Parteifache zu tun, sondern ich frage nur logisch: ob es möglich ist, ein doppeltes Prinzip irgendwie und in einer und der selben Sache aufzustellen?
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meiner Kinder in den Gefüls- und Gedankenkreis ihres neuen Hauses und gedeit darin ersichtlich.
Ich hoffe, so fest auch selbst, und hoffe, so fest auch meine Töchter bis zum Ende bleiben zu sehen, in der väterlichen nebellosen Atmosphäre der selbstverständlichen voraussezungslosen, naturwissenschaftlichen Weltauffassungsweise. Woher eine Gefar für die Nation kommen sollte, wenn sie dem gewaltsam aufgezwungenen, unter blutigen Gräueln besonders in Norddeutschland herrisch aufgepflanzten, nazarenisirten Judentum nach 1000 Jaren endlich zu entsagen sich entschlösse, ist mir unerfindlich. Oder meint ein bigotter, das heißt beschränkter Kopf, die hellenischen Jungfrauen Antigone und Iphigenia hätten weniger häufige Urbilder in Griechenland gehabt, als Thekla und Dorothea in Deutschland ?
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Nach meiner Ueberzeugung, die ich niemanden aufdränge, ist das Judentum ein nebensächliches Ferment der künftigen Menschenbildung. Seine Rolle scheint mir nahezu ausgespielt. Grundstock aller kommenden Geisteskultur dünkt mir in verstärktem Grade nach Schopenhauers Prophezeiung das lange vergessen gewesene, urverwante und doch jezt so spät wieder neu an die Familie herantretende indische Element werden zu wollen. Sowol in seiner buddhistischen Form schließt sichs verwantschaftlich treu an das platonische Griechentum, als es auch in der nacktheidnischen Brahmagestaltung dem hellenischen leichten Götterolymp sich urheimatlich sympatisch anreiht. Alles dies Leben und Weben der großen Vergangenheit unseres Völfergeschlechts, des höchsten der Erde, die kindlich- träumerische Phantasieüberwucherung In diens ; Griechenlands jünglingfrische Unmittelbarkeit und siegesfrohe zuversichtliche, zukunftliche Selbstgewißheit; sowie Roms nüchterner Mannesernst, alles das konzentrirt sich nun immer vollkommener im Germanentum. Schon herscht in Deutschland bei allen warhaft frei aufgewachsenen oder im Geisterkampf befreiten Seelen uneingeschränkt die Schiller- Goethesche Richtung, deren Vorläufer nach eigenem Bekentnis troz des in Schul pforta ihm angeflogenen Messianismus- Klopstock selbst sogar, dieser„ Lehrling der Griechen" war. Freimütig spreche ich meinen Glauben aus: wenn die Rosenkranzische Idee einst Boden gewönne und Klopstock, Lessing, Wieland, Herder , Goethe, Schiller nach seinem Ausdruck erkant würden als die da nicht allein die deutsche Nation zu einer Einheit wenigstens im Geist erhoben, sondern auch das protestantische Christentum erst zu einem warhaft menschlichen gemacht und es zu einer neuen Religion umgeschaffen haben, in welcher die In
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Wenn das jeder denkende Kopf als Irrsinn verwirft, so frage ich: Welches ist das Prinzip der fünftigen Mädchenerziehung? Gehen wir schrittweis von dem bisher Erörterten vor. Man sagt gewönlich: die griechische Bildung befriedigt den Geist, die jüdische das Gemüt. Das bestreite ich von ganzer Seele und mit ganzer Kraft. Ich füle mich warhaftig seit meinen ersten Kinderjaren, wo ich mit staunender Befremdung warnam, daß derselbe Gott, den ich zuerst in der Bilderbibel als alttestamentlichen Alleinherscher kennen gelernt, frei von jedem Famis lienanhang, durchaus einzig in seiner Art, one jede Spur von Seinesgleichen, plözlich im neuen Testament mit Familie auf tritt, seit den damals empfundenen, heut unbeschreiblichen inneren Abwendungen( Anfechtungen nents der Fromme) füle ich mich bar und ledig eines auch nur leisesten Schimmers von judaisiren der oder gar christianisirender Richtung. Man kann sich bei der heutigen Tags bis England ausgedehnten Freisinnigkeit in religiöser Beziehung nicht leicht vorstellen, wie schwer es im Anfang dieses Jarhunderts war, sich mitten unter den romantikbeherschten Beitgenossen voll unangenemer Verwunderung auf ganz antik hellenischer Ideenbahn zu ertappen und den Gegensaz peinlich betroffen zu erkennen, worin man sich der gläubigen Mitwelt gegen über befand. Meine Klassiker halfen mir mich als Knabe schon zurechtfinden und die bittere Warheit der Gellertschen Fabel einsehen, daß es ein schwer und schmerzlich Ding ist um das Geradegehn im Land der Hinkenden. Einziger Nüchterner unter Trunkenen!" Das Wort want' ich auf mich an- und floh aus der unverstandenen unverstehbaren Herschaft des ökumenischen Christentums, das Herder bekantlich wiederholt in Versen und Prosa gegeißelt, wie ein Gescheiterter vor den Alfurus oder Papuas in die Wildnis des Tropenwaldes flüchtet, so vorsichtig bang, mich nicht zu verraten, schweigsam in die heilig stille Welt meiner Heiden, zu Homer , Kalidasa und Goethe- Sophokles, auf die pindarischen Inseln der Seligen, wohin kein Glockengebimmel und Katechismusgeplärr drang. Seit jenen stillglücklichen Tagen der ersten Jugend kann ich persönlich ganz bestimt erklären: ich habe auch mein innigstes innerlichstes Gefülsleben, meine schönsten beseligendsten Erinnerungen dort im Bereich der klassischen, heiteren Klarheit gefunden und empfunden; habe nicht allein geistige falte Schäze o nein! selbst mein tief glühendes phantasieverklärtes und poesieumhauchtes Seelenheilig tum dort aus der säulenumragten Wildnis hoher, halbverschüttention Christi und seiner Apostel nicht nur freier, sonteter Tempelruinen mir geholt; habe mit einem Worte seis gesagt den Frieden Gottes, der hienieden mehr als Vernunft beseliget( wir hörens!)" nie im Gebet erlangt; habe all meine Gemütsnarung immer nur aus hellenischer Bildung geschöpft. Soll denn nun der Greis die Liebe der Jugend verkezern lassen? Soll der Altgewordene die Warheit auszusprechen scheuen, daß er nie einen Mangel empfunden, seit er im ersten Kindesalter die sonderbaren Verse zu lernen gezwungen, sich von deren Inhalt für immer zurückgestoßen fülte und weder Erbsünde noch Erlösung durch Gottesopfer begriff? daß er im langen vielge prüften Lebenslauf nie etwas entbehrt, wovon die wie er glauben muß persönlich bei der Täuschung Interessirten soviel Aufhebens machen?- Kurzum, des Lebens Weh, des Lebens Lust hab' ich getragen erspart ist mir an Schmerzen nichts beinah von aller Qual, die der Mensch in der Hölle des Innern zu dulden hat; aber nie sah ich, daß mir ein Trost felte; daß mir eine Stüze fern war, die andere hielt. Auf meinen Gott im Innern, den ich nach Sokrates Vorbild allein erkante, lauschend, seinem Gebot gehorchend, kam ich durchs Erdenpilgertal zum engen Felsentor des Ausgangs. Was aber dem einen möglich ist, können alle erreichen. Ich habe vier am Leben gebliebene Kinder und alle meine lieberen Zöglinge, so Gymnasiasten wie Schülerinnen, rein erhalten von jedem Anflug romantifirender, Orient duftender, des Mittelalters Absurditäten verhimmelnder Anschauungsweise und doch nicht bei einem einzigen dieser 1000 Menschenkinder ein Manco an Gemütstiefe und herzlicher Pietät zu beklagen gehabt.-Meine erste Frau war in frühem Lebensalter mir Zögling und bald auch Lebensgefärtin geworden, ist bis zum Tode mir freue Strebensgenossin geblieben; doch nie, auch nicht in den lezten schweren Tagen und Stunden, habe ich bei ihr die leiseste Anwandlung einer Sehnsucht nach dem Judentum, einer Abwendung vom freien hellenisch- germanischen Heidentum bemerkt. Aenlich fand sich schnell und heiter die zweite Mutter
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dern auch tiefer als zuvor erfaßt ward;" wenn was nach diesem unserm lezten markigen Herold der Klassizität unsere großen Dichter gewollt die Humanität als die ihrer selbst bewußte und in ihrer Erscheinung schöne Gestaltung der Freiheit Ideal der Welt werden könte; dann bedürften unsere Kinder nie mehr der frommen Sagen und heiligen Wundermärchen... dann könte der edle und liebenswürdige Philosoph Recht haben, wenn er prophetisch wie ein Seher des Altertums- er, der Dr. teol. kraft Ehrendiploms der leipziger hochwürdigen teologischen Fakultät verkündigt:
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Das Bewußtsein einer ethisch- religiösen Wiedergeburt der Menschheit durch die solidarische Verbundenheit der Völker, durch die Versittlichung des Staatslebens, durch die Emancipation der Religion von Aberglauben und Pfaffentum, durch die Ehre der Arbeit, durch die Freilassung der Individualität und durch Bildung fängt an, als die Morgenröte eines neuen schöneren Ideals am Himmel der Poesie aufzugehn!"
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Kann man deutlicher sprechen? Ist es nötig, hinzuzufügen: Als Kanon der künftigen Volks- und Jugendbildung ( was man Bibel nent) man Bibel nent) wird dereinstens die Samlung der Hauptwerke unsrer sechs großen Klassiker dienen...?! Ordnet man nun darin ihre besseren Werke chronologisch, so trägt diese künftige deutsche„ Bibel" als erste Titelüberschrift die Bezeichnung der frühesten Ode Klopstocks:„ Der Lehrling der Griechen!"
So ganz augenscheinlich tront hoch oben als Olymp der Unsterblichen Hellas und Deutschland vereinend in Andacht, die griechische Bildung; schwebt ihr seliger Hauch über unserer Li teratur als lebenspendender Aeter für unsere deutsche höchste Bildung, wie sie die Klassiker darstellen; atmen sie aus allem, was diese Propheten unseres Volts verklärend auspredigten. So ist denn über den Propyläen der deutschen Literatur gleichsam als offen eingegrabene goldene Inschrift zu lesen:„ Lehrling der Griechen!"