ferner Kohlensäure in sehr wechselnden Mengen; zuweilen auch etwas Schwefelwasserstoff, der sich durch seinen, faulen Eiern ähnelnden, Geruch bemerklich macht. Es kommen ferner gelöst vor Verbindungen von Kalium, Natrium und Ammoniak, des Kalks und der Magnesia, von Thonerde, Eisen und Mangan und zwar in Vereinigung mit den Säuren: Kohlensäure, Schwefelsäure, Salpetersäure und Kieselsäure, sowie mit Chlor. Endlich sind allemal, in gleichfalls sehr wechselnden Verhältnissen, organische Stoffe in jedem Wasser vorhanden und zwar theils als lebende pflanzliche oder thierische Individuen oder Keime, theils als Zerseßungsprodukte von solchen.

Die vollständige chemische Analyse und Bestimmung der rela­tiven Mengen all' dieser Substanzen in einem gegebenen Wasser. ist eine sehr umständliche und gehört zu den schwierigsten Arbeiten eines Chemikers in einem gut eingerichteten Laboratorium; für den Laien ist sie völlig undurchführbar, und es hat daher auch die Beschreibung des anzuwendenden Verfahrens wenig Interesse. Es genügt aber für den praktischen Bedarf meistens die Bestim­mung einiger wenigen Stoffe, die für den jedesmaligen Zweck des Wassers von wesentlichem Einfluß sind.

Als solche sind zu berücksichtigen: beim Trinkwasser in erster Linie die Menge der organischen Körper oder der Salpetersäure

32

( die meistens als Zersegungsprodukt der organischen Körper auf­tritt), des Kalks und der Magnesia. Wenn die Quantität dieser Stoffe eine gewisse Größe übersteigt, erachtet man das Wasser als ungenießbar. Bei Speisewasser für Dampffessel muß haupt­sächlich die Menge von Kalt, Magnesia und Eisen in Verbindung mit Kohlen- und Kieselsäure bestimmt werden, wenn man beab­sichtigt, durch geeignete Zusäße aus einem kalfreichen oder harten Wasser ein faltarmes oder weiches zu machen und dadurch den Absatz von Kesselstein zu vermindern. Für den Gebrauch eines Wassers zum Waschen macht sich ein hoher Kaltgehalt gleichfalls unangenehm bemerklich, weil derselbe sich mit der Seife zu einem unlöslichen, fettsauren Kalfsalz umsetzt, wodurch die reinigende Wirksamkeit derselben verringert wird. Wird ein hartes Wasser zum Kochen von Hülsenfrüchten benutzt, so zeigt sich die Erschei­nung des sogenannten Hartkochens", daherrührend, daß der Kalt mit dem Bestandtheil Legumin" der Hülsenfrüchte eine unlösliche Verbindung eingeht, die das Wasser nicht in das Innere derselben eintreten läßt, wodurch sie alsdann nicht voll­ständig gar werden. Auch den Bierbrauern ist ein großer Kalk­gehalt des Wassers hinderlich, da er das Quellen des Malzes und die Gährung der Würze verzögert. Wenn wir ferner noch darauf aufmerksam machen, daß unter Umständen ein größerer

Baldurs Tod.( Seite 39.)

Eisengehalt dem Färber unerwünschte Veränderungen seiner be­absichtigten Farbe veranlassen kann, sowie ein Kochsalzgehalt in Zuckerfabriken leicht zum Feuchtwerden der Zuckerbrote führt, und übernormale Beimengung von Salpetersäure das Erhärten des Mörtels in Gebäuden verzögert und ihn weniger fest werden läßt, so ist ein gewisser Widerstreit der Interessen bei der Aus­wahl von Wasser zur Versorgung einer ganzen Stadt ganz be­greiflich.

In den meisten Fällen wird das Wasser nur auf seinen Gehalt an kalt und Maguesia, an Salpetersäure und organischer Sub­stanz untersucht.

Der Kalkgehalt oder die sogenannte Härte des Wassers wird ziemlich allgemein in der Weise bestimmt, daß zu einem genau abgemessenen Quantum desselben eine verdünnte Seifenlösung von einem vorher bestimmten Gehalt an ganz reiner Kali- oder Natronseife gesetzt wird, bis nach mäßigem Schütteln der Schaum nicht mehr verschwindet. Das ist nämlich der Zeitpunkt, da alle im Wasser vorhandenen Kaltsalze mit der Fettsäure der Seife sich zu unlöslichem, fettsauren Kalt, welcher keinen Schaum bildet, umgesetzt haben, da also ein Ueberschuß an Seife vorhanden zu sein beginnt. Die gefundene Härte wird in Graden ausgedrückt und diese bezeichnen in Deutschland die Einheiten von Kalk, die in 100 000 Theilen Wasser enthalten sind. Es bedeutet also z. B. die Angabe von 10 Grad Härte, daß in 100 000 Theilen von irgend einem ungekochten Wasser 10 Theile Kalk( oder auch gleichwerthige Mengen von Magnesia, welche ganz dieselbe

|

Wirkungsweise zeigt), gleichviel an welche Säure gebunden, ent­halten sind. Diese Bestimmung ist für die Technik ganz besonders wichtig. Man nimmt ziemlich allgemein an, daß für Trinkwasser der Härtegrad 18 nicht überſtiegen werden soll.

Die Gesammtmenge der organischen Substanz läßt sich gleich­falls auf eine einfache Weise mit genügender Genauigkeit be­stimmen mittels übermangansaurem Kalium( auch mineralisches Chamäleon genannt). Die Auflösung dieses Salzes hat eine intensiv violette Farbe, welche auf Zusatz von Wasser, das orga­nische Substanz enthält, in ein schmutzigblasses Gelb umgewandelt wird, indem sich beiderlei Substanzen zerseßen. Sobald also bei tropfenweisem Zuseßen die violette Farbe in einer Lösung von Chamäleon von bestimmtem Gehalt nicht mehr verschwindet, ist in dem zu prüfenden Wasser sämmtliche organische Substanz zer­setzt. Nach Pettenkofer darf ein brauchbares Trinkwasser nicht mehr, als 5 Theile durch übermangansaures Kalium zersetzbare organische Substanz in 100000 Theilen Wasser enthalten.

Die Gegenwart von Salzsäure wird als ein Zeichen ange­sehen, daß im Wasser Zersezung organischer Substanz stattfindet oder stattgefunden hat. Ihre Anwesenheit ist nach angestellten Versuchen im stande, die Entwicklung von Bakterien zu befördern, welche der Salpetersäure gradeso Sauerstoff zu ihrem Lebens­prozeß entnehmen können, wie höher organisirte Thiere der Luft. Man bestimmt die Salpetersäure im Wasser mittets Brucin( ein dem bekanntern Strychnin verwandter Stoff), welches sich ent­sprechend der zunehmenden Menge von Salpetersäure und bei