Wasser. Oben am Neße ist eine starke mit demselben gleichlaufende und gleichlange Leine, die ,, Semm", befestigt, in welcher das Netz hängt. An diese Semm" sind wiederum in Zwischenräumen von 13 Fuß Leinen befestigt, die, 15 Fuß lang, am Ende die ,, Bümpel" tragen. Diese Pümpel sind teulenförmige Holzstückchen, die den Zweck haben, das Nez aufrecht im Wasser zu halten und gleichzeitig, auf dem Wasser schwimmend, den Stand des Nezzes anzugeben. Während nun das Garn über Bord gleitet, hat der Knecht die Pümpel ins Wasser zu befördern, sodaß dieselben in gleicher Entfernung von einanderstehen. ( Fortsetzung folgt.)
Ein Judianerüberfall.( Bild Seite 105.) Es gibt Menschen, die den Werth der fortschreitenden Civilisation durchaus nicht begreifen wollen. Der Kulturfortschritt vernichtet unbarmherzig die alten Lebensbedingungen, Anschauungen und Gewohnheiten. Wie stark die Macht der Gewohnheit und des Vorurtheils gegen das Neue ist, davon haben wir aus dem Leben der civilisirten Nationen mehr als genügende Beispiele. Es ist daher kein Wunder, wenn wir dieselben Erscheinungen bei jenen unter dem Namen Indianer bekannten Ureinwohnern Amerikas antreffen. Für diese ist die Einführung der Civilisation gleichbedeutend mit ihrer Bernichtung, und selbst das die allgemeine Menschenliebe predigende Christenthum ist bisher nicht im stande gewesen, diesen Glauben zu erschüttern. Selbst da, wo die Jesuiten mit dem christlichen Glauben die Gebräuche und Berufsbethätigungen der weißen Rasse bei den Rothhäuten eingeführt hatten, verschwanden bei den letzteren diese neuen Sitten wieder von dem Moment an, in dem ihre Lehrer ihnen den Rücken kehrten. Man hat behauptet, daß der Indianer infolge seiner Rassenanlage anders denke und fühle, als der Europäer, weswegen er das Wesen der Kultur des letzteren garnicht erfassen könnte. Inwieweit dies richtig ist, mag von berufenerer Seite untersucht werden, die Thatsachen scheinen allerdings dafür zu sprechen. Soviel steht fest, der Indianer weiß oder fühlt, daß er bei Annahme der Kultur der weißen Völker seine bisher innegehabte Lebensposition, also sich selbst, aufgeben muß, er wehrt sich deshalb und führt den Kampf ums Dasein bis aufs Messer, wodurch er aber grade das noch rascher herbeiführt, was er zu verhindern beabsichtigt: seine gänzliche Vernichtung. Die vielen blutigen Fehden mit diesen hartnäckigen Bolts stämmen veranlaßten bereits im Jahre 1825 den Kongreß zu Washington, alle Indianer vom östlichen Gebiet des Mississippi über die westliche Grenze des Staates Illinois in das 3487 Quadratmeilen umfassende jezige Indianergebiet zu verweisen. Manche fügten sich gutwillig, andre Stämme mußten gewaltsam zur Uebersiedlung gezwungen werden. So die Seminolen 1832, die Tschirokesen 1838. Es wurden von den Unionsstaaten Superintendenten und Agenten eingesetzt, welche die Verträge zu überwachen haben, und seit 1851 ist vom Kongreß ein Indianeramt eingerichtet worden. Am 23. September 1851 wurde zu Fort Laramie mit den Stämmen der Sioux, Araphanas, Crows, Assiniboins und Arrifanas ein ,, ewiger Friedens- und Freundschaftsvertrag" ab= geschlossen; doch war, wie die späteren Kämpfe zeigen, die Ewigkeit" von sehr kurzer Dauer. Einzelne Stämme, wie z. B. die ,, Nation der Tschirokees", haben sich allerdings nach mehreren übereinstimmenden Nachrichten den civilisatorischen Bestrebungen der Unionsregierung nicht abgeneigt gezeigt, haben Schulen, Gerichte, Akademien, und damit es am besten nicht fehle, Polizei und eine Verfassung, eingeführt, treiben Ackerbau u. dgl. Das dürfte jedoch keinen besonders wichtigen Beweis für die Entwicklungsfähigkeit dieser Rasse abgeben, wenn man in Betracht zieht, daß verschiedene Stämme bereits bei der Besizergreifung Amerikas durch die Europäer eine relativ höhere Kulturstufe einnahmen, und wenn andrerseits zugleich die Abnahme der Bevölkerungszahl dieser Stämme gemeldet wird. Bemerken doch diese günstig lautenden Berichte selbst von den offenbar gebildetsten und civilisirtesten Indianern", daß noch viel fehle, um ſagen zu können, sie seien wirklich civilisirt". Andere, wie die schon genannten Sioux, die Kiowas , Chevanees, Arrapohoes, Crows und Comanches, trieben ihre Raubzüge und mit bestialischer Grausamkeit ausgeführten Kriege gegen die verhaßten ,, Blaßgesichter" ruhig weiter. Die zahlreichen Berichte über die Ueberfälle, Ausplünderungen und Zerstörungen der Eisenbahnzüge, Postwagen und Stationshäuser, Auswandererzüge u. s. f. können wir hier füglich übergehen. Es genügt, zu bemerken, daß die in fortwährender Gefahr schwebenden Farmer gleichfalls zu den schlimmsten Repressalien griffen, fich Bluthunde gegen den grausamen und gefährlichen Feind anschafften, und daß die Yankees die Indianer nur noch als Raubthiere betrachteten, deren Ausrottung förmlich als verdienstlich hingestellt wurde. Anfälle, 1862 von den Sioux und Dakotas ausgeführt, hatten neben den zahlreichen Ermordungen von Weißen beiderlei Geschlechts, den Verstümmelungen und Schändungen der Frauen zur Folge, daß 20 bis 30 000 Menschen aus ihren Wohnsißen entfliehen mußten. Die wenigen
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Soldaten, welche wegen des Krieges der Nordstaaten mit den Rebellen des Südens zu Hülfe kommen konnten, wurden gleichfalls niedergemacht. Als Charakteristikum zu letzterem Ueberfall der Indianer mag jedoch angeführt werden, daß diese von den Sklavenbaronen des Südens dazu aufgestachelt worden waren. Um die Reisenden vor den rothen Barbaren zu schüßen, hat man an den gefährdetsten Verkehrsstraßen einige fleine, allerdings wenig bemannte Forts angelegt. Namentlich in jenen großen Prairien, die sich vom Missouri bis zu den Rocky Mountains ( Felsenberge) und von dort bis zu den Bergen der Sierra- Newada erstrecken. Letztere dehnt sich vom Norden nach Süden 550 Meilen aus und besitzt nach den Schilderungen von Reisenden Partien, die an Pracht und Schönheit mit der schweizer Alplandwelt wetteifern. Daß diese Gegend bisher weniger besucht wurde, hat wohl meist seinen Grund in der geschilderten Gefahr, die durch unsere Illustration sprechend veranschaulicht wird. Es ist einer von jeuen oben genannten besonders feindlichen Stämmen, der den Postwagen von Wells, Fargo& Comp. angefallen und der vielleicht die Reisenden mit sammt ihren bewaffneten Beschüzern vermittels der wohlgezielten und mit dem bekannten" indianischen Pfeilgift getränkten Pfeile ins Jenseits spedirt. Tomahawk und Stalpirmesser werden vollenden, was die erstere Waffe übrig gelassen. Die wenigen, die durch einen glücklichen Umstand der sehr nahen Todesgefahr in dem wüsten Oberland entgehen, verzichten wohl auf den ersehnten Genuß der Romantik in den Sierra- Nevada- Bergen und machen rechtsumkehrt, froh, mit dem Schrecken davongekommen zu sein. Dem Tode geht der Indianer mit stoischer Ruhe, wenn nicht mit Gleichgültigkeit entgegen, und man hat wohl nicht Unrecht, wenn man in dieser Geringschäzung des Lebens das größte Hemmniß für eine fortschreitende Gesittung sieht. Wir möchten aber darin auch einen Beweis für die Unzulänglichkeit der Christianisirung dieser Völkerschaften sehen, da das Christenthum ja in einem seiner Fundamentalsäße, die Ertödtung des Fleisches und der darin liegenden Verneinung des irdischen Seins, hierin ihnen entgegenkommt. Die Thätigkeit der Missionäre wird deswegen auf diesem Gebiet wohl weniger durch die christlichen Lehren an sich genügt haben, als durch die Förderung allgemeiner Kultur, bürgerlicher Berufsarbeit u. 1. w. Bei Vernachlässigung des letteren mußte ein Erfolg für die erstere ausbleiben. Die Schwierigkeiten, welche diesem Bestreben die 5-600 Sprachen der Indianer entgegenstellten, wollen wir nicht verkennen, aber sie sind doch nur untergeordneter Natur gegenüber der jahrtausende alten Gewohnheit des Jäger- und Nomadenlebens. Mehr Aussicht auf Erfolg dürften die Reformbestrebungen der Vereinigten Staaten haben, aber die rapide Entwicklung der weißen Völker Amerikas wird aller Wahrscheinlichkeit nach diese in ihren Anschauungen und Gebräuchen verknöcherten Volksstämme überfluthen und total vernichten, bevor noch das Werk der Regeneration zum Abschluß gelangt ist.
Aus allen Winkeln der Zeitliteratur.
nrt.
Politische Gleichstellung der Frauen in Oregon . Ameritanische Zeitungen meldeten gegen Ende Oktober: Die Legislatur des Staates Oregon hat eine Abänderung der Verfassung zu Gunsten des Stimmrechtes der Frauen vorgenommen." Der Staat Oregon , der seit Jahren bereits weibliche Aerzte und Priester aufzuweisen hatte, und demnächst seinen Verwaltungskörper durch weibliche Richter ergänzen wird, grenzt südlich an Neukalifornien, westlich an den Stillen Ozean, nördlich an Neuhannover und östlich an das Felsengebirge, welches ihn von dem Distrikt der Hudsonkompagnie trennt. Wenn die Verwendung der Frauen im Staatsdienste in Oregon sich bewährt, so wird sie sicherlich auch in anderen Territorien Amerikas bald nachgeahmt werden.
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T.
Perlen sind um deswillen kostbar, weil die Perlenfischerei mit großer Lebensgefahr verknüpft ist. Im persischen Golf haben im verflossenen Jahre 30 Taucher ihren Tod gefunden während der Werth der gefischten Perlen auf 6 mill. Mark geschätzt wird.
Sprechsaal für jedermann.
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Wo befindet sich Mr. Charles Richter, Schlosser und Eisenarbeiter, 42-44 Jahre alt, geboren in Wermsdorf bei Dschatz( Sachsen ). Derselbe hatte im Mai 1871 die adresse: Ch. Richter, care of G. Burkhardt, Nr. 5 Frankfort- Str. New- York , City, und wohnte im Februar 1872 bei Mr. Hegerlein, Nr. 11 Rose- Str. New- York , wo er verheiratet war. Derselbe wird gebeten, seine Adresse an Carl Richter( Familie Schindler) Crimmitschau - Wahlen, Sachsen , behufs wichtiger Mittheilung gelangen zu lassen. Alle befreundeten Blätter werden um Abdruck gebeten.
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Inhalt. Die Schwestern, Roman von M. Kautsky( Fortsetzung). Ein Musterinstitut für volksthümliche Naturkunde; der botanische Garten zu Breslau , von Rothberg- Lindener( Schluß). Tschungkue, das Reich der Mitte. Studie von Maximilian Dittrich( Schluß.) Mein Freund, der Klopfgeist. Eine Spiritistengeschichte aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, von H. E.( IX.) Störfang in der Elbe ( mit Illustration). Ein Indianerüberfall( mit Illustration). Aus allen Winkeln der Zeitliteratur. Sprechsaal für jedermann.
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