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unter jenem plöglich aufs neue auftauchenden französischen Abenteurer ( ,, König Drélio Antonio I.") und behaupteten ihr konstitutionelles König­thum mehrere Jahre hindurch, bis sie sich in neuester Zeit der Ober­hoheit Chile's unterwerfen mußten.

Ausstellung der Drechsler und Bildschnitzer Deutschlands und Desterreich- Ungarns . II. Eine auf dem Gebiet des Fachschul­wesens gleichfalls vortreffliche Leistung ist der von dem Bildhauer Franz Oppelt ausgestellte Holzschnitzereilehrgang. Der Aussteller ist Lehrer für Modelliren und Holzschnigen und Leiter der gewerblichen Fachschule für Glas- und Holzindustrie zu Haide in Böhmen . Sein ausgestellter Apparat besteht aus 36 trefflich in Birnbaumholz ge­schnitten Modellen, welche vom einfachen Karnisblatt, Band und Perlen­schnur bis zum komplizirten Ornament aufsteigen. Sämmtliche Orna­mente sind im Stil der italienischen und deutschen Renaissance aus­geführt und nur ein Modell zeigt die prismatische griechische Behand­lung des Akanthusblattes; als Motiv ist vorwiegend die heimische Flora: Weinlaub und Eichblatt benutzt. Die Modelle werden in den Fachschulen des österreichischen Handelsministeriums als Lehrmittel ver­wendet. Bei der Anfertigung dieses Lehrganges hatte der Autor den Zweck im Auge, einmal den Fachschulen ein gleichmäßiges Unterrichts­material zu bieten und ferner zu verhüten, daß sich der Schüler nicht nach Gipsmodellen, welche durch fortwährendes Kopiren ruinirt werden, heranzubilden braucht. Ein weiterer Vortheil für den Lernenden liegt noch in der Methode, daß dem Schüler zugleich die Behandlung des Stoffes immer vor Augen bleibt, was, wenn er nach Gipsmodellen arbeitet, nicht der Fall sein kann, da diese zumeist Abgüsse von Marmor­skulpturen sind, die von Haus aus eine, dem Verhältniß ihres vom Holz verschiedenen materiellen Charakters entsprechend verschiedene Be­handlungsweise erfuhren. Da die Eigenschaften des Stoffes und die Bestimmung des zu schaffenden Produkts die beiden ausschlaggebenden Momente für ein stilgerechtes Arbeiten sind, so liegt das vortreffliche dieses Unternehmens auf der Hand. Daß die Modelle in dem Grade wie sie sein empfunden auch exakt ausgeführt sind, braucht wohl kaum erwähnt zu werden, und man kann daher einer Schule nur Glück wün­schen zu einer so vorzüglichen Lehrkraft. Den Beweis für die Berech­tigung dieser Anschauung würden schon einige weitere von demselben Künstler ausgestellte Arbeiten erbringen, die unstreitig zu den schönsten der ganzen Ausstellung gehören. Sie sind zwar der Gruppe I. ein­verleibt, mögen aber gleich hier erwähnt werden. Es sind dies zwei in Birnholz geschnigte Füllungen, ein geschnigter Albumdeckel aus Nuß -, Eben und Cedernholz, eine in Birnholz geschnitzte Konsole und ein aus demselben Stoff geschnißter kleiner Ständer. Die ornamentale Behandlung ist an allen diesen Gegenständen meisterhaft, die Farben zusammenstellung an dem Albumdedel vorzüglich.- Recht dürftig nimmt sich dagegen aus die von dem hiesigen Kunstgewerbemuseum arrangirte Ausstellung von 27 kleinen, nach alten Vorlagen im Stil der deutschen Renaissance in Eichenholz geschnitten Füllungen. Man fand diese Arbeiten bereits vor einem Jahre in der Ausstellung der Schülerarbeiten der hiesigen Kunstgewerbeschule. Mag nun das Ar­beiten nach alten guten Mustern auch noch so lobenswerth sein, von einer Anstalt wie die hier in Betracht kommende zum nähern Ver­ständniß sei bemerkt, daß die hiesige Kunstgewerbeschule mit der kgl. Akademie der bildenden Künste organisch verbunden ist und daß der Leiter des Kunstgewerbemuseums einer der ersten und öfters genannten von einer solchen Anstalt kann Professoren ersterer Anstalten ist man doch erwarten, daß sie etwas mehr leiste, zumal die Berühmtheit und die Bedeutung der sie leitenden Künstler hier öffentliches Geheim­niß sind. Ein vom Staat und der Gemeinde subventionirtes Lehr­institut mit seinen pomphaft angekündigten Lehrwerkstätten u. dgl. sollte doch gelegentlich einer solchen Ausstellung dem fremden Besucher zeigen, daß man hier nicht allein mit den Erzeugnissen fremden Kunstfleißes zu handeln und zu schachern versteht, sondern auch in der Förderung des Geschmacks und der Geschicklichkeit anderen Orten nichts nachgibt. Jezt hat es freilich den Anschein, als arbeite man in den namenlosen fleinen Gebirgsorten Böhmens , des Schwarzwaldes u. s. w. ernsthafter an der Hebung des Gewerbes, als an den materiell gutfituirten Kunst­gewerbeschulen der Handelsstadt Leipzig . Eine recht ansehnliche Aus­stellung zeigt dagegen die Distriktsschnißschule Garmisch zu Partenkirchen im bayerischen Hochgebirge. Sie ist Eigenthum des Distritts Garmisch und wird theils aus dem eignen Betriebe, theils aus Distrikts-, Kreis und Centralfonds erhalten. Hauptzweck ist Hebung der Hausindustrie und Schaffung eines besseren Erwerbszweiges. Als Vorbereitung ist Modellir- und Zeichenunterricht und als Hülfswerkstätte eine Schreinerei mit der Schule verbunden. Da sie dazu auch Privatbestellungen aus­führt, so ist sie eine Lehrwerkstatt im wahren Sinne des Wortes und insofern eine besonders beachtenswerthe Erscheinung. Sie stellt eine größere Anzahl geschnitzter Möbel, Möbeltheile, Rahmen und son­stiger zum häuslichen Gebrauch bestimmter Dinge nebst verschiedenen figürlichen und ornamentalen Studien in Holz und Zeichnungen der Schüler aus. Die Arbeiten verrathen allgemein großen Fleiß, einzelne feines Stilgefühl, aber im allgemeinen werden die Leiſtungen des furt­- Die Kunstgewerbliche wangener Schwesterinstituts nicht erreicht. Zeichen- und Modellirschule zu Ruhla ist mit einer kleinen Kollektion echter Meerschaumarbeiten vertreten, die stilistisch das meiste in dieser Branche in der Ausstellung befindliche übertreffen und mit dem besten

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sicher konkurriren können. Entworfen sind sie von dem Lehrer der Schule, dem Hofbildhauer Georg Kugel und ausgeführt von den Schü­lern C. Beier, M. Schloßmann und J. Mader. Sie werden bei der ausführlichen Besprechung der Meerschaumarbeiten noch Erwähnung finden. Von den betheiligten Fachschulen sind noch zu nennen die zu Berchtesgaden , die des Vereins Berliner Bildhauer, die des f. t. Handelsministerium zu Wien , ferner die gewerbliche Fortbildungsschule zu Sonneberg in Thüringen alle mit mehr oder weniger Arbeiten in Holz und Gips, die Sonntagszeichenschule der Polytechnischen Gesell­schaft zu Leipzig mit einer beträchtlichen Zahl Freihandzeichnungen. Bemerkenswerth ist bei der letzteren Schule, daß von 1861-1879 die Schülerzahl von 807 auf 274 gesunken ist. Kann man auch von den Leistungen der vorgeführten Schulen noch nicht mit Bestimmtheit schlie­ßeu, ob sie künftig ihre Aufgabe voll und ganz erfüllen werden, so ist doch sehr erfreulich, einmal ihre verhältnißmäßig zahlreiche Betheiligung, das andere mal die wirklich anerkennenswerthen Leistungen, welche einige darzubringen im Stande sind. Ein solches Bestreben muß be­lohnt werden, wenn nur die Gewerbetreibenden erst begreifen lernen, daß, um mit der neuen Zeit fertig zu werden, man diese erst erkennen und dann endgültig mit der alten brechen muß. Daß der Zunftformel­fram aber durchaus nicht im Stande ist, das zu schaffen, was die hier vorgeführten Lehranstalten unter meist ungünstigen Umständen hervor­gebracht haben, wird jeder vernünftige Mensch zugestehen müssen, ebenso daß wir, um mit dem Auslande zu konkurriren, qualitativ besseres leisten müssen wie bisher. Also nochmals, bessere Erziehung der Ar­beitskräfte ist das erste und wichtigste Mittel zur Hebung der Gewerbe! Fr. Nauert.

Die Erde vom Monde und vom Planeten Mars aus ge­sehen.( Bilder Seite 436.) Unser Blick erhebt sich von der Erde empor zu den Himmelskörpern, die den Menschen von altersher zu den Fragen veranlaßten, wie seid ihr beschaffen, was geht auf euch vor, leben auf euch auch Wesen, die empfinden und denken und wie wir Menschen uns nähren und den Zusammenhang der Dinge zu erforschen trachten? Aus den übereinstimmenden Schöpfungssagen aller Völker ersehen wir, daß es neben der Sonne der Mond wegen seiner Größe und seiner Gestaltverwandlungen gewesen ist, der in frühester Zeit be­Seit Erfindung der Vergrößerungsgläser hat der obachtet wurde. bleiche Nachtgeselle, dem das Mittelalter alle möglichen Beziehungen zur Erde und ihren Bewohnern andichtete, an Bedeutung verloren. Auf der kahlen, trockenen und von vulkanischen Eruptionen zerrissenen Mondoberfläche wird es wohl kein organisches Leben, folglich auch keine Mondbewohner, die gleich uns geartet wären, geben. Gäbe es aber solche, so müßte ihnen unsere Erde einen großartigen Anblick bieten ( f. Bild: Erde vom Monde aus gesehen). Dieselbe präsentirt sich hier als leuchtende Scheibe von etwa viermal so großem Durchmesser als der des Vollmonds, übertrifft also sowohl Sonne als Planeten weit an scheinbarer Größe, sie zeigt Phasen, gerade wie wir dieselben am Mond beobachten, die in der schönsten Uebereinstimmung mit den Be­dürfnissen des Mondtags( der gleich 15 Erdtagen ist) stehen. Sie ist nämlich voll um Mitternacht, im letzten Viertel bei Sonnenaufgang, neu zu Mittag und im ersten Viertel am Abend, sodaß ihr Licht stets das der Sonne ergänzt. Bei ,, voller" Erde fönnte der Mondbewohner Meere und Kontinente unterscheiden, er würde den weißen Schimmer des Eises und Schnees an den Polen , das Schwimmen der Wolken­schichten in der Luft sehen können. Die Atmosphäre, welche das Licht der millionen Sterne bricht, umgibt die Erdscheibe wie ein bleicher Hof. Von dem Planeten Mars aus, der 32 millionen Meilen von der Sonne absteht, gestaltet sich das Bild der Erde wesentlich anders. Da näm­lich die Erde innerhalb der Marsbahn steht, so ist sie demselben am nächsten, wenn sie gerade zwischen ihm und der Sonne steht. Allein dann kehrt sie ihm ihre beschattete Seite zu und ist deshalb unsichtbar. Entfernt sie sich aus dieser Stellung, so wird ein Theil ihrer Ober­fläche sichtbar, und zwar ein um so größerer, je näher sie der entgegen­gesezten Stellung kommt. Da aber hierbei gleichzeitig ihr scheinbarer Durchmesser sich beträchtlich verringert, so wird der Punkt der größten Helligkeit ungefähr mit einem Biertel" zusammenfallen. Dann er­scheint die Erde den unbewaffneten Augen der Marsbewohner als ein heller Stern, durch das Teleskop aber als großer Halbmond, genau so, wie sich der Planet Venus für uns darstellt. In der That ist, wie Venus für die Erde, so die Erde für den Mars Morgen- und Abend­stern. Den Marsbewohnern erscheint die Erde( der größere Stern in der Mitte des Bildes) größer als uns Jupiter, und ihr Glanz ist so hell, daß sie selbst bei Tage sichtbar sein muß. Gibt es denn Marsbewohner? Die Astrophysik hat uns mit Hülfe der Spektralana­Tyse über die physikalische Beschaffenheit der Planeten in der neuesten Zeit überraschende Aufschlüsse ertheilt. Die exakte Forschung erfordert dringend die Annahme, daß auf Weltkörpern, welche eine der Erde ähnliche Beschaffenheit besißen, auch Wesen leben, welche den Erdbewoh­neen ähnlich sind und nach Darwins Abstammungslehre ist zu erwarten, daß auf den Planeten, welche, älter als die Erde, ihr bereits in der kosmischen Entwickelung vorauseilten, Wesen existiren, welche dem Men­schen an Itelligenz und Erkenntniß überlegen sind. Der Mars ist ein solcher Planet. Seine Atmosphäre gleicht nach den neuesten teleskopi schen Betrachtungen der unseren, Wind, Wolken, Regen, Schnee und Eis, der Wechsel der Jahreszeiten, verschiedene Klimate sind ihm ebenso eigen, wie der Erde, und da der Mars nach Schiaparelli's Unter­