chuana ein Land der Dorngewächse, dessen Durchwanderung trostlos und mühselig zu gleicher Zeit ist. Und um die Uebereinstimmung in der organischen Welt vollständig zu machen, begegnen wir auch bei den Eingeborenen Eigenschaften, welche dem civilisirten Europäer dornig vorkommen werden, denn die Mehrzahl der farbigen Eingeborenen dieser Länder zeichnet sich durch einen seltenen Grad von Unreinlichkeit aus. In dieser Beziehung ringen die drei großen Familien der Hottentottenrasse, die eigentlichen Hottentotten, die Koranna und Griqua, mit dem im westlichen Matabelelande ansässigen Bechuanastamme der Makalaka um die Siegespalme. Während aber die im Matabelelande wohnenden Makalaka, abgesehen von einem intensiven Hange zum Diebstahl, in welchem sie die Angehörigen der Hottentottenrasse noch übertreffen, durch ihre Arbeitsamkeit, ihre züchtigen Sitten und eine gewisse Ordnungsliebe in der Haltung ihrer Gehöfte einigermaßen den schlechten Eindruck verwischen, den sie durch die geringe Pflege ihres Körpers hervorrufen, verschwinden alle diese mildernden Züge im Charakter, in den Sitten der Koronna und Griqua.
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In der wohl auch durch das Klima beförderten Indolenz und Energielosigkeit übertreffen diese beiden Stämme selbst die übel belen mundeten Buschmänner, welche zum mindesten die Felswände ihrer Höhlen mit Zeichnungen schmücken. Die Koranna hingegen verwenden unter allen Stämmen Südafrikas die geringste Mühe auf das Aufbauen und die Instandhaltung ihrer Wohnungen. Wenn der Koranna sich aus der ihm eigenthümlichen Trägheit, dem Mangel an Streben und Ausdauer herausreißt, um als Diener Anderer zur Arbeit zu greifen, so geschieht das nur, weil ihm dadurch die Möglichkeit geboten ist, sich dem heißersehnten Branntweingenuß hinzugeben. Seine Hütte, aus Baumzweigen und Binsenmatten hergestellt, gleicht einem Bienenkorbe. Das Innere entspricht dem Aeußern. In der Mitte eine schüsselförmige Bertiefung als Feuerheerd, einige niedrige mit Querhölzern verbundene Holzgabeln, behangen mit den Ueberbleibseln einstiger europäischer Klei dungsstücke, einige Ziegen oder Schaffelle, weiter einige Töpfe, und damit ist die Einrichtung erschöpft. Es läßt sich kaum etwas Trost loseres und zugleich Unreinlicheres als das Innere einer Korannahütte
denken."
Mit Dr. Holub zugleich traf von dem in Kairo ( Aegypten ) lebenden Naturforscher Dr. Schweinfurth eine ausführliche Schilderung der Ursachen des Rohlfs'schen Mißgeschickes ein, über die man lachen könnte, wenn sie nicht so traurig wäre. Sie liefert den Beweis, daß die Priester unter allen Himmelsstrichen Feinde der Wissenschaft sind. Der Einfluß der in den nordafrikanischen Wüstengebieten überall eingebür gerten Snussi, dieser Jesuiten des Islam, hat in den letzten zehn Jah ren, erzählt Schweinfurth, riesenhaft zugenommen. Ueberall in den Dasen und an den Knotenpunkten des Karawanenverkehrs, in den Städten, wie an den Sammelpläßen nomadisirender Araberstämme hatte der Orden seine mit Schulen und Moscheen ausgestatteten Niederlassun gen angelegt. Das Haupt der gesammten Verbrüderung, ein gewisser Sidi- el- Mahdi, hat seinen Wohnsitz an der Grenze des ägyptischen Gebiets zu Dschrabub, westlich von der Dase des Jupiter Ammon. Die unbestrittene Autorität, welche dieser Snussi- Papst nicht nur über alle Sauiyer Nordafrikas , sondern auch über die Araberstämme der umliegenden Wüsten ausübt, sollten Rohlfs und Dr. Stecker in Dschallo bitter zu spüren bekommen, als sich herausstellte, daß niemand sich zur Füh rung ihrer Karawane nach Kufara hergeben wollte, einfach aus dem Grunde, weil Sidi- el- Mahdi verboten hatte, den Christen behilflich zu sein. Wie die Reisenden mit dem Tode bedroht und ausgeplündert worden sind, und unter welchen Anstrengungen sie die Rückreise erzwungen hatten, haben wir in einem früheren Artikel erzählt.
Wenden wir uns zu den neuesten Bestrebungen und Plänen, welche Staaten und Private gegenwärtig ins Werk setzen, um das Innere Afrikas dem Verkehr zu erschließen.
Unter dem 25. November meldet das französische Ministerium der öffentlichen Bauten die Absendung von zwei Expeditionen nach der algerischen Sahara . Die erste wird vom Ingenieur Choisy angeführt und soll die Wege von Biskra nach Quargla, von Quargla nach El Golea und von El Golea nach Laphoat untersuchen. Außerdem fällt ihr die Rekognoscirung des Terrains von Tiarel nach El Maiach zu. Die zweite Expedition unter den Befehlen des Ingenieurs Clavenad wird von Rassolma aus über Mekarias gegen den Süden vordringen, um, wie bereits in der Abhandlung über das Nigergebiet angedeutet wurde, Studien zum Baue einer Saharaeisenbahn zu machen. Wenn wir noch den militärischen Spaziergang erwähnen, den gegenwärtig der ägyptische General Gordon Pascha zwischen Chartum und Magdala ( Hauptstadt von Abessinien unter dem 11. Grad nördlicher Breite) und der englische General Wolseley im Zululande( Südostküste Afrikas unter dem Wendekreise des Steinbocks) anführen, so haben wir alle Neuigkeiten aus Afrika erschöpft. Was haben die tausendjährigen Anstrengungen der Afrikaforscher geleistet? wird mancher Leser fragen. Im Grunde genommen nicht viel. Von den 29,930.600 Quadratkilometern Afrikas kennen wir kaum den dritten Theil. Zu beiden Seiten des Aequators ist noch ein Gebiet von fast 4 Millionen Quadratkilometern unbekannt. Im Norden sind Darfur und Adamana die letzten bereiſten Länder; im Osten begrenzen der Tanganjikasee und die NyamNyamländer unsere Kenntniß; im Süden sind es die durch Livingstone, Cameron und Stanley durchzogenen Landschaften Moluwa und das Reich des Cazembe, welche die Marke: bilden, während im äquatorialen
Westafrika die Europäer noch kaum 230 Kilometer tief ins Innere vorgedrungen sind. Es liegt also noch ein großes Forschungsgebiet offen und da nach neuesten Nachrichten Stanley bei Angola an der westafrikanischen Küste sich ausgeschifft hat, um zum drittenmale in die äquatoriale Wildniß zu dringen, so wird das alte Wort„ etwas neues aus Afrika " nach wie vor seine Geltung behalten. Wer einmal die Wunder der Tropen geschaut, kann nicht ruhen noch rasten, bis seine Gebeine unter den Palmen bleichen. Ehret die Märtyrer der Wissenschaft, ihre Thatenspur ist die Furche für die Keime der Gesittung. Dr. Max Traufil.
David Garrick , einer der größten Schauspieler, dessen Bild die ,, Neue Welt" auf Seite 196 ihren Lesern vorführt, wurde als der Sohn eines englischen Kapitäns den 20. Februar 1716 in einer Schenke zu Hereford in England geboren. Im zwölften Jahre offenbarte sich bereits sein schauspielerisches Talent in Farquhars Lustspiel, Der Werbeoffizier", welches er in Gemeinschaft mit seinen Mitschülern aufführte. Nachdem er ein Jahr lang auf dem Komptoir seines Oheims, eines reichen Weinhändlers zu Lissabon , thätig gewesen, tehrte er nach England zurück und hörte in einer Schule zu Lichfield Sam. Johnsons Vorlesungen über die lateinischen und griechischen Klassiker, ging dann mit seinem Lehrer nach London , wo er die Rechte, Logik und Mathematik studirte. Zugleich eröffnete er in Gesellschaft seines Bruders ein Weingeschäft, welches er aber bald wieder aufgab, um sich der ihm von der Natur bestimmten Laufbahn zu widmen. Zuerst gastirte er unter dem Namen Lyddel in Ipswich , zog dann einen Sommer lang mit einer wandernden Schauspielertruppe umher, wurde aber hierauf von Gifford, dem Besizer des Goodmannsfield- Theater zu London engagirt und trat bereits im Juli 1741 in der Rolle Richard III. mit solchem Erfolge auf, daß die großen Nationaltheater fortan leer blieben und sich alles kunstliebende Publikum nach dem kleinen Theater hindrängte. 1742 spielte er in Irland , 1745 im Drury Lane- Theater in London , welches er 1747, nachdem sein bisheriger Besißer bankerott geworden, ankaufte, und in Verbindung mit Lacy die Direktion übernahm. Nach 35jähriger ruhmvoller Thätigkeit nahm er am 10. August 1776 vom Theater Abschied, zog sich auf sein reizendes Landhaus bei London zurück, starb aber bereits am 20. Januar 1779 an einem alten Steinleiden. Sein Leichnam wurde in der Westminsterabtei in unmittelbarer Nähe eines, dem Andenken Shakespeares von londoner Frauen gewidmeten Denkmals beigefeßt. Schon der großartige Leichenkondukt zeigte, in welch hohem Rufe der Künstler stand, denn die gesammte vornehme Welt betheiligte sich und man will allein 70 sechsspännige Equipagen gezählt haben.
Garricks Bedeutung lag sowol in seiner unerreicht dastehenden mimischen Begabung als in der natürlichen Art, seine Rollen darzustellen. Der berühmte Naturforscher und Humorist Lichtenberg charakterisirt dies trefflich in einem Briefe an H. Ch. Boie, das bekannte Mitglied des Hainbundes, indem er sein Spiel mit dem eines seiner bedeutendsten Zeit- und Fachgenossen, dem Weston vergleicht. Er sagt: Weston ist eines der drolligsten Geschöpfe, die mir je vor Augen gekommen sind. Figur, Stimme, Anstand und alles erweckt Lachen, ob er es gleich nie zu wollen scheint und nie selbst lacht. Kaum erscheint er auf dem Theater, so vergißt ein großer Theil der Versammlung wohl gar ihm zu Gefallen das Stück und sieht ihn isolirt seine Künſte machen. Sie sehen, vor solchen Richtern kann ein solcher Mann nicht
schlecht spielen. Die Leute wollen nur ihn sehen. Mit Garrick ist es ganz anders, man will in ihm den wirksamen Theil des Ganzen und den täuschenden Nachahmer der Natur finden." Aber geradezu bewundernswerth ist die Vielseitigkeit Garricks, denn er hat ebenso als Held, wie als Liebhaber, Intriguant und Charakterdarsteller geglänzt. In dem bereits erwähnten Briefe schreibt Lichtenberg: Ich bin nunmehr ziemlich überzeugt, daß ihn( Garrick) in Rollen, die er einmal übernimmt, schlechterdings niemand übertrifft, der nicht Garrick iſt, ich meine, in dessen Seele und Körper sich kein solches System von Schauspielertalenten findet als bei ihm; und einen solchen Mann hat England außer ihn noch nicht gesehen, wenigstens auf seiner Schaubühne nicht." Seine ihm von der Natur gegebenen Talente wurden außerdem noch wirksam unterstützt durch einen schönen Körper, und Zeitgenossen von ihm schreiben mit Entzücken über das Ebenmaß seiner Glieder und über das Gefällige und Sichere seines Auftretens und seiner Bewegungen. ,, Er geht und bewegt sich unter den Schauspielern, wie der Mensch unter den Marionetten", sagt Lichtenberg, welcher oft Gelegenheit hatte, seine Fähigkeiten in nächster Nähe zu bewundern. Der große Darsteller war aber auch produktiv als Dichter; denn er schrieb außer einer großen Anzahl Prologe, Epiloge, Oden, allein 27 Lustspiele, von denen sich einige sogar bis in die Neuzeit erhalten haben.
Die Kunst hatte Garrick nicht allein die Freundschaft und die Gunst der geistigen Kapazitäten sowie der Aristokratie seines Landes eingebracht, sondern auch ein sehr bedeutendes Vermögen. Geizig, wie man behauptet hat, scheint er jedoch nicht gewesen zu sein, wenn den beiden Anekdoten, welche einer seiner Biographen von ihm erzählt, wahre Thatsachen zugrunde liegen. Er soll nämlich einst jemandem 500 Pfund Sterling geliehen haben. Als nun dieser ohne Verschulden in mißliche Verhältnisse gerieth und von soviel Gläubigern geplagt wurde, daß seine Verwandten sich zu einer Intervention gezwungen sahen und einen Tag bestimmten, an dem die zu seiner Errettung