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Leben. Als die Ausbreitung im römischen Imperium größere Dimensionen annahm, nahm die christliche Hierarchie, die bereits alle Laienelemente aus der Kirchenverwaltung ausgeschieden, die Amtssprache des Weltreiches an, und so entstand im Jahre 391 die lateinische Messe. Der Trost der Sterbenden, die letzte Delung genannt, datirt seit 550. Der Lockerung der Glaubensbande, die als natürliche Folge nach dem Aufhören der Christenverfolgung eintrat, trat im Jahre 593 das Dogma von den Qualen des Fegfeuers" energisch entgegen und ebnete die Wege dem im Jahre 1000 eingeführten Heiligenkultus und füllte den Ablaßkasten, mit dem man seit 1119 bis auf den heutigen Tag( siehe Peterspfennig) hausirt. Um die bereits nach Tausenden zählende Priesterschaar dem Staate und der Familie zu entfremden, führten die schlauen Päpste das Cölibat im Jahre 1015 ein. Seit 1200 wird den Gläu bigen die Hostie in einer Monstranz gezeigt. Seit 1204 hielt die In quisition Vorlesungen über Toleranz, mit praktischen Demonstrationen an Rad und Scheiterhaufen, und damit die Denunziation wirksamer sei, erfand der Pontifex Maximus im Jahre 1215 die moralische Polizei, Ohrenbeichte genannt. Die Reformation rief eine Stockung in der Dogmenfabrikation hervor, und der Mehlthau auf der Menschensaat, die Jesuiten , schienen sie ganz überflüssig machen zu wollen. Erst im 19. Jahrhundert nahm die alte Firma ihre Thätigkeit wieder auf und proklamirte im Jahre 1854 die unbefleckte Empfängniß" und 1870 ,, die Unfehlbarkeit des Papstes". Dr. M. T.
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Aerztlicher Briefkasten.
Oehringen. A. L. Gegen übelriechenden Fußschweiß ist fleißiges Baden und Waschen der Füße das Zweckmäßigste. Sie waschen doch jeden Morgen Ihr Gesicht und die Hände, warum nicht auch die Füße? Befolgen Sie also unsern Rath, tragen Sie, nachdem die Füße durch das Waschen und nachherige Abreiben gehörig abgehärtet worden sind, nicht zu warme Fußbekleidung, und wenn Sie noch ein übriges gegen das Wundwerden der Füße thun wollen, so bestreichen Sie dieselben mit dem in jeder Apotheke käuflichen Salicylsäurestreupulver. Wenn Sie nachts einen ruhigen Schlaf haben, und es stellt sich trotzdem im Sommer auch gleich nach dem Mittagstische bei Ihnen Schläfrigfeit ein, so ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Sie der Natur ihre Rechte lassen und ein viertel Stündchen ,, nicken". Ein ein bis mehr stündiger Schlaf in voller, ungelockerter und beengender Kleidung ist dagegen entschieden nachtheilig. Ebenso werden diejenigen, welche des Nachts nicht mindestens sechs Stunden ruhig schläfen können, gut thun, keinen Mittagsschlaf zu halten, um dadurch die Nachtruhe zu verlängern. Oggersheim. R. M. Unsere Ansichten über Kinderernährung müßten Sie doch nun allmählich kennen! Trotzdem aber fragen Sie, ob Sie der Kuhmilch gewöhnlichen Zucker zuseßen und sie mit Feuchelthee verdünnen sollen. Der gewöhnliche Zucker erregt leicht Säure, und deshalb, sowie um die verdünnte Kuhmilch der Muttermilch ähnlicher zu machen, setzt man Milchzucker zu, denn die Muttermilch enthält nur letteren. Der Milchzuckerzusatz schwankt je nach dem Verdünnungsgrade der Milch. Sind Sie sicher, reine und unverfälschte Milch aus der Hand des Händlers erhalten zu haben, und verabreichen Sie dieselbe vom 4. bis 5. Lebensmonate ab nur wenig verdünnt, so werden zwei Theelöffel voll Milchzucker zu etwa zwei Tassenköpfen voll Milch gesetzt. Man löst dieses Quantum in etwa einem halben Tassenfopf voll abgekochten, heißen Wassers auf und setzt diese Lösung zur Milch, nicht umgekehrt, die Milch zur Lösung! Bei jüngeren Kindern, von 2 bis 3 Monaten, ist das gleiche Quantum zu 1 bis 1/2 Tassenköpfen voll Milch angezeigt; bei Neugeborenen( bis zum 1. Monat) dasselbe Quantum zu einem halben Tassenkopf voll Milch, welch' letztere bis zum Ende der 4. Woche allmählich bis auf einen vollen Tassenkopf gesteigert wird. Mit Fenchelthee verdünnen nur die alten Großmütter und solche Kinderfrauen die Milch, welche keinen Begriff von der rationellen Ernährung eines Kindes haben. Jede vernünftige Mutter bedient sich des abgekochten Wassers. Man meint, durch den Fenchelthee die Leibschmerzen zu beschwichtigen. Woher kommen denn aber die Leibschmerzen beim Kinde? Doch nur durch unvernünftige Ernährung oder durch die bei derselben vorkommenden Fehler, wie z. B. zu fette Kuhmilch; säuerlich gewordene Milch infolge von mangelnder Reinlichkeit der Trinkgefäße; Zusäße von dem leicht gährungsfähigen Rohrzucker u. s. w. Das Nestlé'sche Mehl ist im Verhältniß zu unserer Kuhmilch zu theuer, es kann und darf nur ein Nothbehelf für Ausnahmefälle sein.
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Meerane . M. J. W. Wenn Sie am Bronchialkatarrh leiden, so unterlassen Sie das Tabakrauchen. Namentlich sind feuchte, also schlechter brennende und deshalb die Lungenthätigkeit mehr in Anspruch nehmende Cigarren entschieden nachtheiliger, als abgelagerte.
Pro lectore. Eine nicht geringe Anzahl von Korrespondenten, welchen wir weder öffentliche, noch private Auskunft ertheilten, weil wir es nicht mit den Grundsäßen der Wissenschaft vereinen konnten, auf Grund ungenügender und ganz subjektiver Ansichten der Briefschreiber über ihre eigenen Krankheiten Rath zu ertheilen; ferner solche Geschlechtskranke, welche in der ungestümsten und zudringlichsten Weise, troß unserer Ablehnung, öffentliche Aufschlüsse über ihr Leiden haben wollen, endlich solche, welche z. B. Donnerstags einen Brief an die Redaktion senden und so naiv sind, in der nächsten Sonntagsnummer eine Antwort zu finden, während doch mindestens 14 Tage bis 3 Wochen zur Herstellung einer Nummer der ,, Neuen Welt" nöthig sind, werden in ihren an die Redaktion d. Bl. gerichteten Zuschriften höchst ungemüthlich und klagen über Vernachlässigung 2c. Als Antwort auf solche Zuschriften, die ohne weiteres in den Bapierkorb wandern, diene Folgendes: Schreiber dieses hat weder der Redaktion d. Bl. noch sonst jemand gegenüber die Verpflichtung übernommen, alle an dieselbe, mit der Bitte um ärztlichen Rath, gerichteten Briefe zu beantworten. Das wäre undenkbar; denn woher sollte er wohl die Zeit nehmen, mit tausenden von Kranken, die ihn zum Theil mit den widersinnigsten Fragen belästigen, zu forrespondiren. Als Beispiele für die Naivetät vieler führen wir an, daß uns ,, ein Sozialist in London " fragt, ob es uns schon vorgekommen sei, daß eine Frau Eier lege, und daran knüpft dieser einfältige Mensch die Behauptung, daß dies bei seiner Frau stattfände!! Ein biederer Chemnizer wünscht guten Rath zur Beseitigung seiner X- Beine. Einen Hamburger stört das Schnurralles bärtchen seiner Gattin und wir sollen dasselbe wegzaubern;
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das wird selbstverständlich mit Wendung der Post, direkt, ohne oder mit Einsendung einer Revolvergroschenmarke verlangt. Auch wenn letztere beiliegt, halten wir uns nicht zur Antwort verpflichtet, einestheils aus Mangel an Zeit, denn zur Bezahlung eines Stenographen, den wir anstellen müßten, wenn wir jedem eine Antwort ertheilen wollten, reicht keine Groschenmarke hin, und wir sind nicht so herzlos, dem Stenographen zuzumuthen, unentgeltlich im Interesse der Parteigenossen zu arbeiten; ihn zu bezahlen aber sind wir außer Stande; anderntheils aber haben viele Leser ganz eigenthümliche Ansichten über die Grenze, bis zu welcher ein Mediziner, der kein Charlatan sein will, bei der brieflichen Behandlung von Kranken gehen kann. Er muß vieles selbst sehen, um sich ein Urtheil bilden zu können, denn nicht jeder Kranke( auch der Geschlechtskranke nicht, welcher direkten Rath begehrt!) ist in der Lage, seinen Zustand genügend zu beschreiben. Aus diesem Grunde wird z. B. heute die Beantwortung der Briefe von G. F. in Dresden , Frl. Adele H. in Altona , G. M... B in Berlin , G. A- nn in Berlin , Grüßner in Berlin und S. N. in Rudolstadt abgelehnt. Die drei von denselben eingesandten Groschenmarken wurden zur Frankatur einiger Briefe und Karten an sehr arme Parteigenossen verwandt, denen wir Rath ertheilen konnten. Wir haben bisher in dem Leserkreise der ,, Neuen Welt" nur Humanitätspflichten geübt, Gratisantworten ertheilt, wenn die Art der Anfrage uns dazu in den Stand setzte, event. öffentlich geantwortet, und so soll es auch ferner bleiben. Dr. Resau.
Redaktions- Korrespondenz.
Berlin . H. Kr., K. T. und Genossen. Zu verschiedenen malen bereits hat die ,, N. W." Abhandlungen über die Einrichtung von Simmeraquarien gebracht. Sehen Sie Sich nur diesen Jahrgang einmal von Anfang bis zu Ende durch! Frau P. W. Wir werden Ihr Schreiben unserm Mitarbeiter Herrn Rudolf Lavant übergeben und ihn bitten, Sie über die Wahlberechtigung seines Wolfgang Hammer aufzuklären. M. L. Ihr Gedicht ,, Die Freiheit" ist gut gemeint, aber diejenige Reife besigt es nicht, welche es für die ,, N. W." aufnahmefähig machen würde. B. R. Ueber den Vegetarianismus werden wir demnächst die Diskussion in der ,, N. W." eröffnen. Ueber die Ernährungs frage haben mehrere Artikel in diesem Jahrgange der ,, N. W." Belehrung gegeben. Schlagen Sie u. a. die Arbeiten von Alfred Lange nach.
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Baffau. v. T. ,, Die Liebe hat mir das Leben vergiftet, Der Gram hat mir die Seele zerklüftet, Nun bin ich ein elend verlorner Mann, der leben nicht, lieben nicht, sterben nicht tann." Sie sind allerdings zu bedauern, Ihr Schicksal ist ebenso schrecklich, als Ihre Verse: mit zerklüfteter Seele und vergiftetem Leben leben zu müssen, ohne leben zu können, nebenbei auch weder lieben noch sterben zu können und elend ver foren zu sein das ist freilich schaurig.
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London . Sie werden von der Expedition der ,, N. W." Nachricht erhalten. Breslau . 2. M. V. Die fraglichen Verse sind von Klopstod und lauten wörtlich:" ,, Bald ist das Epigramm ein Pfeil, Trifft mit der Spize: Jst bald ein Schwert, Trifft mit der Schärfe; Jit manchmal auch( die Griechen liebten's so)- Ein klein Gemäld', ein Strahl, gesandt Bum Brennen nicht, nur zum Erleuchten." Indianopolis. Buchhändler Franz Goldhausen. Ihr Wunsch wird von unserer Expedition erfüllt werden. Die versprochenen Berichte werden uns willkommen sein. Ebenso Ihr Wochenblatt.
Hamburg . W. T., Pest. Fr. S. und viele andre. An die Prüfung von Novellen und wissenschaftl. Mpte werden wir erst wieder gehen, wenn sich mit den Stichwahlen die letzten Wogen der Wahlbewegung gelegt haben werden. ( Schluß der Redaktion: Montag, den 5. Auguft.)
Inhalt. Eine Seereise und eine Auswanderung, von Dr. Ad. Douai.( III.) H. Bitterklee. Blumen ein Symbol der Liebe, von Hugo Sturm( Schluß). Im briefe.( VI.) Die Mopsfledermaus( mit Illustration). Die drei Eren( mit Illustration). fasten. Redaktionskorrespondenz.
Ein Dichter aus dem Volk und für das Volk, von Zickzack, von Dr. M. Trausil. WeltausstellungsWandlungen der Christuslehre. Aerztlicher Brief
Expedition: Färberstraße 12. II.