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gekörnter Maffe bestehende elektrische Platte enthält. Rückenmark und Rückenmark und Gehirn ziehen sich zwischen den je 1 Centimeter starken elektrischen Organen hin und sind durch knorpelige Skeletttheile geschüßt. Von jedem elektrischen Organ zweigt sich ein vom dreitheiligen Nerven stammender elektrischer Ast ab, während vier der herumschweifenden Nerven in ersteres einmünden. Jede elektrische Platte steht mit diesen Nerven in Verbindung. Der Zitterrochen lebt in schlammigen Un­tiefen, wird bis zwei Fuß lang und 20 Pfund schwer und wird höchstens von den ärmsten Leuten gegessen. Schmackhafter soll der ebenfalls zwei Fuß lange, im Nil lebende Zitterwels sein. Berühmter jedoch als alle diese ist der zuerst 1671 von Richter in Cayenne beobachtete und von Adrian van Berkel beschriebene amerikanische Zitteraal, welcher 4 bis 5 Fuß lang und drei Zoll dick wird. Er ist olivengrau oder braun gefärbt, hat einen zusammengedrückten Körper, kleinen Kopf, feine Rückenflosse und eine bis zur Schwanzspiße reichende Afterflosse. Er lebt in langsam fließenden Strömen des äquatorialen Amerika und gilt wegen der Gefahr, welche er Menschen und Thieren, sowie den Fischen bereitet, für eine Landplage. Män fängt ihn mit Harpunen, läßt ihn aber vorher an Maulthieren seine elektrische Kraft verschwen­Der auf unserem Bilde rechts dargestellte Zitterrochen zeigt die Rückenseite mit nach oben gerichteten Augen, der links die Bauch seite mit dem sonderbar geformten Maule. Wenn auch nicht min­der interessant in ihrer äußeren Form, so doch nicht im entfernte­sten so gefährlich sind die unter 2 dargestellten Seepferdchen. Eine Gattung fleiner ringsum gepanzerter Meerfische mit pferdeähnlichem Kopfe und knotigem, flossigem und meist eingerolltem Schwanze und im Nacken liegenden büschelförmigen Kiemen. Sie schwimmen aufrecht durch wirbelnde Bewegung der Rücken- und Brustflosse. So interessant, wie die Thiere selbst ist auch ihre Fortpflanzung, die insofern von der der gewöhnlichen Fische abweicht, als das Weibchen die Eier in die zwischen After und Schwanzwurzel des Männchens befindliche Brüttasche legt, wo sie vom letzteren so lange herumgetragen werden, bis sie aus­gebrütet sind; dasselbe hat mit dem Seepferdchen gemein, die zu der­selben Famlie gehörende auf unserer Illustration mit 3 bezeichnete Seenadel. Lettere kommt in allen europäischen Meeren vor, wird 50-60 Ctm. lang und hat auch denselben Schwimmapparat wie ersteres. Von gefährlicherer Art für seine Umgebung ist der im Mittel­ meer lebende Bären- oder Heuschreckenkrebs( Figur 4). Er erreicht eine Länge von 10 Ctm. und ist mit vorzüglichen Ruder- und Angriffs­werkzeugen versehen. Der durch Figur 5 dargestellte Seestern gehört zur Ordnung der Stachelhäuter, welche einen platten, fünfeckigen oder am häufigsten in 5-20 Strahlen sternförmig getheilten Körper besißen. Die ziemlich dicke Haut enthält meist warzige stacheliche Kalkplatten. Das auf unserem Bilde nicht sichtbare fünfeckige Maul befindet sich auf der Bauchseite und führt in einen weiten Magensack, welcher Blind­säcke in die Arme sendet. Ein After befindet sich höchst selten auf der Rückenseite. Vom Maul aus verzweigen sich Kiemen in die Arme, welche dicht mit Saugfüßchen versehen sind, mit welchen letzteren die Beute, wie Weichthiere und kleine Fische, umstrickt und festgehalten wird. Die Fortbewegung des Seesterns geht sehr langsam von statten und geschieht, indem sich das Thier mit den Saugfüßchen fest­saugt, was selbst an glatten Wänden und aufrechtstehenden Glasflächen geschieht. Er findet sich in allen Meeren und pflanzt sich durch Eier jort. Man unterscheidet drei Hauptgruppen von Seesternen, und zwar außer der genannten, die Schlangensterne, welche gegliederte lange Arme ohne Saugfüßchen befizen. Die Arme, die sie nach allen Seiten bewegen und krümmen können, werfen sie oft, wenn man sie anfaßt, freiwillig ab, reproduziren dieselben aber sofort neu. Sie sind häufig in den nordischen Meeren. Bei der dritten Gruppe, den Medusen­sternen, sind die Arme mehrmals getheilt, und bei einigen Arten des Indischen Ozeans geht die Zertheilung sogar so weit, daß sie bis zu 80,000 Gliedern ansteigt. Die links oben( Figur 6) dargestellte Stock­muschel zeichnet sich durch ein Gepinnst aus, mit Hülfe dessen sich das Thier an Felsen oder Steingrund befestigt. Dieses Gespinnst wird in Unteritalien sogar zu allerhand Geflecht und Weberei verwandt. Schluß dieser interessanten Kollektion bildet die unter 7 ersichtliche Seerose, ein Wesen, welches seinem Aeußern nach dem Pflanzen-, in Wirklichkeit aber dem Thierreiche angehört, denn es begnügt sich nicht allein mit vegetabilischer Kost, sondern verschlingt jedes in den Bereich seiner Fangarme kommende Thier, vorausgesetzt, daß es ihm an physischer Kraft unterlegen ist.

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Die Kenntniß der römischen Stenographie( Tironische Noten) war im Mittelalter fast ganz verloren gegangen, und so kam es, daß viele in tironischen Noten geschriebene Bücher ebenso wie in geheim­

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schriftlichen Zeichen verfaßte als gefährliche Zauberschriften verbrannt wurden. Kurfürst Friedrich II. von der Pfalz ließ z. B. die Schriften des Abt und Benediktinermönchs Joannis Trithemius( geb. 1462 zu Tritenheim, woher sein Name), der neben einem Werke über Stegano­graphie auch ein Buch über Polygraphie herausgab, in welchem zum erstenmale tironische Noten gedruckt sind, dem Feuer überantworten, und zwar auf ein Gutachten von Carolus Bovillus hin. In diesem Gutachten heißt es wörtlich: Ich hab mich zum Trithemio verfüget, welchen ich wohl als einen trefflichen Zauberer, aber darneben in keinem Stück der Philosophi gefaßt, befunden hab, ein Buch hat er geschmidtet, und demselben den Namen Steganographia gegeben, welches ich über­rumpelt, und nicht mehr dann etlicher Capitulen Anfang gelesen, aber kaum zwo Stund in Händen behalten, und negsten von mir geworffen hab, dann mich ein Grausen und Schröcken anfam, von wegen solcher Beschwehrungen, und so Barbarischer und ungebräuchlicher Namen der Geister, ich hätte schier gesagt, der Teuffeln, welche meines Bedunckens mehrer Theil aus frembden Sprachen, Arabischer, Chaldeischer, He­bräischer, Griechischer,( dann der Lateinischen keine oder gar wenig). genommen sind: Aber ein Unzahl selgamer Zeichen, damit die Be­schwehrungen bezeichnet werden, da gefunden, und daß Trithemius in einer Missiven an Bostium schreibt, es seyn alles heitere klare Wort, ohne alle Versetzung der Buchstaben und Worten, also daß sie männig­lich lesen und verstehen können, jedoch so werde das Secretum und Geheimnuß, so darunter verdeckt seye, wol verborgen bleiben, daran hat er nicht gelogen, dann in seiner ganzen Steganographia läßt er hin und wieder herrliche Göttliche Gebettlein einlauffen, die an statt eines Send- Brieffs zu einem guten Freund möchten geschickt werden, aber in der Warheit seynd es nichts anders, denn wie das Sprichwort lautet, Crocodils- Zäher." Bei dem Verbrennen stenographischer oder kryptographischer( geheimschriftlicher) Bücher blieb es übrigens selten, meist wurden auch die Verfasser derselben, die Personen, welche stenographirten, als Teufelsbeschwörer und Teufelsverbündete, Zauberer oder dergleichen staats- und weltgefährliche Verbrecher dem Scheiter­haufen überliefert.

Sprechsaal für jedermann.

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Gibt es anderswo im deutschen Reiche auch noch solche gemüthliche Postbeamte? Der Schreiber dieser Zeilen, der in einer Kleinen nicht sehr weit von Leipzig gelegenen Stadt sein Sommerquar­tier zu nehmen pflegt, schickte, um eine Geldsendung nach dem Aus­lande( der Schweiz ) abgehen zu lassen, eines Tages einen Boten mit dem Auftrage zur dortigen Postanstalt, ihm eine dem betreffenden Be­trage und der Entfernung gemäß frankirte Einzahlungskarte zu holen. Nach einiger Zeit tam jedoch der Bote mit leeren Händen zurück, indem er bemerkte, der Postbeamte habe ihn gefragt, ob es nicht Zeit hätte bis morgen". Ob dieser von Seiten eines kaiserl. deutschen Bostamts gewiß seltsam naiven Frage nicht wenig erstaunt, begab ich mich selbst zur Post, um meinen Geldbetrag einzuzahlen. Ein schüchternes Auf­blicken des allein im Bureau anwesenden, kaum der Schule entwachsenen Posteleven, dann längeres Suchen in verschiedenen Büchern, und end­lich dieselbe naive Frage: ,, hat es nicht Zeit bis morgen"? Ich er­klärte, diese Frage zu meinem Bedauern verneinen zu müssen und er­kundigte mich nach dem Verbleib des Postverwalters. Er sei ,, nur einmal fortgegangen", lautete die Antwort des schüchternen Kleinen. Aber dann kommt er wohl bald wieder?" Gewiß?" Und warum dann die Frage, ob die Annahme meiner Einzahlung nicht, bis morgen' Hören Sie, junger Mann" stellte ich jetzt ein stren­Zeit habe? geres Examen an ,, die Sache scheint mir denn doch nicht ganz in der Ordnung! Ist der Herr Postverwalter überhaupt im Orte?" antwortete erschreckt der Eleve ,, er ist nach Ch. ge­" Nein"" fahren!"" ,, Und wann kommt er von da zurück?" ,,,, Heute Abend!"" ,, Und ich erkläre Ihnen, daß er heute Abend, wie Sie selbst ganz gut denn wozu sonst, frage ich wie­wissen, nicht zurückzukehren gedenkt, Nun erst gesteht mir der Eleve ein, daß sein der, jene Frage?" Chef erst am folgenden Tage zurückkehren wird. Glücklicherweise tritt am Schluß dieses Gesprächs, etwa nach einer halben Stunde, ein Brief­bote ein, der nun in den verschiedenen Büchern mit suchen hilft und endlich wirklich den in diesem Falle zu entrichtenden Frankaturbetrag Der Post­herausfindet, so daß ich jetzt mein Geld aufgeben konnte. verwalter aber war nach Ch. gereist, um einmal in seiner in der Nähe letterer Stadt gelegenen Brauerei nachzusehen, was er, ohne welchen Urlaub zu haben, übrigens wiederholt that, und ist noch heute in sei­V. nem so ,, gemüthlich" verwalteten Dienste.

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Inhalt. Dem Schicksal abgerungen, Novelle von Rudolph von B......( Fortsetzung). Herr Hansen und der thierische Magne­Irrfahrten, von tismus, von Emanuel W. Ueber die Geseze, denen der Fortschritt der Civilisation unterworfen ist( Fortseßung). L. Rosenberg( Fortsetzung). Das Lied vom deutschen Wald. Gedicht von Rudolf Lavant Forschungsfahrten im nördlichen Polargebiet. Geschichtliche Zusammenstellung von Dr. M. Trausil( Fortsetzung). Die Ueberschwemmung des Nils an den Pyramiden von Gizeh( mit Illustration). Seltsame Meerbewohner( mit Illustration). Die Kenntniß der römischen Stenographie( Tironische Noten). Sprechsaal für jedermann.

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Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser in Leipzig ( Südstraße 5). Expedition: Färberstraße 12. II. Druck und Verlag der Genossenschaftsbuchdruckerei zu Leipzig .

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