( auch für mathem. Geogr.) als, Wettstein, Leitfaden für d. Unterricht in Geogr. f. Sekundar­schulen. Beide Werke sind spottbillig, Atlas 4 Frcs., Leitfaden 1,20 Frcs., während Sydow 6-7 Mark tostet.( Wettstein ist Lehrer am zürch. Seminar in Küßnacht, der staatlich gemaßregelte Anhänger Darwins.)"

Groß- Oltersleben. F. B. Wir wollen sehen, ob wir Kozebue's Verzweiflung demnächst zur Hand bekommen.

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Kiel . Der Obige. Sie thäten uns leid, wenn Sie wirklich auf so tiefer Stufe der Urtheilsfähigkeit ständen, als Ihr Schreiben zu verrathen scheint. Wer den Inhalt der" N. W." als ,, ganz gewiß nicht interessant" bezeichnet, der mag nur ruhig zu der so interessanten Schundliteratur zurückkehren.

Linden. H. B. Sie haben recht, wenn Sie meinen, der Ueberfluß an Produkten derart, habe die Veröffentlichung des von Ihnen vor längerer Zeit eingesendeten Silben­räthsels vorläufig verhindert. Auch das jüngst eingesandte wird vielleicht etliche Zeit zu warten haben. Am sichersten würden diejenigen Räthselverfasser auf baldigen Abbruck zu rechnen haben, welche als Räthselauflösungen mit der Tendenz der ,, N. W." harmo nirende Sinnsprüche u. dgl., nicht aber bloße Namen, wählen möchten. Wollen Sie's probiren?

Berlin . O. Mt. Die Liebe sei eigentlich ,, nicht nöthig", meinen Sie? So Ihnen? H. Ro. Wir bedauern, daß der durchaus einseitige und die älteren Steno­graphiesysteme in rücksichtsloser Weise angreifende Inhalt Ihrer Arbeit uns die Erfüllung der Zusage, Sie zuerst gegen Dr. M. zu Worte fommen zu lassen, unmöglich gemacht hat. Es liegt, nach unsrer Ansicht, in Ihrem dringendsten Interesse, den Schein zu vermeiden, als wollten Sie solch' eine Gelegenheit zur Herabjegung der anderen Systeme und zur Reklame für Ihr eigenes benutzen. Jm vorliegenden Falle handelt es sich um Nachtheile einzelner Systeme. Wir glauben, Ihnen mit der Znrückstellung Ihrer Arbeit den Werth der Stenographie im allgemeinen und garnicht um die speziellen Vorzüge und einen Dienst erwiesen zu haben.

Breslau . H. J. V. Besten Dank für Komposition 2c. Das Etcätera wird sich wahrscheinlich, die Komposition vielleicht bald verwerthen lassen. Wenn Sie das Urtheil, welches abzugeben, Ihrer Meinung nach, Ihnen nicht ziemt, uns ganz unverholen mit­theilen wollten, so würden Sie uns sehr verbinden. A. Ran. Sie hegen das Ver langen, eine Abbildung des ,, Gabeljürgen" auf dem Neumarkt in Breslau in der ,, N. W. " erscheinen zu sehen? Was begeistert Sie am Gabeljürgen denn so sehr? Die große

Gabel vielleicht?

Spremberg . C. B. Jhr Geld und Ihre Bestellung haben wir der Expedition

übermittelt.

Königsberg . E. Bdr. Solchen Wunsch erfüllen wir stets so rasch als möglich. Von Kosten ist natürlich gar keine Rede. H- n. M. W.

Strophen, wie die folgende:

Heilige Freiheit, süßer Traum, Die wir theuer uns erkaufen, Werde nicht zu Seifenschaum,

Denn wir werden tapfer um dich raufen!

beweisen, daß Sie mit Ihrer Meinung, Ihre Gedichte wären ganz makellos, doch sehr auf Frrwegen sind. Lernen Sie recht fleißig und geben Sie den Gedanken, als Dichter vor die Oeffentlichkeit zu treten, ganz auf.

Villach . F. M. Die Expedition hat Ihre Bestellung sofort effeftuirt.

Die Unterzeichnete bittet Ihren Vater, den Schneidergesellen Friedrich Rudolph Gerlach, welcher am 13. September 1869 von hier fortging und in Berlin bei Mohr und Speier gearbeitet hat, nach dem Tode der Mutter an sie zu schreiben. Auch andere, die seinen Aufenthalt kennen, bittet um Nachricht Johanna Gerlach, Königsberg ( Ostpreußen ), Burgstraße Nr. 4.

Aerztlicher Briefkasten.

Potsdam . F. H. Ihre mit Ineinanderlaufen der Schrift verbundene Augenschwäche fann verschiedene Ursachen haben, die nur durch kunitgemäße Untersuchung des Auges seitens eines Spezialarztes zu ermitteln sind. Derselbe wird Ihnen auch das passende wahrscheinlich eine Brille dagegen verordnen. Vor Augenwässern und anderen Hausmitteln warnen wir Sie.

Mittel

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Budau. Frau B. E. Das von homöopathischen Aerzten nach der Impfung der Kuhpocken gewöhnlich verabreichte Mittel ist Thuja occidentalis in 3. Potenz. Dasselbe wird, solange der Bockenausschlag dauert, täglich einmal zu 2-4 Tropfen in etwas ajer gegeben und soll üble Nebenzufälle und weitere Folgeerkrankungen verhüten. Doch muß man es aus einer homöopathischen Spezial- Apotheke beziehen, nicht aus einer allopathischen Apotheke. Ein Fläschchen von 10 Gramm Juhalt tostet 30 Bf.

Berlin. Felix S. Ihr Leiden ist wahrscheinlich die unter dem Namen, Barosmie" bekannte Neurose. Da Sie bei den dortigen Aerzten teine Hülfe gefunden, so wollen wir Sie, weil uns der vorliegende Fall besonders interessirt, versuchsweise in Behandlung nehmen und bitten Sie, unter der Adresse der Redaktion d. Bl., um genauere Angabe Dr. Rejau. Ihrer Wohnung. ( Schluß der Redaktion: Sonnabend, den 16. Februar.)

Berantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser in Leipzig ( Plagwißerstr. 20).

-Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig .