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diesen da macht er eine Ausnahme, weil er ihnen vor Jahr-| veränderungen und scheidet von Zeit die russischen, bulgarischen hunderten das Leben gewährleistet hat." und rumänischen Elemente aus, wenn sie eine feindliche Stellung zur Türkei nehmen.
,, Und was trifft die türkische Regierung für Maßregeln, daß ihr die Pfaffenarmee vom Berge Athos nicht über den Kopf wächst?"
Janakis blies zwei mächtige Rauchwolfen aus den Nasenlöchern und wies fortfahrend nach rechts:„ Ein türkischer Kom missar, der dort in Karyäs wohnt, überwacht die Personal
Die Verlesung des vom Konvent erlassenen Aushebungsdefrets in einer Stadt der Vendée.( Anfang März 1793.) Ungefähr anderthalb Monate sind verflossen seit der Hinrichtung Ludwigs des Sechzehnten( 21. Januar 1793). Das monarchische Europa , dem der Kopf des französischen Königs als Herausforderung hingeschleudert ist, hat seine ganze Macht zusammengerafft, um die junge Republik zu erdrosseln, dabei rechnend auf Verrath und Aufruhr im Innern Frankreichs . Der Konvent, die Vertretung der revolutionären Nation, organisirt das Aufgebot in Masse; Anfang März wird eine Aushebung von 300,000 Mann dekretirt. Unser Bild( S. 412-413) zeigt uns die Verlesung dieses Dekrets in einem Städtchen der Vendée . Die Zuhörer- theils Einwohner des Orts, theils Bauern aus den benachbarten Dörfern lassen auf den ersten Blick durch ihren finster- trozigen oder gleichgiltigen Gesichtsausdruck erkennen, daß die Sache der Republik hier bei den Massen keine Sympathie hat. Der modisch gekleidete Herr zur Rechten ist offenbar ein Adliger; man sieht ihm die verbissene Wuth an: er weiß, daß unter dem Boden ein Vulkan arbeitet, dem durch das Aushebungsdekret des Konvents ein Krater geöffnet werden wird. Er kennt seine Umgebung, er weiß, daß alles bereit ist zum Ausbruch, daß die ganze Vendée , mit Ausnahme der größeren Städte, einig ist im Haß gegen die gottlose Republik, bereit sich zu erheben beim ersten Signal. Und er weiß: das Aushebungsdekret ist das Signal.
Am 10. März 1793 trat das Dekret in Kraft am 10. März 1793 erhob sich die Vendée . Die Vendée wurde zu einem Dorn im Fleische der Republik , zur blutigsten Episode in der titanischen Epopõe der ,, großen Revolution", der sie gefährlicher ward, als das vereinigte monarchische Ausland. Hier der Fanatismus einer zur grimmigsten Wuth aufgestachelten Bevölkerung, die ihr ,, heiligstes Gut": die Religion bedroht glaubt: dort Begeisteruung für die neuen Ideen der Freiheit und Gleichheit, unbeugsames, vor keinem Opfer zurückbebendes Pflichtgefühl; hier wie dort Heldenmuth, Todesverachtung, glühende Leidenschaft, die mit jedem Sieg, mit jeder Niederlage wächst
das
ist jene mit Blut geschriebene Seite der Geschichte, welche die Ueberschrift trägt: Vendée .
Wie war es möglich, daß es dazu kommen konnte? Wie war es möglich, daß französische Bürger, französische Bauern einen Kampf auf Leben und Tod unternehmen konnten gegen die Republik , welche den französischen Bürgern und Bauern nicht blos die politische Freiheit, nicht blos die politische Gleichberechtigung bot, sondern auch materielle Vortheile, welche in andern Provinzen Frankreichs das Volk um die Fahnen der Revolution schaarten und den eigentlichen Hebel der Revolution bildeten, der ihr zum Siege verhalf?
Im Jahre 1789 stand die Vendée an revolutionärer Gesinnung hinter keinem Theile Frankreichs zurück. Der Adel hatte seinen Einfluß verloren, Bürger und Bauern begrüßten mit Jubel den Fall des mittelalterlichen Feudalregiments. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie der neuen Ordnung der Dinge geneigt zu erhalten. Da ließen die Männer der Revolution sich durch den Widerstand, welchen sie bei der katholischen Geistlichkeit fanden, zu unklugen Maßregeln verleiten, welche als Angriffe auf die Religion aufgefaßt werden konnten und der Geistlichkeit mächtige Waffen in die Hand spielten. Und grade in der Vendée hatte, aus Gründen, die auseinanderzusehen uns zu weit führen würde, die Geistlichkeit noch bedeutenden Einfluß.
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Die Religion läßt sich nicht mit Gewalt ausrotten. Die Gewalt verleiht ihr blos frische Nahrung. Deshalb ist jeder gewaltsame Kulturkampf hoffnungslos. Die französische Revolution konnte zwar und darin unterscheidet sich ihr Kulturkampf von der traurigen Kopie, die soeben im deutschen Reich ein jammervolles Fiasko gemacht hat der Religion die Wissenschaft entgegenstellen, denn sie war in der That ,, ausgerüstet mit der Wissenschaft ihres Jahrhunderts", allein Jdeen, auch falsche Ideen, lassen sich nun einmal nicht durch Staatsmaßregeln unterdrücken. Mochte die Revolutionsregierung noch so eifrig betheuern, daß sie die Religion nicht antasten, nur den widerspänstigen Klerus zur Raison bringen wolle,- es half nichts: die Vendéer unterschieden nicht zwischen Religion und Priestern der Religion, sie wandten sich mehr und mehr ab von der gottlosen" Regierung in Paris : Pfaffen und Adlige benutzten dies, und die Folge war jene furchtbare Voltserhebung, die weite Länderstrecken jahrelang verwüstete, Frankreich mindestens 200,000 Menschen kostete, die Republik zeitweilig lähmte und ihr die besten Säfte entzog, und, obgleich zuletzt äußerlich, scheinbar niedergeworfen, doch niemals erstickt werden konnte.
Es ist wahr, der Republik gelang es nach unsäglichen Anstrengungen, dem offenen Vendéer- Aufstand ein Ende zu machen, doch das Feuer glomm unter der Asche fort, und schließlich mußte man das thun,
Wovon leben diese tausende von Faullenzern?", " Vom Bettel in den umliegenden Ländern, Reliquien und Wundermittelschwindel, Ablaßhandel und Geschenken von Ruß( Schluß folgt.)
land."
womit man hätte anfangen sollen: den Anschauungen der Einwohner Rechnung tragen.
Die Unfähigkeit der französischen Revolution, die Vorurtheile der schlichten vendéer Bauern gewaltsam auszurotten, ist eine der lehrreichsten Lektionen, welche die an Lehren so reiche Geschichte der fran zösischen Revolution darbietet. Die deutsche Sozialdemokratie hat diese Lektion begriffen, indem sie die Religion zur Privatangelegenheit und die wissenschaftliche Volkserziehung zur vornehmsten Staatspflicht erklärte.
Jeder nach seiner Façon selig, und gute Schulen, überhaupt gesunde geistige Nahrung für das Volk das ist das einzige Programm eines erfolgreichen Kulturkampfs.
Jeder der
Chemische Feuerlöschapparate. Zur Unterhaltung eines begonnenen Verbrennungsvorgangs ist bekanntlich, abgesehen von brennbarem Material und einer gewissen höheren Temperatur, der Zutritt von der Sauerstoff enthaltenden atmosphärischen Luft oder eines andern Sauerstoff abgebenden Gases nöthig. Neben dem altbekannten Feuerlöschmittel, dem Wasser, das durch Abkühlung des Brennstoffes wirksam ist, hat man in jüngster Zeit das Kohlensäuregas zur Mitwirkung herangezogen wegen seiner Eigenschaft, den darin enthaltenen Sauerstoff nicht abzugeben, sodaß ein brennender Körper in einer Kohlensäureatmosphäre erlischt und, weil sie anderthalbmal schwerer als Luft, sich in ihr nur langsam verflüchtigt. Die feuererstidende Eigenschaft der Kohlensäure dienstbar zu machen, sind Apparate konstruirt worden, bei welchen die innerhalb derselben vor sich gehende chemische Wirkung der Kohlensäureentwicklung aus in Wasser gelöstem Material gleichzeitig dazu dient, das Gas mit Wasser gemischt in einem lenkbaren Strahl fortzuschleudern, wodurch also gleichzeitig eine Abkühlung des brennbaren Stoffes und Ersticken der Flamme stattfinden kann. Schon mit kleinen, tragbaren, derartig konstruirten Apparaten sind glänzende Erfolge erzielt, Feuer gelöscht worden, deren Dimensionen anscheinend zu dem bescheidenen Aufwand an Löschmitteln in gar keinem Verhältniß standen. Immerhin aber müssen sich diese tragbaren Apparate ihrer beschränkten räumlichen Verhältnisse wegen oft als ungenügend erweisen. Da der Feuerwehrmann den Apparat nebst Schlauch und Inhalt auf seinem Rücken tragen muß, so darf das Gewicht 85 Pfund nicht übersteigen. Der Strahl hat einen Durchmesser von nur 1/8 Zoll und eine Dauer von 5 Minuten. Bei einem vorgerückteren Stadium des Feuers muß offenbar der Strahl ein größeres Volumen haben und länger ausdauern. Ein Amerikaner hat nun eine fahrbare Straßenlokomotive nach demselben Prinzip konstruirt. Dieselbe besitzt zwei kupferne Behälter, welche 120 Gallons fassen und auf einen Druck von 500 Pfund geprüft sind. Behälter wird mit Wasser gefüllt, worin 20 Pfd. doppeltkohlensaures Natron gelöst sind, und enthält innerhalb eine Bleikammer, die 10 Pfd. Schwefelsäure faßt. Soll der Apparat gebraucht werden, so läßt man durch Deffnen eines Ventils die Säure in die Natronlösung laufen. Durch die chemische Einwirkung wird sofort Kohlensäure in Freiheit gesetzt, die binnen 15 Sekunden durch die angebrachten Manometer 200 Pfd. Druck anzeigt. Das Wasser nimmt, dem Atmosphärendruck genau entsprechend, das Vielfache seines eignen Volumens Kohlensäure in sich auf. Das nicht im Wasser aufgenommene Gas wirkt durch seine Spannung wie die in dem Windkessel der Sprißen after Konstruktion zusammengepreßte Luft. Wenn der an einer besondern Vorrichtung des Apparats gebrauchsbereit aufgewickelte, 150 Fuß lange Kautschut schlauch von 1 Zoll Durchmesser nach Ankunft auf dem Brandplay abgewickelt ist und der Absperrhahn nach den Kupferballons geöffnet wird, so treibt der Gasdruck in weniger als einer Minute nach Beginn der Ingebrauchstellung einen beständigen Strahl vom dreißigfachen Volumen desjenigen des tragbaren Apparates bei einer Wurfweite von 100 Fuß nach jedem gewünschten Punkt in's Feuer. Dies rasche Eingreifen ist nicht allein der augenblicklichen Erzeugung der Kraft, sondern auch dem Umstand zu verdanken, daß kein Saugschlauch angeschraubt und kein Schlauch mit Wasserbehältern oder Hydranten in Verbindung gesetzt zu werden braucht; kommt noch dazu die erstaunliche Löschkraft des Materials, so ist in den meisten Fällen die Erstickung des Feuers, bevor es eine gefährliche Ausdehnung angenommen hat, die Folge. Der beschriebene Löschapparat ist bereits in mehr als hundert amerikanischen Städten eingeführt, und überall haben sich die Brandschäden wenigstens um 50 Prozent gegen früher vermindert. Es ist statistisch nachgewiesen, daß von zehn Feuersbrünsten acht bald nach Ausbruch entdeckt werden und größerer Schaden immer durch rechtzeitiges Eingreifen in den ersten zehn Minuten verhütet wird. Wünschenswerth wäre gewiß, daß auch