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nöthigen Schritte berathen werden sollten, schrieb Garrick, anstatt diesen für ihn günstigen Umstand zu benußen, an seinen Schuldner einen Brief, in dem er ihn bat, doch gelegentlich der Zusammenkunft der Gesellschaft beiliegendes Papier in das zur Verherrlichung des Festes angezündete Freudenfeuer zu werfen. Das beiliegende Papier war nämlich der Schuldschein. Als ihm eines Tages ein Chirurg, den er öfters bei sich zu Tische sah, die Mittheilung machte, daß er verYoren sei, wenn er nicht sofort 1000 Pfund Sterling bekäme, sagte G.: Tausend Pfund! Das ist verteufelt viel Geld, und welche Garantie bietet Ihr?" Ich habe nichts, als mein Wort." Was sagst du", bemerkte Garrick, indem er sich an seine Frau wandte ,,, zu diesem Herrn hier, der tausend Pfund blos auf sein gutes Gesicht hin geliehen haben will? Hört mich an: Alles, was ich für Euch thun kann, ist, Euch jemand zu nennen, der vielleicht das Geschäft machen will." Der Bittsteller war freudig erstaunt, als er die Adresse dieses jemand erhielt, der kein anderer war, als der Bankier Garricks, welcher von diesem angewiesen wurde, die gewünschte Summe auszuzahlen. Von 1763-1765 machte G. eine ihm zur Erholung angerathene Reise nach Deutschland , Italien und Frankreich , ohne jedoch Gelegenheit zu geben, daß man auf dem Kontinent sein schauspielerisches Talent durch. persönliche Anschauung bewundern könnte. Der Mehrzahl der deutschen , überhaupt der europäischen Höfe, hat er aber seine Aufwartung gemacht und wohl auch außerdem öfters in Gesellschaften einige Proben seiner mimischen Verwandlungsfähigkeit gegeben. Empfangen wurde er überall mit der Auszeichnung, die ein so bedeutender Künstler verdient. nrt.
Der Kurd Kabulpaß.( Bild Seite 197.) 3wanzig Meilen östlich der Stadt Kabul liegen auf den Wegen nach Jellalabad und dem Kheiberpaß die verrufenen Kurd- Kabulpässe, welche am 6. Januar 1842 der Schauplatz des Rückzuges der Engländer waren. Die hier bis zu 1800 Meter aufsteigenden Berge sind durch tiefe Schluchten zerrissen, deren Szenerie außerordentlich wild und rauh ist. Hier, noch vor dem Kheiberpaß, ist die fünf Meilen lange Mausefalle, in der das britische Heer, 5000 Mann, mit seinem Troß 26( 00 Köpfe, durch Hunger, Frost und den sechs Tage und Nächte währenden Anprall der Afghanen aufgerieben wurde, ein Ereigniß, das an die Niederlage des römischen Feldherrn Varus im Teutoburger Walde( im 9. Jahre n. Chr.) erinnert. Siebenunddreißig Jahre später drohte den Engländern eine zweite Kurd- Kabul - Katastrophe. Wir haben in Nr. 9 den Lesern der ,, N. W. " erzählt, wie die beiden Gegner, Russen und Engländer, in Innerasien eine Zwickmühle gegen einander eröffnet haben und wie die ersteren die Afghanen und die letteren die Turkomanen aufheben. Der russische Vielfraß, der immer mehr verschlingen muß, hat den Verlust seiner 13 000 Soldaten( unter Lazarew bei Merw gefallen), durch einen von ihm in Szene gesezten Aufstand in Kabul gerächt.
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Nachdem der englische General Roberts die Haupstadt Afghanistans , Kabul , besetzt und„, pacificirt" hatte, indem er 49 an dem Gesandten mord Betheiligte aufhängen ließ, ließ er auch den Emir Jakub Khan nach Beschawuhr in Indien abführen, trotzdem sich derselbe am 26. September den Engländern freiwillig stellte. Nach der Schleifung von Balahissar, der Citadelle von Kabul , schien Afghanistans Widerstand gebrochen. Kabul blieb troß einer sehr hohen Kriegskontribution ruhig; desto mehr gährte es in der zweiten Hauptstadt, in Herat . Die dortige 10 000 Mann starke Garnison bestürmte ihren Kommandanten Ejub Khan, daß er sie gegen die Engländer unter General Stewart in Kandahar führe. Dieses Manöver scheint nur eine Kriegslist der Afghanen gewesen zu sein, denn am 11. Dezember wurde General Roberts von 10 000 Aufständischen unter den Mauern von Kabul angegriffen. Es muß sehr heiß hergegangen sein, denn obgleich die Engländer nur geringe Verluste an Todten und Verwundeten eingestanden haben, haben ihnen doch die Afghanen vier Kanonen genommen, die mit schwerer Mühe wieder erobert wurden. Es sollte aber noch schlimmer kommen. Die im Solde Rußlands stehenden Bergbewohner drängten auf den nur ihnen bekannten Felsensteigen in das Flachland hinab und griffen zur selben Zeit die einzelnen Abtheilungen des Generals Baker in Kohistan und des Generals Hugh in Dschellalabad an, um ihr Konzentriren zu verhindern. Die englischen und indischen Truppen fanden plößlich die Brunnen verschüttet und den Mundvorrath verdorben. Zudem gab es feine Kameele zum Transport und knappe Munition. Die Engländer haben in Indien wie überall, was das Kriegswesen betrifft, nichts gelernt und nichts vergessen. Wie aus der Erde gewachsen, zog von Herat und Turkestan eine Armee mit 123 Geschüßen daher. Die Mollahs predig ten im ganzen Lande den ,, heiligen" Krieg und alle Abtheilungen der Engländer waren bedroht und im Handumdrehen abgeschnitten. Um
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der Ueberrumpelung in den Straßen von Kabul zu entgehen, zog sich General Roberts nach dem vom verstorbenen Emir Schir Ali befestigten Lager von Schirpur zurück und suchte es durch weitere Verschanzungen sturmfrei zu machen. Infolge des Abschneidens der Telegraphendrähte fehlte es tagelang an jeglicher Nachricht. Nur ab und zu spielte der Spiegeltelegraph und bat um Verstärkung. General Gough, der seinem umzingelten Oberbefehlshaber die gewünschten Verstärkungen zuführte, berichtete, daß die Gilzai( Bergbewohner) hinter ihm wie Meereswellen zusammenschlugen. Da bescheerte Frau Fortuna der alten Britania ganz unerwartet ein Weihnachtsgeschenk in Gestalt einer Siegesbotschaft. Am 23. Dezember sollte General Roberts aufgerieben werden. Derselbe, von Spionen gewarnt, kam den Afghanen zuvor und brachte ihnen eine Niederlage bei. Der wiederhergestellte Telegraph meldet, daß in Kabul weiter ,, pacificirt", d. h. gehängt wird. Als Anstifterinnen des Aufstandes wurden die Frau und die Mutter des Emirs Jakub Khan bezeichnet und in sicheren Gewahrsam gebracht. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht!
Ketschwayos Krieger, welche voriges Jahr den vierten Napoleon erschlugen, rächten den Neger Toussaint Louverture , den Diktator von Hayti, den einst der erste Napoleon einkerkern und vergiften ließ. Wer wird die Mezeleten in Afghanistan rächen?- Dr. M. T.
Literarische Umschau.
,, Prairiefahrten. Reiseskizzen aus den nordamerikanischen Prairien. Von Ernst von Hesse- Wartegg . Mit zahlreichen Abbildungen und Original- Illustrationen von W. von Elliot und anderen." Leipzig , Verlag von Gustav Weigel. Wer möchte sich nicht mit dem interessantesten Lande und Staatswesen, das unser Jahrhundert aufzuweisen hat, möglichst genau bekannt machen wollen! Und wie wenige können sich rühmen, eine solche genaue, allgemein erstrebenswerthe Kenntniß schon zu besitzen! Daher haben sich in jüngster Zeit schon viele gefunden, welche dem schilderungsgewandten Kenner nordamerikanischer Lande und Zustände Ernst von Hesse- Wartegg mit Vergnügen und geistigem Nußen auf seinen Prairie- und sonstigen Fahrten jenseits der großen Wasserwüste" gefolgt sind, und noch mehr dürften sich in Zukunft dazu finden. Der Verfasser erzählt in gefälligem, jeden schönfärberischen Prunk verschmähenden und dem Allgemeinverständnisse völlig offenen Stile, wie in Amerika Staaten entstehen, wie es in den großen Städten und auf den endlosen Prairien aussieht, er entrollt bunte Bilder von Mennonitenansiedlungen, mährischen Prairiedörfern und Hundestädten, von Prairiealles für hasen u. s. w. u. s. w., alles unterhaltend und belehrend jedermann lesens- und behaltenswerth.
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,, Handelspolitische Aufsätze." Hamburg , Verlag von J. H. V. Diez. Die drei Bogen umfassende Broschüre ist der Abdruck mehrerer im Sommer 1879 in der hamburger Gerichtszeitung" erschienener Artikel, deren Inhalt sich vorwiegend mit dem Verhältniß der Hansestädte, insbesondere Hamburgs , zur deutschen Zollgesetzgebung" beschäftigt. Mehr von allgemeinem Interesse ist der erste Theil, die Handelspolitik Napoleons und die deutschen Hansestädte, sowie eine kurze Entwicklung der Zollverhältnisse in Dentschland enthaltend. Aber auch die zweite Hälfte der Schrift, welche die Frage: Freihafen oder Zollanschluß? beantwortet, enthält, wenn darin auch vorwiegend die Stellung der Hansestädte zu den Zollgesezen gekennzeichnet wird, viel des Belehrenden für jedermann. Worauf der Inhalt hinausläuft, zeigt der Saß, mit dem der Verfasser seine Abhandlungen schließt: ,, Wir wünschen deshalb, daß die Hansestädte der Nordsee ihre Freihafenstellung sich erhalten mögen, um ihre Welthandelsstellung und damit die Stellung Deutsch lands im Welthandel zu bewahren und zu erweitern." Wer die Gründe für diesen Wunsch kennen lernen will, der kaufe sich die Schrift. nrt.
Unterricht zur Selbsterlernung der einfachen und doppelten Buchführung nach einer praktischen und bewährten Methode für Kaufleute, Gewerbtreibende, Fabrikanten 2c. In Lektionen. Vorbereitet und herausgegeben von A. Heilig, Inhaber eines Privatinstituts für wissenschaftlichen Unterricht und Lehrer der Comptoirwissenschaften an der Handelselevenschule zu Hirschberg in Schlesien . Vollständig in etwa 10 bis 12 Leftionen, à 60 Pf. Hirschberg in Schles., Verlag von August Heilig, 1880. Die uns vorliegenden ersten sechs Lektionen behandeln ihre Themata in klarer und übersichtlicher, mit Beispielen reichlich illustrirter Darstellung und nehmen bei den vorgeführten Beispielsbuchungen auf die verschiedensten Vorkommnisse und Geschäfte des kaufmännischen Lebens Bezug. Alle, die sich den Eifer und die Verstandesselbständigkeit zutrauen, die dazu gehören, eine an sich nicht ganz leicht zu erlangende Fertigkeit ohne Lehrer zu erwerben, mögen sich das Werk empfohlen sein lassen.
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Inhalt. Dem Schicksal abgerungen, Novelle von Rudolph von B.....( Fortsetzung). Die Eroberung des Himmels.( II. Schluß.) Betrachtungen über die Gesundheitspflege des Volkes, von Dr. Eduard Reich( Fortsetzung). Irrfahrten( Fortsetzung). Poetische AehrenDavid Garrick lese: Rettung, von Goethe. Afrika und seine Erforschung. Geschichtliche Zusammenstellung von Dr. M. Trausil( Schluß). ( mit Porträt). Der Kurd Kabulpaß( mit Illustration). Literarische Umschau.
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Expedition: Färberstraße 12. II.
Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser in Leipzig ( Südstraße 5). Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei in Leipzig .
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