Periode der Judenverfolgung in Spanien volle 125 Jare dauerte und der Keßerhaß wärend dieser langen Zeit eher stetig zunam, als erlahmte, so konte die gelegentliche Entdeckung nicht aus bleiben, daß sich das Judentum in seiner vollen Glaubenskraft unter dem Mantel äußerlichen Christentums forterhielt. Sofort traten Bedrückungsmaßregeln wider die geheimen Juden in Kraft. Fortan taufte man in Spanien die Juden, wo man solcher habhaft wurde, gewaltsam und behandelte sie dann akkurat so, als wenn sie noch nicht getauft wären. Sie mußten die Juden steuer fortbezalen, durften nicht als Zeugen vor Gericht erscheinen, hatten sich auf jeder Reise den Geistlichen der Drte, die sie be­rürten, vorzustellen und sich über die Dauer ihres Aufenthalts von diesen eine Bescheinigung ausstellen zu lassen, waren ge­zwungen, sowol die jüdischen, als die christlichen Feiertage unter geistlicher Aufsicht zu verleben und wurden, wenn sie bei der Feier irgendeines jüdischen Festes, selbst bei dem Versuche der Sabbatheiligung, erwischt wurden, von der allezeit geldbedürftigen Kirche sofort in Sklaverei verkauft.

Wie man den armen Kerlen damals zusezte, get unter vielem andern aus folgender Erklärung hervor, welche die Juden von Toledo 654 freiwillig" abzugeben gezwungen wurden:

" Wir haben zwar schon unter dem König Chintilla gelobt, im katolischen Glauben zu verharren, aber unser Unglaube und der angestante Irrtum von unsern Vorfaren haben uns gehindert, Christus als unsern Herrn anzuerkennen. Jezt aber versprechen wir freiwillig für uns, für unsere Frauen und Kinder, daß wir uns nicht mer mit den Riten und Bräuchen des Judentums be­fassen wollen. Wir wollen nicht mer mit ungetauften Juden verdammenswerten Andenkens(!) Umgang pflegen, nicht mer aus den Stammesgenossen heiraten, nicht mer den Bund Abrahams üben, nicht Passah, Sabbate und andre jüdische Feste feiern, nicht mer die Speisegeseze des Judentums beobachten, überhaupt nichts mer von demjenigen halten, was die Sazungen der Juden und deren verabscheuungswürdige Gewonheiten vorschreiben. Wir wollen vielmer mit aufrichtiger Hingebung gemäß der Evangelien und der apostolischen Tradition glauben und bekennen und die Kirchenvorschriften one List und Schein beobachten."

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Den besten Willen, allen, auch den rücksichtslosesten Zu­mutungen der biederen christlichen Menschenbrüder zu willfaren, fann man dieser Erklärung gewiß nicht absprechen, aber es waren doch obstinate Burschen, diese Juden sie konten die Erklä­rung nicht schließen, one sich wenigstens in einer, für moderne Anschauungsweise komischen Beziehung wider die alleinselig­machende Religion unbotmäßig zu zeigen und damit sich unfelbar den Himmel zu verscherzen. Sie furen nämlich fort: Nur eines ist uns unmöglich: Schweinefleisch zu genießen; wir können den Widerwillen dagegen nicht unterdrücken. Wir versprechen indes", sezten sie sofort aus Angst vor den Folgen der unchrist­lichen Schweinefleischverachtung hinzu, dasjenige, was mit Schweinefleisch gefocht ist, one Scheu zu genießen. Derjenige unter uns, der sich eine Uebertretung des Versprechens zu Schulden kommen läßt( also der z. B., dem ein mit Schweinefleisch gekochtes Gericht troz besten Willens auch nur eine Miene des Widerwillens abnötigt!), soll durch uns selbst oder durch unsere Söne mittels des Feuers oder der Steinigung getötet werden. Dies alles beschwören wir bei der Dreieinigkeit."

Daß es wirklich den armen spanischen Juden jener Zeit noch als eine Heldentat angerechnet werden muß, dieses Wagnis, sich gegen den Schweinefleischgenuß zu erklären, erhellt auch aus den gelinderen Strafen, als der Feuertod oder der durch Steinigung war. Mit Geißelhieben, Abschneiden der Stirnhaut, Abschneiden der Nase, Dren oder dergleichen damals für einen Juden als ent­berlich angesehener Körperteile, ferner mit Konfiskation alles Besiz­tums ging man gegen die bedauernswerten Kinder Jsraels vor, wenn man glaubte, noch einige Ursache zu haben, sie zu schonen. Den Eindruck eidlicher Verpflichtungen, wie die eben wiedergegebenen, möglichst zu erhöhen, durften sie sich meist nicht mit der Beteuerung bei der heiligen Dreieinigkeit begnügen. Sie mußten z. B. auch schwören: Bei dem Gotte Israels, bei Christus, dem Einen in der Dreiheit, bei der Religion der Apostel und Heiligen, bei dem Evangelium, bei den Plagen Aegyptens , bei dem Strafgericht über Datam und Abiram, bei den Schrecken des jüngsten Gerichts vor Christi Tribunal," und bei manchem ( Schluß folgt.) andern sonst noch.

Gesundheitsschädliches Petroleum.

Seitdem vor einigen Jaren in mereren Blättern auf die häufigen Fälschungen des Petroleums und die möglichen gefärlichen Folgen hin­gewiesen und die Notwendigkeit betont wurde, für das in dem häus­lichen Gebrauch zuzulassende gewisse Normalanforderungen hinsichtlich des spezifischen Gewichts und des Siedepunkts aufzustellen, ist dieses Leuchtmaterial in der Tat mit aufgenommen worden in das Gesetz gegen Fälschung von Narungs- und Gebrauchsstoffen. Wir harren nun alle mit Spannung einer scharfen Durchfürung desselben in Stadt und Land, als deren Folge wir ja erst die erhofften allgemeinnützlichen und -schüßlichen Wirkungen eintreten zu sehen erwarten können. Wärend man nun angeblich noch mit der Prüfung von Apparaten beschäftigt ist, durch welche die maßgebenden physikalischen Eigenschaften des Petro­leums in gleichmäßiger und zuverlässiger Weise festgestellt werden sollen, dürften noch einige Hinweise auf chemische Verunreinigungen an der Zeit und am Blaze sein.

Als äußeres Zeichen für die Güte und Brauchbarkeit einer Petro­leumsorte wird an vielen Orten gemeinhin das Vorhandensein eines starken blauen Reflexes( eines blauen Schillers) angesehen. Das ist jedoch eine irrige Ansicht. Denn dieser bläuliche Reflex ist eine Eigen­schaft der retinolänlichen Kolenwasserstoffe mit hohem Siedepunkt, die sich dem Petroleum mitteilt, wenn dasselbe einen hohen Gehalt an diesen jogenannten Paraffinölen besizt. Diese Dele mit hohem Siedepunkt und spezifischem Gewicht von 0,850 dienen sogar häufig dazu, auf dem Wege der Mischung mit leichtflüchtigen Delen von 0,740 spezifischem Gewicht ein künstliches Petroleumpräparat herzustellen, das zwar das normale, mittlere spezifische Gewicht guten Petroleums zeigt, aber wegen der leichten Flüchtigkeit und Entzündlichkeit des Anteils von leichten Delen( der Essenz) explosionsgefärlich ist und häufig auch in der Lampe ungleich brennt, indem das leichtere Del zuerst im Dochte aufsteigt und verbrennt, wärend die rückbleibenden schweren dann viel schlechter brennen und leuchten.

Da das Leuchtgas ein unangenemer Genosse in Wonräumen ist, indem es bei seiner Giftigkeit und dem so leicht vorkommenden Undicht­werden von Rorverbindungen und Hänen, die es leiten und absperren sollen, schon so oft Krankheiten und tötliche Vergiftungen veranlaßt hat, sowie auch gefärliche Explosionen; da es ferner fast stets unruhig und flackernd brennt und sich dadurch den Augen sehr schädlich erweist, und dabei noch zumeist für den Konsum teurer ist, als Petroleum, so ist vorauszusehen, daß die Verwendung des Mineralöls sich noch weiter

steigern wird. Es sei daher hier die Aufmerksamkeit auf die Möglich­feit gelenkt, bei Verbrennung von Petroleum die Wonräume mit schäd­lichen Verbrennungsgasen anzufüllen.

Diese Möglichkeit ist gegeben durch einen im Petroleum häufig vorkommenden Gehalt an Schwefel, den es teils in Form von geschwe felten Kolenwasserstoffen, teils in Form von Schwefelsäure oder Unter­schwefelsäure enthält. Wol kein Rohpetroleum ist frei von Schwefel; manche Sorten, wie die pensylvanischen, enthalten äußerst geringe Mengen, andere so erhebliche, daß ihre Reinigung höchst beschwerlich ist. Die Entfernung gerade dieses in seinem Verbrennungsprodukte ser schädlichen Stoffes ist aber eine Hauptaufgabe einer guten Raffination. Ein geringer Schwefelgehalt des Rohpetroleums ist nicht gar schwierig durch Behandeln mit Säuren und Alkalien zu beseitigen, bei erhebliche­rem Vorhandensein geschwefelter Kolenwasserstoffe müssen energisch wir­kende Substanzen, wie Chromsäure, Chlor, Salpetersäure angewant werden. Häufig jedoch werden die Schwefelverbindungen gerade durch eine verwerfliche Art der Raffination erst dem Petrolenm einverleibt. Das geschiet besonders, wenn bei einem zu großen Gehalt des Brenn­stoffs an den oben erwänten Paraffinölen die Farbe für den Handel zu dunkel erscheint. Zur Abhilfe dieses kaufmännischen Felers behandelt E3 man solches Petroleum dann mit konzentrirter Schwefelsäure. verbindet sich nun diese Säure zum Teil mit dem schweren Paraffinöl zu einer in dem übrigen Del löslichen Verbindung, welche dann nicht, wie in anderen Fällen, durch Behandeln mit Wasser und Alkalien ent­fernt werden kann. Auf diese Art behandelte Dele enthalten daher häufig so erhebliche Mengen Schwefel oder Schwefelsäure und Unter­schwefelsäure, daß ihr Verbrennen in geschlossenen, bewonten Räumen höchst schädliche Einwirkungen auf die Gesundheit der Bewoner hervor­bringen kann. H. Bohl hat eine große Zal von Petroleumsorten un­tersucht, keine ganz frei von Schwefelgehalt, in nicht wenigen aber den warhaft alarmirenden von 2 bis 3 Prozent Schwefelsäure gefunden.

Bei dem großen Verbrauch von Petroleum als Beleuchtungs­material in geschlossenen Räumen und zumal in den am dichtesten be­wonten des Arbeiters und Handwerkers, wo zugleich die Ventilation die denkbar schlechteste zu sein pflegt, ist die Gefärdung der Gesundheit durch die Verbrennungsprodukte des Schwefels, die in einer von dessen Säuren bestehen, eine recht erhebliche. Diese Säuren greifen, in der Luft verflüchtigt, die Atmungswege und die Hirnnerven heftig an. Es sind bei Leuten, die viel bei Petroleumlicht arbeiten, des öfteren Augen­entzündungen und katarrhalische Affektionen der Atmungswege aufge­treten, für die der zu Rat gezogene Arzt lange Zeit auf keine Weise