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Eine besondere Eigenthümlichkeit des Blaugummibaumes muß noch erwähnt werden. Derselbe gebraucht zu seinem Wachsthum eine bedeutende Wassermenge, die er dem Boden durch seine weit ausgebreiteten Wurzeln entzieht. Trottier und Regulus Carlotti haben dies durch interessante Versuche dargethan. Ersterer stellte im Juni 1867 in einem geschlossenen Raume einen Zweig des Blaugummibaums in eine mit Wasser gefüllte Vase. Fünf Tage darnach waren die Blätter des Zweiges welt und die Vase leer. Er wiederholte nun das Experiment am 20. Juli 1868 im Freien. Er brachte am Morgen um 6 Ühr einen Zweig in eine 30 Centimeter hohe Vase, die 16 Centimeter weit an der Oeffnung war. Derselbe wog 800 Gramm; um 6 Uhr abends war sein Gewicht 825 Gramm. Zugleich hatte sich das Wasser in der Vase um 2 Kilogramm 600 Gramm vermindert. Diese Verringerung war nicht nur durch direkte Verdunstung herbeigeführt, sondern auch der Zweig hatte sein gutes Theil dazu beigetragen. Um zu sehen, wieviel die direkte Verdunstung betragen, hatte Trottier eine zweite Vase von genau derselben Form und Größe und mit der nämlichen Menge Wasser gefüllt neben erstere gesetzt. Diese hatte in derselben Zeit nur 208 Gramm verloren. Der Zweig hatte demnach innerhalb zwölf Stunden das Dreifache seines Gewichts an Wasser absorbirt und zur Verdunstung gebracht.
Carlotti hatte 25 Kilogramm Blätter in 22 Liter Wasser gelegt. Nach 24 Stunden hatte sich das Wasser um 1½ Liter vermehrt. Dieses war aus den Blättern hinzugekommen, sie mußten also das Wasser vorher im Freien aufgesogen haben.
Diese Eigenschaft verleiht dem Baum seine eigentliche Wichtig feit, indem er so ein vorzügliches Mittel ist, sumpfige Gegenden trockener zu gestalten. Bekanntlich sind die Sümpfe als die Herde der gefährlichen Fieber anzusehen. Aus ihnen steigen die schädlichen Miasmen hervor, deren Einathmungen Tod und Verderben mit sich bringen. Diese Ausdünstungen werden häufig vom Winde in entferntere Gegenden fortgetragen und machen die Umgegend der Sümpfe zu einer nicht ansiedlungsfähigen. Das Wechselfieber pocht is Rom in der heißen Jahreszeit jeden Augenblick an die Thore der Stadt. Auch gewisse Regionen Spaniens , die Ebenen von Korsika und Griechenland , sind der Herd des Wechselfiebers. Die Erfahrungen, die man in der kurzen Zeit mit den Anpflanzungen des Blaugummibaumes gemacht, haben die Erwar tungen nicht getäuscht. Die Bäume gediehen meist kräftig und nach wenigen Jahren konnte man bedeutende Verbesserungen des Klimas konstatiren. Am Kap der guten Hoffnung ermöglichen die dort angepflanzten Gummibäume in einzelnen Sumpfgegenden die Niederlassung der Ansiedler, während vordem diese Gebiete nicht bewohnbar waren. Nicht weit von der Stadt Algier lag an den Ufern des Hamyse eine wegen ihrer Fieber berüchtigte Farm, auf der in jedem Sommer zahlreiche Opfer den Fieber anheimfielen. Im Frühling 1867 pflanzte man dort 1300 junge Eucalypten an und bereits in demselben Jahre war eine solche Aenderung eingetreten, daß selbst in der heißesten Zeit nicht ein einziger Krankheitsfall vorkam, obgleich die Bäumchen erst durch schnittlich 3 Meter hoch waren. Seitdem ist der Play auch bis heute fieberfrei geblieben. In der römischen Campagna galt das Kloster Tre Fontane bei Rom als die ungesundeste Dertlichkeit, bis im Jahre 1870 die Mönche Versuche mit der Anpflanzung von Eucalyptusbäumen anstellten. Der Erfolg war überraschend, denn schon in vier Jahren konnte es den Mönchen freigestellt werden, die Nacht im Kloster zuzubringen. Von den 22 Bewohnern des Klosters machten anfänglich drei oder vier von
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dieser Erlaubniß nicht Gebrauch, sondern pilgerten allabendlich zur Nachtruhe nach Rom . Erst später, als sie sahen, daß ihre zurückgebliebenen Genossen gesund blieben, gaben sie den beschwerlichen Weg auf. Im ganzen kamen in dem genannten Jahre nur drei leichte Fieberanfälle vor.
Auch in industrieller und wirthschaftlicher Beziehung ist der Gummibaum von bedeutender Wichtigkeit. Sein Holz zeichnet sich durch Festigkeit aus und wird deshalb mit Vorliebe zum Schiffsbau verwandt. Auch dem immer mehr hervortretenden Holzmangel könnte vielleicht ein Damm gesetzt werden, wenn in geeigneten Gegenden größere Wälder zu diesem Zwecke angepflanzt würden. Der Baum wächst vielmal schneller wie die meisten der bisher bekannten. bisher bekannten. Dieser Umstand dürfte den Preisunterschied im Transporte wohl aufzuheben im Stande sein. Durch die Kultur des Blaugummibaumes könnten manche bisher wenig ausgenutzte Erdstriche dem Handel zugänglich gemacht werden. Die Rinde des Baumes wird seit einiger Zeit in der Papierfabrikation zur Verwendung gebracht, aus dem Holze gewinnt man recht brauchbare Pottasche. Der aromatische, kampher- oder lavendelartige Geruch hält die Insekten aus seiner Nähe. Aus Uruguay berichtet Dr. R. Canstatt, daß die Heuschrecken den Blaugummibaum verschonen, und Kapitän Mignar schreibt, daß selbst in Tropengegenden, wo die zahllosen Mosquitos die Ruhe der Nacht fortwährend unterbrechen, das Aufstellen einer Topfpflanze dieses Baumes schon genüge, die schrecklichen Beiniger fernzuhalten. Wenn vielleicht diese Thatsache mit zu rosigen Blicken angesehen und etwas übertrieben worden ist, so muß ich doch gestehen, daß ich auf den jungen Pflanzen vom Blaugummibaum niemals Man könnte vielleicht Fliegen oder dergleichen gesehen habe. aus ihm, wie aus der persischen Bertramwurz, Insektenpulver gewinnen.
In medizinischer und pharmazeutischer Hinsicht ist der Eucalyptus globulus seit etwa zehn Jahren näher untersucht und in den diesen Wissenschaften dienenden Fachzeitschriften mehrfach erörtert worden. Die Destillation der Blätter, sowie aller sonstigen Theile des Baumes ergibt eine ölige Essenz, deren physiologische Wirkungen Dr. Gimbert sorgfältig studirt hat. Wurden einige Tropfen derselben lebendigen Thieren eingespritzt, so wirfte dieselbe betäubend auf dieselben, bei wiederholter Anwendung trat sogar der Tod ein. Mit den physikalisch- chemischen Eigenthümlichkeiten der Essenz hat sich vorzugsweise Mr. Cloëz beschäftigt und die Resultate seiner Forschungen der Akademie der Wissenschaften vorgelegt. Besonders heben wir aus denselben die fäulnißwidrigen Eigenschaften der Essenz hervor. Cloëz brachte zwischen einige Blutklumpen von einem Kaninchen mehrere Tropfen derselben und drei Monate später waren dieselben noch nicht verdorben. Der Kadaver einer Katte wurde damit eingesprengt. Das Thier trocknete mumienhaft zusammen, ohne zu verwesen.
Aus den Blättern des Eucalyptus gewann der Mönch Orsise in dem Kloster Tre Fontane ein Elixir, das sich bei Fiebererkrankungen von außerordentlicher Wirksamkeit erwiesen haben soll. Nicht nur, daß heftige Anfälle dadurch plöglich abgeschnitten wurden, sondern selbst in solchen Fällen, wo das Chinin wirkungslos blieb, wurde jener Trant aus Eucalyptusblättern mit Erfolg angewandt. Mag nun auch das Endurtheil der Medizin über die arzneilichen Eigenschaften dieses Baumes günstig oder ungünstig lauten, so haben doch wohl Gärtner und Forstleute vollkommen recht, der Kultur dieses Baumes in geeigneten Gegenden das Wort zu reden.
Modern- russische Bustände.
( Fortzeßung.)
Die Weltgeschichte Rußlands hat vom Staate ein Budget von 5,000000 Pfund Sterling( über hundert Millionen Mark!) ausgeworfen, welches, über 36,000 Pfarrbezirke vertheilt, für jeden eine Quote von 140 Pfund ergibt. Da nun jeder Sprengel einen Bopen, einen Dekan und zwei andere Geistliche haben soll, in Wirklichkeit aber nur 12,000 Dekane und 60,000 Geistliche vorhanden sind, so hätte jeder Pope, da er die Hälfte der Ein künfte des Pfarrsprengels zu empfangen hat, 70 Pfund Sterling zu erhalten. Aber nichts da! Denn die Bischöfe nehmen die Zahl der Geistlichen als voll an und stecken den Ueberschuß
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ad saccum. Mitleid mit dem Popen wäre nun aber freilich am unrechten Orte, denn er erpreßt reichlich, worum er beschwindelt wird. Motto der russischen Pfaffen ist: Ohne Geld nichts, für Geld so ziemlich alles. Der Efel der eigenen Bevölkerung vor ihnen ist denn auch so groß, daß sie millionenweise zum offensten Nihilismus übertreten würden, wären nur die Strafen für den Abfall vom orthodoxen Glauben nicht so exorbitant. Sibirien winkt, wofern der Renegat mit seinem Pfarrer kein Abkommen trifft. Die Geistlichkeit unterstützt daher zunächst auf alle mögliche Weise den Glaubensabfall, um sich dann ihre vermittelnden Dienste