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blendenden, scharfen Reflex der Sonne auszuhalten. Die meisten Eltern| scheinen nicht zu wissen, daß dies für die Sehkraft des Kindes von den schlimmsten Folgen sein kann, und bei längerer Dauer und öfterer Wiederholung einen ungeahnten Schaden hervorbringen muß. Die weiße Farbe ist grade diejenige, welche sich am wenigsten für die Decken auf den Kinderwagen eignet; die beste Farbe ist jedenfalls grün oder blau. Wem das oben Gesagte nicht einleuchten will, den erinnern wir an die Wirkungen des Schnees auf das Auge eines erwachsenen Menschen beim Reflex der Sonnenstrahlen im Winter, welche dann offenbar nicht die Kraft entwickeln können, wie in den warmen Monaten. Dr. B.-R.

Vierfilbige Charade.

Die erste sowohl, als die zweite, dritte und vierte Sind dir die zweite und dritte,

Doch während die eine nur einfach dir zweite und dritte, Müssen's die anderen sein in vielfacher Mehrzahl;

Obgleich allerdings die erste nirgend mehr zweite und dritte

Und die Mehrzahl der zweiten, dritten und vierten es gleichfalls dir nicht sind,

Weil sie es andren sind und gleichzeitig nicht sind. Daß du dem ganzen entflohn, das dank du deinem Jahrhundert, Welches die erste gemacht zu deinem zweiten und dritten

Und gesorgt, daß fortan sie die zweite und dritte nie mehr wird. Maximilian Dittrich.

( Auflösung folgt in Nummer 46.)

Aerztlicher Briefkasten.

Groitsch. M. Wenn bei einer Erstgebärenden die Anlegung der Zange nothwendig war, so ist durchaus nicht zu folgern, daß dies bei der zweiten Entbindung wieder der Fall sein müsse, vorausgesetzt, daß die Patientin nicht etwa ein zu enges Becken hat. Ob letzteres der Fall ist, das kann Ihnen jeder Arzt sagen, wenn er dasselbe mißt. Zangenentbindungen sind nämlich nicht etwa blos bei Beckenenge angezeigt, sondern auch wenn ein Mißverhältniß zwischen der Größe des Kinderkopfes und des Beckens besteht, sowie bei fehlerhafter Haltung der Frucht, bei mangelhaften Wehen  , oder endlich, wenn durch starke Blutungen, nicht zu stillendes Erbrechen u. s. w. Lebensgefahr für die Gebärende entsteht, welche durch Beschleunigung der Geburt beseitigt werden kann. Im allgemeinen verlangen Sie aber zu viel von uns, wenn Sie erwarten, daß wir Ihnen an dieser Stelle Unterricht über alle bei einer Entbindung vorkommenden Umstände ertheilen sollen. Dergleichen läßt sich nicht einmal aus einem Buche, sondern nur prak tisch in der Entbindungsschule erlernen. Daß viele junge Frauen durch die Hebammen ruinirt werden, steht fest, und darum sollte jeder, wenn er es irgend machen kann, einen Arzt zu Rathe ziehen. Ihr Drüsen­leiden entzieht sich ohne persönliche Untersuchung der Berathung. Schweidnik. E. G. Jeder approbirte Arzt ob Dr. med. oder nicht ist zur Ausstellung ärztlicher, vor den Behörden giltiger Zeug­nisse berechtigt. Professor Freund in Breslau   wird als Spezialist gegen das von Ihnen genannte Leiden am meisten zu empfehlen sein. Wie wir über die breslauer Klinik denken, was wir von Airy's Naturheilmethode, was wir von Cocapillen halten? Von letteren nichts. Die Frage wegen der Klinik hat uns aber so überrascht, daß wir Ihnen die Antwort darauf schuldig bleiben.

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Halle. R. Der graue Staar wird am besten nach seiner Reife operirt, denn das Auge wird durch die Operation wieder zum Sehen tauglich, d. h. mit Hülfe einer, die entfernte Linse erseßenden Konver­brille. Ohne lettere sieht der Operirte alle Gegenstände verschwommen. Daß Romanschriftsteller vom Staar Operirte sofort an's Fenster treten und die herrliche Natur bewundern lassen", haben wir ebenfalls schon gelesen. In der Wirklichkeit kommt dies jedoch nicht vor; denn der Arzt schließt nach der Operation das Auge, bedeckt es mit englischem Pflaster und follodirten Taffetstreifen und bringt den Kranken in Rücken­lage und absolute Ruhe im verdunkelten Zimmer. Sehversuche werden erst 14 Tage nach der Operation angestellt. Ein staarkrantes Auge bleibt zwar nicht in allen Fällen blind, denn es treten mitunter Zer­segungen in den getrübten Fasern der Augenlinsen ein, durch welche das Sehvermögen theilweise oder gänzlich wiederkehren kann. Doch sind solche Fälle selten und die Operation ist bei der Staarreife aus dem Grunde vorzuziehen, weil sie nach Eintritt jenes Zersetzungsprozesses gewöhnlich mißglückt.

Berlin  . S- r. Die Kerne von Kirschen, Pflaumen und der­gleichen ist ein vernünftiger Mensch nicht mit, denn einestheils be­schweren sie nur als überflüssiger und unverdaulicher Ballast den Darm,

anderntheils können sie, wenn sie in den Wurmfortsatz des Blinddarms gerathen, lebensgefährliche Erkrankungen hervorrufen: Verschwärung und Durchbohrung der Darmwand, eiterige Bauchfellentzündung u. s. w. Dieser Wurmfortsaß, ein 6-8 Centimeter langer, regenwurmartiger Anhang des Blinddarmes scheint expreß für solche Geschichten gemacht zu sein, denn sonst ist sein Zweck nicht bekannt; der Physiologe steht demselben ohne jedwedes Verständniß gegenüber und fragt sich, wie bei noch einigen anderen Gebilden des menschlichen Körpers: Warum? P. G. Bei Phosphorvergiftung gibt man Brechmittel und bis zum Eintreffen derselben Eiweiß oder Gummischleim, niemals aber fette oder ölige Stoffe oder Milch, auch keine alkoholischen Getränke, denn durch letztere wird der Phosphor gelöst und fein vertheilt, dringt also leichter in die Gewebe. Als Brechmittel dient das vom Arzte zu ver­ordnende Cuprum sulphuricum.

Die übrigen, bis zum 3. Juli eingegangenen Briefe wurden, soweit es thunlich, direkt beantwortet. Dr. Resau.

Redaktions- Korrespondenz.

Berlin  . 2. R. Sie sind ,, ursprünglich in jeder Beziehung gläubig" gewesen, dann aber von Bekannten, die über alles spotteten, zum Unglauben und zur Demokratie ver führt worden; jezt endlich haben Sie in den Chriftlich- Sozialen ihre wirklichen Freunde und Geistesverwandten wiedergefunden?!? Nun, dieses schöne Wiederfinden bestätigt die tiefe Wahrheit des französischen   Sprüchworts: On revient toujours à ses premiers Na, wie heißt es gleich? Richtig:) moutons! E. B. Wir können Ihnen nicht helfen. Die ,, doppelte Liebe" ist, wie schon das bekannte Studentenlied zeigt, eine Krankheit, welche gemeinhin aller menschlichen Heilkünste spottet. 1. U. Sie wollen uns wohl das Gruseln beibringen? Es soll eine Zeit nicht mehr fern sein ,,, wo alles todtgeschlagen und bis in die Wurzel vernichtet wird, was nicht dem Herrn angehört mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzem Gemüthe"!? Unterzeichnen Sie Sich fünftig lieber gleich Bu- Bu, Sie komischer U. U., und klopfen Sie an die Thüren von Kinder­stuben an und nicht bei Redaktionen, wie die der ,, Neuen Welt". Buchdrucker S. Ihr Vorschlag bezüglich eines großen Manifestes, der übrigens gleichzeitig von verschie denen Seiten gemacht worden ist, erschien auch uns praktisch, hat aber an maßgebender Stelle nicht denselben Beifall gefunden. Die Klarheit, mit welcher Sie den beregten Gegenstand behandelt haben, läßt uns wünschen, Sie möchten bald wieder eine Gelegen heit zum Meinungsaustausch über Tagesfragen mit uns wahrnehmen. Frdl. Gruß. 2. A. T. Das Indigo ist einer der wichtigsten Farbstoffe, welcher aus gewissen, vor­zugsweise in Ostindien vorkommenden Pflanzen gewonnen wird. Auch aus dem Hämatin des menschlichen Urins fann Indigoblau gewonnen werden. Die Färbung des Indigo ist tief dunkelblau, purpurviolett. Indigbraun, Indigroth, Indigkarmin, Indigpurpur, Indigweiß find chemische Bräparate aus dem eigentlichen Indigo. W. v. F. Für die freundliche Anerkennung frol. Dank. Ihre an unsern ärztlichen Mitarbeiter gerichteten Fragen werden in nächster Nummer beantwortet.

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Chemnik. T. Sie haben recht, das im liberalen ,, Chemnizer Tageblatt" ver­öffentlichte Gedicht Müllers von der Werra   ist wirklich alles andere, uur nicht poetisch". eine Im übrigen ist uns dieser ,, Dichter" nicht ganz so antipathisch als Jhaen, achtbare Eigenschaft können wir ihm nicht absprechen: dies ist die eble Hartnäckigkeit, mit der er nun schon seit vielen Jahrzehnten versucht, auf dem Gebiete der Dichtung etwas Menschliches zu leisten. Was hätte der Mann schaffen können, wenn er sich mit derselben Energie einer Thätigkeit zugewendet hätte, zu der ihn Mutter Natur mit einigem Talent ausgestattet!! G. B. Wir hofften immer, Ihren vier ganze Folioseiten langen Brief wenigstens in seinen Hauptpunkten auf einmal beantworten zu können. Da wir aber bei näherer Betrachtung gefunden haben, daß Sie auch nicht eine Behauptung tlar formulirt und zu beweisen gesucht, sondern mehrere Dußend theilweise innerlich ganz unzusammengehöriger Fragen gestellt haben, so müssen wir Sie zunächst bitten, erst ein­mal tlar zu sagen, was der langen Rede turzer Sinn ist. Dann soll's an der klaren Antwort nicht fehlen!

Zürich  . St. Das Flugblattt ,, Auch eine Rousseaufeier in Sachen Dührings" war uns nicht uninteressant. Der Verfasser, Herr Abraham Enß, beweist an sich selbst, was für ein tollwüthiger Fanatiker aus einem sonit offenbar ganz braven Menschen werden kann, der sich in der Einbildung, ein wissenschaftliches Urtheil zu besigen, mit schwierigen und noch lange nicht zum Austrag gelangten wissenschaftlichen Fragen beschäftigt, und dabei der Fähigkeit, logisch zu denken und irgendein Thema objektiv zu behandeln, gänzlich entbehrt. Herr Enß ist im stande, alle Leute als Dummköpfe oder Halunken zu behan beln, welche seinen Behauptungen, z. B. daß Dühring der Rousseau des 19. Jahr­hunderts sei, nicht zustimmen, und zwar nicht nur ehe er sie bewiesen, sondern sogar ehe er sie ausgesprochen hat.

Breslau  . F. G. An Ihrem Rebus ist sehr viel auszusehen. Erstens hat die Auflösung: ,, Lucifers sein Ebenbild erscheint viel zu mildreich, um für das moderne Un gethüm zu gelten," überhaupt nur für den etwas Berständliches, der die von der ,, N. W." gebrachte Luciferillustration tennt und weiß, daß sich der Rebus darauf bezieht; zweitens sagt man nicht Lucifers sein Ebenbild, sondern Lucifers Ebenbild; brittens ist mildreich ein durchaus ungebräuchliches Eigenschaftswort; viertens ist Lucifer nichts weniger als ein ,, modernes ungethüm". Sie werden also noch mancherlei lernen müssen, ehe Ihre derartigen Produkte für die Oeffentlichkeit reif sind.

Braunschweig  . A. Sch. Bücher, welche die Frauenfrage und die Handelspolitik von unserm Standpunkt aus erschöpfend behandeln, gibt es noch nicht. Empfehlens werthe sozialwissenschaftliche Zeitschriften, die bei Gelegenheit auch jene Themata be handeln dürften, sind die ,, Bukunft" in Berlin   und die Neue Gesellschaft" in Zürich  . Bur Brüfung nehmen wir populärwissenschaftliche Artikel jeder Art gern entgegen. Troppau  . M. J. Sie haben recht, jene Rechnungsaufgabe war eine diophantische Gleichung. Indeß ist seit ihrer Veröffentlichung zuviel Zeit verflossen, als daß wir jet

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noch auf diesen Umstand zurückkommen könnten. Sie können jedenfalls selbst Rechnungs­aufgaben tonstruiren thun Sie's!

Bordeaux  . E. b. F. Für Ihre Freundlichkeit besten Dank. Hoffentlich vermögen wir Ihren Wünschen nachzukommen.

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Karlsruhe  . R. M. Sie singen: Ich habe geliebt, ich habe geirrt Und hab' mich gegrämt und gekränkt. Jezt sind mir die Banden gelöst und entwirrt, Hab' Irrthum und Lieb' an den Nagel gehängt, Nun bin ich glücklich und frei." Hängen Sie das Dichten ebendahin, wo Irrthum und Liebe hängen, und denken Sie an das be herzigenswerthe Wort des alten, großen Goethe: Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, der lasse sich begraben.

Potsdam  . Th., Köln. Frl. A. 2., Paris  . E. Ta., Wien  . M., Lübed. 2. N. R. Die eingesendeten Arbeiten sind für die ,, N. w." nicht verwendbar. ( Schluß der Redaktion: Montag, den 8. Juli.)

Modern­

Inhalt. Ein verlorener Posten, Roman von R. Lavant  ( Forts.). Der Blaugummibaum, von Dr. Moriz Schlüter. russische   Zustände( Fortsetzung). Bei Garibaldi und am Aetna  , von Dr. Max Trausil( Schluß). Weltausstellungsbriefe.( V.) Molière und die Laforêt( mit Illustration). Moris Heß( mit Porträt). Die Stenographie nach Gabelsbergers System." Viersilbige Charade. Aerztlicher Briefkasten. Redaktionskorrespondenz.

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Die Kinderwägelchen.

Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Leipzig  ( Blagwißerstraße 20). Expedition: Färberstraße 12. II. Drud und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig  .

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