Gemälde, welches uns das Treiben in einem großen Eisenwerke veranschaulicht. Da glühen die Defen und schimmert das rothe Eisen, die Räder rollen, die Maschinen sind in Bewegung, die kräftigen Arbeitergestalten treten gespenstisch aus dem dämmernden Dunkel hervor hier herrscht naturalistisches Leben und zugleich liegt doch ein Hauch von Poesie darüber. Menzel reiht sich jenen obengenannten Meistern würdig an, obgleich er nicht ihren Humor besitzt.( Schluß folgt.)
An die Adresse jener kirchlichen und staatlichen Gewalten, welche unablässig daran arbeiten, den menschlichen Entwicklungsprozeß zu hemmen, den großen Kulturstrom ab- oder rückwärts zu leiten, richtet Kant folgende Worte: ,, Ein Zeitalter kann sich nicht verbünden und darauf verschwören, das folgende in einen Zustand zu versetzen, darin es ihm unmöglich werden muß, seine Erkenntniß zu erweitern, von Irrthümern zu reinigen und überhaupt in der Aufklärung weiter zu schreiten. Das wäre ein Verbrechen wider die menschliche Natur, deren ursprüngliche Bestimmung grade in diesem Fortschreiten besteht. Die Nachkommen sind also vollkommen dazu berechtigt, jene Beschlüsse, als unbefugter und frevelhafter Weise gefaßt, zu verwerfen." Auf eine beharrliche, von niemande öffentlich zu bezweifelnde Religionsverfassung auch nur binnen der Lebensdauer eines Menschen sich zu einigen, um dadurch einen Zeitraum in dem Fortgange der Menschheit zur Verbesserung gleichsam zu vernichten und fruchtlos, dadurch aber wohl gar der Menschheit nachtheilig zu machen, ist schlechterdings unerlaubt. Ein Mensch kann zwar für seine Person, und auch alsdann nur auf einige Zeit, in dem, was ihm zu wissen obliegt, die Aufklärung aufschieben, aber auf sie Verzicht zu thun, es sei für seine Person, mehr aber noch für seine Nachkommenschaft, heißt, die heiligen Rechte der Menschen verleßen und mit Füßen treten. Was aber nicht einmal ein Volk über sich beschließen darf, das darf noch weniger ein Monarch thun."
Die Stellung der Frauen bei den Germanen. In welch hohen Ehren das weibliche Geschlecht bei unseren Vorfahren, die man Bärenhäuter und rohe Waldmenschen schilt, stand, davon zeugen wohl am besten die Strafen, welche auf alle dem schwächeren Geschlechte zu gefügten Beleidigungen gesezt waren. So ward der Todtschlag einer Mutter unerwachsener Kinder dreifach schwerer geahndet, als der eines freien Mannes. Wer eine freie Frau öffentlich ehrlos schalt, büßte es, als wenn er einen freien Mann erschlagen hätte. Wenn jemand einer Frau die Hand wider ihren Willen entblößt oder berührt hatte, so mußte er 15 Schillinge, oder ebensoviel geben, als wenn er einem Manne den Mittelfinger abgehauen hätte; berührte einer den Arm, so mußte er 30 Schillinge erlegen, also dieselbe Summe, die auf die Abschlagung des Daumens eines Freien gesetzt war. Drang einer mit der Hand über den Ellenbogen, so kostete dies 35 und das Betasten des Busens 45 Schillinge. Ein Kuß, den man einer Frau oder Jungfrau wider ihren Willen raubte, wurde mit der Verweisung des Landes, und ein solcher, den man mit dem Willen einer Schönen, aber ohne Wissen des Vaters oder Mannes gab, mit 3 Mark Silbers bestraft. Wer bei den Alemannen einer Frau einen unblutigen Schlag versezte, mußte 2 Schillinge bezahlen. Wer einer Frau oder Jungfrau das Haar ausriß, mußte 6, und wer sie so entblößte, daß ihr Knie sichtbar wurde, mußte 12 Solidos geben, eine Summe, die hinreichte, um eine tiefe Kopfwunde, die man einem Manne beigebracht hatte, zu fühnen.
Dr. T.
Brotneid unter Künstlern. ( Bild Seite 568.) Seitdem die Darwinisten die kühne Hypothese von der Abstammung des Menschen vom Thiere aufgestellt haben, können wir uns nicht mehr in der stolzen Hoffnung wiegen, daß wir Herren der Schöpfung die Originalausgabe eines Meisterwerkes sind, sondern höchstens etwa die verbesserte Auflage eines alten Buches. Diese Thatsache, die uns von dem Sockel der ,, Gottähnlichkeit" heruntergestoßen, ist der Grund, weßhalb wir uns eingehender mit dem Seelenleben unserer ,, Ahnen" befassen. Wer hätte den Muth beim Anblick unseres Bildes Brotneid unter Künstlern" nur vom Instinkt allein zu reden, und nicht auch ein wenig Ueber legung walten zu lassen? Die Szene spielt hinter den Koulissen eines Affentheaters. Der Held und Liebhaber, Monsieur Schnauzel, ein durch seine Häßlichkeit hübscher Rattenfänger, ist eben im Begriff, den Lohn seiner künstlerischen Leistungen im Zwischenakt, ein Butterbrot, zu verspeisen. Der neidische Komiker, der Kapuzineraffe Mandrill, verhindert Schnauzels kulinarisches Vorhaben durch Zerren am Halsband, aber die Mißgunst seiner theuren Ehehälfte, Madame Pamela, wird an ihm
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zur rächenden Nemesis, indem sie ihm mit dem Käppibande die Kehle zuschnürt. Die in Decken eingewickelte Bulldogge, welche in der eingerissenen Trommel schnarcht, ist Mister Plumpudding, der zärtliche Vater, und den Schluß bildet der Intrigant Spiz. Scheinbar gilt seine Aufmerksamkeit einer Wespe, aber verstohlen schielt er nach dem Butterbrot, das er, wenn sich erst die Parteien ergrimmt in den Haaren liegen, ohne Blutvergießen erschnappt.
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Dr. M. T.
Ausfahrt von Ostende. ( Bild Seite 569.) Die allgebärende und allverzehrende Mutter des Lebens, das Weltmeer, übt auf unsere Sinne dieselbe geheimnißtiefe Wirkung aus wie auf unsern Verstand der allumfassende Begriff der Freiheit. Thales, einer der ältesten Philosophen Griechenlands , erklärt das Wasser als die Grundursache aller Dinge mit folgenden Worten: Im Anfang war das Meer, das Meer gebar die Wolke und die Wolke die Götterwelt." Die unaufhaltsam sich vollziehende Neugestaltung des festen" Landes ist des Meeres ureigenstes Werk. Aber auch das Luftmeer, die Atmosphäre, hat sein salziger Aushauch zu reinigen und sein feuchter Niederschlag muß die Fluren befruchten. Vom Korallenstaat, diesem Bindeglied zwischen Thier, Pflanze und Mineral, bis zu dem riesenhaften Säugethier, Walfisch genannt, beherbergt des Meeres feuchter Schoos Myriaden von Thier- und Pflanzenformen. Die Schalen seiner Mollusken sind das Material himmelanstrebender Gebirge. Doch auch auf den ewigen Wechsel der Sitten und Gebräuche, Einrichtungen und Gewohnheiten seiner Strandbewohner, der Menschen, übt das Meer einen maßgebenden Einfluß aus. Und welcher Unterschied zwischen den blauen Buchten des mittelländischen Meeres, in denen sich das flammende Tagesgestirn spiegelt und den neblichten Fjorden Skandinaviens , an deren Strandfelsen die donnernde Brandung die Größe des Allvaters Okeanos predigt? Dort das leuchtende, klare, azurblaue Gewässer, einladend den Fremdling zum Landen, hinausdeutend für die Bewohner in die Fremde, in welchem als bequeme Haltepunkte Inseln ausgestreut sind; hier sturmbenagte, kahle Riffe, die wie dunkle Särge auf den schäumenden Wogen zu schaukeln scheinen. Unser Bild stellt uns den belgischen Bade- und Fischerort Ostende an einer der Mündungen der Schelde und Lys vor. Ein Nebelschleier verbirgt die Wolkengeister, die zur Wetterschlacht in mächtigen Heeressäulen heranziehen. Der Sturmwind verschlingt den Klagelaut der Möven, denn die Nordsee ist eben im Begriff ihre Wellenrevolte mit den schaumgekrönten Barrikaden in Szene zu seßen. Der Sag, daß ein Gemeinwesen zum Wohle Aller da sei, wird von der entfesselten Natur widerlegt, die nur das Ganze erhalten will und die Einzelnen schonungslos opfert. Bei sämmtlichen Wesen ertsteht im Aufruhr der Elemente die Frage: Wer wird den andern essen?" Bei ruhiger See hat der Fischer die Aussicht, die Fische zu essen, und bei stürmischer die Fische den Fischer. Ob wohl die nachschauenden Fischerfrauen, in deren flatternden Gewändern die Brise wühlt, ihre Männer wiedersehen werden? Dr. M. T.
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Aerztlicher Briefkasten.
Berlin . G. R. Die gegen Trunksucht von Geheimmittelhändlern ausgebotenen Mittel enthalten gewöhnlich Brechweinstein oder andere, Brechreiz erregende Substanzen, deren Wirkung dann deutlicher hervortritt, wenn der in die Kur Genommene Alkoholika genießt. Zu empfehlen ist der Gebrauch solcher Mittel keineswegs. Ebensowenig aber ist es auch in allen Fällen räthlich, Trinkern ihr Lieblingsgetränk mit einemmale vollständig zu entziehen, denn der an den Alkohol gewöhnte Organismus verträgt die plötzliche Entziehung desselben so schlecht, daß nicht selten lebensgefährliche Störungen entstehen. Auch die andere von Ihnen erwähnte Kur, bei welcher man den Trinker 8 bis 14 Tage lang einsperrt und ihm nur mit Branntwein vermischte Speisen und Getränke verabreicht, bis er dieselben nicht mehr genießen kann, darf nur nach Berathschlagung mit dem Arzte über den gerade vorliegenden Einzelfall unternommen werden, damit nicht etwa bleibende Nachtheile für den Betreffenden dadurch entstehen. Gewohnheitstrinker werden nach derselben in der Regel für geraume Zeit des Branntweins überdrüssig; Periodensäufer dagegen welche wochen und monatelang ganz regelmäßig leben und dann mit einemmale mehrere Tage und Nächte oder eine ganze Woche hindurch massenhafte Quantitäten Branntwein, Bier und dergleichen zu sich nehmen und während dieser schlimmen Periode garnicht recht zu Verstande kommen, sind meist unheilbar; sie fallen nach kürzerer oder längerer Zeit immer wieder in ihr Laster zurück. Die übrigen, bis zum 16. August eingegangenen Briefe sind, wenn es uns thunlich erschien, direkt beantwortet worden. Dr. Rejau.
Inhalt. Eine Seereise und eine Auswanderung, von Dr. Ad. Douai.( V.) Ein Dichter aus dem Volk und für das Volk, von H. Bitterklee( Schluß). Streiflichter auf die deutsche Kunst der Gegenwart, von H. K. Ordensschwindel, von Dr. M. Trausil. Weltausstellungsbriefe.( VII.) An die Adresse kirchlicher und staatlicher Gewalten. Die Stellung der Frauen bei den Germanen. Brotneid unter Künstlern( mit Illustration). Ausfahrt von Ostende ( mit Illustration). Aerztlicher Briefkasten.
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Expedition: Färberstraße 12. II.