ausgezeichnet hat), der Sohn des Gozo, Koseform für Gotfried, womit auch Göz und Göthe   zusammenzubringen sind; Hopfen­stock gleich Tocco( Koseform für Thiudger), der Sohn des Hoffo ( Koseform für Hugfried). Wir liefen Gefahr, zu weitläufig zu werden, wollten wir nur die nächstliegenden Bildungen der Art anführen, nennen wollen wir nur noch um seines berühmten Trägers willen den Namen Freiligrath, den Steub aus Rato ( einer schmeichelnden Abkürzung von Ratolf) und Frilico oder Fridilico, was von Frido kommt, das seinerseits wieder eine Schmeichelform zu Friedrich ist, herleitet.

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dürfen die Fischer, Wagner, Kramer, Kaufmann, Probst, Richter, Bürger, Bauer einer Erklärung; Schulze, das alte Schultahis, noch lebendig und verständlich im Dorfschulzen, ist wohl auch allgemein klar. Ferg ist der Ferge, der Fährmann, Hofmann ist ein Höriger, eigener Mann eines ländlichen Herren­hofes, Plattner ist der Waffenschmied und Pleitner nicht einer, der Pleite machte, sondern Wurfmaschinen, Vorläufer der Kanonen, herstellte, die man ehedem Bleiden nannte. Schmeller, eigent­lich Schmelcher, kommt von Schmelche, einer dünnen, langhalmigen Grasart, die man zu Flechtwerk verwendete, ein solcher Kunst­flechter hieß dann Schmelcher oder Schmeller. Schröder, Schroder, niederdeutsch Schrader, ist von schroten, schneiden abzuleiten und dasselbe wie der Name Schneider. Neben Schuster, welches aus dem älteren Schuhhuter zusammengezogen ist, gab es ehedem den Ausdruck Schuchworcht, der der Stamm­vater der Schubart, Schubert, Schuffert, Schaufert ge­worden ist. Schwegler heißt der Virtuos auf der Schwegel­pfeife oder Schwegel, welcher Name schon in Ulfilas  ' gothischer Bibelübersetzung( 9. Jahrhundert) vorkommt. Stüber, Stöber heißt der Inhaber einer Badestube. Eine offne Frage bleibt noch, wie die Bezeichnungen für höchste Würdenträger, wie Kaiser, König, Pabst, Herzog, Fürst, Vigthum( Vicedominus gleich des Herrschers Stellvertreter) in die bürgerlichen Kreise kamen; etwa von Hausschildern, die man sonst als Firmen oder Haus­

Man sieht, das Geschäft der richtigen Namendeutung ist nicht so einfach, und eben recht leichtverständlich klingende Namenformen sind oft die schwierigsten, wenn es gilt, sie recht zu erklären. Vielfach suchte man auch unverständlich gewordene Namen neu mit Inhalt zu erfüllen, indem man sie verständlichen Worten an­näherte, daher denn viele naheliegende Mißverständnisse. Kummer bedeutet nicht eine im Namen vollzogene Verewigung von Leiden des Gründers der Familie, sondern ist ebenfalls aus einem alt­germanischen Eigennamen, aus Kunimar, der von berühmtem Geschlecht Abstammende, genommen; Hummer   bedeutet nicht den bekannten Seekrebs, sondern wohl vielmehr ist es eine Umbildung von Hugmar, das ist der Gedankenmächtige, durch Klugheit Be­rühmte. Hunger kann sehr wohl bedeuten einen, dessen Ahn­herr auf den katalaunischen Feldern sich Ruhm geholt und den Hunnen gezeigt hat, was eine Harke ist, er hieß wohl ursprüng- nummern brauchte? lich Huniger.

An sofort verständliche und als Vornamen kenntliche Familien­namen, wie Heinrich, Ludwig, Werner, Walther, Leuthold, Rudolf, Arnhold u. s. w. sei nur erinnert; für sie Beispiele aufhäufen, hieße Eulen nach Athen tragen oder Wasser in die Elbe   gießen. Die zweite Klasse von Familiennamen bezeichnet einen Mann ( denn mit Mannsnamen haben wir es hauptsächlich zu thun, da der Gatte für die Frau, der Vater oder ältere Bruder für eine Haus­tochter rechtlich einstand) als Träger einer besondern Eigenschaft des Körpers oder Geistes. Wenn eine Anzahl unbekannter Touristen sich zur Labung niederläßt, so bezeichnen die bairischen Schenkinnen sie nach Weise der Väter, indem sie auf die schwarze Tafel kunstlos notiren: der Roth, der Lang, der Glazet( der mit der Glaze), die Nase u. s. w. Daher unsre Alt, Jung, Weiß, Roth, Braun, Schwarz, Groß, Klein, Lang, Kurz, Kraus und Straub*), beide vom krausen, sich sträubenden Haar abzuleiten; zu letteren beiden finden auch die Gegensäge Schlicht­hörle und Schönhärl. Ked, Stolz, Stolze, Rasch oder Resch, Streng, Treu geben die bezüglichen Eigenschaften des Geistes und Gemüthes als in besonders hohem Grade an ihren Trägern vorhanden, kund. Auch leibliche und geistige Gebrechen werden zu Personenbenennnng verwendet: Blind, Schilcher ( gleich Schieler), Stammler, Schadenfroh, Unflad( vlât gleich reinlich). Bei dieser Gelegenheit werden wir auch passend hinweisen auf die Thatsache, daß die Familiennamen nicht nur von ihren Trägern selbst gewählt wurden, denn solche, die ein förperliches oder sonstiges Gebrechen bezeichnen, dürfte sich kaum jemand selbst beigelegt haben, sondern daß diese ihnen von andern beigelegt wurden und dann so an der Person festhafteten, daß sie als Erbstück sogar für Kinder und Kindestinder in der Familie verblieben, diesen oft nicht eben zur Freude!

Die dritte Klasse von Familiennamen beruht auf Gewerbe, Amt, Stand und Würde. Als den wichtigsten Stand stellen wir den edlen Nährstand an die Spitze, der am häufigsten dargestellt wird durch die Namensform Maier und seine verschieden ge­schriebenen Spielarten, wie Meier, Meyer, Mayer, Meyr und wie sie alle lauten. München   wies im Adreßbuch von 1870 bei 170 000 Einwohnern 350 einfache Maier, Hannover   aber bei 80 000 Einwohnern deren sogar 400 auf, sodaß die Münchener, nach dem Hannoveranermaßstab gemessen, eigentlich 450 Maier zu wenig hätten. Da sind aber noch garnicht die unzähligen Busammensetzungen mit inbegriffen. Mittermayer, der Guts­pachter in der Mitte eines Ortes, Ober- und Niedermaier, Ostermeier, Westermeier sind auch verschiedene, nach Lage ihres Baulandes benannte Arten von Maiern. Maier ist übrigens Lateinischen Ursprungs und bedeutet den Major oder Obersten eines Hofes. Sadelmaier ist der Zeit-, Leib- oder Erbpächter eines Sadelhofes. Wer zählt die Müller und Schmid in ihren verschiedensten Schreibungen? Ebensowenig wie diese be­

*) Strobel: Strubelpeter, bekannt als der Titel des verbreiteten , moralischen" Bilderbuchs.

Die vierte Klasse der Familiennamen bewahrt das Gedächtniß an eine frühere Heimat ihrer Träger, an Hof, Dorf, Stadt oder Stammesland. Böhme, Böhm, Preuß, Schwab, Frank, Thüring und Dühring, Heß, Fries, Sachs, Unger er­klären sich selbst, der Wind, Windisch, Windischmann, Wendt oder Wend ist der Wende; Wahl, Walch oder Wälsch ist der Wälschländer, d. i. der Romane überhaupt, sei er nun Italiener  , Spanier oder Franzos. Lambert, Lampart ist der Lombarde oder Longobarde. Schotten zogen im Mittelalter zahlreich als Krämer und Hausirer in unsern deutschen Gauen umher. In Sers und Serz hat sich der mittelalterliche Name der Sarazenen erhalten, dem Heid und Mohr sich gleich­bedeutend an die Seite stellen. In Hunn, Hün und Haun geht gespenstergleich der ehemalige Schrecken Deutschlands  , der Hunne um. Die Auer, Hofer, Berger, Bergheimer lehnen sich an die Au, den Hof, den Berg so verständlich an, daß eine Deutung überflüssig.

Ferner gehören hierher die väterstädteangebenden Namen, welche bei den Handwerksgehülfen noch heute im Schwange gehen auf den Werkstätten und Herbergen: der Wiener  , der Berliner  , der Leipziger  , der Ulmer und wo sie alle hergewandert sein mögen zur Arbeit oder in die Herberge, wo die offene Lade steht, zu fröhlichem Trunk und Rundgesang.

Budem nannte man jeden fremdwärts Einwandernden, da er von außen fam, Aeußner, woraus denn später die Eißner, Eisner oder wie sie sich sonst schreiben mögen, ihren Namen abzuleiten hätten.

Deder oder Eder sind die Leute, welche in der Dede, Ein­öde wohnen; viele Ortsnamen bilden sich durch Zusammensetzung mit Dede und so auch viele Eigennamen für Leute, die aus diesen Orten aus und wo anders anwanderten.

Enthofer, Entleutner, Entstraßer sind Leute, die enet, d. h. jenseit des Hofes, der Leite, der Straße wohnen. Obwerer kommt her von dem in Tirol nicht seltenen Ortsnamen Ob- Wegs, d. i. ob des Weges, überm Weg drüben. Die zahlreichen Reiter und Reuter dürften wohl kaum alle Reiter zu Pferd sein, son­dern sie sind vom Reut, dem gereuteten oder gerodeten Land benannt, was sich auch Gereut oder Greut schreiben kann, was bairisch Greutel und schweizerisch Grütli klingt. Die Ueberreiter sind aber berittene Leute und entsprechen unseren reitenden Gens­darmen. Der Name Schwendner besagt, daß sein Träger in alter Zeit Urwald abgeschwendet, d. i. abgetrieben hat, und die Gschwender sind die, die später darauf saßen und ihren Kohl bauten. Werther, der unglückliche Liebhaber Lottens, leitet sich von Wert oder Wörth, d. i. Eiland oder Insel, wovon der Orts­name Donauwörth   u. a.

In einem solchen Namen haben die betreffenden Träger gleich ein Stück Familiengeschichte und besigen fast gleich Urkunden zu­verlässige Ausweise über die Herkunft und Heimat ihrer Ahnen, während die leichten Verkehrsmittel unsrer Tage solche Benennung unpraktisch und nicht paßlich erscheinen lassen dürften. ( Schluß folgt.)