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günstigen, die unteren zu unterdruden, zwy beiden gähnte eine unübersteigbare Kluft. Wenn jemand aus der arbeitenden Klasse sein Gewerbe änderte oder sich um Politik kümmerte, wurde er schwer bestraft; außer dem König, der Geistlichkeit und der Armee durfte niemand Landeigenthum haben. Die Unterthanen waren nicht viel besser, als Lastthiere, der Fleiß der ganzen Nation stand unter dem unumschränkten Befehl einer kleinen Minderheit und daher wurden diese gewaltigen Bauwerke ermög­licht, welche gedankenlose Beobachter als einen Beweis hoher Kultur bewundern, welche aber in Wahrheit von einem ganz

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verdorbenen und ungesunden Zustande zeugen, einem Zustande, in welchem die Geschicklichkeit und die Künste einer unvollkom­menen Bildung denen schädlich wurden, welchen sie hätten zugute kommen sollen. Mit rücksichtsloser Verschwendung verschleuderten die oberen Klassen Aegyptens Arbeit und Leben des Volkes; so wurden z. B. 2000 Mann drei Jahre lang beschäftigt, einen einzigen Stein von Elephantine nach Sais zu schleppen, und der Bau einer einzigen dieser Pyramiden, welche weiter nichts waren, als Königsgräber, nahm die Arbeit von 360 000 Menschen wäh rend zwanzig Jahren in Anspruch!( Fortsetzung folgt.)

Irrfahrten.

Von Ludwig Rosenberg. ( Fortsetzung.)

Herr Sander fragte mich heute Mittag, ob ich am Abend| Unheil." So redete Sander auf mich ein, und da ich seinem Luſt hätte, ihn zu begleiten; er wolle mich mit seiner Gemeinde Urtheil über die modernen Christen nicht widersprechen mochte, bekannt machen. Ich sagte zu, und als ich im Laufe des Nach- so fand er sich in der angenehmen Lage, ohne Unterbrechung sich mittags seiner Frau Mittheilung davon machte, bemühte sie sich auszulassen. Der Geist des Herrn," rief er in die Stille der eifrigst, mich von dem Vorhaben abzulenken. Mein Mann ist Nacht mit seiner sonoren Stimme hinaus, wird die Seelen seit einiger Zeit von einem teuflischen Geist besessen," sagte sie, der Menschen erleuchten, unsere Gemeinde wird wachsen, das ,, er geräth dann oft in Verzückung, ist geistig abwesend und Werk der Apostel wird aufgerichtet werden und ein Band, phantasirt das närrischste Zeug von der Welt. Ich habe mit das Band der Brüderlichkeit und Liebe, das Band der meinem Pfarrer darüber gesprochen, der sich bereitwilligst erboten Selbstverleugnung und Opferfreudigkeit wird sich um alle An­hat, ihn zurechtzusetzen. Sander vernachlässigt zwar seine Pflichten hänger der apostolischen Gemeinde schlingen! Die Selbstsucht nicht, aber er hat nicht mehr die frühere Umsicht und Liebe für wird im Fleische dann unterdrückt sein, eine Gemeinde, ein die Familie. Die Sette, der er sich mit Leib und Seele ver- Geist, die gemeinsame Sorge des Wohles aller wird bestehen. schrieben, wird ihn noch um den Verstand bringen. Einmal bin Die Sklaverei ist aufgehoben! Die wahre Gerechtigkeit Gottes auch ich dort gewesen," fuhr sie fort, und von diesem einen sitzt zu Throne und theilt ihre Spenden aus an alle Gerechte, male war mir der Kopf schon ganz wüst und dumpf geworden." an alle Erleuchtete, an alle Jünger seines Sohnes, des Heilandes!" Am Abend gingen wir zusammen in den Betsaal der Apo- Wenn Sie mich ruhig sprechen lassen und wenn Sie mir stoliker. Das Lokal hatte früher den Zwecken einer Wirthschaft versprechen wollen, ebenso ehrlich über mich zu denken, wie ich gedient, war aber nun zu einer heiligen Stätte avancirt. Da, Sie schätze und liebe, so will ich Ihnen meine Meinung sagen: wo ehemals lustig die Gläser klirrten, saßen auf Bänken gekauert Es ist wahr: Wir sind keine Christen mehr. Wenn wir die bei trüber Beleuchtung unkenntliche Gestalten. An Stelle der An Stelle der Thaten der Menschen, welche sich Christen nennen, mit den Ge­Schänke stand eine Art mit schwarzem Tuch überdeckter Katheder. boten der Bibel vergleichen, so müssen wir die meisten Menschen Ruhig und ernst wie ein Heiliger war Sander eingetreten, ein für Heuchler und Pharisäer erachten. Sie glauben an die Gebet murmelnd kniete er in einer der Bänke nieder und nahm Göttlichkeit der Bibel. Ich theile ihr nur menschlichen Ur­weiter keine Notiz mehr von meiner Person. Ich zog mich daher sprung zu. In der Mitte zwischen uns steht die gedankenlose in den Hintergrund zurück. Nachdem sich meine Augen dem Menge, die die Göttlichkeit der Bibel anzweifelt und sich gläubig Lichte akkommodirt hatten, bemerkte ich deutlicher die Gesichtszüge nennt,- Fischseelen! die keine andere Färbung haben, als die der Beter. Die Männer waren aus dem niederen Arbeiterstande des Wankelmuths, des Leichtsinns und des Unverstandes!" und verriethen wenig Intelligenz. Die Frauen schienen mir auch Nach einer langen zwecklosen Debatte schieden wir von einander zum Denken nicht grade qualifizirt; aber überall war Ernst, tiefe und wünschten uns gute Nacht. Ich habe nun schon duzendmal Andacht, geheimnißvolle Stille!- Endlich erschien ein Mann die Beobachtung gemacht, daß Wahnbefangene nicht mit einem auf dem Altar. Nach einem längeren Gebete hub er mit seinen Schlage bekehrt und aufgeklärt werden können und daß man zu­Belehrungen an. Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. frieden sein fann, wenn eine Belehrung nur willige Ohren findet. Christi Wiederkunft steht bevor. Die Menschheit watet im Sumpfe Wie die Natur langsam und gesezmäßig arbeitet, so ist's auch des Lasters. Sie ist am Ersticken. Christus wird kommen, sie mit der Vernunft. Das sprungartige Vorrücken ist nicht mög­zu erlösen. Wir, die Jünger des Herrn, sind vom heiligen Geist lich! auserlesen, die Ankunft des Geheiligten zu verkünden; aus unserm Mund tönt die Offenbarung des Ewigen!" In diesem Sinne bewegte sich die emphatische Predigt. Die Worte machten sicht baren Eind uk auf die Gemüther der apostolischen Brüder. Athem­los lauschten sie den Worten, die für niemand etwas Neues ent­halten konnten, und als er geendigt, sprachen sie einmüthig ein vernehmbares Amen! Langsam und ruhig entfernten sie sich. Jeder legte ein Geldstück in den Opferkasten. Am Ausgang des Saales ließ ich die Frommen an mir vorübergehen, um Sander zu treffen. Ich hatte mich nicht getäuscht. Die Apostoliker waren gefühlsvolle Schwärmer. Von Verstand zeigten sich bei ihnen nur geringe Spuren. Wir gingen zusammen heim. Ich hatte nicht Lust, den Gegenstand unseres Besuches zu besprechen, da ich den guten Mann nicht kränken mochte durch harte und scharfe| Ich wartete, bis er selbst sich zu mir wenden würde. Wir sind die Nachfolger der Apostel, wir sind die Apostoliker, die das Wort Gottes und des Heilandes wieder herrichten in seiner Reinheit, die den Worten der Apostel lebendigen Glauben schenken und sie mit Thaten besiegeln! Die Gemeinde Christi ist ausgestorben. Wir aber haben sie wieder aus den Ruinen ent­stehen lassen; wir sind die wahren Jünger des Herrn! Die sich Christen nennen, find Baalspriester und Baalsdiener, alle zusammen vom Priester bis zur Magd. Sie haben den Namen Christi im Munde, aber im Herzen sitzt der Satan und brütet

Worte.

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Der Mörder der alten Frau ist gefunden. Es war ein entferntstehender Verwandter von ihr. Den größten Theil des geraubten Geldes fand man bei ihm noch vor, als die Polizei zu seiner Verhaftung schritt. Er hat die That nicht geleugnet, sondern mit frecher Miene eingestanden. ,, Gut, daß das Weib nun todt ist," rief er den Polizisten zu, so hat die Welt ein Un­gethüm weniger! Ich hatte nichts zu essen, keine Arbeit, keine Aussichten. Ich wollte arbeiten nirgends Rettung. Da ging ich sie um ein Almosen an, da ich wußte, daß sie Geld genug in allen Ecken versteckt hatte und noch mehr hinzubettelte. Ich stellte ihr meine Lage vor, ich flehte, ich weinte, ich drohte, ich fluchte. Sie blieb hart, steinhart. Ihr habt Geld', rief ich in meiner Verzweiflung, wenn ihr sterbt, könnt ihr es doch nicht mitnehmen. Gebt mir aus Barmherzigkeit eine kleine Summe, dann kann ich wenigstens Frau und Kind vor dem Verhungern schützen! Der Herrgott da droben wird euch lohnen, tausendmal; ich will euch segnen und meine Familie wird sich eurer in Dank barkeit ewig erinnern!- Gebt mir nur so viel, die dringendste Nothdurft zu stillen!" , Für Bettler, für Taugenichtse habe ich kein Geld, schrie sie ,, mein Geld soll einer Stiftung zufließen, einem frommen Zweck, und dann drängte sie mich zur Thür. Ich ging und suchte aufs neue Hilfe. Vergeblich! Da endlich in meiner Noth, verlassen von jedermann, kam ich auf den Gedanken des Mords! Ich erwürgte sie mit diesen Hän­