zu schmücken. Ein welker Blumenkranz galt als Liebesbotschaft, die noch bedeutungsvoller wurde, wenn dem Kranz angebissene Aepfel beigelegt waren, wie Lucianus   berichtet. Die Annahme cines solches Kranzes war ein Zeichen der Erhörung. Kam das Bündniß aber trotzdem nicht zu Stande, so wurde derselbe einer Gottheit geweiht, während er im andern Falle als Erinnerungs­zeichen sorgsam aufbewahrt wurde.

Die Kränzewinderinnen hatten sich einer gewissen Achtung zu erfreuen, namentlich wenn ihre Kunst nicht bei dem gewöhnlichen stehen blieb. In Sicyon   wetteiferte die Kranzflechterin Glycera durch immer schönere natürliche Kränze mit dem Maler Pausias  , so daß Kunst und Natur sich gegenseitig zu übertreffen suchten. Pausias   malte das Bild seiner Rivalin, um die Nachwelt noch an die Künstlerin zu erinnern.

Wahrscheinlich gründete sich die symbolische Bedeutung der Blumen bei den Griechen auf den Geruch, später wurde jedoch auch die Farbe in das Bereich der Betrachtung gezogen, und dann fam es namentlich auf die Zusammenstellung und Anordnung der Schattirungen an, was ein wahres Kunststudium erforderte. Ganz absehen müssen wir von den Blumensymbolen, die der Traum­deuter Artemidorus   in seiner Oneirocritica  " erwähnt, da es nicht ganz zuverlässig ist, daß er sie wirklich aus dem Volfe ge­schöpft. Sie erscheinen viel zu einseitig und gleichartig, so daß man nicht ganz mit Unrecht die Vermuthung aufgestellt, er habe hierbei seine eigene Phantasie zu sehr walten lassen.

Doch sind dies nur immer noch Anfänge der eigentlichen Blumensprache, weny auch keineswegs bedeutungslose. In be­geisterterer Sprache läßt der Orientale die Blumen zu sich reden. Zwar sind uns wenige seiner Blumendentungen bekannt, aber aus denselben geht schon seine Begeisterung hervor, die nicht selten in Ueberschwenglichkeit und Schwülstigkeit ausartet. Das Vaterland derselben scheint Indien   zu sein. Hier tritt die Natur mit einer Großartigkeit vor die Augen des Menschen, die ihn wohl zur Begeisterung hinzureißen vermag. Bei dem Naturleben des Indiers mußte ganz von selbst die Pflanze in nähere Be­ziehungen zu ihm treten. Wenn seine Phantasie ihm nun so großartige Bilder vorgaukelte, daß wir sie als überschwenglich bezeichnen müssen, so liegt dies an der Fülle und Mächtigkeit der Eindrücke, die auf ihn einstürmen, wie ja jedes Volk mehr oder weniger die Eigenthümlichkeit seiner Natur an sich trägt.

Mehr ausgebildet und auf eine ungleich größere Zahl der Gewächse ausgedehnt wurde die Blumensprache bei den sinnigen Arabern. Das zur Einsamkeit des Haremslebens verurtheilte schönere Geschlecht fand in den Blumen ein beliebtes Mittel, um zur Abkürzung der schrecklichen Langweile allerlei Liebeshändel mit Außenstehenden anzuknüpfen. Die Aermsten, die oft der schrankenlosen Willkür eines tyrannischen Despoten preisgegeben sind, müssen ja vorsichtig dabei zu Werke gehen, da schon der leiseste Argwohn ausreichen würde, ihnen und ihrem Mitschuldigen verderblich zu werden. Keine Zeile kann gefahrlos die Mauern des Serails verlassen, überall forscht das verrätherische Auge des feilen Sklaven. Da bietet sich denn in den Blumen den Frauen des Harems ein Mittel, durch welches sie sich mit der Außenwelt in Verbindung zu setzen im Stande sind und das selbst der Aufmerksamkeit des wachsamsten Eunuchen entgehen kann. Wie zufällig verändert die Dame die Reihenfolge ihrer Blumen­stöcke vor dem Fenster, und dem spähenden Liebhaber wird augen blicklich der Sinn klar.

Die Symbolik der Blumen ist jedoch im Orient sehr von der unsern verschieden. Sie gründet sich auf die Blumennamen, die

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freilich meistentheils sehr bezeichnend und sprechend, aber doch auch manchmal willkürlich gewählt sind. Der Sinn jeder Blume soll nun in einem kleinen Verse ausgesprochen werden, der mit dem Namen derselben in einem Reimverhältniß steht. Selbst­verständlich kommt hierbei vielfach weiter nichts als leere Reim­spielerei vor, während wieder bei andern Pflanzen der Sinn völlig dem Charakter des Gewächses entspricht. In frühern Jahrhunderten war diese Art der Blumensprache im ganzen Orient sehr verbreitet und ausgebildet, während sich heute nur noch hier und dort Reste derselben erhalten haben.

Nach Europa   scheint die Sitte, durch die Blumen sich einem andern verständlich machen zu wollen, durch die Araber ver­pflanzt worden zu sein. Sie trat zuerst in Spanien   auf, fand in Italien   günstige Aufnahme, gab dem lebhaften Sinn des Franzosen erwünschte Abwechselung und berührte auch Deutsch­ land  , ja konnte selbst in England, wenn auch nur auf furze Zeit, einige Bedeutung erlangen. Das ganze Mittelalter hatte ja zur Zeit des Ritterdienstes etwas Romantisches an sich und hierzu paßte auch jene geheimnißvolle Sprache, jene auf Farben und Charaktere gegründete Symbolik.

Bis auf unsere Zeit hat sich noch eine Sprache der Blumen in unserm Volfsleben erhalten*). Jedermann kennt diese Be­deutungen, ohne daß wir eigentlich wissen, von wem wir sie er­lernt. Das stille Vergißmeinnicht an einsamer Quelle redet zu allen dieselbe Sprache, das bescheidene Veilchen ist das Symbol treuer Liebe, der grünende Myrtenkranz die Sehnsucht aller jung­fräulichen Herzen. Bedeutungsvoll findet jede Maid die Ueber­reichung einer rothen Rosenknospe, die brennende Liebe deutet auf verzehrende, leidenschaftliche Gluth, das einfachste Immergrün­sträußchen spricht Hoffnung aus. Gelbe Blumen wirft die empfind fame Dame wohl zornig fort und gewöhnlich verwendet man sie ja auch sehr selten zu Kränzen und Sträußen. Der freiheit­liebende Turner steckt den grünen Eichenkranz an seinen Hut und stimmt begeisterte Freiheitslieder an, dem heimkehrenden Krieger wird ein Lorbeerkranz gereicht und auf dem stillen Friedhofe ist die Cypresse ein beredtes Symbol.

Wie aus den vorhergehenden Andeutungen schon hervorgeht, ist unsere Blumensprache vorzugsweise auf die Farbe derselben begründet und nur bei wenigen kommt auch der individuelle Charakter zur Geltung. Und meistens ist es künstlicher Ein­wirkung erst gelungen, legteren mit in Betrachtung zu ziehen, wie ja bekannt ist, daß erst seit Klopstocks Zeit die Eiche als Siegesbaum an Stelle der Linde gekommen ist. Siegeseichen fannte eine frühere Zeit nicht, wohl aber stehen heute noch an mehreren Drten Lindenbäume als Erinnerungszeichen früherer. Heldenthaten. Der Lorbeer gehört ja nicht unserer Flora an, muß also schon selbstverständlich seine Symbolit aus andern als Volksfreisen geschöpft haben, dasselbe gilt auch von der Cypresse. Die Farbenbedeutung, dieses Erbtheil des einstigen Ritter­thums, ist aber tief in das Innerste unseres Volkslebens ge­drungen und hat darum auch für unsere Blumensprache Bedeu-, tung gewonnen. Freilich ist der Kreis der so gewonnenen Symbole mur flein, aber er entbehrt auch nicht der Sinnigkeit und Poesie, die unser Volk auch wieder hierbei offenbart.

*) Daß wir hierbei nicht an die von buchhändlerischer Spekulation hervorgerufenen Zusammenstellungen von meist geschmacklosen Reimereien denken, die den stolzen Titel ,, Blumensprache" führen, ist wohl selbst­verständlich, sodaß wir also kaum nöthig haben, dies noch besonders hervorzuheben.

Im Zickzack.

Ein gewisser abenteuernder, nichts weniger wie praktischer Zug, der unsere dummen Streiche, von der Phantasie vergoldet, verursacht, war wohl auch schuld daran, daß meine Theater­farriere, trotz des vielversprechenden Anlaufs und eines königlich schwedischen Kammersängertitels, wie Vater Rhein   im Sande verlief. Difficile est, satyram non scribere. Auch ich fonnte meinen losen Mund im Angesicht der notorischen Unfähigkeit der Exzellenzen, die die Laune ihres Gebieters oder eine Schürzen protektion zu Intendanten stransfigurirt, nicht halten. Als un­aufhaltsam rollender Kieselstein jetzte ich niemals Moos an und wurde deshalb auch nirgends pensionsfähig. Passons- dessus!

In Fiume lernte ich eine interessante Ruine, die einst in ganz Europa   gefeierte Sängerin Stöckel- Heinefetter kennen, die mich veranlaßte, bei ihrem Mann, einem ausrangirten Ballettänzer, der einen Thespiskarren in Dedenburg leitete, Engagement zu nehmen.

Den Herren Kozebue und Bogumil Golz verdanken wir sehr anziehende Bilder des deutschen   Kleinstädterlebens, aber was ich in Dedenburg in Wirklichkeit von diesem Genre sah, verhält sich zu den Schilderungen der beiden Obengenannten wie farben­glühender Makart zum mandelmilchmalenden Cornelius.

Dedenburg liegt zwar in Ungarn  , ist aber, wie der ganze