Oberhemden und schreibt mir einen langmächtigen Brief dazu, von allem Tod und Teufel. Natürlich jammert sie über den Flegel von Mann, der zwar ein ganz guter Kerl ist, seine Güte aber immer durch das fürchterlichste Schimpfen und Fluchen so gut versteckt, daß man auch nicht eine Spur davon merkt. Und dann kommt sie auf den Klatsch in der Stadt zu sprechen, und da ist sie beschlagen, wie wenig andere Weiber. Sie ist nämlich nicht auf den Kopf gefallen und überall' rum kommt sie auch, weil sie für kolossal viel noble Herrschaften die feine Wäsche hat; auch für die Schauspielerinnen, für die, die was Ordentliches in die Suppe zu brocken haben natürlich, von wegen hoher Gage oder hübschen Gesichts, wissen Sie, und da hat sie nu die Geschichte gehört, die ich Ihnen jetzt vorlesen will:, Nu aber muß ich Dir noch eine Geschichte schreiben, schreibt sie ,, die hier noch fein Mensch kennt, die aber ganz bestimmt wahr ist und mit der's einen furchtbaren Spektakel geben wird, Du weißt, Willisch, ich kenn' so was. Eine von den beim Theater hat ihrem Mann ausreißen wollen wer's is, frieg' ich auch schon noch' raus mit einem vornehmen Herrn von' ner Zeitung, wie's mu soweit kommt, friegt sie raus, daß der garnicht mit ihr ausreißen will, sondern mit' ner andern verheiratheten Frau, mit der der schlechte Kerl auch so'n Verhältniß gehabt hat, darüber soll die vom Theater, weil sie in den Menschen ganz verrückt gewesen ist, nu wirklich übergeschnappt sein, und der andre Mann soll's auch erfahren haben und soll fürchterlich wüthend sein und soll den andern todtschlagen oder todtschießen wollen. Nu kannst Du Dir denken, Willisch, was das für einen schauderhaften Standal geben wird. Wenn Du mir nur blos schreiben könntest,
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Die Republiken Südamerika's in ihrer Vergangenheit und Gegenwart.
Historische Skizze von Dr. Mar Vogler. ( Fortsetzung.)
Im Juni erfolgte die Ausweisung sämmtlicher Spanier aus Peru und Bolivia , und Prado wurde im Dezember zum Dank für die glorreiche Vertheidigung mit großer Majorität zum Präsidenten der Re publik gewählt. Das Land aber hatte durch den Krieg sehr gelitten, die Finanzen befanden sich in einem kläglichen Zustande, der Staatsschatz war erschöpft, und niemand hatte den Muth, seine Kapitalien anzulegen oder gar der Regierung Geld zu leihen. Um diese traurigen Verhältnisse zu bessern, wurde eine neue, mit dem 31. August 1867 in Kraft getretene konstitutionelle Verfassung angenommen, der zufolge die Präsidentschaftsperiode auf fünf Jahre festgesezt war. Aber schon im Januar 1868 brach eine neue Revolution aus, infolge deren Prado als Präsident gestürzt und der Großmarschall La Fuente zum Chef der Exekutivgewalt ernannt wurde, welcher nun seinerseits die Allianz mit Chile , Bolivia und Ecuador für gelöst und alle durch Prado eingegangenen Verbindlichkeiten für aufgehoben erklärte, dagegen den von Bazet am 21. Januar 1865 mit Spanien abgeschlossenen Vertrag bestätigte. Am 1. August 1868 trat der zum Präsidenten gewählte Oberst J. F. Balta sein Amt an. Schon wenige Tage später, am 13. August, wurde das Land durch ein starkes Erdbeben und eine Fluthwelle, welche die blühendsten Hafenpläge zerstörte, schwer heimgesucht, und um das Unglück voll zu machen, gesellte sich zu mehreren kleineren Erdbeben, die weitere Verluste an Menschenleben und Kapital herbeiführten, 1869 noch der unheimliche Gast des gelben Fiebers. Der Präsident Balta endete am 22. Juli 1872 bei einem durch den Oberst Gutierrez hervorgerufenen Aufstande in Lima durch Mord; Gutierrez selbst, der sich zum Diktator proklamirt und den Kongreß aufgelöst hatte, wurde schon Der Vicepräsident am 26. Juli im Wege der Lynchjustiz erhängt. Oberst Cevallos übernahm die Regierungsgewalt, berief am 27. Juli den Kongreß und stellte die Ruhe wieder her. Am 2. August wurde dann M. Prado zum Präsidenten gewählt. Wir haben uns bei der Stizzirung der historischen Vorgänge in Peru während der neueren Zeit etwas länger, als es im Hinblick auf den uns fnapp zugemessenen Raum hätte geschehen sollen, aufgehalten, um dem Leser ein wenn auch nur leichthin gezeichnetes Bild von den ununterbrochenen Meinungsund Verfassungsfämpfen, welche der Geschichte der südamerikanischen Republiken überhaupt ihren charakteristischen Stempel aufdrücken, vor die Augen zu führen, und werden uns nun hinsichtlich der Zustände und Ereignisse in der hier vorzugsweise inbetracht kommenden anderen beiden Freistaaten Bolivia und Chile , um so kürzer fassen müssen. Bolivia umfaßt nach der 1859 erschienenen Karte des bolivianischen Oberstlieutenants F. Ondarza und neueren Verbesserungen derselben 39,638 Quadratmeilen, nach Behms Berechnung indessen blos 25,000 Quadratmeilen mit 2 millionen Einwohnern, einschließlich der auf 245 000 Köpfe geschäßten noch wilden Indianer. Es ist das höchste und gebirgigste Land Amerikas und zeigt in klimatischer Hinsicht gleich Peru die größte Mannichfaltigkeit in der Temperatur. Die Luft ist
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wie der schlechte Kerl von der Zeitung heißen mag. Du kennst'n gewiß." Willisch brach ab und steckte den Brief wieder ein. Friz Lauter, dessen Gesicht glühend roth vor Entrüstung geworden war, fuhr auf und sagte mit scharfer, aber vor Erregung beinahe zitternder Stimme:" Und Sie, Herr Willisch, glauben das, was Ihnen die Frau da schreibt, und Sie glauben auch den Schurken zu kennen, um den es sich handelt?"
Willisch machte ein sehr überlegenes Gesicht:
Regen Sie Sich nur nicht gleich so fürchterlich auf, junger Herr. Sie kennen eben die Welt so wenig, wie en geborner Einsiedler. Schurke- wenn einer en Verhältniß mit' ner hübschen Frau hat! Da laufen verdammt viel Schurken in der Weltgeschichte' rum."
" Antworten Sie mir kurz und klar, Herr Willisch, wenn Sie Sich etwas aus unsrer Freundschaft machen. Wie ich über derartige Verhältnisse denke und über die Leute, welche sie einzugehen im stande sind, ist jetzt ganz Nebensache. Ist die Mittheilung Ihrer Cousine wahr und kennen Sie den betreffenden Herrn?"
,, Na meinetwegen, kurz und klar. Die Geschichte ist wahr den Beweis haben wir eben erst ins Irrenhaus schaffen sehen. Und was den Herrn von der Zeitung anbetrifft, so fönnen Sie Sich die Antwort ja selbst geben, stellen Sie blos das, was wir eben gesehen und gehört haben daß sich die Anne die Geschichte nicht aus den Fingerspißen gesogen haben kann, wissen Sie so gut wie ich,' mal zusammen mit dem Briefe von der Packerten, dann werden Sie schon wissen, wer der Schwede eigentlich ist.“ ( Fortsetzung folgt.)
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außerordentlich trocken und dünn, aber gesund. Die Nordostseiten der Gebirge haben am meisten Regen, die Westseite am Meere ist regenlos und daher wüst. Die Vegetationsverhältnisse sind gleich denen in Peru , mit dem es auch den unbegrenzten Reichthum an edlen und unedlen Metallen theilt. Am berühmtesten sind in letzterer Hinsicht die Goldund Silbergruben des auch in historischer Beziehung sehr bekannt gewordenen Plateaus von Potosi . Selbst an Edelsteinen( Topase, Smaragde, Opale, Jaspis, Lapis- lazuli, Hyazinthe, Amethysten) ist Bolivia reich. Ackerbau, Industrie und Handel stehen dagegen noch auf einer sehr niedrigen Stufe; bei dem Mangel an Straßen wird alles durch Lamas transportirt, zum Bau von Eisenbahnen ist erst in neuerer Zeit geschritten worden. Die Hauptbeschäftigung bilden der Bergbau und die Viehzucht. Die bedeutendste Stadt des Landes ist La Paz mit 76 372 Einwohnern, welche 13 000 Fuß über dem Meeresspiegel liegt; Chuquisaca mit 23 979 Einwohnern, im Innern des Landes reizend gelegen, hat eine Universität und ist gegenwärtig Sitz der Regierung und eines Erzbischofs.
Die Geschichte Bolivias seit der Errichtung der Republik beginnt mit eben solchen Parteikämpfen und Blutthaten wie die peruanische. Schon der erste Präsident nach General Pucro's Abzug, General Blanco, wurde in der Neujahrsnacht auf 1829 ermordet. Die Präsidentschaft seines Nachfolgers, Großmarschalls Santa Cruz, war zwar insofern heilsam, als durch ein neues Gesetzbuch eine Ausgleichung der Parteigrundsäße erfolgte und das Land einige Jahre größerer Ruhe genoẞ; indeß entstanden auch unter dieser im Jahre 1836 Revolten im Innern und kriegerische Verwickelungen mit den von den Chilenen unterstützten Beruanern unter General Gamarra, welcher letztere Santacruz in der Schlacht bei Yungay am 20. Jan. 1839 eine Niederlage beibrachte. Santacruz mußte schließlich, vom General Velasco verdrängt, die Flucht ergreifen. Dem letteren folgte 1841 Ballivian, unter welchem im Juni 1842 abermals eine indessen diesmal für Bolivia siegreiche Schlacht gegen Gamarra stattfand. Dann folgten neue Aufstände, während welcher Santacruz zurüdfehrte, jedoch ohne Erfolg um die Wiederher stellung seiner Herrschaft kämpfte. 1847 gelangte Velasco, indem er Ballivian verdrängte, abermals auf den Präsidentenstuhl, wurde indeß schon im folgenden Jahre während eines Militäraufstandes durch den Kriegsminister Belzu gestürzt, unter dessen Regiment Parteifämpfe auf Parteikämpfe, Verschwörungen auf Verschwörungen folgten und eine vollständige Anarchie im Lande herrschte. Nichtsdestoweniger behaup tete sich Belzu und wirkte mit Ümsicht und Verstand für Herstellung eines geordneten Staatswesens und für Förderung des Handels, des Ackerbaues und der Industrie, bis er durch eine Soldatenerhebung ges ( Fortsetzung folgt.) stürzt wurde.
Die Stadt Säckingen am Rhein. ( Bild Seite 412.) Nachdem der Rhein den Bodensee verlassen hat, verfolgt er seinen westlichen Lauf in endlosen Krümmungen, um zu den waldreichen Ausläufern des Schwarzwaldes zu gelangen. Noch einmal gilt es bei Schaffhausen einen wilden Sprung des kühnen Alpensohnes über die hemmende Felsenbarre, um fortan mit ruhigem Bedacht die Last des Weltverkehrs auf seinem Rücken zum Meere zu tragen. Auf der Wanderung zwischen