glühendere Strahlen von seinem Wagen strömen, wie er endlich weit, weit sein Biergespann in die Fluthen lenkt und des Himmels Pracht, die das blöde Menschenauge gefesselt, ja geblendet festhält, allmählich verhaucht, wie die leuchtenden Farben sich lösen, um dem golddurchwirkten Sternenzelte Plaz zu machen. In dem Felsenlabyrinth des Kap Aia umfing uns schwarze Nacht.
Doch sieh, wird es nicht hell um Ostens Schwelle? Die Wolken säumt ein blasses Farbenband, Der Schimmer wächst zur bleichen Tageshelle, Als aus der Salzfluth steigt des Mondes Rand; Wie silbern hüpft zum Nixentanz die Welle Und blauer Duft verkläret Meer und Land. Der Kiel wirft Myriaden Sterne auf, Ein Funkenschweif bezeichnet seinen Lauf.
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Als ich dem Fräulein Schwarz dies Pröbchen meiner Naturfneiperei vorlas, sagte sie mit einem Blick auf die mondbeglänzte Spiegelfluth: Schau, schau! Dös haben's schön g'sagt. Eigentlich haben Sie's nur von der Natur abgeschrieben, aber es kann halt doch nit jeder." Ein Händedruck der reizenden Naiven und stillbeglückt schlich ich zu meiner Coje, wo mich bald das gleichmäßige Umdrehen der Schiffsschraube in den Schlummer fnarrte.
Als ich am andern Morgen, um meine Stirn in frischer Meeresluft zu baden, auf's Verdeck stieg, streckte mir der wetterzn braune Steuermann die schwielenharte Rechte mit einem, 3drasti") entgegen und wies, nachdem er in einem kühnen Bogen sein Primchen über Bord spedirt hatte, mit der Linken nach Osten. Wie eine Wolkenbant erhoben sich vor meinen trunkenen Blicken in stiller Majestät die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus , rosig angehaucht von den ersten Strahlen der eben aufgehenden Sonne. Als wir uns der Halbinsel Taman näherten, schwanden die eisblinkenden Firnen in bläulichem Duft. Der„ Wladimir" nahm Der Wladimir" nahm von Anapa bis Suchum- Kaleh seinen Kurs hart an der Küste. Von Norwesten landeinwärts ansteigend, nach dem Meere zu schroff und kurz abfallend, bildeten zu unserer Linken bewaldete Berge, von wasserreichen Thälern durchschnitten, eine herrliche Wandeldekoration. Bald hing der Blick an sturmzerfressenen Steinkoloffen, die von Titanenhand auf überhängende Felsgallerien gerollt schienen, um das darunter segelnde Schiff wie *) Sei willkommen.
Fischfang- Erlebnisse.
Nach dem Englischen von Dr. Heinrich Böhnke- Reich.
Etwa drei französische Meilen von Quimperle in der Bretagne , am landschaftlich schönsten Theile des Flusses Quimper , in der Nähe der reichhaltigsten Lachsteiche, liegt ein Dorf, das die Bretagner Knockynolly nennen. Dem Geistlichen dieses Dorfes hatte ich bei Beginn der Fischerei saison meine Aufwartung gemacht und mir sein Wohlwollen in der Weise erworben, welcher kein Geistlicher widersteht, nämlich durch häufige, wohlgewählte Geschenke an Fischen, Wein und anderen Lebensmitteln und durch angepaßt zuvorkommendes Bénehmen gegen seine Haushälterin. Infolgedessen war ich ein für allemal in die Pfarrei eingeladen, wenn man ein mehr als bescheidenes bretagnisches Dorfhaus so nennen kann, nnd stellte dort auch mein Pony ein, wenn ich nach Knockynolly zum Fischen kam. Obgleich ein Engländer und Keßer, verzehrte ich dort doch manche Forelle, manchen zarten Kapaun, leerte dort manche Flasche Champagner und Bordeaux in Gesellschaft des gutmüthigen, kleinen Priesters, der sich vortheilhaft vor seinen Amtsbrüdern in diesem Theile der Welt unterschied, die gewöhnlich die ungebildetsten und bigottesten Wesen sind. Mein gutes Einvernehmen mit dem Priester machte mir auch die Gemeinde zu Freunden, und jeder gestattete mir, nach Belieben und ohne Störung zu fischen, wo ich wollte.
Ich hatte eine Lockfliege erfunden und angefertigt, welche sich zu allen Zeiten wirksam erwies. Ihre Flügel bestanden aus den Unterfedern des Rebhühnerschwanzes, ihre Beine aus etwas rother Seide, ihr Leib war ein Stückchen Hasenohr, ihr Schwanz einige Rattenbarthaare. Ich fertigte diese Fliegen in verschiedenen Größen, von welchen ich die großen in der Nacht und am Morgen, die kleinen zur Mittagszeit benutte.
Der September ging seinem Schlusse entgegen, und noch hatte ich keinen Lachs gefangen, ja nicht einmal angefödert. Seit einigen Tagen war starker Regen gefallen, und der sonst kleine Fluß war beträchtlich gestiegen. Ich ritt nach Knockynolly in der Erwartung, einen guten Forellenfang zu haben, und da das Wasser trübe war, so wandte ich eine starke Schnur und die größten meiner Fliegen an, aber es wollte nichts anbeißen. Endlich bemerkte ich einen großen Fisch am Angelhaken. Da ich nur zwölf bis dreizehn Meter Leine aufgerollt hatte, fürchtete ich, er würde mir entgehen, aber das Flußufer war frei von Gesträuch, und ich sah bald, daß es ein Lachs von etwa sechs Kilo
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eine Nußschale zu zerschmettern, bald folgte er den klaren Bergwässern, die sich murmelnd durch das üppige Grün drängten. Ueberall Laub, Blüthen, Duft und sprudelnde Quellen. Des Meeres Rauschen und der tiefblaue Himmel vollendeten das bezaubernde, märchenhaft schöne Bild, das an Sizilien erinnert. Und in diesem Paradiese haust der Auerochs, seitdem ein Raubthier, der Russe, das andere, den Tscherkessen, daraus vertrieben. Urwälder füllen die verlassenen Thäler wie in grauer Vorzeit.
Am andern Tage waren wir in Poti . Rasselnd rollte der Anker zum felsigen Grund, aber noch einmal mußten wir die müden Glieder in die schmale Coje pressen. Die See ging hoch und die Brandung machte eine Annäherung an's Ufer gefährlich. Mit kurzem Klagelaut umflatterten uns die Möven und in dunklere Fluth zog leuchtend der Delphin . Ein Ungewitter hatte die Nacht getobt, das Schiff zerrte an der Ankerkette wie ein wildes Thier. Im Tagesgrauen war die Wetterwolke zerstoben, der letzte Donnerschlag verhallt. Die goldene Morgensonne hatte ihre strahlenden Augen mit einem Wolfenschleier verhüllt, was uns aber nicht verhinderte auf der sich allmählich beruhigenden See unsere Siebensachen an Land zu schaffen. Ich fuhr in einem nichts weniger als wasserdichten Kahn mit Fräulein Schwarz und ihrer Theatermutter, recte Tante. Der mingrelische Bootsmann muß uns bei der Musterung unserer animalischen Requisiten für Menageriebesitzer gehalten haben, denn aus dem Arbeitskörbchen des Fräulein Schwarz guckte ein zahmes Meerschweinchen, die Tante streichelte auf ihrem Schooß den seekranken Mops und in meiner Rechten baumelte der Käfig mit dem Liebling der Familie, einem Kanarienvogel.
Das schmuzige Poti auf der schönen Rionlandzunge ist eine entstellende Warze auf einem zierlichen Finger. Mein Wissensdrang ließ mich bald alle Strapazen vergessen und trieb mich hinaus in die gesegnete folchische Ebene, von wo Jason in mythischer Vorzeit das goldene Vließ heimgeführt. Sonderbare Fügung des Schicksals, daß dort, wo Mutter Erde mit vollen Händen ihre Gaben streut, der Mensch indolent und kulturfeindlich ist. Der primitive Hakenpflug des stupiden mingrelischen Bauers sieht gerade so aus als ob er seit den Zeiten der Medea keine verbessernde Veränderung erfahren hätte. Der darbende Les ghier, im steten Kampfe mit den Elementen, ist ein Aar, verglichen mit der mingrelischen Schildkröte.( Schluß folgt.)
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gramm Gewicht war. Nach vielen Mühen denn ich hatte weiter feine Hülfe, als einen kleinen Jungen, der mein Angelgeräth trug brachte ich den Fisch in seichtes Wasser, ließ den Jungen die Angelruthe halten, stieg in's Wasser und hob das Thier an's Ufer. Es war dies der erste Lachs, den ich je gefangen hatte, und dies mit einer Forellenangel und mit der von mir erfundenen Lockfliege. In derselben Weise sing ich gleich darauf einen etwas kleineren Lachs. Da die Last schwer genug war, kehrte ich, mit meinem Tagewerk zufrieden, nach der Pfarrei zurück, in der Absicht, gleich am nächsten Morgen mit dem Geräth zum Lachsfangen an dieselbe Stelle zurückzukehren.
Nahe an dem Orte, wo ich den zweiten Lachs gefangen hatte, waren einige Bretagner damit beschäftigt, Haidekraut zu schneiden. Einer von ihnen hatte mich mit großer Aufmerksamkeit beobachtet, nahm aber bei meinem Wege in's Dorf keine weitere Notiz von mir.
Mit Anbruch des nächsten Tages war ich mit ausreichendem Geräth und mit einer starken Harpune zur Stelle. Kaum hatte ich einige male die Fliege ausgeworfen, als der Bretagner vom Abend vorher an meiner Seite stand. Es war ein wildblickender Bursch mit langen, flatternden Haaren und in der gewöhnlichen leinenen Kleidung dieser Gegend. In der Eile, an die mir zum Fischen am günstigsten scheinende Stelle zu gelangen, hatte ich vergessen, den Jungen mitzunehmen, der bei allerlei Vorkommnissen den Dolmetscher machen mußte, da er französisch und bretagnisch sprach. Da ich die letztere Sprache nicht reden konnte und von meinem unerwarteten Gesellschafter angeredet wurde, so gab ich ihm einen Schluck Eau de vie und eine Handvoll Tabak, eine Manipulation, die ich bis jetzt stets wirksam gefunden hatte; das Material dazu führte ich immer in den weiten Taschen meiner Jagdjoppe bei mir.
Zu meinem Erstaunen wurde, zum erstenmal in meinem Leben, die Gabe zurückgewiesen. die Gabe zurückgewiesen. Der Mann deutete mit lebhafter Geberde auf die Lockfliege, die ich eben wieder auswerfen wollte. Ich war bereit, seinen Wunsch zu erfüllen, da ich für solche Fälle einen Vorrath mit mir führte. Mein Gefährte wollte nichts davon sehen, und da ich nun nicht wußte, was er eigentlich wolle, fuhr ich fort, meine Leine, ohne weiter auf ihn zu achten, auszuwerfen. Plößlich packte er meine Angelruthe, brach sie an der Spitze ab und wollte sich in Besitz der Leine und der daran befestigten Fliege seßen. Nach dem, was er am Abende vorher von meinem Fischen gesehen hatte, glaubte er wahrscheinlich, es hafte an diesem Geräth ein besonderer, günstiger Zauber.