Wer Hofe- Gunst genießt und nimmt Tabak in Brauch Dem bleibt zum meisten Asch und was er nießt ist Rauch." Viel Sprachen reden können, ziert einen Hofe- Mann Wer, was der Esel redet, der ist am besten dran."

Wer bei Hofe hat Genade, Ist bei Allen sonst verhaßt; Ist es doch wie bei den Hunden, Wenn der Ein' ein Bein gefaßt."

Den Brief- Adel" hönt er:

,, Wo ein gemalter Brief und ausgekaufte Bullen Wer edel noch nicht ist, erst edel machen sollen, So fann wol eine Maus des Adels sich vermessen, Die einen solchen Brief hat unverseh'ns gefressen."

Mit wahrem Ingrimm fällt er über die Sucht der Aus­

länderei her:

,, Narrenkappen sammt den Schellen, Wenn ich ein Franzose wär',

Wollt ich tragen, denn die Deutschen  Gingen stracks wie ich daher."

,, Frankreich   hat es weit gebracht, Frankreich   kann es schaffen,

Daß so manches Volk und Land, Wird zu seinem Affen."

,, Die Mode will nach ihrem Sinnen, Auch ganz der Leiber Glieder zwingen. Kein bessrer Rat: das Kinderzeugen, Ist nur Franzosen zu verdingen."

Seinen lieben Deutschen   ruft er in komischem Pathos zu: Bleibt beim Saufen, bleibt beim Saufen, Sauft ihr Deutschen   immerhin,

Nur die Mode, nur die Mode

Laßt zu allen Teufeln zieh'n."

Doch was hilfts?

,, Ein rinderner Verstand und Kälberne Geberden,

Dabei ein wölfisch Sinn, sind brauchlich jetzt auf Erden."

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Nicht übel ist seine Definition des Kusses:

,, Der Mund ist ein Altar, das Opfer ist das Küssen, Das Priestertum allhier will Jedermann genießen." Dabei meint er aber:

,, Wer in der Liebe lebt, ist bei Vernunft doch toll, Wer in der Liebe lebt, ist nüchtern dennoch voll."

und fügt der Deutlichkeit wegen bei:

,, In einem Weiberrocke, In einem Bienenstocke

Steckt Schaden und Genieß Erget und auch Verdrieß."

Logau   liebte als richtiger Schlesier den Wein- er war kein Vererer des Gambrinus:

,, Gott   machts gut und böse wir, Er bräut Wein, wir aber Bier."

Das Trinken ist ein altes, deutsches Nationalleiden; der Dichter kennt die Macht, welche der Saft der Rebe über seine Lands­Leute hat und spricht dies auch mit vollster Deutlichkeit in fol­gendem Spruch aus:

,, Sucht Warheit wer im Wein und findet sie im Wein, Der wundre sich nicht mer, daß Deutsche   redlich sein." Wenn einen Bachusknecht ich voll von Weine schau, Ist solche Sau halb Mensch und solcher Mensch halb Sau."

Wer vielleichte soll ertrinken, Darf ins Wasser nicht versinken, Alldieweil ein deutscher Mann, Auch im Glas ersaufen kann."

Die heitere Freude am Dasein vermag der Dichter sich leider nicht auf die Dauer zu erringen. Das Feld seiner Tätigkeit läßt seine Seele unbefriedigt, das Schicksal drückt schwer auf seinen Schultern und ein äßender, bitterer, menschenverachtender Spott klingt mer und mer aus seinen Sprüchen. Zuletzt dringt noch ein schlimmerer Feind als die Dürftigkeit hartnäckig auf ihn ein, untergräbt seine Kraft und lämt sein Schaffen: das ist

Die Unvernunft stet gloßend am Steuer und läßt sich in der die Gicht. Wie Jakob Balde  , ein lateinisch dichtender Zeitge­Dummheit nicht irre machen:

,, Diogenes   ist todt; wenn dieser lebte heute,

Er leuchtete sich tot, eh' als er fände Leute."

Da hält denn der Poet zeitweise Einker im Engern"; er fiet das Tun und Treiben der kleinen, um ihn krabbelnden Leutchen an, schildert ihre Schwächen, Gebrechen und Narrheiten mit er­gözlicher Laune und wird nicht müde mit seinen Variationen über Liebe und Wein. Gävs nur keinen Wein und keine Weibertränen", klagt Goethe   irgendwo; Logau   singt:

,, Ein Wasser ist mir kund, das den, der drein nur blickt, Mer als der stärkste Wein in Unvernunft verzückt: Der Liebsten Tränen sind's, die oft den stärksten Mann, Betören, daß er schwarz von weiß nicht sondern kann." Seiner Weisheit letzter Schluß in diesen Dingen lautet:

Wer one Weiber könnte sein, wär frei von vielen Beschwerden, Wer one Weiber wollte sein, wär nicht viel nuß auf Erden."

nosse, im Hinblick auf seinen zusammenschrumpfenden Körper den scherzhaften Orden der Dürren" stiftete, so suchte auch Logau anfänglich seine Leiden wegzuspotten. Er schiebt die Schuld auf den Wein, aber beim Wassertrinken, findet er, könne man un­möglich dichten; er werde drum der Poesie entsagen müssen, wenn ihn Apollo nicht etwa durch eine Flasche Hippokrene be= geistere, da er mit dickverpackten Füßen und one Stiefel und Sporn das Dichterroß nicht besteigen könne. Allein bald wollten ihn die Schwingen seiner Phantasie nicht mer zur Höhe tragen und sein Dasein verdüstert sich mer und müde der Pilgerfart schreibt er die Worte nieder:

,, Das Beste, was ein Mensch in dieser Welt erlebet Ist, daß er endlich stirbt und daß man ihn begräbet, Die Welt   sei wie sie will, sie hab auch, was sie will Wär Sterben nicht dabei, so gälte sie nicht viel." Gewiß der Mensch ist nicht nur zum Leben geboren, sondern auch zum Sterben!

R. R.

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Ein flandrischer Hund.

Aus dem Englischen von Quida.

Für die ,, N. W." mit Erlaubnis der Verfasserin übersezt von L. v. d. Wieseck  .

Eines Tages nach ungefär zwei Jaren dieses langen und tötlichen Märtyrertums zog Batrasche, wie gewönlich, seinen Karren auf einer der geraden staubigen, langweiligen Straßen, die zur Stadt des Rubens füren.

Es war im Hochsommer und stechend heiß. Der Karren war ser schwer, noch schwerer als sonst mit Töpfer-, Eisen- und Blechwaaren beladen. Sein Herr nam keine Notiz von ihm, außer dann und wann durch einen wolgezielten Peitschenhieb, unter dem der arme Patrasche zusammenzuckte.

Der Brabanter hatte nach seiner Gewonheit bei jedem Wirts­haus an der Straße Halt gemacht, um sich mit Bier zu er frischen, aber er hatte Satrasche verboten, einen Moment still zu

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( 1. Fortsegung.)

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stehen und aus dem Kanal zu trinken. Von der Mittagssonne verbrannt, auf der glühenden Landstraße, seit vierundzwanzig Stunden one Narung, und was schlimmer seit zwölf Stunden one einen Tropfen Wasser, blind von Staub, wund von Schlägen, stumpfsinnig von dem erbarmungslosen Gewicht, das ihm anhing- taumelte Patrasche mit einem mal, schwankte hin und her und fiel zu Boden.

Er fiel hin, mitten auf der weißen, glühenden, staubigen Landstraße, im vollen Sonnenbrander war zu Tod frank und lag bewegungslos da etwas Schaum vor dem Munde. Sein Herr verabreichte ihm die einzige Arznei, welche er kannte: Fußtritte, Flüche, Hiebe mit einem eichenen Prügel

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