mehr als 20 Meter Schrornstein über sich hat, wie für die oberste mit weniger als 5 Meter solcher Höhe, durchgeführt. Die Röste werden für alle Defen gleich groß, besser gesagt, möglichst klein und leicht an Gewicht im Ramsch eingekauft, und sämmtliche Defen nach der Schablone von dem Mindestfordernden und Schnellstarbeitenden im Akkord zusammengeklebt, wobei für diesen nur der Grundsay gilt, wenig und billiges Material aufzuwen­den, aber eine dem Auge gefällige Kulisse herzustellen.

Es frägt sich nun, da wir doch einmal diese Verhältnisse als für jetzt gegebene vorfinden, ob die Miether und nothgedrun genen Benützer derartiger, mangelhaft konstruirter Heizanlagen nicht doch noch Mittel und Verfahren in der Hand haben, um einigermaßen einen Ausgleich herbeizuführen? und wie sie mit dem mindesten Nachtheil den Betrieb führen können? Das kann bis zu gewissem Grade geschehen durch Ausprobiren, welche Art Brennstoff, ob gasreicher oder gasarmer, falls Auswahl zwischen solchen vorhanden ist, einen größeren Nuzeffekt gibt, ferner durch Anwendung der geeigneteren Stückengröße des Brennstoffs, sowie endlich durch Aufgeben dieses Materials in einer gewissen höheren oder niedrigeren Schicht auf den Rost, und durch aufmerksame Bedienung der Heizung im allgemeinen.

Es lassen sich dafür einige allgemeine Anhaltspunkte geben, nämlich: ein größeres Verhältniß von Rostfläche zur Schorn­steinweite macht den Ofen für gasarmen, ein kleineres für gas­reichen Brennstoff geeigneter. Es entspricht ferner der größeren Zugstärke für beste Verbrennung eine dem Brennstoff auf dem Roste zu gebende höhere Schicht. Für jede Art Brennmaterial gibt es eine gewisse, von der gegebenen Zugstärke abhängige Schichthöhe, bei welcher die meiste Wärme und der höchste Nuß­effekt erzielt wird. Gasarme Brennstoffe erfordern höhere Schicht, bei demselben Rost und Schornstein, als gasreiche; sie geben höheren Nuzeffekt der Heizanlage, da weniger überschüssige Luft in den Schornstein geht, als bei gasreichen. Die Anwendung jeden Brennstoffs in kleinen Stücken( von Nuß - bis Bohnengröße herunter) gewährt Vortheile vor der von größeren. Kleinere Stücke desselben Materials gestatten niedrigere Schicht; sie geben eine Verbrennung mit weniger Sauerstoffüberschuß, da die Luft mehr vertheilt zwischen ihnen durchzieht, und es erhöht sich da durch die Wärmeentwickelung und der Nuzeffekt; auch vermag man mit ihnen ein schwächeres Feuer, also eine langsamere und länger dauernde Wärmeentwickelung zu unterhalten, als mit dem selben Quantum größerer Stücke. Die Höhe der als geeignetste erprobten Schicht des Brennstoffs muß natürlich möglichst dauernd gleichmäßig erhalten werden, sowie es auch zur Erzielung einer vollkommenen Verbrennung und höchsten Nuzeffekts einer Hei zungsanlage angezeigt erscheint, die Zugstärke während einer Schürperiode derartig zu reguliren, daß sie im Anfang am größ ten, am Ende am schwächsten ist, namentlich bei gasreichen Brenn­stoffen. Das kann durch mehr, oder weniger Deffnen der so­genannten Aschenthür geschehen, ähnlich wie der Heizer eines Dampfkessels seinen Registerschieber im Rauchkanal handhabt. Alle diese Anforderungen an die Bedienung unserer Ofen heizung zusammengenommen, führen zu dem Schluß, daß dieselbe weder einfach, noch nicht zeitraubend, noch reinlich sich gestaltet, wenn der Brennstoffverschwendung begegnet werden soll. In der Ueberzahl der ärmeren Haushaltungen, wo die erwachsenen Be­wohner von der Erwerbs- oder der häuslichen Thätigkeit voll­auf in Anspruch genommen sind, ist eine solche Aufmerksamkeit und derartiger Zeitaufwand für die Bedienung der Heizung wohl kaum durchführbar. Immerhin aber bleibt es durchaus verwerf lich, wenn eine große Masse Brennstoff, soviel eben der Ofen

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faßt, auf einmal aufgegeben und diese dann nach Belieben her­unter brennen gelassen wird. Also irgend eine Verschwendung ist von diesen Heizanlagen untrennbar, sei es an Material oder an Arbeitszeit, am häufigsten aber wohl an beiden! da auch bei aufmerksamer Bedienung die Fehler der Anlage und des Mate­rials nicht ausgeglichen werden können.

Der eiserne Ofen bildet in einigen Stücken den Gegensatz zu dem Thonofen. Er ermöglicht es, mit zunächst geringerem Auf­wand an Material das Zimmer rasch zu erwärmen, nimmt weniger Raum ein und ist- was in den Fällen, wo der Miether selbst den Apparat besorgen muß, den Ausschlag gibt, am billigsten und transportabel. Er ist außerdem bei den armen Leuten noch darum beliebt, weil sie mittels seiner das geringe Quantum Brennstoff, über das sie zu verfügen haben, auch zum Kochen nutzbar machen können. In seiner gewöhnlichen Form, der des Kanonenofens, ist er aber mit Recht der böse Freund" der armen Leute zu nennen. Gewöhnlich ist der eiserne Ofen zu klein; von einem richtigen Verhältniß seines Rostes zur Höhe und Weite des Schornsteins ist gar keine Rede. Die Verbren nung ist in ihm sehr unvollkommen, massenhafter Rauch oder unvollständig verbrannte Gase ziehen mit hoher Temperatur in Eile zum Schornstein hinaus. Das veranlaßt, daß die Heizung forcirt wird, der Ofen ins Erglühen kommt und durch Strahlung und sengende Hize aufs höchste belästigt und die Luft verdirbt, welcher Uebelstand noch vermehrt wird, wenn, was infolge der fortgesetzten Ueberhigung rasch eintritt, Risse und Sprünge ent­stehen, das Rauchableitungsrohr durchgebrannt ist und Rauch und giftige Verbrennungsgase aus ihm entweichen können. Jedoch sind grade in der Konstruktion des eisernen Ofens in der letzten Zeit sehr erhebliche Fortschritte zum besseren ge= macht worden. Der von Professor Meidinger konstruirte Füll­ofen thut in einigen Beziehungen sogar den normalen Anfor­derungen vollständig genüge. Er bewirkt wegen der raschen Wärmeabgabe seines Eisenmaterials eine rasche Erwärmung des Raumes und vermeidet dabei die Strahlung durch einen an­gebrachten doppelten Mantel von Eisenblech. Eine säulenartige Aufschichtung des von selbst nachsinkenden Brennmaterials und sehr genaue Regulirbarkeit des Zuges lassen die Verbrennung ziemlich vollkommen werden, sie geschieht mit dunkler Flamme; der Nuzeffekt ist ein sehr großer und der Betrieb billig. Nach dem anfänglichen guten Durchwärmen des Zimmers läßt sich die Verbrennung, bei dauernd guter Ausnutzung des Brennstoffs, so verlangsamen, daß bei einem Minimalverbrauch die Tempe­ratur andauernd gleichmäßig erhalten werden kann. Die Be­dienung ist sehr einfach, indem täglich nur ein bis zweimal Brennstoff von oben nachgefüllt und einmal die Asche gezogen wird. Einmal angezündet, kann der Ofen wochen-, ja monate­lang im Brande bleiben.

Dagegen eignet sich der Füllofen nicht für jedes Brenn­material, am besten für gasarmes, wie Kots, der aber in kleinen Stücken anzuwenden ist. Wenn auch nicht die Strahlung, so belästigt doch die beim Vorbeistreichen an dem innern heißen, bei starker Feuerung glühenden Eisenschacht überhitzt wordne und trockne Luft, sowie auch der Ventilation nicht genüge geschieht. Die von Wolpert verbesserte Konstruktion soll auch diesem legt­genannten Uebelstand abhelfen, und eine weitere Vervollkomm nung dieses Prinzips in dem sogenannten Mantelofen dargeboten werden, bei dem anstatt des Eisenblechs ein Mantel von Kacheln den innern, eigentlichen Brennofen umgibt, sodaß die Vortheile der Thon- und eisernen Defen in ihm vereinigt erscheinen. ( Schluß folgt.)

Das neue Recht im neuen Reich.

IV. Strafprozeßordnung.

( Schluß.)

Von V. D.

Die Vorbereitung der Hauptverhandlung liegt der Staats­anwaltschaft ob. Ihre Aufgabe ist es, die zur Hauptverhandlung erforderlichen Ladungen und die Herbeischaffung der Beweismittel zu bewirken. Dem Angeklagten ist der Beschluß über die Er­öffnung des Hauptverfahrens spätestens mit der Ladung zur

Hauptverhandlung zuzustellen. Zwischen der Zustellung der Ladung und dem Lage der Hauptverhandlung muß eine Frist von mindestens einer Woche inneliegen, widrigenfalls der An­geklagte Vertagung der Hauptverhandlung vor Verlesung des Verweisungsbeschlusses verlangen kann. Der bestellte Vertheidiger ist stets zur Hauptverhandlung zu laden, der gewählte, wenn seine Wahl dem Gericht angezeigt ist. Eine Ergänzung der Beweismittelliste kann sowohl auf Antrag des Angeklagten, als