dann nicht groß gewesen, denn nur die Okulargläser können springen und diese sind sehr billig und leicht zu ersetzen.
Der Vorübergang des Merkurs vor der Sonne findet im Jahrhundert 13 mal statt und doch kann er oft nur ein einziges mal davon beobachtet werden. Die Hälfte davon fällt in die Zeit, wenn es bei uns gerade Nacht ist. Ein weiteres Viertel fällt in den Monat November. Die Tage sind dann jedoch sehr kurz, der Himmel meist bewölkt und die Sonne steht so niedrig, daß selbst bei heiterem, klaren Wetter die Dünste über der Erdoberfläche eine Beobachtung selten zulassen. Das beste Viertel der Durchgänge fällt in die ersten Tage des Mai und auch diese sind natürlich nur dann zu sehen, wenn gutes Wetter ist.
Wer sich veranschaulichen will, warum diese Merkurdurchgänge so selten stattfinden, mache sich auf einen Bogen Papier mit einem Halbmesser von ungefähr 9 Centimeter einen Kreis. Aus dem selben Mittelpunkt ziehe man mit einem Halbmesser von 20 Centimeter einen anderen größern Kreis und ziehe aus dem Mittelpunkt einen Halbmesser, der beide Kreise schneidet. Am 6. Mai
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befindet sich die Sonne im Mittelpunkt, Merkur im Durchschnittspunkt des kleinen, die Erde in dem des großen Kreises auf der= selben Linie. Nach einem Jahr hat die Erde einen Umlauf gemacht und befindet sich wieder an derselben Stelle, Merkur aber hat während derselben Zeit schon 4 volle Umgänge gemacht und ist schon 13 Tagereisen über den Durchschnittspunkt hinaus und kann nun nicht vor der Sonne gesehen werden. Wenn man also die Umlaufszeiten genau gegeneinander berechnet, so wird man finden, daß die Durchgänge nur 13 mal im Jahrhundert stattfinden können.
Merkur tritt am 6. Mai um 4 Uhr 6 Minuten vor die Sonne und um 11 Uhr 42 Minuten wieder aus. Da die Sonne an diesem Tage bei uns um 7 Uhr 32 Minuten untergeht, werden wir den Austritt nicht beobachten können. Seine Umlaufszeit beträgt 87 Tage 23 Stunden 16 Minuten, seine Entfernung von der Sonne im Mittel 0,3871 der der Erde, die Neigung seiner Bahn zur Erdbahn 7 Grad 0,2 Minuten, seine Geschwindigkeit ist 6710 Meilen in der Zeitsekunde. H. S.
Der Schlächter von Lithanen.
Episode aus dem polnischen Aufstande. Von Karl Hannemann.
Die furchtbaren Bedrückungen, welche die Polen seitens der Ruffen zu erdulden gehabt, hatte das unglückliche Volk Anfang 1863 zum Aufstande getrieben. Der Moment, das russische Joch für immer zu brechen, schien endlich gekommen. Ludwig Mieros lawski war aus Frankreich gekommen und feuerte Polens und Lithauens Jugend zum Kampfe an. Die geheime Nationalregierung ernannte ihn zum Diktator und ertheilte ihm die unum schränkteste Vollmacht. Allein er war in seinen Operationen nicht glücklich und mußte nach einer Reihe von Gefechten schon im Februar aus dem Lande flüchten. Ein gleiches Schicksal traf seinen Nachfolger Marian Langiewicz .
Unter alleiniger Leitung der Nationalregierung ward nun der Kampf fortgesetzt. Wie gegenwärtig in der Türkei hausten damals die Russen auch in Polen und Lithauen. Ganze Ortschaften wurden niedergebrannt, ihre Bewohner mit allen nur denkbaren Grausamkeiten hingerichtet oder nach Sibirien geschleppt. Und die Russen durften in dieser Weise verfahren, denn ihre Uebermacht, errang ihnen den Sieg. Aber dennoch wäre dieser ihnen faum zu Theil geworden, wenn der höhere polnische Adel das Volk in seinen Bestrebungen unterstützt hätte.
Wir müssen hier beiläufig bemerken, daß es in Polen und Lithauen zweierlei Adel giebt, einen höheren und niederen. Der letztere bildet den Uebergang zum Volke, ist sozusagen mit dem selben vereinigt. Daher pflegt man zu sagen:" In Polen ist jeder adelich." Diese Einrichtung rührt aus der frühesten Geschichte Polens her, wo ganze Truppencorps von den Fürsten oft zu Adelichen( Szlachcic) erhoben wurden, was freilich nur den Bewohnern der Städte, nicht aber denen des flachen Landes passiren konnte. Zwischen dem höheren und dem niederen Adel bestand nun von jeher der Unterschied, daß es dieser mit dem Volke, jener mit dem Hofe hielt. Daraus ergiebt sich, daß das Streben nach Freiheit nur im Volke selbst wurzelte und von den höfisch Gesinnten nach Kräften bekämpft wurde.
Auch bei diesem Aufstande hatte der höhere Adel Polens und Lithauens zwar nicht den Bestrebungen des Volkes geradezu entgegengewirkt, aber er hatte doch nichts gethan, um sie zu unterstügen. Er war russophil gesinnt und hatte sich neutral gehalten, um es mit niemanden zu verderben". Die Höfischgesinnten oder Starosten ließen wie dies auch anderwärts bisweilen geschah das Volk die Kastanien aus dem Feuer holen, um sie nachher in aller Gemüthlichkeit zu verspeisen.
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Als nun der Aufstand zu Ungunsten der Insurgenten ausfiel, hatten die Starosten wenigstens die" Dehors" gewahrt und die Sieger konnten ihnen nicht zu Leibe gehen. Sie büßten nichts ein und durften obenein sich der Gunst des russischen Hofes erfreuen, wenn sie fortfuhren, hündisch zu wedeln. Was kümmerte sie das Schicksal des Landes und seines armen, geknechteten Volkes?
Die russische Regierung ließ es sich, nachdem die Insurrektion mit den verwerflichsten Mitteln bekämpft worden, angelegen sein, die Nationalität des Volkes zu vernichten.
Mit dieser Aufgabe betraute sie zwei Männer, von welchen sie im voraus wußte, daß dieselben ihrer Arbeit vollkommen gewachsen waren. Der eine, General Graf Berg, im Königreich Polen, bediente sich, um dem Willen seiner Regierung nachzukommen, der mildesten und humansten Mittel; der andere, General Murawiew, in Lithauen, handelte mit unerbittlicher Strenge und raffinirtester Grausamkeit. Er durfte um so schändlicher und nichtswürdiger verfahren, als er nicht in solchem Maße den Blicken des civilisirten Europa ausgesezt war, als sein College.
Er ordnete Hinrichtungen, Vermögenseinziehungen, außerordentliche Steuern, Verbannungen nach Sibirien massenweise an. Sein Ziel war, wie er selbst erklärte, das polnische und katholische Regiment in den ihm untergebenen Gouvernements vollständig auszurotten. Am russischen Hofe selbst war man zu sehr von ihm eingenommen, um nicht alle seine Maßregeln gut zu heißen. Michael Nikolajewitsch Murawiew war 1793 in Moskau geboren. Er erhielt eine vortreffliche Erziehung und zeichnete sich vor seinen Mitschülern durch schnelle Auffassungsgabe und gutes Gedächtniß aus. Allein schon in seiner Jugend zeigte sich sein Hang zur Härte und Grausamkeit. So hatte er eines Tages eine Katze des Schwanzes und der beiden Vorderpfoten beraubt und freute sich über die Zuckungen und Schmerzen des gequälten Thieres.
Als Murawiew sein siebzehntes Jahr erreicht hatte, trat er in die Armee ein, wo er es schon nach fünf Jahren zum Kapitän brachte. Er diente dann im Kaukasus und ward 1819 nach Khiwa gesandt, über welches Land er schäzenswerthe Berichte veröffentlichte. In dem zwischen Rußland und Persien ausge brochenen Kriege ward er zum Generalmajor befördert. 1830 erhielt er im polnischen Aufstande das Kommando der lithauischen Grenadierbrigade und erfocht mit dieser den Sieg bei Kasimierz, Auch bei in Folge dessen er zum Generallieutenant avancirte. dem Sturm auf Warschau ( 1831) entwickelte er eine außergewöhnliche Bravour.
Im darauf folgenden Jahre ward er mit einer politischen Mission nach Egypten betraut, erhielt dann den Oberbefehl über die russischen Truppen am Bosporus und ward 1835 General des 5. Infanteriekorps. Drei Jahre später stellte man ihn wegen eines Subordinationsfehlers zur Disposition. 1848 zu Gnaden wieder aufgenommen" trug man ihm den Oberbefehl über die kaukasische Armee an, mit welcher er nach halbjähriger ruhmvoller Belagerung die Festung Kars eroberte. Hierauf ward er in den Fürstenstand erhoben und zum Generaladjutanten des Kaisers ernannt. Er verbrachte nun einige Jahre auf Reisen im südlichen Europa , kehrte 1852 nach Rußland zurück und erhielt vom Kaiser die Ernennung zum General der Infanterie und obersten Verwaltungsrath sämmtlicher kaiserlicher Einkünfte. Zehn Jahre später( Ende 1862) erhielt Murawiem durch seine geheimen Agenten die Nachricht, daß die Polen und Lithauer sich zu einem Aufstande rüsteten. Als polnischer Edelmann verkleidet, begab er sich heimlich nach Warschau und wohnte unerkannt den Zusammen