einnahm und auch als Tragödiendichter etwas leistete, aus fertigender Sekretär bei der kaiserlichen Universität zu Paris , mit einem Jahresgehalt von tausend Francs. Die anfangs ver­sprochenen zweitausend Francs, sagt Béranger, habe er erst nach und nach, im Verlaufe von acht bis neun Jahren erhalten.

In dieser Zeit starb der Vater des Dichters im Alter von neunundfünfzig Jahren; seine Schwester und diejenige seiner Mutter begaben sich in's Kloster. Infolge dieser Verluste über­fam ihn oft mitten in der Freude heiterer Geselligkeit jenes Schmerzgefühl über die unwiederbringlich verlorene Jugend, über die Flucht des Frühlings unseres Lebens; Empfindungen, denen er in verschiedenen Gedichten in ergreifender Weise Ausdruck gab. Ein neuer Schmerz wartete des Dichters. In seinem Amte lernte er Menschen von niedriger Gesinnung kennen, deren Ge­bahren ihn, den begeisterten Freund des selbständigen Charakters, des männlichen Bewußtseins und der freien Meinung, auf das tiefste verwundete, und es dauerte lange, bis er sich daran ge­wöhnte, die Menschen zu nehmen, wie sie sind".

Auch fand er allmählich Trost in den fortgesetzten Studien, durch welche er seinen Stil vervollkommnete und während welcher er der Sprache seines Landes ihre tiefsten Geheimnisse ablauschte.

Durch das Bekanntwerden des Gedichts" Der König von Yvetot", welches, obgleich nur in Abschriften von Hand zu Hand wandernd, in jener Zeit, da die Stummheit öffentlicher Befeht" war, eine außerordentliche Sensation hervorrief, verbreitete sich trotz allem auch in den sogenannten höheren Kreisen der Gesellschaft der Ruhm Bérangers. Der Dichter erhielt Einladungen in die Salons der Reichen, und da es ihm darum zu thun war, alle Schichten der Gesellschaft von Grund aus kennen zu lernen, kam Béranger mancher dieser Aufforderungen nach. Aber der Ver­kehr mit den niederen Klassen", für welche er siegen wollte und zu deren Besserstellung er gern beigetragen hätte, blieb ihm doch der liebste, und hatte er heute an einem kostbaren Bankett theil­genommen, so saß er am andern Tage in der elenden Stube irgend eines Krämers oder im ärmlichen Dachzimmer, um mit seinen Genossen des Elends" ein bescheidenes Mahl zu nehmen. Man sagt übrigens, daß der Chanson" Der König von Yvetot" dem Kaiser zu Gesicht gekommen sei und ihn, dem ,, in eherner

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Brust nichts Menschliches geschlagen", sehr erheitert habe,- ja, Béranger selbst sagt, er habe Grund, dies zu glauben.

Durch die Gesellschaft Caveau"( Keller), welche die berühm­testen Schriftsteller, Journalisten und Künstler gebildet hatten, und zu der Béranger Eintritt fand, kam er auch in enge Be­rührung mit den literarischen Kreisen, welche sein Lob in der Presse verkündeten, und der Dichter sagt von dem ersten Tage, welchen er unter fortwährenden ihm gespendeten Huldigungen in dieser Vereinigung zugebracht:" Seit diesem Tage verbreitete sich mein Ruf als Liederdichter in Paris und in ganz Frankreich ," d. h. Béranger wußte von diesem Tage an erst, daß sein Ruhm in riesigem Wachsthum begriffen war; denn in Wahrheit ist er damals schon berühmt gewesen.

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Vor mehreren Jahren bereits hatte Béranger einen kleinen Band seiner Gedichte zusammengestellt, wohl denselben, den er dann zum größten Theile verbrannte. Aber erst im Jahre 1815 kam eine Sammlung zustande, und kaum war sie gedruckt, als die darin enthaltenen Lieder schon im Munde des ganzen Volkes lebten, sodaß es nach Bérangers eigener Aussage unnöthig war, dieselben in neuer Auflage zu vervielfältigen.

War dem Dichter der großartige Eindruck, den seine Chansons machten, die er damals nur drucken ließ, um sich einiges Geld zu erwerben, noch garnicht recht zum Bewußtsein gekommen, so sah er jetzt sofort ein, daß dieselben zu einem bedeutenden, Faktor der öffentlichen Meinung geworden, und mit vollster Entschieden­heit verharrte er auf Seite der Opposition.

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Diese Opposition galt den Bourbonen, welche nach dem Sturze Napoleons des Ersten in Ludwig dem Achtzehnten einen neuen König eingesetzt hatten, und die wie man nicht unpassend gesagt hat von Béranger aus dem Lande hinausgesungen" wurden. Die erste Sammlung der Lieder mag jedoch die wieder an's Ruder gelangende Partei noch nicht allzusehr verwundet haben. Denn nicht allein behielt Béranger seine Stellung im Bureau der Universität, sondern er erzählt auch, daß Ludwig der Achtzehnte selbst gesagt habe: Man kann dem Verfasser des Königs von Yvetot ' wohl etwas verzeihen!" Ja, dieser bour­bonische Herrscher soll sogar bei der Lektüre der Lieder Bérangers, welche man nach seinem Tode auf seinem Nachttische fand, ge= storben sein. ( Schluß folgt.)

Reines, unverfälschtes Brot!

zugleich schon das des gesundheitsnachtheiligen Brotes!

Es gibt Angelegenheiten von so sich aufdrängendem, allge-| Mit dem Zugeständniß des nicht gut ausgebackenen, haben wir meinem Interesse, daß dieselben, zumal in einem Blatte, dessen alleinige Tendenz ist, durch allseitige Aufklärung dem Volke wahren Nuzen zu schaffen, nicht oft genug behandelt werden können, zu­mal dann, wenn sie dem Sachverständigen so zahlreiche Seiten bieten, wie die Nahrungsmittelfrage, bei der er nie in Verlegen­heit kommt, sich wiederholen zu müssen. Gibt es doch für jedes Nahrungsmittel eine Mannichfaltigkeit von Verfälschungsmitteln zur gefälligen Auswahl für strebsame Geschäftsleute", und diese werden wohl so lange schlanke Abnahme und flotte Verwendung" finden, als die Fürsorge" für Volfsernährung Gegenstand be­rechtigter Spekulation" bleibt.

Fürwahr, kein Wilder würde es über sein barbarisches Herz bringen, dem hungrigen, fremden Gastfreund einen Stein statt Brot anzubieten, während wir von der Kultur zu so schwindel­voller Höhe hinaufgeschwungenen Menschen unsre besten Freunde vielleicht schon oft mit einem Butterbrot mit Gips und Schwer­spath traktirt haben! Die Fortschritte der Technik, welche be­fähigen, die Steine so fein wie Mehl zu mahlen, und die strengste Diskretion" der Spekulanten bewahren uns vor der Verlegenheit, vor Scham über unsern Verrath an der Gast­freundschaft erröthen zu müssen.

Wer sollte auch jeden Bissen Brot mit Argwohn essen? Meisten theils ist es doch wohl rein und unverfälscht, freilich oft schlecht ausgebacken", und dann etwas beschwerlich für den Magen!- wird uns gewiß mancher harmlsse Leser einwerfen. Das erste thun wir glücklicherweise, da wir doch vorläufig noch auf Besserung der Verhältnisse warten müssen, nicht; den zweiten Einwurf wollen wir gern als wahr annehmen, um rüstig mitwirken zu helfen, daß die vielen Fälle und jeder einzelne ist schon zu viel der Mehl- und Brotverfälschung schließlich unmöglich werden.

Wie schon Liebig erläutert hat, geht der im Mehl enthaltene Kleber durch Feuchtigkeit in den löslichen Zustand, der zugleich be­ginnende Zersetzung bedeutet, über. Wenn Getreide beim Mahlen angefeuchtet wurde, oder Mehl feucht lagert, so wird es klumpig, schmierig, dumpfig; solches Mehl gibt beim Backen dann auch schweres, mulstriges, wie man meint, unausgebacknes Brot. Schon vor langen Jahren machten erfinderische belgische Bäcker die für sie sehr erfreuliche Entdeckung, daß ein Zusatz von gepulvertem Kupfervitriol jenem Uebelstande abhelfe. Diese Substanz ist freilich giftig, führt aber den Kleber in den trocknen, unlös­lichen Zustand zurück: das Verfahren war also rationell, zweck­entsprechend für die Bäcker! Dieselbe Eigenschaft entdeckte man später am Allaun. Er fand in England sofort reichlichste Verwendung. Das londoner Weißbrot soll sich dank ihm durch Trockenheit, gutes Ausgebackensein auszeichnen, muß aber leider auch die damit betrogenen Mägen durch den unverdaulichen Ballast schwer schädigen.

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Wenn der Bäcker für die zwar unbedingt verwerfliche Anwendung von Alaunmehl den Scheingrund geltend machen kann, daß er seine Waare in gewisser Hinsicht verbessern wolle, so haben doch sicher andre, häufig dem Mehl in vielen Prozenten beigemengte Stoffe, wie Schwerspath, pulverisirte Alabasterabfälle, gewöhnlicher Gips, Thon, Kreide einzig nur Beziehung zum Geschäftsprofit.

In neuerer Zeit hat die Auswahl unter diesen Mehlvertretern noch Bereicherung erfahren durch drei unter dem Kollektivnamen Füllmehl" in den Handel gekommene Mineralpulver, die Mehl­und Stärkefabrikanten mit der Versicherung zu geneigten Versuchen empfohlen wurden, daß davon an mehreren Orten schon erheblich