Schillers im Jare 1825 heraus. Im Jare 1827 erschienen , German Romances'( deutsche, Romanzen, d. h. Märchen und Erzälungen) in vier Bänden, wo er aus den Erzälungen und Märchen deutscher Schriftsteller, als Musäus , La Motte Fonqué, Tieck , Hoffmann, Jean Paul und Goethe heraushob, was ihm seiner Nation am gemäßesten zu sein schien. Die einer jeden Abteilung vorausgeschickten Nachrichten von dem Leben, den Schriften, der Richtung des genanten Dichters und Schriftstellers geben ein Zeugniß von der einfach wolwollenden Weise, wie der Freund sich möglichst von der Persönlichkeit und den Zuständen eines jeden zu unterrichten gesucht, und wie er dadurch auf den rechten Weg gelangt, seine Kentnisse immer mer zu vervollständigen."
Die Sympatie, welche der junge englische Schriftsteller bei dem greisen Kunstheros fand, vermerte noch seine Begeisterung für deutsche Art und deutsche Kunst, und diente ihm als scharfer Sporn, der ihn vorantrieb.
Und doch kann man sich kaum größere Gegensäze denken, als Goethe und Carlyle : jener die verkörperte Form Maß und Maß und Rytmus; dieser die verkörperte Formlosigkeit- Maß verachtend und one Verständnis für Rytmus.
Er hat Mitte der zwanziger Jare einige Gedichte und Erzälungen verfaßt, die nur den Beweis liefern, daß sein Umgang mit der deutschen Literatur ihn momentan zu irrigen Anschauungen über seine eigenen Fähigkeiten verleitet hatte.
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Auch aus dem Französischen übersezte er, und zwar die Geometrie" von Legendre , der er eine, nach dem Urteil von Kennern ser verdienstvolle Abhandlung über Proportion" bei fügte.
Man siet, daß sein Geist sich noch nicht in bestimte Banen geworfen hatte, noch eines bestimten Zieles ermangelte.
Carlyle war nun 30 Jare alt, und obgleich, was er geleistet hatte, durchschnittlich als tüchtige Leistung betrachtet werden muß, so get es doch nicht über die Mittelmäßigkeit hinaus, und, wäre nicht ein Ereignis aufgetreten, das ihn in den Stand sezte, sei nem Geist Muße zu geben und ihn von den Ketten der Lohn schriftstellerei zu befreien, dann würde Carlyle aller War scheinlichkeit nach die traurige, wenn auch im ganzen höchst nüzliche Schar der literarischen Droschkengäule( ,, hacks", so nennt sie der Engländer bezeichnend) vermert haben, welche in der Tretmüle der Tagespresse- in Revien, Zeitungen 2c.- zu zu arbeiten verurteilt sind. Das Ereignis war eine Frau. Der Deus ex machina des Lebensteaters ist ja meist weiblichen Geschlechts, eine Göttin( dea), kein Gott ( deus); sie hieß Miß Jane Welsh , war das einzige Kind reicher Eltern und leitete ihren Ursprung direkt von John Knox , dem schottischen Refor mator ab, für den Carlyle stets eine hohe Bewunderung gefült hatte. Hochgebildet, ja sogar gelehrt sie war nach schottischer Art mit Knaben und Jünglingen zugleich auf der lateinischen Schule erzogen worden, und eine vortreffliche Lateinerin" dabei haushälterisch, energisch, gesund und für ihren Mann begeistert, dessen gefesselten Genius zu freier Entfaltung zu bringen sie als ihre Mission betrachtete, wurde dieses ausgezeichnete Weib wirklich der gute Dämon" Carlyle's , der Schmied seines schriftstellerischen Glücks, seiner Größe. Beide kanten sich seit 1819. Der Ehebund wurde aber erst im Jare 1825 geschlossen. Er war nun frei! Er brauchte nicht mer für's Brod zu schreiben; und nicht mer für's Brod zu schulmeistern, was ihm nachgerade um so peinlicher geworden war, je mer er sich von dem in englischen und schottischen Schulen eigens geforderten christlichen Dogma entfernt hatte.
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desto wertvoller sind sie dem Biographen Carlyle's . Der Inhalt ist ein phantastisch- alttestamentarisch- deistischer Panteismus, der jeder Definition spottet, und nicht verstanden, durch die phantastisch- originelle, in ihrem regellosen Reichtum verwirrende Sprache höchstens empfunden werden kann. Ein Christ ist Carlyle nicht gewesen das müssen die englischen Biographen seufzend notiren notiren aber er war auch kein Heide, kein Ungläubiger, am wenigsten war er Philosoph, oder gar materialistisch- ateistischer Philosoph: er war eben Carlyle . Der Geist Gottes offenbarte sich ihm in der Geschichte; er wurde und wird Fleisch in auserlesenen Menschen, aus denen dann Gott spricht, Gott handelt, wärend die große Herde der Menschen, des Gottesgeists unteilhaftig, stumpfsinnig aus eigenem Antriebe nichts zu ihrem Heil tun kann, und von den Auserlesenen, den Heroen, dem Heil zugetrieben werden muß, wie eine Herde Schafe.
Das ist, des Beis und Zierwerks entkleidet, der ,, Heroenkultus" ( heroworship), der aus dem Sartor Resartus uns anweht, und den Carlyle später noch in einer besonderen Schrift näher entwickelt hat. Dieser Heroenkultus macht die Grundlage seiner Welt- und Geschichtsauffassung aus.
Seiner Geschichts auffassung. Carlyle ist bei seiner Selbstschau zu der Erkentnis gelangt, daß die Geschichtschreibung das Gebiet ist, für welches seine schriftstellerischen Anlagen am besten passen. Hier hat er die dankbarste Gelegenheit zur Betätigung seines großartigen Darstellungstalents, seiner dramatischen Sturmund Drangkraft, seiner Neigung und eminenten Fähigkeit, im Geiste, sei es des Chorus der antiken Schicksalstragödie, sei es eines alttestamentarischen Propheten oder eines germanisch- celtischen Barden und Stalden dem Volke das Walten Gottes in der Geschichte zu verkünden, die Torheit und Verblendung, das elende Pygmäengeschlecht am Beispiel der gottbegnadeten„ Heroen" aufzurichten, die„ Schams"( Trugbilder) und falschen Gözen zu zerstören und das Evangelium der alleinigen Warheit zu predigen.
Es verstet sich: wer diesen Beruf verspürt und erwält, muß eine sehr hohe Meinung von sich und eine sehr niedrige von seinen Mitmenschen haben, muß im Besiz der alleinigen Warheit zu sein glauben, und selber ein„ Heros" sein- eigentlich der größte von allen, da er alle begreifen und übersehen muß.
Leider gibt es nun ein Sprichwort, das auch für die größten und selbstbewußtesten ,, Geistesheroen" gilt: errare est humanum, irren ist menschlich, und so kann es mitunter sogar dem Heros Nummer 1, und das ist natürlich Mr. Thomas Carlyle , passiren, daß er einen Sham" für eine Realität und einen falschen Gözen für einen richtigen gottbegnadeten Heros nimt.
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Carlyle hatte sich durch den ,, Sartor Resartus" sozusagen des Ballastes entledigt und seine Marschroute vorgezeichnet: er marschirte festen Schrittes und one vom Wege abzuweichen seinem Ziele zu.
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Der erste Griff, den er als Geschichtsschreiber tat, war auch der glücklichste: die französische Revolution. Der Zusammenbruch einer Welt, die Geburt einer neuen, Torheiten, Leidenschaften auf's äußerste gesteigert, die handelnden Personen durch die vulkanischen Gewalten zu schwindelnder Höhe emporgehoben, ein Kampf der Götter und Giganten in neuer Auflage, wüstes Chaos und titanisches Ringen nach Ordnung- das mußte einen Mann von den Gaben und der Geistesrichtung Carlyle's magisch anziehen. An diesem Stoff fonte er zeigen, wessen er fähig war, an diesem Stoff wurden selbst seine Feler: das regel- und maßlose der Ausdrucksweise, die ossianische Nebelhaftigkeit der Malerei, entweder zu Vorzügen, weil sie dem gleichartigen Wesen des behandelten Gegenstandes entsprachen, oder sie Das erste, wozu er die Freiheit benuzte, war ,,, seine Begriffe traten doch wenigstens zurück, weil das Chaotische der geschildervom Leben abzuändern und seinen ganzen Lebensplan umzugestalten Ereignisse das Chaos der Schilderung nicht leicht bemerken ten", mit einem Wort: sich über sich selbst klar zu werden. Seit 1819 hatte er die Zeit und Ruhe dazu nicht gewinnen können. Einige Jare lang dauerte diese innerliche Arbeit, dieses Sichsammeln und Vorbereiten.
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Er verschwand so vollständig aus der Welt, daß man nicht weiß, ob er die ersten Jare der Ehe auf dem Gute seiner Frau oder auf Reisen zugebracht hat.
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läßt. Auf dem Lande, in seinem abgelegenen Tuskulum mit dem unklassischen Namen Craigen puttoch dem Landgute seiner Frau, konnte er indes die Geschichte der französischen Revolution nicht vollenden. Heros wie er war, mußte er sich doch das beschämende Geständnis machen dessen Konsequenzen er beiläufig in seinen Schriften nicht zog, daß er der Gesellschaft der elenden Pygmäen, genant Menschen, nicht entberen Jm ,, Sartor Resartus"( der geflicte Flickschneider) gab er nach konte, und daß weder die Inspiration des Genius, noch das fünfjäriger Pause 1831 wieder das erste Lebenszeichen ein Drakel der Natur mit ihren rauschenden Eichen und geheimnisvollen durch und durch originelles Buch, dessen Hauptbedeutung indes Morgründen ihm den für sein Werk nötigen Heroismus" einrein individueller Natur ist und darin bestet, daß es den Klä- zuflößen geeignet sei, und er siedelte 1835 nach London über, rungsprozeß des vorher recht trüben und nicht leicht definirbaren um in diesem menschlichen Ameisenhaufen, damals von 1½ Mill. Mosts darstellt und dessen Qualität zeigt. Wissenschaftlichen Wert Narren" bevölkert jezt sind's über 4 Millionen haben diese philosophisch- religiösen Auseinandersezungen nicht; Berürung mit den„ Narren" den Geist der Weisheit über sich
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