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Luise bissig. ,, Freilich, Sie müßten von dem Veroeven," erwiderte mit möglicherweise den Hals brechen

,, Pah, mir liegt nichta Veben anderer, wie es scheint." einer Art Cynisure die Achseln und blies einige starte Rauch ,, Auch sich hin. Sie wollen in das Kasino?" sagte sie nach Weile im heitersten Tone. Ich werde dort den Abend mit Ihnen zubringen und mich auf diese Weise für die Nachmittags mir auferlegte Privation entschädigen; Sie gehen doch alle?"

Ja, ja, ganz natürlich," ertönte es von allen Seiten. Wir werden auch ein Tänzchen machen," sagte Luise ,,, der Baron hat mir versprochen, abwechselnd mit Herrn C. auf dem Klavier zu spielen, ich freue mich schon so darauf."

,, Heinrich," wendete sie sich an diesen ,,, küsse mir die Hand, ich habe mit vieler Mühe, du kannst mir's glauben, eigens eine Française und einen Walzer für dich zurückgehalten."

,, Luise," sagte dieser leise, aber ernst und bestimmt ,,, wir gehen nach Hause, ich bin müde, fast erschöpft, ich sehne mich nach Hause, und dann ist es Zeit, daß du nach deinem Kinde siehst."

,, Nach Hause?" stammelte die junge Frau beinahe entsetzt. Still, liebe Luise, wir wollen uns unbemerkt entfernen, sonst nimmt das Bitten und Betteln kein Ende."

,, Nein, nein, das geht denn doch nicht," sagte diese rasch, ,, das wäre sehr unartig."

Und schon stand Lyise inmitten ihrer Freundinnen und Be­wunderer und theilte ihnen die außerordentliche Nachricht mit, die sehr viele untröstlich zu machen schien. Die junge Frau that indeß sehr resignirt, aber ein tiefer Seufzer wurde der Alarmruf zu einer förmlichen Bestürmung des eigensinnigen Gatten, der diesmal fest entschlossen schien, nicht nachzugeben.

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Bitten Sie ihn nicht länger," sagte Luise mit einer wahren Duldermiene ,,, mein guter Heinrich sehnt sich so sehr nach Schlaf­rock und Pantoffel und seiner Chaise longue, er ist so gewöhnt an seine häuslichen Bequemlichkeiten, daß ich um keinen Preis sie ihm auch nur eine Stunde vorenthalten möchte."

,, Sie haben ihn ja verhätschelt," rief Frau Schwarz ganz indignirt. Schämen Sie Sich, Herr Doktor, bei Ihrer jungen Frau den Fatiguirten zu spielen, den Bequemen, ich möchte das meinem Manne nicht erlauben, ich!"

Ich hätte garnicht daran gedacht, hier zu bleiben," unter­brach wieder Luise ,,, aber ich dachte, du wirst recht durstig sein. Unser Flaschenbier ist meist so abgestanden, das im Kasino soll heute so besonders gut und frisch sein, und dann weiß ich, daß es daselbst heute delicieusen Rehbraten gibt, und den ißt du so gerne, nicht wahr, Heinrich? Ich sagte zu mir: du wirst ein Stückchen durchtanzen, indeß labt sich dein Heinrich und ruht sich aus, und dann gehen wir beide recht vergnügt nach Hause, aber thu', wie du willst, ich bin mit allem zufrieden."

,, Gott , was für eine Frau. Sie verdienen ihr garnicht," ließ sich wieder Frau Schwarz vernehmen.

"

Wir haben einen kleinen Sohn, der der Aufsicht seiner Mutter noch sehr bedarf; es ist nur diese Pflicht, die uns Ihre so angenehme Gesellschaft zu verlassen zwingt. Ich habe die Ehre."

Luise bemerkte zwar noch, daß ihr kleiner, süßer Engel schon schlafen werde, und daß sie, wenn sie nach Hause käme, nichts anderes für ihn thun könne, als ihm dabei zu helfen, was ihr garnicht amüsant vorkomme; als sie aber dem ungeduldigen, fast erzürnten Blick ihres Mannes begegnete, entschloß sie sich kurz, empfahl sich rasch und ging am Arme ihres Mannes ihrer noch etwa eine Viertelstunde entfernten Villa zu.

Den meisten der Anwesenden that es leid, daß eine so liebens­würdige, muntere Gesellschafterin ihnen entführt wurde, denn die Menschen sind immer bereit, denjenigen, der zu ihrem Vergnügen beiträgt, gegen alle Verhältnisse, die dieses stören könnten, in Schutz zu nehmen, und was sie sonst verdammen würden, in diesem Falle zu entschuldigen.

,, Sagen Sie, Frau Schirmer," begann Frau Schwarz, sich an eine ältere Dame wendend, sagen Sie, was möcht' ich ein Narr sein und zahlen monatlich zwanzig Gulden vor einer Amme, wenn ich selber mich zur Sklavin meines Kindes machen müßte, lächerlich!"

,, Wie sie mir sagte, hat sie diese heute wegen eines Unwohl­seins weggeschickt."

,, So, da kann sie warten, bis sie eine andere bekommt. Stubenmädchen, Köchinnen, Extramädchen, soviel Sie wollen, aber keine Amme nicht; es ist merkwürdig, daß sich so wenige Mädchen diesem Stande widmen, und er ist ja der lukrativste von allen." ( Schluß folgt.)

SIC TRANSIT GLORIA MUNDI.

BBKC

Al

In ihre Wiege hat als Angebinde Gelegt der Schönheit Gabe eine Fee;

Es ward ein schlankes Mädchen aus dem Kinde Mit Wangen roth wie Blut und weiß wie Schnee. Aus niedrem Stande einst sich zu erheben,

Sie war zu schön

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sie durfte kühn erheben

Es ward ihr oft dies Horoskop gestellt; Sie war so schön Den Blick zu jeder Herrlichkeit der Welt. das trieb sie in's Verderben. Sie hat so streng und rein und stolz gedacht Und alles faunisch- greisenhafte Werben Wie junger Stußer Schmeichelei'n verlacht. Nur Einer hat den Weg zu ihr gefunden,

Bon allen denen, die ihr nachgestellt,

In seinem Arm hat sie ein Glück empfunden, Das mehr als alle Herrlichkeit der Welt.

Man sah ihr nach mit Flüstern auf den Gassen, Sie ahnte nichts und arglos war ihr Sinn Da hat er kalt und herzlos sie verlassen, Und nun war alles rettungslos dahin. Gefühl und Liebe hohler Trug der Bühne, Mit roher Hand ihr Götterbild zerschellt; Für solchen Jammer gibt es keine Sühne In aller Bracht und Herrlichkeit der Welt.

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Und dann die alte, traurige Geschichte. Verlacht, verhöhnt, verstoßen und geschmäht, Sah alles fie in grellem, falschem Lichte Und hat in Sammt und Seide sich gebläht.

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( Siehe das Bild auf Seite 609)

Man gab ihr Gold sie ließ es achtlos schwinden, Nicht Prunk und Schmuck hat ihren Blick gehellt; Sie wollte Eines nur Betäubung finden

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Im Rausch und in der Herrlichkeit der Welt.

Doch immer seltner wird das reizvoll Neue Und immer schaaler wird im Kelch der Wein, Und mit der bittern, schonungslosen Reue Kehrt auch das Siechthum, kehrt die Buße ein. Der Schwarm zerstiebt, der sie so lang umgeben, Der zu der Schönheit lüstern sich gesellt, Und einsam ringt sie zwischen Tod und Leben Und scheider von der Herrlichkeit der Welt.

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Man hat wie gütig! Blumen ihr gesendet, Als sie ach Menschen todesbange rief; Sie hat in Bitterfeit sich abgewendet

Und zu den Blumen fiel der kleine Brief.

Wozu das Blatt, das doch nur lügt, erbrechen?

Sie haben alle, alle sich verstellt,

Und bitter ist's, sich sterbend vorzusprechen, Wie eitel alle Herrlichkeit der Welt.

Es ist vorbei. Die Lider sanken nieder, Zum legten mal hat sich der Mund bewegt, Und auf die schönen, weißen, starren Glieder Hat man das ernste, schlichte Kreuz gelegt. Nun erst zu spät! hat sich, das Aug' voll Thränen, Still eine Freundin an ihr Bett gestellt, Wird sie auch ferner unvergänglich wähnen Mit leichtem Sinn die Herrlichkeit der Welt?

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Daneben selbstbewußt die alte Tugend, Durch Häßlichkeit von Kindheit auf gefeit. Mit strengen Blicken mustert sie die Jugend Und denkt vielleicht: Einst kommt auch deine Zeit!

Ihr schwärmt dahin, zu siegen und zu blenden,

Als sei die Schönheit ewig euch gesellt, Um endlich kläglich im Spital zu enden! So schwindet alle Herrlichkeit der Welt!

Rudolf Lavant .